Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

K 5A 117. Jahresbericht Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, vorgetragen am 7. November 1906. Meine geehrten Herren! Wenn vir heute auf das Berichtsjahr 1905 und die seitdem verflossene Zeit zurückblicken, so wird dies kaum mit allseitiger Befriedigung geschehen. Manches, was schon früher angeregt war, wie auch manche Anregungen der letzten Zeit haben nicht die- jenige Förderung erfahren, die wir wünschten und erhofften. Die sich stets steigernden Anforderungen, die namentlich an alle im öffentlichen Leben Stehenden herantreten, lassen uns nur allzu oft dem Bedauern begegnen ~ dem ich leider, und nicht zum wenigsten, auch bei mir selbst begegnet bin , daß es an hin- reichender Muße fehlt, die Aufgaben, die unsere Gesellschaft an uns stellt, so, wie wir es wünschen, zu erledigen. Hinzu kommt vielfach auch Mangel an den zur Durchführung der Aufgaben erforderlichen Mitteln. Von jeher sind die Mittel unserer Gesell- schaft im Verhältnis zu ihrem Wirkungskreise nur beschränkt gewesen und wenngleich in den letzten zwei Jahrzehnten, in denen die Zahl der ordentlichen Mitglieder sich verdoppelt hat, unsere Einnahmen auf nahezu das dreifache gestiegen sind, so sind eben auch die Ansprüche, die an uns gestellt werden, in demselben, ja noch erheblicherem Maße gewachsen. Manche von uns begonnene Unternehmungen sind im Laufe der Jahre, als die Aufwendungen für sie unsere Kräfte überstiegen, auf den Staat übergegangen und haben sich unter dessen Fürsorge in glänzender Weise weiter entwickelt ~ ich verweise auf die Gewerbeschule, auf das Lehrerseminar, welches leßztere, wie ich gleich hier bemerken möchte, im nächsten Jahre seine hundertjährige Jubelfeier begehen wird, zu deren Vorbereitung fich ein Ausschuß ge- bildet hat, in den von unserer Gefsellschaft die Vor- standsmitglieder Direktor Dr. Müller, Baurat Deditius und Hinckeldeyn abgeordnet sind. ~ Neuerdings ist nun auch die Frage gestreift, ob nicht die Zeit gekommen sei, unsere Museen in die unmittelbare staatliche Fürsorge überzuführen. Aber auch abgesehen davon, daß der Staat zurzeit schwerlich geneigt sein wird, die Museen zu übernehmen, ist die im vorigen Jahresberichte bereits erwähnte gemeinschaftliche Kommission des Gefellschaftsvorstandes und des Museumsverwaltungsausschusses zu dem Ergebnis gelangt, daß die Zeit dafür noch nicht gekommen ist. Freilich wird unsere Gesellschaft, die bereits jetzt nahezu ein Drittel ihrer Gesamteiunahmen auf das Museum verwendet, zumal da von der Spar- und Anleihe-Kasse erheblich größere Mittel für die nächsten Jahre nicht zu erwarten stehen, nicht in der Lage sein, die brennende Frage einer Vermehrung der zur Verfügung stehenden Räume, sowie die Frage, wie besser für die gründliche Bearbeitung und angemessene Ergänzung der vorhandenen Schätze zu sorgen ist, allein mit ihren Mitteln zu lösen. Die Hülfe des Staates wird erforderlich werden, wenn in der weiteren Entwicklung unserer Museen kein Stillstand eintreten soll. Die Kommission hat ihre Arbeiten abgeschlossen, und wir sehen jetzt der Vorlage eines alle Fragen berührenden Planes für die weitere Entwicklung von seiten des Museumsverwaltungs- ausschusses entgegen. Die Angelegenheit wird im Laufe des kommenden Jahres jedenfalls die Gesellschaft in ihren Beratuugsversammlungen be- äftigen. [ ftr. q wird die Frage einer Erweiterung der Gesellschaftsräume im nächsten Jahre zur Lösung zu bringen sein. Zu den Erwägungen, die im vorigen Jahresberichte angeführt wurden, traten im letzten Jahre Klagen darüber, daß an manchen Abenden die jetzt zur Verfügung stehenden Räume nicht für alle Vereinigungen, die dort tagten, aus- reichten, namentlich aber Klagen über die unzureichen- den Räume für die Bibliothek und das Lesezimmer hinzu. Von der Vorsteherschaft wurde zunächst in Aussicht genommen, durch Hinzuziehung des Neben- hauses Königstraße T und durch dessen Um- bezw. Neubau die nötigen Räume zu gewinnen. Die vor- gelegten Pläne zeigten aber, daß zu dem, was dadurch gewonnen wird, die dafür aufzuwendenden Kosten in keinem Verhältnis stehen. Man ist in Folge dessen wieder auf den Gedanken zurückgekommen, die oberen Räume des Gesellschaftshauses für Gesellschaftszwecke auszunutzen, ein Plan, der auch dadurch uns näher gerückt ist, daß diese Räume von ihrem gegenwärtigen Mieter zu Ostern nächsten Jahres gekündigt sind. Man beabsichtigt, in den oberen Räumen vor allem die Bibliothet und ein sich zwar an diese anschließen- des, aber doch von ihr gesondertes wissenschaftliches Lesezimmer unterzubringen. Ferner würde auch dort Platz für das Archiv der Gesellschaft, das jet in einem völlig ungeeigneten, eine Bearbeitung des Archivs nahezu unmöglich machenden Raume unter gebracht ist, gewonnen werden. Noch von andern bisher nicht in Erfüllung gegangenen Wünschen könnte und werde ich auch noch weiter reden, doch wende ich mich jetzt lieber zunächst dem zu, was durchgeführt ist. G Z Mit besonderer Freude hat die Gesellschaft z begrüßt, daß die Idiotenanstalt, deren Gründung
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