21 –M Verhandl. d. Bürgerschaft am 29. Januar 1906.
meine Bemerkung. Ich habe keinen Vorwurf erhoben,
sondern nur den Vorwurf des Vorredners zurück-
gewiesen.
Schwabroch: Ich möchte kurz auf eine Äußerung
von Herrn Wissell zurückgreifen. Er sagte, weil das
Material seit 20 Jahren dasselbe gewesen sei, seien
Unglücksfälle auf den Kohlenpläßen vorgekommen.
Vielleicht habe ich mich so ausgedrückt, selbstver-
ständlich habe ich aber gemeint, daß es sich seit
20 Jahren nicht um dasselbe, sondern um Material
derselben Art handelt. Unfälle bei dem Kohlenlösch-
plage am Konsstinplatze und oberhalb der Drehbrücke
sind meines Wissens aber gar nicht vorgekommen,
und das ist in der ersten Rede auch nicht von
Herrn Wissell behauptet worden. Ich möchte das
zur Richtigstellung erwähnen. Im übrigen habe ich
meine Ansicht zur Vorlage schon bekanntgegeben.
Damit ist die Debatte erschöpft.
In der nun folgenden Abstimmung wird der
Senatsantrag unter a abgelehnt, der Senatsantrag
unter b angenommen.
Zum fünften Senatsantrage ergreift das Wort
P. Pape: Als Gegner jeglicher Privatschulen
können wir die geforderte Summe nicht bewilligen,
sind aber gern bereit, wenn der Senat an die
Bürgerschaft Anträge oder Ersuchen richtet um
weitere Errichtung neuer Schulen, noch weitere und
größere Summen zu bewilligen. Wir sind nicht in
der Lage, wenn der Senat uns vorrechnet, daß durch
Unterstützungen von /2 8600 auf weitere drei Jahre
die Schule billiger unterhalten würde, als wenn die
Kinder vom Staate unterrichtet würden, aus dem
Grunde dafür zu stimmen. Wir stehen auf dem
Standpunkt, daß alle Kinder zu gleichen Sägen in
den achtklassigen Volksschulen zu unterrichten sind.
Kurz vor der heute stattfindenden Bürgerschaftssitzung
wurde mir mitgeteilt, daß in der Schulordnung der
Schule ein Passus enthalten sein jollte, wonach
Eltern, die ihre Kinder aus der Schule ohne Ein-
willigung der Vorsteherschaft herausnehmen würden,
verpflichtet wären, ein Schulgeld für die Zeit,
während welcher das Kind die Schule besucht hat,
und zwar in Höhe von MM 2 pro Vierteljahr
zurückzuerstatten. Ich erlaube mir die Anfrage, ob
dies seine Richtigkeit hat, oder ob es sich dabei nur
um einen Entwurf gehandelt hat.
Senator Dr. Schön: Über die Sache wegen des
Schulgeldes ist mir nichts bekannt. Ich glaube aber,
daß sie auf einem Irrtum beruht, und ich werde
Erkundigungen einziehen. Im übrigen kann ich nur
sagen, daß es sich hier um eine Stiftungsschule
handelt, die in ihrem Lehrziel und in ihrem Unter-
richtsplane den Volksschulen gleichgestellt ist, nur
daß in der. obersten Klasse die beiden letzten Jahr-
gänge zusammengehalten werden. Wenn Sie die
erbetene Summe nicht bewilligen, geht die Schule
ein, und das ganze Kapital mit den gesamten Ge-
bäuden würden wir verlieren. Ich sehe nicht ein,
warum wir uns diese Schule nicht durch den Beitrag,
um den gebeten wird, erhalten wollen. j
P. Pape: Vor drei Jahren forderte der Senat
M 4300 auf drei Jahre, heute sind es M 8600.
Wir werden in drei oder sechs Jahren dahin kommen,
daß die Forderung noch viel größer sein wird.
Dann will ich noch darauf hinweisen, daß in einem
Verzeichnis der Wohltätigkeitsanstalten der Passus
enthalten ist, daß in der Schule hauptsächlich darauf
Gewicht zu legen ist, daß die Mädchen zu Dienst-
boten erzogen werden. Ich frage, wie können wir
es gutheißen, daß eine solche Schule existiert, in
deren Bestimmung der Passus enthalten ist, daß die
Mädchen zu Dienstboten erzogen werden sollen ?
(Widerspruch.) Ich kann dem nicht zustimmen. Sie
mögen allerdings ein Interesse daran haben, daß
dort die Kinder zu recht guten Dienstmädchen
zzz. zr M q au ds zt. zu
Warum ? Weil sie nicht die Behandlung haben, die
ihnen zukommt. (Lebhafter Widerspruch.) Wir sind
in der Lage, darüber ein anderes Urteil abgeben zu
müssen als Sie. Wir können es nicht unterstützen,
daß in einer solchen Schulordnung steht, daß der
Hauptzweck der Schule die Erziehung der Kinder zu
Dienstboten Fei. Ñ
Senator Dr. Schön: Es ist allerdings die
Schule speziell deshalb gestiftet, um den jungen
Mädchen auch alle die Kenntnisse in der Hand-.
arbeit, Hauswirtschaft usw. beizubringen, die man
bei guten Dienstboten wünscht. Im übrigen muß
ich sagen, ich habe bisher immer den Glauben ge-
habt, daß unsern Diensiboten ganz wohl bei uns
ist. (Lebhaftes sehr richtig.) Was ferner den Ein-
wand anlangt, daß die Ansprüche wachsen und daß
möglicherweise nach einigen Jahren noch mehr ver-
langt werden könnte, so ist es richtig, daß wir
früher weniger bezahlt haben. Das steht sowohl
im Senatsantrage als auch in den Akten. Es ist
aber anzunehmen, daß mit einer Zahl von 280
Schülerinnen, die in sieben Klassen untergebracht
werden können, ein Abschluß erreicht wird, und daß
wir dann auch mit Zuschüssen nicht weiter zu gehen
brauchen. Überdies: sollte schließlich so viel gefor-
dert werden, daß die Kinder mehr kosten würden
als in einer Volksschule, nun so bewilligen wir
eben nicht mehr, und dann kann das Kapital zurück-
gehen. Allein diese Gefahr ist nicht vorhanden.
Dr. Ziehl: Der Besuch dieser Schule ist doch
ein freiwilliger, und niemand wird gezwungen, sein