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reich und arm, strebt dem Walde zu. Mit dem
Größerwerden der Stadt gewinnt der Wald in der
Nähe eine immer größere Bedeutung, und da nur
im Norden der Stadt Wald vorhanden ist, so
dürfen wir hier um keinen Preis das Lustholz opfern.
Das Lusstholz ist zudem das weitaus schönste und
besuchteste Stück des Israelsdorfer Gehölzes. Den
Wert dieses idealen Gutes lernen wir erst richtig
einschäten, da es uns genommen werden saoll.
Auf die in vielen Zeitungen wiedergegebene Rede
von Hans Thoma in der ersten badischen Kammer
im Frühjahr d. J., in der er den deutschen Wald
pries, erwiderte der Vertreter der badischen Regierung
mit den Worten: „Wir betrachten den Wald als
ein Kleinod, das wir in seiner Schönheit tunlichst
erhalten wollen.“ Möchten unsere gesetzgebenden
Behörden dem Vorbild der badischen Regierung
folgen und sich die Dankbarkeit der Mit- und Nach.
welt sichern mit dem Beschlusse: Das Lustholz bleibt
uns erhalten!
Außer den schon genannten Bäumen besitzen
unsere Staatsforsten manchen bemerkenswerten Baum,
dessen Erhaltung dringend erwünscht ist. Unter den
Buchen möchte ich die folgenden hervorheben: einen
Baumriesen bei der Forsthalle am Waldrande gegen-
über der Straßenbahnhaltestelle, eine schön gewachsene
alte Buche da, wo von der Fsraelsdorfer Chaussee
die Straße nach Schlutup abbiegt, eine Buche am
Schellbruch hinter Karlshof, die jedes Jahr in der
Begrünung ihren Artgenossen vorauseilt, die Na-
poleonbuche1°) und 250 Schritte nördlich davon
die Verräterbuche !!) mit der alten Inschrift ici est
mort le traître, mehrere Buchen in Waldhusen mit
merkwürdigen Verwachsungen ihres Astwerkes, endlich
die Pfingstbuche bei Behlendorf. Die zweibeinige
Buche im Forstort Steinkruz hat leider vor vier
Jahren der Sturm umgeworfen; im Lustholz zeigt
ein jüngeres Buchenpaar die Anfänge zur Bildung
eines zweibeinigen Baumes.
Die stärksien Weißbuchen stehen am Eingang
zum Lustholz. Eine aus zahlreichen Stämmen auf-
gebaute Weißbuche am Wesloer Moor südlich vom
Forsthause verdient besondere Beachtung.
. Die weitaus größte Zahl alter Bäume finden
wir unter den Eichen. Zu den bekanntesten gehören
die leider dem Absterben nahe Jahnseiche mit 5,5 m
Umfang !?), die Eichen im Forstort Schwerin, die
10) Abgebildet im Unterhaltungsblatt des Lübecker General.
Anzeigers, Von Lübecks Türmen 16. Jahrg. Nr. 29 vom
?r P' Pergl Vaterstädt. Blätter 1903, Nr. 51 und 52.
'?) Abbildung im Unterhaltungsblatt des Lüb. General.
Anzeigers vom 20. Okt. 1906. Am 12. Aug. 1861 errichtete
hier die Lübecker Turnerschaft einen Denkstein aus Granit.
häufig photographierte und gemalte Gruppe der alten
Eichen am Teich in Israelsdorf (5 m Umfang), die
Eichen beim Pockenhof und auf dem Jerusalemsberg,
die zum Teil in die Zeit der Herstellung des steinernen
Denkmals durch den Ratsherrn H. Constin, bis in
das 15. Jahrhundert zurückreichen !), die alte Eiche
bei der Navigationsschule, die große Eiche bei Albs.
felde, die schöne Eiche auf dem Friedhofe in Behlen.
dorf, die bei einem Stammumfange von 5,6 m noch
immer eine seltene Lebenskraft zeigt, wie die Über-
wallung eines vor zehn Jahren eingesetzten 1 cbm
umfassenden Mauerwerkes zeigt. Die stärkste und
älteste Eiche des ganzen lübeckischen Staatsgebietes,
am Ende von JIssraelsdorf, die vor dreißig Jahren
bei einem Stammumfang von 6,7 m noch immer
eine mächtige Laubkrone bildete, ist leider dem Ab.
sterben nahe. Vielleicht ließe sich der malerische
Baumriese noch eine Reihe von Jahren erhalten,
wenn das noch lebenskräftige Rindenstück auf der
Ostseite mit Zement oder Asphalt umrandet würde.
Nach Mitteilung des Herrn Oberförsters Elle befindet
sich im Forstort Manau bei Ritzerau eine zwei-
hundertjährige Eiche, die in etwa 8 m Höhe mit
einer gleichalten Buche verwachsen ist.
In der malerischen Gruppe der Geniner Eichen!4),
deren Erhaltung durch Senatsbeschluß vom 16. Juli
1828 gesichert war, haben gerade die schönsten und
stärksten Bäume, darunter ein noch lebenskräftiges
Exemplar von 2,8 m Durchmesser und 6,2 m
Stammumfang dem Eisenbahnneubau weichen müssen,
ebenso die noch in aller Erinnerung stehende gewaltige
450jährige Eiche in der Fackenburger Allee!®). Ein
Stück des Stammes wird im Museum aufbewahrt!").
An ihrer Stelle erhebt sich jetzt der aus fränkischem
tfzettt! aufgebaute Obelisk nahe der Schwartauer
Allee.
Von Ulmen kommen nur wenige ältere Exei-
plare von einheimischen Bäumen in unseren Wäldern
vor, so die Flatter- und Bergulmen im Schellbruch,
im Schwerin und im Riepenholz bei Schretstaken.
Außer den starken Ulmen am Wall verdienen hier
noch die gewaltige Ulme am Travemünder Leucht
turm und die Flatterulme an der Landstraße hinter
Wesloe genannt zu werden.
Die Kiefer ist in unserern Wäldern erst ar-
gepflanzt. Die schönen Exemplare mit breiter pinten
artiger Krone am Rande der Sandbergstannen und
") P. Friedrich, die Sträucher und Bäume urserer
fer hcV ulegrn th zd es "in den Vaterstädt.
Blättern 190.3, Nr. 11. :
15) Sie wurde im Oktober 1904 niedergelegt. Arbilduns
und Beschreibung in den Vaterstädt. Blättern 199) gj. 30.