Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

AO06 ernstl. Verweiß gegeben, und selbige schuldig erkannt worden, sich reciproce die Hände und eine Ehren- erklärung zu geben, überdies aber annoch Beklagter wegen verübter Thätlichkeit in 2 Thaler Strafe und die Kosten dieser Klage verurtheilet. Gemeinnühige Rundschan. Die Zuwachssteuer in der Praxis. Wie wurden die Forderungen der Bodenreformer (Steuer nach dem gemeinen Wert, Wertzuwachssteuer, Erbbaurecht usw.) noch vor einem Jahrzehnt bekämpft und bespöttelt! Klein war die Zahl ihrer Anhänger, kleiner noch ihre praktischen Erfolge. Und jetzt ? Ein großer mächtiger Bund sorgt für die Ausbreitung der Bodeureformideen, in der Presse und in den Parlamenten treten an die Stelle von Gemeinpläten, mit denen man früher die Bewegung glaubte abtun zu können, ernsthafte Unter- suchungen, eine Stadt nach der anderen setzt den Ge- danken der Bodenreformbewegung in die Praxis um. Allein in Preußen haben bereite gegen 300 Ge- meinden die Steuer nach dem gemeinen Wert einge- führt, die mit dem Erbbaurecht gemachten praktischen Versuche mehren sich, die Wertzuwachsssteuer schreitet unaufhaltsam auf ihrem Siegeszuge vorwärts. Hierfür nur einige Belege aus neuester Zeit. Die Zuwachs- steuer war der Hauptgegenstand, mit dem sich vor einigen Wochen der 23. braunschweigische Städtetag beschäftigte. Nach dem Referat des Herrn Stadtrat von Frankenberg, der lebhaft für diese Steuer eintrat, wurde mit allen gegen vier Stimmen eine Entschließung angenommen, die den Schwesterstädten empfiehlt, der Einführung der Wertzuwachssteuer näherzutreten. Ein- stimmig beschlossen die städtischen Kollegien von Leer, die Zuwachssteuer dem Magistrat zur Erwägung anheim zu stellee. In Essen ist die Wertzuwachs- steuer angenommen, sie geht bis zu 15 %. Die Stadt- gemeinde Hanau hat eine Wertzuwachssteuer eingeführt, die 10% der 15% überschreitenden Wertsteigerung beträgt, zuzüglich 2 % der Wertsteigerung über. 50 bis 75 % 4 . - - 75 „1008- Vi t\...s 100 * „\150.. 2- s- 150 - 200 - 15 .: J 200 %. Die Wertsteigerung bis zu 15 % bleibt in Hanau steuerfrei. Jn Dortmund bleibt nach einer Mitteilung der ,„Deutschen Volksstimme" der erzielte Reingewinn steuerfrei, solange er nicht über 10 % des Erwerbs- preises beträüt. Von da ab werden erhoben : 3 % des Wertzuwachses, wenn dieser 10–015 % des Erwerbspreises ausmacht, 4 % des Wertzuwachses, wenn dieser 15020 # des Erwerbspreises ausmacht usw. Der höchste Satz (15 ) wird von 80 % Wertsteigerung aufwärts be- zahlt. Diese Sätze werden bei der Veräußerung von unbebauten Grundstücken in jedem Falle voll erhoben, bei bebauten Grundstücken aber treten je nach der Besitzzauer Ermäßigungen ein. So sichern sich die Gemeinden einen Teil des Wertzuwachses, den die Allgemeinheit geschaffen hat und der sonst mühelos und unverdient Einzelnen zufällt. Sollten wir uns nicht auch hier in Lübeck ernsthafter als bisher mit dieser Steuer befassen ? Das Beispiel vieler anderer Städte weist uns den Weg. Yo kale N o t iz e n. — Der Senat hat den Regierungsassessor Hrn. Erich Friedrich Günther Thorade zu Oldenburg i. Gr. zum Senatssekretär ernannt und seinen Amtsantritt auf den 8. August 1906 festgesetzt. Der zum Konsul von Norwegen für die freie und Hansesstadt Lübeck ernannte Kaufmannn Hr. James Bertling hierselbst ist vom Senate in der gedachten Amtseigenschaft anerkannt und zugelassen worden. ~ Am Dienstag den 17. d. M. hat nach einer Mitteilung des Amtsblatts das Preisgericht getagt, das berufen ist, um über das Ergebnis des beschränkten Wettbewerbes zur Erlangung von Plänen für den Bau eines Stadttheaters nebst Saalbau zu entscheiden. Dem Preisgericht gehörten folgende Lübecker Herren an : die Senatoren H. Eschenburg und Kulenkamp, Erster Staatsanwalt Dr. Benda, Dr. med. Th. Eschenburg, Baudirektor Baltzer und Baurat Deditius, ferner von Auswärtigen die Herren Geheimer Baurat Professor Dr. Walot-Dresden, Geheimer Baurat von Großheim, Geheimer Oberbaurat Launer, Ober- regisseur Max Grube-Berlin und Stadtbaurat Kullrich- Dortmund. Zur Beteiligung an dem Bewerb waren aufgefordert die Herren Professor Martin Dülfer- Dresden, die Architekten Heilmann und Littmann in München, Regierungsbaumeister C. Moritz in Köln und Baurat H. Seeling in Berlin. Das Preisgericht hat einstimmig den Entwurf des Professors Dülfer zur Ausführung empfohlen. Dem Urteil des Preis- gerichts hat die Theaterbaukommission sich einstimmig angeschlossen. Die Pläne werden demnächst ausgestellt und dann auch an dieser Stelle besprochen werden. ~– Am Sonntag und Montag dieser Woche wurde auf dem Burgfeld das Volks- und Erinnerungsfest, Allgemeines Scheibenschießen, in der üblichen Weise gefeiert. Besondere Ehrungen brachte das diesjährige Volksfest dem Kaufmann Hrn. Rudolf Möller hier- selbst, der seit nunmehr 25 Jahren ununterbrochen dem Volksfest-Komitee angehört hat. ~ Drittes Domorgelkonzert. Sonntag den 22. Juli 12 Uhr wird dasselbe eine Reihe zur Aus- führung auf der Orgel neueren Systems geeigneter und dafür übertragener Werke von Richard Wagner bringen, darunter die Vorspiele zu Parsifal, Tristan und Jsolde u. a. Da die gewählten Vorträge sämt- lich der Tantiemepflicht unterliegen, ist es notwendig, für das in Rede stehende Konzert den Preis des Pro- grammes auf 20 Pf. zu erhöhen.
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.