Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

71.7 kräftigsten im ersten Satze äußerte. Sehr hübsch spielten die Herren Brahms’ c-moll-Trio op. 101, ein ernstes, an herrlichen Eingebungen reiches Werk. Einer tadellosen Wiedergabe stellt es nicht geringe Schwierig- keiten entgegen, die zu überwinden nur ernstestes Studium vermag. Ließ das Andante grazioso, in dem Brahms’ tiefe Sehnsucht nach den einfachen Jormen des Volksliedes so eigenartig durchklingt, in den Streichinstrumenten noch mehr Wärme der Ton- gebung zu, lösten die drei Künstler in den übrigen Sähen ihre Aufgabe in hoch anzuerkennender Weise. Empfehlen dürfte es sich, den Flügel für die Folge stets ganz geschlossen zu halten, da dem Hörer sonst manche feinen Züge der Partitur entgehen. Das zahlreich erschienene Publikum zeichnete das Trio durch lebhaften Beifall aus. Konzert von Frl. Hilda Gädeke. (28. Novbr.) Ein voller Saal begrüßte die einheimische Sängerin Irl. Hilda Gädeke, die nach Abschluß ihrer Studien zum ersten Male Gelegenheit hatte, in ihrer Vater- stadt zu singen. Entbehrt die Stimme der Künstlerin, ein umfangreicher Mezzosopran, in der tieferen Lage auch metallischen Glanzes, erfreut sie doch durch Wärme und Ausdrucksfähigkeit und treffliche Schulung. Die nicht einwandfreie Aussprache der Zischlaute muß durch das lebhafte Temperament der Sängerin auf- gewogen werden, der Lieder ernsten Charakters am besten zu liegen scheinen. Was sie in Kompositionen von d'Astorgas, Schubert und Franz bot + wir konnten dem Konzert leider nicht bis zum Schlusse beiwohnen & mußte für die musikalische Intelligenz der Künstlerin sprechen. Sie gab namentlich in den Liedern von Franz durchaus Eigenes. Der mitwirkende Hofpianist Herr Emil Evers aus Hannover zeigte sich als technisch gereifter Künstler, dem jedoch die Eigennote fehlt. Reizend spielte er Mozarts wenig bekanntes Pastorale variée und Schuberts f.moll Moment musical, mit Bravour Franz Liszts Polonaise, während er in der Beethoven- schen Sonate op. 13 manch guten Eindruck durch die Härte des Ansschlages im Fortespiel verwischte. Ver- fehlt im Ausdruck war Chopins Nes-dur-Nocturne, in dem doch mehr Poesie steckt, als Herr Evers heraus- zuholen vermochte. Durch eine Zugabe, Franz Liszts „vLiebestraum“"’, quittierte der Künstler für den ihm gespendeten Beifall. J. Hennings. Gemeinnühige Rundschan. Eine gemeinnützige Rechtsberatungsstelle hat die Stadt Dortmund eingerichtet. Am 1. Juli d. J. eröffnet, hat sich die Rechtsberatungssstelle in der kurzen Zeit ihres Bestehens bereits als ein wichtiges und notwendiges Glied der sozialen Einrichtungen der Stadt Dortmund erwiesen. Zweck der Stelle ist és, allen Personen ohne Unterschied und ohne Ansehung der Konfession und Parteistelung in Fragen des Rechts und der Verwaltung unparteiisch und, was selbstverständlich ist, unter Zusicherung vollkommenster Verschwiegenheit über die zur Kenntnis gelangten Tatsachen, Beratung zuteil werden zu lassen, außer- gerichtliche Vergleiche herbeizuführen und begründete Rechtsansprüche durch unentgeltliche Anfertigung von Schriftsäten weiter zu verfolgen. Die Rechtsberatungs- stelle hat sich in den wenigen Monaten ihres Be- stehens das zur Erreichung ihrer Aufgabe notwendige Vertrauen der weitesten Kreise erworben. Von Arbeitern, Handwerkern, kleineren Beamten usw. ist sie in den ersten drei Monaten an 76 Sprechtagen in 687 Fällen in Anspruch genommen. Die Leitung der Rechts- beratungsstelle liegt in den Händen eines Juristen. Die Rechtsberatungsstelle hat demnach im wesentlichen denselben Charakter wie die hiesige öffentliche unentgelt- liche Rechtsauskunktsstelle. M... Nachdem erst vor kurzem der Stadt Fürth von Kommerzienrat Berolzheimer in Gemeinschaft mit seinen beiden Söhnen ein gr o ß ar tig es Volks- bild ung s h aus gestiftet ist, stellen dieselben Herren nunmehr auch Nürnberg die Mittel zur Ver- fügung, um in Nürnberg eine moderne Bildungsstätte zu errichten. Mit Sehnsucht warten wir des Mannes, der für Lübeck eine gleiche Stiftung macht. Die Bücher- und Lesehalle hat sich dermaßen entwickelt, daß ihre jetzigen Räume – Mengstraße Nr. 28 + zur Bewältigung des Verkehrs nicht mehr ausreichen. Größere, für die Zwecke der Bücher- und Lesehalle geeignete Räume werden in einem Privathause über- haupt nicht, in einem staatlichen Gebäude nur schwer zu bekommen sein. Was soll geschehen ? Die Rechts- auskunftstele hat gegenwärtig im Schloß Rantzau ein schönes würdiges Heim. Wo aber soll sie bleiben, wenn Schloß Rantzau der Schwimmhalle weichen muß ? Wo sollten, wenn sich etwa die Einrichtung volkstümlicher Hochschulkurse für Lübeck ermöglichen ließe, diese abgehalten werden ? Wie würde diesen Bestrebungen geholfen werden, welch kräftige Förderung würden sie erfahren, hätten wir ein großes, Lübecks würdiges Volksbildungshaus, das jenen Bestrebungen ein zweckentsprechendes Unterkommen böte. dYWir warten des hochherzigen Mitbürgers, der dem Beispiel Berolzheimers folg. Er würde sich ein unvergäng- liches Verdienst um unsere Vaterstadt erwerben. TR o kale M o ti z e n. Der zum Kaiserlich Russischen Konsul hiersselbst ernannte Hofrat Hr. Alexander von Fedotschenko ist vom Senate in der genannten Amtseigenschaft anerkannt und für das lübeckische Staatsgebiet zugelassen worden. ~ Der Senat hat den Oberlehrer Hrn. Dr. phi]. E. Bode zu Düsseldorf zum Oberlehrer am Johanneum ernannt und seinen Amtsantritt auf den 1. April 1907 festgesetzt. ~ Der Senat hat den hiesigen Rechtskandidaten Hrn. W. F. Cuwie zum Referendar ernannt und ihn als solchen vereidigt.
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