Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

27 . Verhandl. d. Bürgerschaft am 29. Januar 1906. bewilligen sollen, wollen wir auch wissen, wofür und zu welchem Zwecke. Verstaatlichen Sie den Musik- verein, werden Sie uns auf Ihrer Seite finden, und wir werden mehr bewilligen wie heute. Das Geld aber für private Kreise bewilligen, dafür sind wir nun einmal nicht zu haben, Sie mögen darüber sagen, was Sie wollen, und Sie mögen es hören mögen oder nicht, wir können es nicht ändern. Für staatliche Einrichtungen sind wir, für private nicht. Senator Dr. Neumann: Der Herr Vorredner hat sich über die kurze Begründung gewundert, die dieser Vorlage beigegeben ist. Diese erklärt sich einfach daraus, daß ja Vorlagen dieser Art in bezug auf den Musikverein wiederholt den Bürgerausschuß und die Bürgerschaft beschäftigt haben. Aus den früheren Vorlagen sind die Verhältnisse des Musik- vereins der Bürgerschaft durchaus bekannt, und der Senat durfte davon ausgehen, daß auch die finan- ziellen Verhältnisse des Vereins allgemein bekannt seien, daß namentlich auch bekannt sei, daß nur eine staatliche Subvention in der hier beantragten Höhe die Fortexistenz des Vereins sichern könne. Die Finanzgebahrung des Musikvereins wird in keiner Weise etwa hinter verschlossenen Türen gehandhabt, und es wird nichts verborgen oder verheimlicht, sondern die öffentlich erschienenen, gedruckten Jahres- berichte des Vereins geben darüber vollkommenen Aufschluß. Sie geben vor allem Aufschluß in dem Sinne, daß der Verein der Musikfreunde bei seinem bisherigen Vorgehen Überschüsse nicht erzielt hat, und daß er ohne die bisher bewilligien Beiträge aus öffentlichen Mitteln nicht in der Lage gewesen wäre, seine Ausgaben zu decken. Uberschüsse sind, soviel t).; §artter Strmee "drs hergrfahs tte Musiker zugeführt worden, ich glaube aber nicht, daß daran etwas zu tadeln sein wird, im Gegen- teil, ich bin persönlich der Meinung, daß der Verein der Musikfreunde hiermit weitsichtig und zweckmäßig gehandelt hat, wenn er einen solchen Fonds anlegte. Er entspricht damit auch der ganzen sozialen Strö- mung unserer Zeit, wenn er bei solchen Privatver- trägen, wie sie hier zwischen dem Verein der Musik- freunde und seinen Musikern vorliegen, eine derartige Fürsorge trifft. Nun hat der Verein der Musik- freunde beantragt und der Senat ist dem gefolgt, daß ihm für weitere fünf Jahre jährlich ff 15 000 aus Staatsmitteln gegeben werden. Daß fünf Jahre gewählt sind, ist keine Willkür, diese Zeit ergibt sich aus den Verhältnissen selbst. Eine Bewilligung auf ei oder zwei Jahre würde dem Verein der Musik- freunde in keiner Weise das bieten, was er haben muß. Er muß nämlich darauf das Hauptgewicht legen, daß er einen Stab von tüchtigen Musikern halten und so mit festen Verhältnissen rechnen und auf längere Zeit Kontrakte abschließen kann. Wenn Sie ihm diesen festen Boden unter den Füßen weg- nehmen, kommt in der Tat die gesicherte Stellung des Vereins und seine Fortexistenz in Frage. Nun ist von dem Herrn Vorredner mit Recht die Frage aufgeworfen, wie die Sache sich gestalte, wenn wir demnächst das neue Stadttheater haben und der Verein der Musikfreunde sein Orchester diesem wieder zur Verfügung stellt. Dann wäre es möglich, daß der Verein solche Einnahmen aus dem Orchester zieht, daß er der Beihülfe, wie sie hier heute bean- tragt ist, nicht mehr bedarf. Nach der bisherigen Entwicklung der Dinge kann aber als sicher ange- nommen werden, daß auch nach der Eröffnung des neuen Stadttheaters die jezt geforderte Beihülfe von / 15 000 unter allen Umständen notwendig sein wird, um die Existenz des Vereins zu garan- tieren. Nun liegt die Sache mit dem Theater so, daß wir den Betrieb + das darf man jetzt schon sagen – sicherlich mit einer Subvention werden uuterstützen müssen. Wir haben es daher durchaus in der Hand, für die Zeit, für welche die jest ge- forderte Beihülfe noch läuft, die Zahlungen, die von seiten der Theaterverwaltung an den Verein der Musikfreunde für das Orchester zu leisten. sind, so zu normieren, daß der Verein nicht etwa UÜberschüsse machen kann. Wir würden dann eventuell an der zu zahlenden Theatersubvention sparen können. Der Verein der Musikfreunde wird unter keinen Umstän- den mehr bekommen, als er dazu bedarf, seine Lei- stungen auf dem Gebiete der Musik auf derselben Höhe zu erhalten wie bisher. Über die Unzweck- mäßigkeit des Inserierens des Vereins der Musik- freunde, worüber der Herr Vorredner sprach , darf r vt. UU: vir s. eins näher stehen, überlassen, inwieweit sie es für zweckmäßig halten, in diesen oder jenen Zeitungen zu inserieren. Ich glaube nicht, daß die Bürger- schaft vom Senat erwartet, daß der Senat in dieser Beziehung dem Verein der Musikfreunde gewisse Bedingungen im Sinne des Herrn Vorredners auf- legen sollte. Es handelt sich dabei auch um eine mehr technische Frage, die von denjenigen Herren beantwortet werden muß, die dem technischen Betrieb eines solchen Vereins näher stehen. Nun ist gesagt worden, es würden Mittel der Steuerzahler, also Mittel der Gesamtheit, für den Verein verwendet, und daher müßten auch die Darbietungen des Vereins der Musikfreunde der Gesamtheit zugute kommen, was bis jetzt nicht der Fall sei. Ich kann es nicht
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