Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

23 wofür die Gesamtkosten auf / 238 000 veranschlagt sind. Des weiteren wird über die Einführung einer Reihe zweckdienlicher Reformen im Hafengüterverkehr sowie über die im Mai eröffnete kaufmännische Fort- bildungsschule Bericht erstattet. Lübecks Handel, Industrie und Schiffahrt haben, wie aus dem zweiten Teile des Jahresberichtes hervorgeht, an dem allgemeinen wirtschaftlichen Auf- schwunge erfreulichen Anteil genommen. Sowohl im Groß- wie im Kleinhandel machte sich eine ziemlich lebhafte Güterbewegung bemerkbar. Dem- entsprechend zeigte auch das Speditionsgeschäft, unterstützt durch befriedigende Wasserverhältnisse auf der Elbe, eine rege Tätigkeit. Die Schiffahrt blickt ebenfalls auf ein befriedigenderes Ergebnis als in den Vorjahren zurück, zumal die Frachten teilweise eine kleine Aufbesserung erfuhren. Speziell die Binnenschiffahrt und der Kanalverkehr zeigen einen nicht unbeträchtlichen Zuwachs. Außer dieser von der allgemeinen wirtschaftlichen Konjunktur abhängigen Belebung sind in dem Berichts- jahre für unser Gemeinwesen auch noch Ereignisse bemerkenswert, die der gewerblichen Entwicklung Lübecks eine neue und dauernde Grundlage zu geben verheißen. In einer ausführlichen Denkschrift hat Oberbaudirektor Rehder für die künftige bauliche und wirtschaftliche Ausgestaltung der lübeckischen Schiffahrtsstraßen ein großzügiges Programm ver- öffentlicht, dessen Beratung auch die Handelskammer in nächster Zeit eingehend zu beschäftigeu haben wird. Mehr und mehr zeigt es sich, daß neben dem Handel auch die Industrie berufen ist, zur Entwicklung Lübecks beizutragen. Durch Rat- und Bürgersschluß vom 4. Dezember ist alsdann dem Staate die Genehmigung zum Erwerb ausgedehnter, an der Trave gelegener Ländereien erteilt und damit die von der Handelskammer und vom JIndustrieverein gestellte Forderung für die Errichtung eines Industrie- viertels erfüllt worden. Die erste industrielle Anlage, welche auf diesem Terrain erstehen wird, ist das E SECA SE SIE ; t 2%: UU UI§; FR jar Hebung sowohl der Industrie als der See- und Kanalschiffahrt Lübecks ist bereits öfter eingehend gewürdigt worden. Neben dem Staate hat daher ÜUnkerveh rtteatcis votsrhr? she retichte wird, beabsichtigen bereits einige andere industrielle Anlagen, sich dem neuen Unternehmen anzugliedern. Auf dem Gebiete der Seeschiffahrt ist endlich zu bemerken, daß die Arbeiten für die Vertiefung der Trave so weit fortgeschritten sind, daß seit dem 1. November für das Seegatt und Travemünde ein Tiefgang der Schiffe von 7,50 Meter, für die Fahrt von Travemünde bis zu den Seehäfen in Lübeck ein Eher der Schiffe von 7 Meter für zulässig erklärt ist. Der lübeckische Schiffsbestand hat in dem Neubau eines großen Dampfers der FFirma L. Possehl & Co. und in sechs neuen Schiffen der von der Reederei Horn neugegründeten Fruchtdampferaktiengesellschaft einen wertvollen Zuwachs erhalten. Der Totalraumgehalt der in Lübeck beheimateten Schiffe ist nunmehr von 62 278 auf 80 489 Reg.- Tons Brutto gestiegen. ~ Entrollt sich aus dem Jahresbericht der Handels- kammer im allgemeinen ein überwiegend günstiges Bild über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage Deutschlands, so bleibt doch abzuwarten, inwieweit der außergewöhnliche Aufschwung des Jahres 1905 als ein dauernder oder nur vorübergehender zu be- trachten sein wird. Es liegt nahe anzunehmen, daß die Steigerung der Produktion wenigstens zum Teil auf die bis zum Frühjahr 1906 eintretenden Zoll. erhöhungen Deutschlands und anderer Staaten zu- rückzuführen sein dürfte. Voraussichtlich wird jett mit einer gewissen Unsicherheit der handelspolitischen Lage zu rechnen sein, da sich die Wirkung der am 1. März 1906 in Kraft tretenden Handelsverträge, die zum Teil ihren Abschluß noch nicht gefunden haben, zurzeit nicht übersehen läßt. Für Lübeck bildet das Jahr 1905 anscheinend einen bedeutsamen Wendepunkt, der zu guten Hoff- nungen für die Zukunft berechtigt. Gewiß wird es fernerer angestrengter und ausdauernder Arbeit be- dürfen, um nicht nur die jetzt gewonnene Position zu behaupten, sondern auch immer weitere Fortschritte zu erzielen. Das abgelaufene Jahr hat aber den erfreulichen Beweis erbracht, daß der Unternehmungs- geist in Lübeck sich auf allen Gebieten kräftig rührt und daß man ernstlich bestrebt ist, demselben neue Wege zu bahnen. Vereinigen sich so wie jetzt alle Kräfte unserer Vaterstadt zur Hebung von Handel, Schiffahrt und Industrie, so kann wohl mit vollem Vertrauen die Erwartung ausgesprochen werden, daß demnächst auch die Früchte dieser gemeinsamen Arbeit nicht ausbleiben werden. „Mb Kommunale paritätische Arbeits- vermittlungen. Von den zahlreichen Aufgaben, die uns die moderne Sozialpolitik stellt, ist in Lübeck kaum eine dringender und kaum eine weniger erörtert worden als die Frage eines allgemeinen kommunalen paritätischen Arbeitsnachweises. Teils haben die Arbeitgeber,
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