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Der Plan des für die Lübecker Verhältnisse so
außerordentlich wichtigen Saalbaues ist uicht ganz
im gleichen Maße gelungen. Die Anordnung der
Treppen inmitten des Gebäudes erschwert eine ge-
sonderte Benugung der einzelnen Räume. Auch ist
durch das Einschieben eines Vorsaales die Raum-
ausnutzung beschränkt.
Die Architektur der Fassade an der Beckergrube
ist in ihren einzelnen Teilen nicht harmonisch ge-
staltet, insofern die Verhältnisse des Mittelbaues
kleiner gehalten sind, als die der Seitenbauten. Der
runde Giebelaufbau über der Mitte erscheint ohne
organische Verbindung mit der sonstigen Architektur.
Die einfache und sehr gesschickte Gestaltung der
Jassade an der Fischergrube, welche sich an Lübecker
Formen anschließt, verdient besondere Anerkennung.
Eine eingehende nochmalige Besprechung der
Entwürfe führte zu der Uberzeugung, daß der Ent-
wurf von Dülfer der einzige ist, bei welchem leicht,
ohne Eingriff in den Haupigrundgedanken, die ein-
gangs erwähnten Mängel beseitigt werden können,
während dies bei den anderen Entwürfen nicht ohne
weiteres möglich sein wird.
Dieser Sachlage entsprechend wurde darauf ein-
stimmig beschlossen, den Entwurf von Dülfer für
die Ausführung zu empfehlen.
V. g. u.
(gez.) H. Eschenburg. (gez.) Kulenkamp. sgez.) Dr. Benda.
(gez.) Dr. Th. Eschenburg. (gez.) Wallot.
(gez.) von Großheim. (gez.) Launer. igez.) Kullrich.
(gez.) Max Grube. (gez.) Balzer. (gez.) Deditius.
„ #1
Die Wisbyfahrt
des Hansischen Geschichtsvereins.
Auf der hiesigen Pfingstversammlung des Hangsischen
Geschichtsvereins war der Vorschlag des Vorsitzenden
Senator Dr. Fehling beifällig aufgenommen, in
diesem Jahre, gerade ein Vierteljahrhundert nach der
von einer Vereinigung aus Hamburg und den be-
nachbarten Städten ins Leben gerufenen und noch in
gutem Andenken stehenden Wisbyfahrt, von Vereins
wegen ein gleiches Unternehmen zu veranstalten.
Nachdem die Helsingfors-Dampfschiffsgesellschaft
sich bereit erklärt hatte, für eine solche Fahrt einen
ihrer Dampfer zu stellene, und Geheimrat Dr.
D. Schäfer die Übernahme der Führung bereit-
willigst zugesagt hatte, konnten Mitte Juni die
Vereinsmitglieder zur Teilnahme an einer Wisby-
fahrt für die Zeit vom 6.610. August aufgefordert
werden. Das Rundschreiben hatte den gewünschten
Erfolg, bald war die erforderliche Teilnehmerzahl bei-
ammen und die Fahrt gesichert.
Am Montag den 6. August abends 8 Uhr trat
verabredetermaßen unsere Reisegesellschaft, 62 Teil:
nehmer — ein weiteres Mitglied weilte schon in
Schweden und wollte sich erst in Wisby anschließen
, im Germanistensaal des Lübecker Ratskellers
zusammen. Beim guten Mahle, das uns hier
vereinte, brachte zunächst Senator Dr. Fehling
der Gessellschaft ein Willkommen und ein Glückauf
entgegen. Geheimrat Dr. Schäfer entwickelte so-
dann die Einzelheiten des von ihm vorbereiteten
Reiseprogramnms und schlug unter dem Beifall
der Versammelten vor, von den beiden für Gotland
zur Verfügung stehenden Tagen den ersten zu einer
Besichtigung Wisbys, den zweiten zu einem Aus-
fluge mit der Bahn ins Innere der Insel zu
verwenden, um auch einige der sehenswertesten Land-
kirchen, und zwar die zu Roma, zu Dalhem und zu
Stänga, in Augenschein zu nehmen. Gegen 11 Uhr
begaben wir uns an Bord der „Linnea,“ begrüßt
von dem liebenswürdigen Kapitän Dahlberg, und
travenabwärts gings hinaus in die frische See.
Am folgenden Morgen wehte bei bedeckten
Himmel eine leichte Brise, die manchem Teilnehmer
ausreichend erschien, dem Morgenimbiß fern zu bleiben
und zu seufzen: „Ozean, du Ungeheuer,“ doch das
um 11 Uhr aufgetragene Frühstück fand unsere Ge-
sellschaft wieder fast vollzählig beisammen. Als
erstes Reiseziel war die unweit der Nordspitze von
Bornholm belegene Ruine Hammershus in Aussicht
genommen. Gegen 2 Uhr ging die „Linnea“ in
Hammershafen vor Anker, und wir brachen trupp-
weise, wie es der Zufall beim Ausbooten gefügt
hatte, auf zur Ruine.
Wir hatten vielleicht 100 m erklommen, als sich
zur Linken über eine blumenbewachsene Bodenschwelle
hinweg eine lachende Landschaft darbot: der zwischen
Granitkuppen und dunklem Laubwald eingebettete
sonnenbestrahlte blaue Hammersee mit den weißen
Häusern von Sandvig und dem Meer im Hinter-
grunde. Der weitere Weg führte am hochbelegenen
Blanchs Hotel vorüber durch schattige Laubgänge;
wo diese aufhörten, sahen wir plöglich jenseits einer
breiten kornbewachsenen Talmulde den mächtigen
Trümmerhaufen des sich auf einem 80 m hohen
Felsen erhebenden Schlosses vor uns liegen. Jm
zwölften Jahrhundert von den Erzbischöfen von
Lund gebaut, hat es öfters seine Landesherren ge-
wechselt und schließlich als dänisches Staatsgefängnis
gedient. Als solches hat es die Prinzessin Leonore
Christine, Christians IV. Tochter, 22 Jahre lang
aufgenommen. Sein Verfall datiert erst aus dem
achtzehnten Jahrhundert, in welchem seine Steinmassen
zu zahlreichen Bauten verwandt sind. Achtung-
gebietend_ erscheinen trozdem auch jetzt noch seine