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Holland“ als auch in Einzelblättern den eigenartigen
Reiz der sandigen Dünen und des flachen Landes
wiederzugeben, so ist er doch wohl vornehmlich der
erlauchte Interpret des Wasssers und seiner unzertrenn-
lichen Geschwister, des Lichtes und der Luft geblieben.
Sei es nun die zitternde, flimmernde, nimmer ruhende
Atmosphäre und dabei bleischwere, träge Erscheinungs-
welt des sumpfigen Venedig, sei es das Auf- und Ab-
rollen oder das sturmgepeitschte Anstürmen nordischer
Fluten, allem wird Storm meisterhaft gerecht und mit
fast unvergleichlicher Virtuosität schildert er das, was
Worte kaum beschreiben können, was feingestimmtere
Seelen nur zu empfinden vermögen. Darum findet
Storm van s’'Gravesande auch das stärkste Verständnis
bei Engländern und Amerikanern, die solchen Reizen
gegenüber doch immer noch feinfühliger sind als die
Bewohner des Festlandes. Wir aber, die wir als
Lübecker zum Leben und Treiben auf dem Wasser,
auf den Fluten des Meeres, in allerengster Beziehung
stehen, wir sollten dem großen Poeten bestens gerecht
werden und nicht versäumen, zu Ehren des Künstlers
und seiner herrlichen, fast heimatlichen Werke manch
schönes Blatt dauernd in Lübecks Mauern durch An-
kauf festzuhalten; hierin könnte das Museum mit gutem
Beispiel vorangehen. Curdt.
Offentliche Bücher- und Lesehalle.
Aus der Bücherhalle wurden entliehen:
1905 1906 mehr
im Januar. 5768 Bde. 7210 Bde.
- Februar 5850 - 6859 -
s; März... 5912 - T471;; -
>] April, §1;1/;5201:: ;.; 5773 -
„] Mai. ..; 4976., /- 5681 r-
ej Juni.; i. 8:41 71;(: .- 5045 -
31878 Bde. 38 039 Bde. 6161 Bde.
Die Zahl der Lessehallen - Besucher betrug:
1905 1906 mehr
im Januar. 5760 Bes. 7181 Bes.
- Februar 5617 - 6312 :
. März.. 6257 - 6558 - ;
„l April.. '' 5143. :- 4475 :
„?Mais [1.0 4949 /.. 4560 -
„! Juni! . 1:3400 -- 3891 - :
30419 Bes. 32977 Bes. 2568 Bes.
Leben und Treiben im alten Lübeck.
(Aus den Protokollen der Kämmerei.)
Von Dr. Hartwig.
Unvorsichtiges Rauchen.
1769 17. August: Der Förster Burmeister zeiget
an, daß sowohl von den Hauswirthen als Knechten
auf dem Lande, mit dem Tobackrauchen beym Dreschen
und anderen Gelegenheiten nicht sehr behutsam zu werk
gegangen werde, selbiger bringet daher in unterthänigen
Vorschlag, ob nicht durch eine Verordnung der dieser.
halb zu besorgen stehenden Feuersgefahr vorzubeugen
sehn mögte.
Ungeduldige Heiratskandidaten.
1770 1. Februar: Asmus Siemers aus Sircksrade
zeiget geziemend an, daß er gewillet sey des ohnlängsl
verstorbenen Bauervogts zu Hollenbeck Nic. Hillers
Wittwe . . . wiederum zu. heyrathen, mit Bitte daß
ihm hierzu Obrigkeitliche concession ertheilet werden
möge; Hierauf ist ihm zum Bescheid gegeben worden,
daß weil der Bauervogt Hillers allererst vor 9 Wochen
verstorben, dieses Gessuch annoch zu voreilig sey, und
könnte Implorant nach Verlauf eines viertel Jahres
sich dieserhalb nochmals melden. JInzwischen stünd
ihm frey sich des Hausstandes der Wittwe ad interim
anzunehmen.
8. März: Auf geziemeunde bitte Catharina Hillers
aus Hollenbeck, daß ihr vergönnet seyn möge mit
ihrem Bräutigam Asmus Siemers aus Sircksrade die
Verlobung vornehmen zu können; haben die Herren
der Cämmerey die gebetene Verlöbniß zwar frey gegeben,
jedoch daß die priesterliche Copulation nicht früher als
nach Ostern . . . . . vor sich gehen solle.
23.
Ein Verweis.
1770 5. April: ist dem Zöllner Joh. Brand wegen
des wider die Commercirenden Collegia schriftlich
geäußerten anzüglichen Ausdrucks (,es würde der
Rhederey solches geträumet haben“) der gebührende
Verweiß gegeben, und derselbe erinnert worden,
künftig in absicht der Kaufmannschaft mit mehrerer
Bescheidenheit sich zu äußern.
24.
Eine Petition.
1770 26. April: Die sämtl. Stallknechte ersuchen,
um zwei Camisöhler, 1 Überrock und 1 Huth, für
einem jedweden.
)5:
Tolle Hunde.
1770 9. August: Da der Förster Burmeister
anzeiget, daß in Poggensee verschiedene Hunde toll
geworden, so wird demselben anbefohlen den Unter-
thanen daselbst bekannt zu machen, daß ein jedweder
Hauswirth seinen Hunden den so genannten Dollwurm
solte nehmen laßen, damit aus dergleichen Vorfall
künftig kein Unglück zu besorgen sey.
22.
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