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2. Bau von Projektionsapparaten, 3. Herstellung
photographischer Apparate, 4. Bau astronomischer
Fernrohre, 5. Bau von Erdfernrohren, 6. Herstellung
anderer Meßinstrumente.
Nachdem Karl Zeiß 1888 gestorben und sein
Sohn ein Jahr später zurückgetreten war, tat Abbe
als alleiniger Besitzer des Geschäfts einen außer-
ordentlichen Schritt, der seinem Herzen alle Ehre
machte. Er verzichtete auf den Besitz und wandelte
das Unternehmen in eine „Karl Zeiß-Stiftung“
um, deren Satzungen, 60 Quartseiten und 122
Paragraphen umfassend, am 1. Oktober 1896 in
Kraft traten. Hier war klar ausgesprochen, daß das
Ziel nicht ausschließlich Gelderwerb sei, sondern daß
auch die wissenschaftliche Forschung unterstützt und
die Bedürfnisse des täglichen Lebens berücksichtigt
werden sollten. Was nach angemessener Gewinn-
verteilung an die Arbeiter (5-10 v. H. des Jahres-
einkommens) und nach Zurücklegung eines Reserve-
fonds übrig bleibt, wird für gemeinnützige Zwecke
verwendet. So hat die Jenaer Universität bisher
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das eine öffentliche Lesehalle mit Bücherei, einen
siezt ftr 2000 Personen, eine Gewerbesschule
ujw. umfaßt.
Die Besoldungen betragen mindestens M 1800,
höchstens Æ 18 000; man merkt die Absicht, das
geringste Gehalt nicht zu niedrig, das höchste nicht
zu hoch anzusezen. Auch sonst hat Abbe, der
Fabrikarbeitersohn, in mustergültiger Weise für das
Wohlergehen der Arbeiter gesorgt: Seit 1900 ist
der achtstündige Arbeitstag eingeführt. Jeder Arbeiter
erhält jährlich sechs Tage Urlaub. Die Kranten-
kasse übernimmt weitgehende Verpflichtungen und
sorgt für die Hinterbliebenen. Bäder können während
der Arbeitszeit in der Anstalt genommen werden.
Daraus erklärt sich, daß die Arbeiterschaft der Zeiß-
werke sich durch geistige Regsamkeit und materiellen
Besitß auszeichnet. Als Beispiel, wie sorgfältig dort
gearbeitet wird, mag erwähnt werden, daß beim
Schleifen einer Linse kein größerer Fehler vorkommen
darf als ![10 ooo mml
In anschaulicher Form zeigte Redner zum Schluß
durch Versuche die Verbesserungen, welche im Zeiß.
werk an dem Bau von Erdfernrohren mit Hülfe
von Prismen vorgenommen sind. Auch stereoskopische
Entfernungsmesser wurden gezeigt und erläutert.
Durch eine Erweiterung des stereoskopischen Verfahrens
ist es sogar gelungen, Bilder des Mondes, der durch
Wolken brechenden Sonne, des Saturns zu gewinnen,
die den Eindruck körperlichen Sehens hervorrufen.
Den wärmsten Dank der Versammlung konnte
der Direktor dem Redner für seine fesselnden Aus-
führungen zollen. 109.
Gesellschaft
zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit.
Bericht des Naturhistorischen Museums
über das Jahr 1905.
RV.
Die Vorsteherschaft des Naturhistorischen Museums
sieht es als eine Ehrenpflicht an, wenn sie am Anfang
des diesjährigen Berichtes zweier Männer gedenkt,
welche in unermüdlicher, jahrelanger Arbeit sich um
das Naturhistorische Museum nie schwindende Verdienste
erworben haben und welche ihr durch den Tod entrissen
wurden.
Schon im vorigjährigen Berichte mußte darauf
hingewiesen werden, daß Senator Dr. Wilhelm Brehmer
durch das Schwinden seiner Kräfte sich genötigt sah,
die Fürsorge für das Herbar niederlegen zu müssen,
welches er fast 40 Jahre mit wärnstem Interesse
verwaltet, gemehrt und zu wissenschaftlicher Bedeutung
gebracht hatte. Am 2. Mai machte ein sanfter Tod
seinem tätigen Leben ein Ende. Vertreter der Vorssteher-
schaft gaben dem Verstorbenen das letzte Geleite.
Hatte Senator Dr. Brehmer seit dem Tode Häckers
1864 sich von neuem und fast ausschließlich der Botanik
zugewandt, so waren dennoch seine aus früheren Zeiten
stammenden umfangreichen Sammlungen von Ver-
steinerungen von ihm nicht vergessen worden. Durch
letztwillige Verfügung hatte Senator Dr. Brehmer
dieselben mit den 5 großen, 220 Schubladen um-
fassenden Schränken dem Naturhistorischen Museum
zum Geschenk gemacht.
Die Sammlung umfaßt alle geologischen Forma-
tionen und füllt nicht nur in trefflicher Weise Lücken
unserer Bestände aus, sondern ist auch dadurch von
besonderem Werte, als in ihr Fundorte zum Teil reich
vertreten, welche gegenwärtig erschöpft sind.
Die Vorsteherschaft hat in einem besonderen Dank-
schreiben der Witwe ihren Dank für die hochherzige
Gabe ausgesprochen, Herr Dr. Struck in längerer
Abhandlung Wert und Bedeutung gewürdigt. (Lüb.
Blätter M 29 vom 16. Juli 1905.)
Am 3. Dezember verschied Hauptlehrer a. D.
Karl Arnold, welcher der Vorsteherschaft seit 1878
fast ununterbrochen angehört und seine Tätigkeit ins-
besondere der Pflege unserer Conchyliensammlung
zugewandt hatte. Seiner peinlichen Sorgfalt verdankt
Aufstellung und Zuverlässigkeit der Bestimmungen
dieses Teiles unserer Sammlungen viel. Nachdem
Arnold aus seinem Beruf geschieden, war es ihm eine
Freude und Erholung, regelmäßig an den Vormittagen
sich mit seinen, ihm lieb gewordenen Conchylien, die er
wie kaum ein anderer kannte, beschäftigen zu können.
Auf das Verdienst beider Männer um das Natur-
historische Museum ist in den Lüb. Blättern in ein-