Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

726 reich und arm, strebt dem Walde zu. Mit dem Größerwerden der Stadt gewinnt der Wald in der Nähe eine immer größere Bedeutung, und da nur im Norden der Stadt Wald vorhanden ist, so dürfen wir hier um keinen Preis das Lustholz opfern. Das Lusstholz ist zudem das weitaus schönste und besuchteste Stück des Israelsdorfer Gehölzes. Den Wert dieses idealen Gutes lernen wir erst richtig einschäten, da es uns genommen werden saoll. Auf die in vielen Zeitungen wiedergegebene Rede von Hans Thoma in der ersten badischen Kammer im Frühjahr d. J., in der er den deutschen Wald pries, erwiderte der Vertreter der badischen Regierung mit den Worten: „Wir betrachten den Wald als ein Kleinod, das wir in seiner Schönheit tunlichst erhalten wollen.“ Möchten unsere gesetzgebenden Behörden dem Vorbild der badischen Regierung folgen und sich die Dankbarkeit der Mit- und Nach. welt sichern mit dem Beschlusse: Das Lustholz bleibt uns erhalten! Außer den schon genannten Bäumen besitzen unsere Staatsforsten manchen bemerkenswerten Baum, dessen Erhaltung dringend erwünscht ist. Unter den Buchen möchte ich die folgenden hervorheben: einen Baumriesen bei der Forsthalle am Waldrande gegen- über der Straßenbahnhaltestelle, eine schön gewachsene alte Buche da, wo von der Fsraelsdorfer Chaussee die Straße nach Schlutup abbiegt, eine Buche am Schellbruch hinter Karlshof, die jedes Jahr in der Begrünung ihren Artgenossen vorauseilt, die Na- poleonbuche1°) und 250 Schritte nördlich davon die Verräterbuche !!) mit der alten Inschrift ici est mort le traître, mehrere Buchen in Waldhusen mit merkwürdigen Verwachsungen ihres Astwerkes, endlich die Pfingstbuche bei Behlendorf. Die zweibeinige Buche im Forstort Steinkruz hat leider vor vier Jahren der Sturm umgeworfen; im Lustholz zeigt ein jüngeres Buchenpaar die Anfänge zur Bildung eines zweibeinigen Baumes. Die stärksien Weißbuchen stehen am Eingang zum Lustholz. Eine aus zahlreichen Stämmen auf- gebaute Weißbuche am Wesloer Moor südlich vom Forsthause verdient besondere Beachtung. . Die weitaus größte Zahl alter Bäume finden wir unter den Eichen. Zu den bekanntesten gehören die leider dem Absterben nahe Jahnseiche mit 5,5 m Umfang !?), die Eichen im Forstort Schwerin, die 10) Abgebildet im Unterhaltungsblatt des Lübecker General. Anzeigers, Von Lübecks Türmen 16. Jahrg. Nr. 29 vom ?r P' Pergl Vaterstädt. Blätter 1903, Nr. 51 und 52. '?) Abbildung im Unterhaltungsblatt des Lüb. General. Anzeigers vom 20. Okt. 1906. Am 12. Aug. 1861 errichtete hier die Lübecker Turnerschaft einen Denkstein aus Granit. häufig photographierte und gemalte Gruppe der alten Eichen am Teich in Israelsdorf (5 m Umfang), die Eichen beim Pockenhof und auf dem Jerusalemsberg, die zum Teil in die Zeit der Herstellung des steinernen Denkmals durch den Ratsherrn H. Constin, bis in das 15. Jahrhundert zurückreichen !), die alte Eiche bei der Navigationsschule, die große Eiche bei Albs. felde, die schöne Eiche auf dem Friedhofe in Behlen. dorf, die bei einem Stammumfange von 5,6 m noch immer eine seltene Lebenskraft zeigt, wie die Über- wallung eines vor zehn Jahren eingesetzten 1 cbm umfassenden Mauerwerkes zeigt. Die stärkste und älteste Eiche des ganzen lübeckischen Staatsgebietes, am Ende von JIssraelsdorf, die vor dreißig Jahren bei einem Stammumfang von 6,7 m noch immer eine mächtige Laubkrone bildete, ist leider dem Ab. sterben nahe. Vielleicht ließe sich der malerische Baumriese noch eine Reihe von Jahren erhalten, wenn das noch lebenskräftige Rindenstück auf der Ostseite mit Zement oder Asphalt umrandet würde. Nach Mitteilung des Herrn Oberförsters Elle befindet sich im Forstort Manau bei Ritzerau eine zwei- hundertjährige Eiche, die in etwa 8 m Höhe mit einer gleichalten Buche verwachsen ist. In der malerischen Gruppe der Geniner Eichen!4), deren Erhaltung durch Senatsbeschluß vom 16. Juli 1828 gesichert war, haben gerade die schönsten und stärksten Bäume, darunter ein noch lebenskräftiges Exemplar von 2,8 m Durchmesser und 6,2 m Stammumfang dem Eisenbahnneubau weichen müssen, ebenso die noch in aller Erinnerung stehende gewaltige 450jährige Eiche in der Fackenburger Allee!®). Ein Stück des Stammes wird im Museum aufbewahrt!"). An ihrer Stelle erhebt sich jetzt der aus fränkischem tfzettt! aufgebaute Obelisk nahe der Schwartauer Allee. Von Ulmen kommen nur wenige ältere Exei- plare von einheimischen Bäumen in unseren Wäldern vor, so die Flatter- und Bergulmen im Schellbruch, im Schwerin und im Riepenholz bei Schretstaken. Außer den starken Ulmen am Wall verdienen hier noch die gewaltige Ulme am Travemünder Leucht turm und die Flatterulme an der Landstraße hinter Wesloe genannt zu werden. Die Kiefer ist in unserern Wäldern erst ar- gepflanzt. Die schönen Exemplare mit breiter pinten artiger Krone am Rande der Sandbergstannen und ") P. Friedrich, die Sträucher und Bäume urserer fer hcV ulegrn th zd es "in den Vaterstädt. Blättern 190.3, Nr. 11. : 15) Sie wurde im Oktober 1904 niedergelegt. Arbilduns und Beschreibung in den Vaterstädt. Blättern 199) gj. 30.
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