Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

45 Bewegung des ,jüngsten Deutschland“ hervorstechend tätig gewesen und hat eine Reihe eigever Gedichte, Novellen und Skizzen veröffentlich. Der Grundton seiner Werke ist ein gesunder Frohmut, untermisscht mit dem Ernste wehmütiger Erinnerungen und ge- mütvoller Betrachtung. Er trifft mit leichter Sicher- heit das Wort und den Rhythmus, den das Ohr des Publikums erwartet, und weiß daher angenehm lust. voll zu erregen. Auch die Rührung, die er durch seine hingezeichneten Stimmungen hervorrust, ist durch ihre leichte Auslösung und maßvolle Abtönung eine wohlbehagliche Empfindung. Ein frisches Burschen- tum, der Ton und die Weltbetrachtung des akademischen Bürgers sind in seinen Schöpfungen zu finden. Auch wo er herbere Töne anschlägt und unheimlichere Ge- mälde malt, verläßt er nie den Kreis, den normale Gesundheit dem Menschen gezogen hat. Er las verschiedene formschöne und leicht an- klingende Gedichte, eine wirkungsvolle, sicher pointierte Schulgeschichte, und eine in wechselnder Stimmung gehaltene Skizze mit einem Ausklang ins Unheimliche, fast Verzerrte. Die Vortragsweise des Dichters war wohlklingend und erzielte mit Sicherheit die gewollten Wirkungen. A. Jorns. Theater und Musik. Stadthallentheater. Das Käthchen von Heilbronn. Das hochromantische Schauspiel Kleists ging in der bekannten Bühnenbearbeitung des Professors Dr. Karl Siegen am letzten Mittwoch in Szene. Es sollen an dieser Stelle keine Erörterungen darüber angestellt werden, ob die Streichung der ganzen Geschichte von dem Kaiser und der Abstammung Käthchens von ihm eine erhebliche Schädigung des Stückes bedeutet, oder vielleicht das Gegenteil. Jeden- falls ist in dieser Fassung der Charakter Käthchens ganz unverändert geblieben. Der Graf vom Strahl tritt hier allerdings in etwas veränderter Form als in der Buchausgabe in die Erscheinung, er zeigt sich vorurteilsfreier und über den Geist seiner Zeit hinaus- gewachsen. Die Grundstimmung des Werkes ist in der Bühnenfassung unberührt geblieben. Ein Leben und Treiben in Buntheit und Kampfgetöse wirbelt in prachtvollen Szenenbildern vorüber, und durch den ganzen lebenstroßenden Lärm schreitet, vom Lichte holdester Verklärung umflossen, das zarteste Menschen- gebilde, Käthchen von Heilbronn. Die rührende Poesie dieses fast übermäßig zärtlichen und treuesten deutschen Mägdleins wirft einen Schein unendlichen Zaubers auf das Schauspiel und entrückt es gleich- sam jeder deutlich.klaren Wirklichkeit. Die Aufführung war frisch und zum größten Teile auch wirkungsvoll und geschickkt. Die szenischen Bilder waren äußerst anschaulich, und für das in dem Stücke notwendige lebhafte Treiben hatte die Regie in dankenswerter Weise gesorgt. Ab und zu machten sich leichtere Unsicherheiten bemerkbar, die wohl bei weiteren Aufführungen bald verschwinden werden. Fräulein Wenaldy spielte das Käthchen. Sie wußte das Lieb- liche und Innige eindrucksvoll und herzlich herauszu- bringen. Man folgte ihr, stets auf das Sympathischste berührt und durchweg beifällig gestimmt. Herr Jacoby, der neben der Regieführung den Grafen Wetter vom Strahl spielte, verkörperte seine Rolle kraftvoll und war voller Natürlichkeit und Lebendigkeit. Herr Poetter zeichnete in seinem Rheingrafen einen wettern- den Bramarbas, der sehr erheiternd wirkte. Recht belustigend war auch Herr Schäfer als Gottschalk. Auch die übrigen Darsteller spielten mit Eifer und Geschict aus der Stimmung des Schauspiels heraus. A. Jorns. Gemeinnützige Rundschan. Die Kindererholungsstätten des Roten Kreuzes, die um Berlin errichtet worden sind, haben nach dem lezten Jahresbericht eine sehr beträchtliche Frequenz aufzuweisen und auch einen weiteren Ausbau erfahren. In dem Bericht heißt es, daß die Kindererholungs- stätten den technischen Unterbau für die in Charlotten- burg errichtete Waldschule abgegeben haben. Durch das Entgegenkommen des Berliner Magistrats wird es möglich werden, fortan auch in den Berliner Erholungsstätten Unterricht zu erteilen. (Päd. Zeitg.) VD o k ale Notizen:. ~ Besuch der Volksküche im Jahre 1905. ae. gr. zusammen: täglich: Fasls; Januar . 4105 H5477 9582 H319 4403 Februar . 3910 95194 9104 H318 4312 März . 4398 6205 10603 4342 4697 April .43- 5682 10026 334 4340 Mai . .o) L.TAT' " S47 823041 Juni 8882 H306 3216 Juli... )... Uu 8908 H297 2914 August . be43 H9442 8305 2920 September - 5560 10053 335 3527 Oktober 5655 11339 366 4150 November 56097 10748 4358 4088 Dezember 9u16 10333 H333 &H3771 J 52786 67175 119767 3960 46279
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