Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

46 2 2. Bau von Projektionsapparaten, 3. Herstellung photographischer Apparate, 4. Bau astronomischer Fernrohre, 5. Bau von Erdfernrohren, 6. Herstellung anderer Meßinstrumente. Nachdem Karl Zeiß 1888 gestorben und sein Sohn ein Jahr später zurückgetreten war, tat Abbe als alleiniger Besitzer des Geschäfts einen außer- ordentlichen Schritt, der seinem Herzen alle Ehre machte. Er verzichtete auf den Besitz und wandelte das Unternehmen in eine „Karl Zeiß-Stiftung“ um, deren Satzungen, 60 Quartseiten und 122 Paragraphen umfassend, am 1. Oktober 1896 in Kraft traten. Hier war klar ausgesprochen, daß das Ziel nicht ausschließlich Gelderwerb sei, sondern daß auch die wissenschaftliche Forschung unterstützt und die Bedürfnisse des täglichen Lebens berücksichtigt werden sollten. Was nach angemessener Gewinn- verteilung an die Arbeiter (5-10 v. H. des Jahres- einkommens) und nach Zurücklegung eines Reserve- fonds übrig bleibt, wird für gemeinnützige Zwecke verwendet. So hat die Jenaer Universität bisher BMI P R:; Bst M das eine öffentliche Lesehalle mit Bücherei, einen siezt ftr 2000 Personen, eine Gewerbesschule ujw. umfaßt. Die Besoldungen betragen mindestens M 1800, höchstens Æ 18 000; man merkt die Absicht, das geringste Gehalt nicht zu niedrig, das höchste nicht zu hoch anzusezen. Auch sonst hat Abbe, der Fabrikarbeitersohn, in mustergültiger Weise für das Wohlergehen der Arbeiter gesorgt: Seit 1900 ist der achtstündige Arbeitstag eingeführt. Jeder Arbeiter erhält jährlich sechs Tage Urlaub. Die Kranten- kasse übernimmt weitgehende Verpflichtungen und sorgt für die Hinterbliebenen. Bäder können während der Arbeitszeit in der Anstalt genommen werden. Daraus erklärt sich, daß die Arbeiterschaft der Zeiß- werke sich durch geistige Regsamkeit und materiellen Besitß auszeichnet. Als Beispiel, wie sorgfältig dort gearbeitet wird, mag erwähnt werden, daß beim Schleifen einer Linse kein größerer Fehler vorkommen darf als ![10 ooo mml In anschaulicher Form zeigte Redner zum Schluß durch Versuche die Verbesserungen, welche im Zeiß. werk an dem Bau von Erdfernrohren mit Hülfe von Prismen vorgenommen sind. Auch stereoskopische Entfernungsmesser wurden gezeigt und erläutert. Durch eine Erweiterung des stereoskopischen Verfahrens ist es sogar gelungen, Bilder des Mondes, der durch Wolken brechenden Sonne, des Saturns zu gewinnen, die den Eindruck körperlichen Sehens hervorrufen. Den wärmsten Dank der Versammlung konnte der Direktor dem Redner für seine fesselnden Aus- führungen zollen. 109. Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit. Bericht des Naturhistorischen Museums über das Jahr 1905. RV. Die Vorsteherschaft des Naturhistorischen Museums sieht es als eine Ehrenpflicht an, wenn sie am Anfang des diesjährigen Berichtes zweier Männer gedenkt, welche in unermüdlicher, jahrelanger Arbeit sich um das Naturhistorische Museum nie schwindende Verdienste erworben haben und welche ihr durch den Tod entrissen wurden. Schon im vorigjährigen Berichte mußte darauf hingewiesen werden, daß Senator Dr. Wilhelm Brehmer durch das Schwinden seiner Kräfte sich genötigt sah, die Fürsorge für das Herbar niederlegen zu müssen, welches er fast 40 Jahre mit wärnstem Interesse verwaltet, gemehrt und zu wissenschaftlicher Bedeutung gebracht hatte. Am 2. Mai machte ein sanfter Tod seinem tätigen Leben ein Ende. Vertreter der Vorssteher- schaft gaben dem Verstorbenen das letzte Geleite. Hatte Senator Dr. Brehmer seit dem Tode Häckers 1864 sich von neuem und fast ausschließlich der Botanik zugewandt, so waren dennoch seine aus früheren Zeiten stammenden umfangreichen Sammlungen von Ver- steinerungen von ihm nicht vergessen worden. Durch letztwillige Verfügung hatte Senator Dr. Brehmer dieselben mit den 5 großen, 220 Schubladen um- fassenden Schränken dem Naturhistorischen Museum zum Geschenk gemacht. Die Sammlung umfaßt alle geologischen Forma- tionen und füllt nicht nur in trefflicher Weise Lücken unserer Bestände aus, sondern ist auch dadurch von besonderem Werte, als in ihr Fundorte zum Teil reich vertreten, welche gegenwärtig erschöpft sind. Die Vorsteherschaft hat in einem besonderen Dank- schreiben der Witwe ihren Dank für die hochherzige Gabe ausgesprochen, Herr Dr. Struck in längerer Abhandlung Wert und Bedeutung gewürdigt. (Lüb. Blätter M 29 vom 16. Juli 1905.) Am 3. Dezember verschied Hauptlehrer a. D. Karl Arnold, welcher der Vorsteherschaft seit 1878 fast ununterbrochen angehört und seine Tätigkeit ins- besondere der Pflege unserer Conchyliensammlung zugewandt hatte. Seiner peinlichen Sorgfalt verdankt Aufstellung und Zuverlässigkeit der Bestimmungen dieses Teiles unserer Sammlungen viel. Nachdem Arnold aus seinem Beruf geschieden, war es ihm eine Freude und Erholung, regelmäßig an den Vormittagen sich mit seinen, ihm lieb gewordenen Conchylien, die er wie kaum ein anderer kannte, beschäftigen zu können. Auf das Verdienst beider Männer um das Natur- historische Museum ist in den Lüb. Blättern in ein-
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.