Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

GTA Schönheit, wie wir ihnen nur in den Hugenotten wieder begegnen. Freilich kommt der „Prophet“ an kleineren Theatern fast immer zu kurz, weil die bühnentechnischen Anforderungen zu groß sind, als daß sie restlos erfüllt werden könnten. Sehen wir vo diesem Mangel ab, konnte die Aufführung am Diens- tag im allgemeinen befriedigeen. Im Krönungsakt war sogar ein Pomp entfaltet, wie wir ihn bislang nicht gewohnt waren. Von den mitwirtenden Künstler ist in erster Linie Herr Bischoff zu nennen. Sein Johann von Leyden fesselte bis zum letzten Augen- blick, zumeist auch schauspielerisch, durch die vornehme Art, wie der Künstler singt. Der Hörer empfindet innerstes Behagen, wenn der Sänger auch bei der eiufachsten musikalischen Floskel nie die Schönheit des Tons außer acht läßt. Eine ruhig dahinfließende Kantilene von Herrn Bischoff zu hören, ist ein Genuß dem man sich gern hingibt. Frl. Gau kämpfte mit u starker Indisposition, als daß sie einer Fides ge recht werden konnte. Als Bertha gab Frl. Richter ich redliche Mühe, ohne daß ihr jedoch größerer Er folg beschieden gewesen wäre. Das starke Tremolo der Stimme, das uns bei ihrer Santuzza nicht i dem Maße aufgefallen ist, mußte die sonst vielleicht sauber ausgefeilten Gesangsleistungen um ihre beste Wirkung bringen. Von den drei Wiedertäufern traf err Fischötter am treffendsten den Ton wildeste anatismus. Als Graf Oberthal war Herr Vreven ganz an seinem Platze, da derartige Rollen ihm gut liegen. Chor und Orchester standen in den Mittel: akten besonders auf erfreulicher Höhe, fest geleitet von er sicheren Hand des Herrn Kapellmeister Weys Der Oper dürften noch manche Wiederholungen eschieden sein. J. Hennings. Der Abt von St. Bernhard. (8. November.) Dieses Fortsetzungsschauspiel Ohorns verstärkte nur den Eindruck, den „die Brüder von St. Bernhard“ emacht hatten. Ein Schauspiel, geschrieben um der Tendenz willen, Figuren, zugeschnitten auf die Tendenz, mit Ausnahme von kleineren Nebenpersonen, die zu Belebung und Bereicherung des Gesamtbildes benutzt werden. Die Tendenz heißt: Kampf der Menschen- liebe, der Humanität, der Toleranz und des große lickes gegen enge Borniertheit und Schurkerei, äußere Niederlage des Guten, doch innerer Sieg in den Herzen edler Menschen. Ein altes Lied. – Neu war in „die Brüder von St. Bernhard“ die Verwendung des modernen Klostermilieuse. Das gleiche Bild bietet die Fortsezung. Gewiß kann ein Tendenzstück groß sein, es kann eine symphonische Komposition sein vo hinreißender Kraft, durchbraust von einer mächtigen Idee, mit Klängen, die aus großen einfach und gerad linig entworfenen Figuren heraustönen, ein Wunder- bau rhythmischer Sprachkunsi. Das Ohornsche Stüc ist so etwas nicht. Es ist ein Theaterstück mit Akt schlußesfekten. Die Aktschlüsse sind allerdings teilweisc wirksam, teilweise wird im Aktende Trumpf au) Trumpf herausgedrückt, so daß auch die äußere Vir kung verloren geht. Als vornehmer Sprecher mit wohlklingendem Organ erwies sich Herr Feuerherd als Abt. Jhm sekundierten erfolgreich Herr Iban und Herr JFanger als Fridolin und Meinrad. Sehr wirksam und pointiert wurden die jesuitischen Bösewichte, der Prior und Bruder Simon, von den Herren Heitz und Liman vorgetragen. Herr Oberreich war in Maske und Sprache mehr Lohndiener als Hofrat. Herr Sandheim als Ferdinand wirkte recht süßlich, freundlich aber harmlos erschien Fräulein Hoffmann als Gertrud. Die Nebenrollen erregten teilweise unfreiwillig Heiterkeit, einige vertraten ihren Part angemessen. A. Jorns. . Gemeinuühzige Rundschan. Eine nachahmungswerte Einrichtung hat der Magi strat der Stadt Nürnberg im vorigen Winter durch Abgabe von Tee an die Schutzmannschaft eingeführt. Zweck dieser Einrichtung ist es, die Leistungsfähigkeit der Schutmannschast durch Enthaltung von Alkohol- genuß zu erhöhen. Für diesen Zweck war ein Betrag von A 22200 in den Haushaltsetat eingeseht. Der Versuch soll sich durchaus bewährt haben; daher ist beschlossen, die Verabfolgung von Tee an alle Schutzleute als dauernde Einrichtung fortbestehen zu lassen. Mit Recht bemerkt hierzu das ,Volkswohl,“ daß wenn eine Bierstadt wie Nürnberg solche Ein- richtungen treffe, angesichts der herannahenden rauheren Jahreszeit auch andere Stadtverwaltungen mit ähn- lichen guten Einrichtungen nicht zögern sollten. Y o k ale N o tiz en. Der Senat hat Hrn. Dr. med. P. A. Ch Reuter an Stelle des ausscheidenden Hrn. P. WV Hermberg zum bürgerlichen Deputierten bei der Vor steherschaft der Jrrenanstalt erwählt. ~ Zur Erinnerung an den 6. November 1806 fanden am 6. November ds. Js. eindrucksvoll: Gedenkfeiern statt, am Vormittag ein Gottesdienst ht der St. Marienkirche, bei dem Herr Senior D. Ranlt predigte, am Abend eine Feier im Kolosseum, bei h Herr Oberlehrer Dr. Frank die Hauptrede hielt. Der Unterricht in den Schulen war ausgesett.
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