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Monate lang angeschafft, was gerade verlangt wird;
dann ist für dies Jahr kein Geld mehr da, und
die “rz. Bücher sind in kurzer Zeit eine
tote Masgse.
In s! Praxis: Ein Mitglied des Lehrer-
kollegiums wünscht seinen Mitarbeitern diese oder
jene neue Methode, diese oder jene neue Entdeckung
der Auffassung zugänglich zu machen; die nötigen
Bücher werden gekauft und gelesen; sie könnten an
andrer Stelle noch weiter wirken; aber sie sind in
der k: Fremde fast unzugänglichen Lehrerbibliothek
begraben.
q Oder: Die Bibliothek soll zur wisssenschaftlichen
Förderung dienen. Ein Kollegium vertritt drei bis
fünf Sprachen, Mathematik, alle Zweige der Natur-
wissenschaft, Geschichte, Erdkunde, Religionslehre ~
ganz davon abgesehen, daß die technischen Fächer
auch ihre Literatur haben; da kommt auf jedes
Fach, sagen wir M 20, höchstens M 30, d. h. ein
Tropfen auf den heißen Stein. Ein tüchtiger und
tätiger Kollege sagte mir neulich: Ich brauche jährlich
für / 150 bis 200 Bücher, wenn mein Unterricht
OL BGT
br vieren könnte ihm , und andern auf einmal
elfen.
Oder: Es gibt, und muß in unfßerer Zeit geben,
eine Unzahl wissenschaftlicher und pädagogischer
Zeitschriften, die wir bitter nötig haben, um auf der
Höhe zu bleiben; gar nicht immer, um sie alle von
Anfang bis zu Ende zu lesen, viele nur, um sie
durchzusehen. Es ist mehr wert, möglichst viele
kurze Zeit zur Verfügung zu haben, als wenige
recht lange. Aber von den vorhandenen Mitteln
kann jede Schule bestenfalls nur anschaffen, was sie
direkt angeht, und das nur mit Auswahl; und es
wäre doch für das gegenseitige Verstehen recht gut,
wenn wir von der Realschule sehen könnten, was
in der Welt des Gymnasiums sich neu zu gestalten
sucht, und nicht minder umgekehrt.
Von solchen Erwägungen ausgehend, hat unser
Kollegium seine Bibliotheksverhältnisse neu zu
ordnen gesucht.
Der erste Schritt betraf die Anschaffung der
Zeitschriften.
Durch das liebenswürdige Entgegenkommen des
NKatharineums und der Stadtbibliothek war uns
folgende Einrichtung möglich: Wir schaffen nach ge-
meinsamer Verständigung an; jede Schule behält
ihre Zeitschriften vier Wochen, dann kommen die
Hefte in das Lesezimmer der Bibliothek. Lieber
wäre es uns gewesen, sie einen zweiten Monat zur
Auslage im Ronferenzzimmer auszuwechseln ~ o
große Eile wie bei Tagesblättern hat es ja nicht
und dann erst an einen dritten Ort zu bringen;
wir hätten es dann beide bequemer gehabt. Da
sich das nicht gleich erreichen ließ, haben wir uns
zunächst mit dem kleineren Fortschritt begnügt.
Denn ein solcher bleibt es auch so: wir haben das
doppelte Material zur Durchsicht und Auslese, und
nebenher haben andere Leute auch noch etwas von
den Mitteln, die uns bewilligt sind. Nun aber ein
Hindernis, das sich schwer geltend macht: das Lese-
zimmer der Stadtbibliothek ist – von zwei Nach-
mittagen abgesehen + nur zu einer Zeit offen, wo
wir durch unsern Beruf verhindert sind, es zu be-
nutzen. Wir hatten deshalb von Anfang an die
Lesehalle, die immer offen ist, als Auslagestelle vor-
geschlagen; den Einwand, daß es dort zu unruhig sei,
mußten wir als berechtigt anerkennen und so uns
mit der Hoffnung bescheiden, daß das Lesezimmer
einmal länger geöffnet wird.
Was die Büchersammlung angeht, so haben wir
von vornherein sie nur auf eine Handbücherei an-
gelegt, d. h. auf eine Zusammenstellung der Bücher,
die wir zum täglichen Nachschlagen brauchen. Für
allen weiteren wissenschaftlichen Bedarf halten wir
uns an die Stadtbibliothek. Die Behörde und die
gesetzgebenden Körperschaften sind unsern Vorschlägen
beigetreten; sie haben uns eine größere einmalige
Summe bewilligt, die sich auf zwei bis drei Jahre
verteilen wird; so kommen wir mit geringeren
Mitteln aus und haben dafür unser Handwerkszeug
auf einmal.
Denn dieses System erspart manches; statt der
M 500-700, die unsere höheren Schulen sonst
brauchen, haben wir nur M 150 für Zeitschriften,
M 100 für die jährliche Auffüllung der Hand-
bibliothek in den Etat einzusezen brauchen. Dazu
kann man die Bücher im Konferenzzimmer auf-
stellen, was einen Bibliotheksraum unnötig macht,
und wird, wenn ersst die erste Arbeit au der Hand-
bücherei getan ist, die Arbeitskraft des Bibliothekars
gespart werden, die an den deutschen höheren Lehr-
anstalten meist mit ' dem Erlaß von ein bis zwei
Fterftunden, d. h. mit M 150—300 vergütet
wird.
Wiederum zeigte sich nun aber die Unzulänglich-
keit unserer Stadtbibliothekseinrichtungen: man muß
seine Bücher – der Unterschrift wegen + selbst
abholen, und das geht meist nur in unserer Dienst-
zeit. Durch das Entgegenkommen von Herrn
Prof. Curtius ist uns nun gestattet, daß wir die
Zettel unterschrieben einschicken, wenn unsere Unter-
schrift durch den Schulstempel beglaubigt ist; so
lassen wir — vorläufig zweimal in der Woche
den Schuldiener die Bücher von der Blibliothek
holen und sie zurückbringen.