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sellschaft in nur sehr beschränktem Maße. Immerhin
fördert selbst eine flüchtigere Betrachtung der einzelnen
Abschnitte eine Reihe interessanter Momente zutage.
Das Jahr 1905 stellt nach den Ausweisen des
vorliegenden Jahresberichts einen Höchstpunkt in der
Entwicklung der Betriebsergebnisse der Gesellschaft dar.
Die Gesamteinnahmen des Betriebsjahres beliefen
sich auf M 764 000, d. h. auf rund M A4 000 mehr
als im Vorjahre. Der nach Abzug der Betriebsaus-
gaben und einiger Rücklagen unter Berücksichtigung
der Zuschüsse von seiten der Staatskassen verfügbar
bleibende Überschuß in Höhe von rund A 263 000
gestattete die Verteilung einer Dividende von 3/2 %
an die Aktien Lit. A. (1904 : 3 %, 1903 : 2/4 %,
1902-1897 je 2 %, 1896 : 1/2 %.)
Im einzelnen gestalteten sich die Ergebnisse
folgendermaßen: Der Personenverkehr zeigt eine
beträchtliche Steigerun. Es wurden nämlich im
Berichtsjahre insgesamt 784 000 Passagiere von der
Gesellschaft befördert, d. h. rund 64 000 Personen
mehr als im Jahre 1904. Geht man bis auf das
Jahr 1896 zurück, so ergibt ein Vergleich der Be-
förderungsziffern dieses Jahres mit denen des Berichts-
jahres, daß der Personenverkehr innerhalb des letzten
zehnjährigen Entwicklungsabschnittes um zirka 85 %
zugenommen hat. Dieser erfreulichen Entwicklung
entsprechen auch recht befriedigende Resultate bezüglich
der Einnahmen aus dem Personenverkehr. Letzterer
brachte im Jahre 1905 etwa ./ 26 000 mehr als
im Vorjahre, nämlich rund / 454 000, d. h. zirka
59 % der Gesamteinnahmen der Gesellschaft.
Bescheidenere Fortschritte hat der Güterverkehr
gemacht. Es wurden im Berichtsjahr an Gütern aller
Art, ausschließlich Betriebstransporte, Post - und
Militärgut rund 106 000 t gegen 103 000 t im
Jahre 1904 befördert. Seit dem Jahre 1896 be-
trägt demnach die Zunahme des Umfanges des Güter-
verkehrs zirka 56 X. Aus dem gesamten Güterverkehr
wurden im Berichtsjahr rund „L 271 000 gegen
A 256 000 im Vorjahre gelöst. Die Einnahmen
aus ihm machen also rund 36 % der Gesamteinnahme
der Gessellschaft aus.
Das Betriebsmaterial umfaßte am Schluß des
vergangenen Jahres 9 Lokomotiven, 35 Personenwagen,
7 Gepäckwagen und 60 Güterwagen mit zusammen
215 Achsen.
Die Vermehrung des Personenwagenparks inner-
halb der lezten 10 Jahre hat ziemlich unerhebliche
Fortschritte gemacht. Seit dem Jahre 1896 hat er
nämlich nur eine Vergrößerung um 8 Wagen, d. h. um
30 % erfahren, während der Personenverkehr im
gleichen Zeitabschnitt, wie oben bereits erwähnt wurde,
um 85 % gestiegen ist!
Dasselbe Mißverhältnis läßt sich zwischen der
Vergrößerung des Güterwagenparks und dem Anwachsen
des Güterverkehrs beobachten. In dem 10jährigen
Zeitraum von 1896-1905 ist die Zahl der Güter-
wagen von 52 auf 60 Stück vermehrt worden, d. h.
um zirka 15 . Der Güterverkehr hat dagegen während
dieser Zeit um 56 % zugenommen!
Damit sind die interessanten Gesichtspunkte, die
der Jahresbericht der Eutin-Lübecker Eisenbahn-Gesell-
schaft bietet, erschöpft. Von ihrer Tätigkeit im
Jahre 1905 hört man nichts. Daß es für sie aber
gar sehr viel noch zu tun gibt, um den gerechtfertigten
Forderungen des reisenden Publikums und den In-
teressen von Handel und Verkehr Rechnung zu tragen,
das haben die Verhandlungen der letzten General-
versammlung zur Genüge bewiesen. 1295.
Salon Möller.
Wohl selten wird ein Künstler der Nadelkunst so
sehr das tiefste Interesse in Anspruch nehmen als
Storm van s'Gravesande, auf dessen Arbeiten wir
schon in der vorigen Nummer der Lübeckischen Blätter
hingewiesen haben. Bei seiner begeisterten Schilderung
des Wassers in seinen mannigfaltigsten Erscheinungen,
ja Zusammensezungen, ist es nicht verwunderlich zu
hören, daß der Meister ein Sohn der flachen Niede-
rungen Hollands ist. + Geboren 1841 zu Breda in
Holland, unterzog sich Carl Storm van s’ Gravesande
gemäß der althergebrachten Sitte seines Hauses auf
der Universität Leyden juristischen Studien und er-
langte im Jahre 1865 die Doktorwürde. Nun folgte
er seiner innersten Neigung und griff zu Stift und
Pinsel. Ohne eine eigentliche, die eigene Künstler-
individualität mehr oder weniger einengende Kunstschule
oder Kunstakademie betrieb St. ein äußerst fleißiges
Studium und nahm in sich nur alles das auf, was
seinem innersien Wesen entsprach. So bewahrte er
sich eine Frische und Ursprünglichkeit, die uns an seinen
besten und vollendetsten Arbeiten geradezu verblüffen
könnte. In dem Sinne trat er auch zu Felicien Rops
in lebhafte Beziehungen und obwohl er nur eine
einzige wirkliche Lektion von ihm empfing, nannte er
ihn dennoch mit Stolz seinen Lehrmeister; und dabei
sind wohl kaum jemals zwei Künstler verschiedener ge-
blieben als hier Meister und Schüler. Rops führte
ihn jedenfalls indirekt seiner künstlerischen Höhe zu,
indem er ihn auf das Feld seiner eigentlichen starken
Begabungen verwies, auf das Gebiet der Radierung
und Lithographie. – Während Storm in den früheren
Jahren sozusagen regelmäßige Publikationen seiner
Arbeiten in der Art zusammenhängender Mappen ver-
anstaltete, erschienen in den lehten 20 Jahren seine
Blätter einzeln, ganz abhängig von persönlicher Nei-
gung und vom Zufall. Hat er es nun auch ver-
standen, sowohl in seiner Folge „In den Dünen von