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Bewegung des ,jüngsten Deutschland“ hervorstechend
tätig gewesen und hat eine Reihe eigever Gedichte,
Novellen und Skizzen veröffentlich. Der Grundton
seiner Werke ist ein gesunder Frohmut, untermisscht
mit dem Ernste wehmütiger Erinnerungen und ge-
mütvoller Betrachtung. Er trifft mit leichter Sicher-
heit das Wort und den Rhythmus, den das Ohr des
Publikums erwartet, und weiß daher angenehm lust.
voll zu erregen. Auch die Rührung, die er durch
seine hingezeichneten Stimmungen hervorrust, ist durch
ihre leichte Auslösung und maßvolle Abtönung
eine wohlbehagliche Empfindung. Ein frisches Burschen-
tum, der Ton und die Weltbetrachtung des akademischen
Bürgers sind in seinen Schöpfungen zu finden. Auch
wo er herbere Töne anschlägt und unheimlichere Ge-
mälde malt, verläßt er nie den Kreis, den normale
Gesundheit dem Menschen gezogen hat.
Er las verschiedene formschöne und leicht an-
klingende Gedichte, eine wirkungsvolle, sicher pointierte
Schulgeschichte, und eine in wechselnder Stimmung
gehaltene Skizze mit einem Ausklang ins Unheimliche,
fast Verzerrte.
Die Vortragsweise des Dichters war wohlklingend
und erzielte mit Sicherheit die gewollten Wirkungen.
A. Jorns.
Theater und Musik.
Stadthallentheater. Das Käthchen von Heilbronn.
Das hochromantische Schauspiel Kleists ging in
der bekannten Bühnenbearbeitung des Professors Dr.
Karl Siegen am letzten Mittwoch in Szene. Es
sollen an dieser Stelle keine Erörterungen darüber
angestellt werden, ob die Streichung der ganzen
Geschichte von dem Kaiser und der Abstammung
Käthchens von ihm eine erhebliche Schädigung des
Stückes bedeutet, oder vielleicht das Gegenteil. Jeden-
falls ist in dieser Fassung der Charakter Käthchens
ganz unverändert geblieben. Der Graf vom Strahl
tritt hier allerdings in etwas veränderter Form als
in der Buchausgabe in die Erscheinung, er zeigt sich
vorurteilsfreier und über den Geist seiner Zeit hinaus-
gewachsen. Die Grundstimmung des Werkes ist in
der Bühnenfassung unberührt geblieben. Ein Leben
und Treiben in Buntheit und Kampfgetöse wirbelt in
prachtvollen Szenenbildern vorüber, und durch den
ganzen lebenstroßenden Lärm schreitet, vom Lichte
holdester Verklärung umflossen, das zarteste Menschen-
gebilde, Käthchen von Heilbronn. Die rührende
Poesie dieses fast übermäßig zärtlichen und treuesten
deutschen Mägdleins wirft einen Schein unendlichen
Zaubers auf das Schauspiel und entrückt es gleich-
sam jeder deutlich.klaren Wirklichkeit.
Die Aufführung war frisch und zum größten
Teile auch wirkungsvoll und geschickkt. Die szenischen
Bilder waren äußerst anschaulich, und für das in dem
Stücke notwendige lebhafte Treiben hatte die Regie in
dankenswerter Weise gesorgt. Ab und zu machten sich
leichtere Unsicherheiten bemerkbar, die wohl bei weiteren
Aufführungen bald verschwinden werden. Fräulein
Wenaldy spielte das Käthchen. Sie wußte das Lieb-
liche und Innige eindrucksvoll und herzlich herauszu-
bringen. Man folgte ihr, stets auf das Sympathischste
berührt und durchweg beifällig gestimmt. Herr Jacoby,
der neben der Regieführung den Grafen Wetter vom
Strahl spielte, verkörperte seine Rolle kraftvoll und
war voller Natürlichkeit und Lebendigkeit. Herr
Poetter zeichnete in seinem Rheingrafen einen wettern-
den Bramarbas, der sehr erheiternd wirkte. Recht
belustigend war auch Herr Schäfer als Gottschalk.
Auch die übrigen Darsteller spielten mit Eifer
und Geschict aus der Stimmung des Schauspiels
heraus. A. Jorns.
Gemeinnützige Rundschan.
Die Kindererholungsstätten des Roten Kreuzes,
die um Berlin errichtet worden sind, haben nach dem
lezten Jahresbericht eine sehr beträchtliche Frequenz
aufzuweisen und auch einen weiteren Ausbau erfahren.
In dem Bericht heißt es, daß die Kindererholungs-
stätten den technischen Unterbau für die in Charlotten-
burg errichtete Waldschule abgegeben haben. Durch
das Entgegenkommen des Berliner Magistrats wird
es möglich werden, fortan auch in den Berliner
Erholungsstätten Unterricht zu erteilen.
(Päd. Zeitg.)
VD o k ale Notizen:.
~ Besuch der Volksküche im Jahre 1905.
ae. gr. zusammen: täglich: Fasls;
Januar . 4105 H5477 9582 H319 4403
Februar . 3910 95194 9104 H318 4312
März . 4398 6205 10603 4342 4697
April .43- 5682 10026 334 4340
Mai . .o) L.TAT' " S47 823041
Juni 8882 H306 3216
Juli... )... Uu 8908 H297 2914
August . be43 H9442 8305 2920
September - 5560 10053 335 3527
Oktober 5655 11339 366 4150
November 56097 10748 4358 4088
Dezember 9u16 10333 H333 &H3771
J
52786 67175 119767 3960 46279