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Schönheit, wie wir ihnen nur in den Hugenotten
wieder begegnen. Freilich kommt der „Prophet“ an
kleineren Theatern fast immer zu kurz, weil die
bühnentechnischen Anforderungen zu groß sind, als daß
sie restlos erfüllt werden könnten. Sehen wir vo
diesem Mangel ab, konnte die Aufführung am Diens-
tag im allgemeinen befriedigeen. Im Krönungsakt
war sogar ein Pomp entfaltet, wie wir ihn bislang
nicht gewohnt waren. Von den mitwirtenden Künstler
ist in erster Linie Herr Bischoff zu nennen. Sein
Johann von Leyden fesselte bis zum letzten Augen-
blick, zumeist auch schauspielerisch, durch die vornehme
Art, wie der Künstler singt. Der Hörer empfindet
innerstes Behagen, wenn der Sänger auch bei der
eiufachsten musikalischen Floskel nie die Schönheit des
Tons außer acht läßt. Eine ruhig dahinfließende
Kantilene von Herrn Bischoff zu hören, ist ein Genuß
dem man sich gern hingibt. Frl. Gau kämpfte mit
u starker Indisposition, als daß sie einer Fides ge
recht werden konnte. Als Bertha gab Frl. Richter
ich redliche Mühe, ohne daß ihr jedoch größerer Er
folg beschieden gewesen wäre. Das starke Tremolo
der Stimme, das uns bei ihrer Santuzza nicht i
dem Maße aufgefallen ist, mußte die sonst vielleicht
sauber ausgefeilten Gesangsleistungen um ihre beste
Wirkung bringen. Von den drei Wiedertäufern traf
err Fischötter am treffendsten den Ton wildeste
anatismus. Als Graf Oberthal war Herr Vreven
ganz an seinem Platze, da derartige Rollen ihm gut
liegen. Chor und Orchester standen in den Mittel:
akten besonders auf erfreulicher Höhe, fest geleitet von
er sicheren Hand des Herrn Kapellmeister Weys
Der Oper dürften noch manche Wiederholungen
eschieden sein. J. Hennings.
Der Abt von St. Bernhard. (8. November.)
Dieses Fortsetzungsschauspiel Ohorns verstärkte
nur den Eindruck, den „die Brüder von St. Bernhard“
emacht hatten. Ein Schauspiel, geschrieben um der
Tendenz willen, Figuren, zugeschnitten auf die Tendenz,
mit Ausnahme von kleineren Nebenpersonen, die zu
Belebung und Bereicherung des Gesamtbildes benutzt
werden. Die Tendenz heißt: Kampf der Menschen-
liebe, der Humanität, der Toleranz und des große
lickes gegen enge Borniertheit und Schurkerei, äußere
Niederlage des Guten, doch innerer Sieg in den Herzen
edler Menschen. Ein altes Lied. – Neu war in
„die Brüder von St. Bernhard“ die Verwendung des
modernen Klostermilieuse. Das gleiche Bild bietet
die Fortsezung. Gewiß kann ein Tendenzstück groß
sein, es kann eine symphonische Komposition sein vo
hinreißender Kraft, durchbraust von einer mächtigen
Idee, mit Klängen, die aus großen einfach und gerad
linig entworfenen Figuren heraustönen, ein Wunder-
bau rhythmischer Sprachkunsi. Das Ohornsche Stüc
ist so etwas nicht. Es ist ein Theaterstück mit Akt
schlußesfekten. Die Aktschlüsse sind allerdings teilweisc
wirksam, teilweise wird im Aktende Trumpf au)
Trumpf herausgedrückt, so daß auch die äußere Vir
kung verloren geht.
Als vornehmer Sprecher mit wohlklingendem
Organ erwies sich Herr Feuerherd als Abt. Jhm
sekundierten erfolgreich Herr Iban und Herr JFanger
als Fridolin und Meinrad.
Sehr wirksam und pointiert wurden die jesuitischen
Bösewichte, der Prior und Bruder Simon, von den
Herren Heitz und Liman vorgetragen. Herr Oberreich
war in Maske und Sprache mehr Lohndiener als
Hofrat.
Herr Sandheim als Ferdinand wirkte recht
süßlich, freundlich aber harmlos erschien Fräulein
Hoffmann als Gertrud.
Die Nebenrollen erregten teilweise unfreiwillig
Heiterkeit, einige vertraten ihren Part angemessen.
A. Jorns.
.
Gemeinuühzige Rundschan.
Eine nachahmungswerte Einrichtung hat der Magi
strat der Stadt Nürnberg im vorigen Winter durch
Abgabe von Tee an die Schutzmannschaft eingeführt.
Zweck dieser Einrichtung ist es, die Leistungsfähigkeit
der Schutmannschast durch Enthaltung von Alkohol-
genuß zu erhöhen. Für diesen Zweck war ein Betrag
von A 22200 in den Haushaltsetat eingeseht.
Der Versuch soll sich durchaus bewährt haben; daher
ist beschlossen, die Verabfolgung von Tee an alle
Schutzleute als dauernde Einrichtung fortbestehen zu
lassen. Mit Recht bemerkt hierzu das ,Volkswohl,“
daß wenn eine Bierstadt wie Nürnberg solche Ein-
richtungen treffe, angesichts der herannahenden rauheren
Jahreszeit auch andere Stadtverwaltungen mit ähn-
lichen guten Einrichtungen nicht zögern sollten.
Y o k ale N o tiz en.
Der Senat hat Hrn. Dr. med. P. A. Ch
Reuter an Stelle des ausscheidenden Hrn. P. WV
Hermberg zum bürgerlichen Deputierten bei der Vor
steherschaft der Jrrenanstalt erwählt.
~ Zur Erinnerung an den 6. November 1806
fanden am 6. November ds. Js. eindrucksvoll:
Gedenkfeiern statt, am Vormittag ein Gottesdienst ht
der St. Marienkirche, bei dem Herr Senior D. Ranlt
predigte, am Abend eine Feier im Kolosseum, bei h
Herr Oberlehrer Dr. Frank die Hauptrede hielt.
Der Unterricht in den Schulen war ausgesett.