Dinge, um die wir uns in diesem Parlament nicht
zu bekümmern haben, die wir hier nur theoretisch
zu betrachten haben, die uns aber doch nicht ver-
anlassen können, eine große Anzahl von Staats-.
angehörigen hier wahlrechtslos zu machen. So
sollten Sie nicht vorgehen, denn je mehr Freiheit
Sie dem einzelnen geben, desto mehr wird Lübeck
ühen.
Senator Dr. Neumann: Ich will auf die
Ausführungen des Herrn Vorredners nicht weiter
eingehen. Ich bin aber zu einer tatsächlichen Richtig-
stellung genötigt. Es ist mir nicht in den Sinn
gekommen, zu erklären, daß es eine politische Unmög-
lichkeit sei, bei unsern Arbeiten kommunaler Natur
mit irgendeiner der in der Bürgerschaft vertretenen
Richtungen zusammenzuarbeiten. Ich will nicht den
ganzen Gedankengang, den ich vorgetragen habe,
wiederholen. Ich bitte aber die Herren, im steno-
graphischen Bericht meine Worte nachzulesen. Jeden-
falls möchte ich dies festgestellt haben.
Wissell : Herr Senator Dr. Schön hat gebeten,
dem Senat nicht immer mit Vorwürfen zu kommen,
dazu seien die ständigen und die andern extra be-
stellten Senatskommissare da, Auskunft geben zu
können. Ich warte aber immer noch auf Auskürfte,
um die ich gebeten habe. Ich habe früher gebeten,
mir mitzuteilen, ob die Brücke in Regie gebaut
oder vergeben werden sollte und ob es nicht an-
gängig sein würde, die von mir geforderte Lohn-
vereinbarung zu treffen; ich habe ferner bei diesem
Punkt darum gebeten, mir zu sagen, warum es nicht
als unliebsam empfunden würde, daß Notare und
Beamte, die Bürger sind, kein Wahlrecht haben.
Ich habe aber noch keine Antwort bekommen. Ich
habe weiter gefragt, ob der Senat nicht auch gewisser-
maßen als recht unliebsam derartige Fälle empfinde,
wie ich sie vorgetragen habe und die auf Grund
des bisherigen Gesezes möglich seien. Wenn man
auf alles das keine Antwort bekommt, darf man
dem Senat den Vorwurf nicht ersparen, und er
darf sich nicht darüber wundern, wenn wir auch
nächstens kommen und sagen, daß uns die und die
Punkte in der Senatsvorlage zu mangelhaft begründet
sind. Ich bin überzeugt, wenn der Senat solche
Fälle, wie ich sie angeführt habe, als unrecht
empfinden würde, er dies wahrscheinlich auch im
Gesez zum Ausdruck bringen würde. Aber ich
glaube, er kennt von diesen Einzelheiten über-
haupt nichts, und nur darum hat er seine
Vorlage sso begründen können, wie diese.
Herr Senator Dr. Neumann meinte, die Sache
sei im Prinzip längst erledigt, seit dem
9. August des vorigen Jahres, und es sei zwecklos,
darüber zu sprechen und die Frage hier nochmals zu
vA
Ah
erörtern. Ja, das mag Ihre Auffassung sein. Daß
die Sache im Prinzip nicht erledigt ist, das beweist
ja auch am besten die heutige Senatsvorlage. Sie
beweist doch in der Tat, das Fälle denkbar sind, in
denen nicht alles so geregelt ist, wie es nach dem
Prinzip geregelt sein sollte. Herr Senator Dr.
Neumann, und das war ganz interessant, hat sich
dann besonders mit uns beschäftigt. Ich habe mich
in einer Rolle gesehen, an die ich wohl nicht im
entferntesten gedacht habe. Herr Senator Dr. Neu-
mann hat gemeint, die Gesamtentwicklung, die Fort-
existenz Lübecks sei aufs Spiel gesetzt, wenn wir hier
zu einem nennenswerten Einfluß gelangen könnten. Ja,
d a s ist allerdings richtig, eine Fortentwicklung, wie
wir sie hier seit Jahrhunderten gehabt haben und wie
sie hinter uns liegt, wünschen wir nicht, sondern eine
bessere nach oben hin, eine solche, die vorwärts geht.
Daß die etwa zum Schaden Lübecks sein könnte,
möchte ich ganz entschieden bestreiten. Wenn es
wirklich Jhre Auffassung ist, daß unsere Mitarbeit
irgendwie zum Schaden Lübecks sein könnte, dann liegt
das eben schließlich nur an der Auffassung. Dann ver-
stehe ich auch, daß der Senat nicht gern einen von
uns, vielleicht meinen Freund Schwartz, dermaleinst
als „den Würdigsten," von der Bürgerschaft dazu
ausersehen, in seiner Mitte sieht, oder vielleicht
auch, ich will den kühnen Gedanken aussprechen,
gar mich. Ich habe zwar noch nie einen Frack an-
gehabt, aber ich meine, ich, und auch Freund
Schwarß müßten in Frack und weißer Binde gar
nicht so übel aussehen. Ob aber unsere Mitarbeit
wirklich, wenn sie jemals in Frage kommen könnte,
zum Schaden Lübecks sein würde, ist eine ganz
andere Frage, und wenn Sie der Anschauung sind,
beweist uns das eben, daß Sie von dem, was wir
wollen und erstreben, auch nicht im entferntesten eine
Ahnung haben. Es ist mir in den Ausführungen
des Herrn Senator Dr. Neumann das offene Ein-
geständnis interessant gewesen, daß eine objektive
Ungleichheit bestehe, nur bestreitet er, daß es eine
bewußte Ungerechtigkeit sei. Aber was ist es denn
anders als eine Ungerechtigkeit, wenn man uns nicht
irgendwie zu einem Einfluß will gelangen lassen?
Sie sagen, Sie hätten keine Furcht. Ünd Furcht
vor uns ist es doch gewesen, die Sie veranlaßt hat,
das Gesetz in der Weise zu ändern, wie es geschehet
ist. Sie haben die Furcht gehabt, und, ich glaube
und nehme an, daß das wirklich Ihre Überzeugung
ist, wir würden die Fortexistenz Lübecks aufs Spiel
setzen. Wenn Sie meinen, daß ein anderer Maß
stab nicht zu finden gewesen wäre für die Regelung
der Sache, hätten Sie im vergangenen Jahre nur
das proportionale Wahlsystem einführen können, und
Sie hätten dann sehen können, daß eine derartige