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„liegt geradezu ein wirtschaftliches und juristisches
Idealgebilde vor.“
Mancher wird nun ja wohl bei diesem oder
jenem Punkte noch ein Fragezeichen für nötig halten.
Wir Find ja auch überzeugt, daß hier oder da noch
Schwierigkeiten bestehen, die wir bei der geringen
Ausdehnung unseres Gesichtskreises vielleicht nicht
einmal wahrnehmen; auf unüberwindliche Schwierig-
keiten aber, scheint uns, wird man nicht stoßen, und
das Ziel ist doch wehl des Schweißes der Edlen
wert, die sich bemühen werden, hier Hindernisse aus
dem Wege zu räumen und. gesündere Verhältnisse
anzubahnen.
Jeder Arbeit gebührt ihr Lohn. Wir weisen
kommunistische Ideen weit von uns. Fleiß, Tat-
kraft, Unternehmungslust und kühner Wagemut des
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müssen auch so weit möglich der Gesamtheit ver-
bleiben. Wer noch ein ganz gewichtiges Wort über
die große Bedeutung dieser Sache für die Wohlfahrt
unseres Volkes und Vaterlandes vernehmen will, der
lese Heft XI der „Sozialen Streitfragen,“ Adolf
Wagner, Wohnungsnot und städtische Bodenfrage,
mit einem Anhange: Die soziale Bedeutung des
Erbbaurechtes von Oertmann, Sohm und Eschenbach.
Das ist die Quelle, aus der auch wir vorzugsweise
geschöpft haben. 1082.
Ein lübeckisches Gewerbemuseum.
Da das Gebäude der neuen Feuerwache seiner
Vollendung entgegengeht, wird auch bald die Frage
zu entscheiden sein, was mit dem alten Gebäude
der Feuerwache geschehen, ob der Plat; freigelegt,
ob das Gebäude zu Verwaltungszwecken oder zu
Laden eingerichtet werden soll, oder was man sonst
damit machen will. Die Debatten in der Bürger-
schaft haben nun darüber wohl keinen Zweifel
gelassen, daß für die Freilegung des Platzes und
die Schaffung einer neuen Verbindungs- und Laden-
straße zwischen der Breite- und Königstraße wenig
vder gar keine Neigung vorhanden ist. Notwendig
ist diese Straße nicht, denn so bedeutend ist der
Verkehr zwischen Breite- und Königstraße nicht, daß
er durch die obere Johannis-, Fleischhauer-, Hürx-
und Wahmstraße nicht befriedigt werden könnte.
Diese Verbindungsstraßen genügen dem Verkehr voll-
kommen. Dem Bedürfnis nach einer neuen Laden-
straße genügt die Königstraße, und es wäre nicht
jzz!(247::. e. Entuiciung der Fouigse)e
Hierfür liegt keine Notwendigkeit vor, und es zwingt
uns also nichts, die alte Feuerwache abzubrechen
und den Platz freizulegen. Doch nun entsteht die
Frage, ob das Gebäude nicht zu einem Zwecke ein-
zurichten wäre, der einem Bedürfnisse abhülfe, für
den es wie geschaffen erscheint, und wozu es mit
verhältnismäßig geringen Kosten eingerichtet werden
könnte. Wir denken hierbei an ein lübeckisches
Gewerbe- oder Kunstgewerbemuseum.
Die Klagen über die Uberfüllung unsers Museums
sind in diesen Blättern von berufener Seite mehr-
fach begründet worden, es genüge hier darauf hin-
zuweisen. Es war seinerzeit gewiß ein guter Gedanke,
die lübecktischen Sammlungen in einem Gebäude zu
vereinigen; aber es hat sich doch bald gezeigt, daß
unser Museumsgebäude dazu zu klein und zu
ungeeignet ist. Für die lübeckischen Gewerbetreibenden
ist es so gut wie zwecklos. Mehrfach ist den Herren
Konservatoren der Wunsch ausgesprochen worden, es
möchten die Schätze unsers Museums bei ihrem
Standorte durch Vorführung und Vorträge den
Gewerbetreibenden besser zugänglich gemacht und
diesen dadurch Gelegenheit zu Fachstudien gegeben
werden. Die Berechtigung dieser Wünsche wurde
auch anerkannt, ebenso der bildende Wert solcher
Vorträge, auch die Bereitwilligkeit dazu war vor-
handen; dennoch konnte diesen Wünschen der Raum-
und Lichtverhältnisse wegen nicht entsprochen werden.
Soll nun unser Museum einen belehrenden Zweck
für das Gewerbe haben, und soll der einzige Zweck,
den es heute hat, eine interessante Sehenswürdigkeit
zu sein, eben dahin erweitert werden, daß es den
Gewerbetreibenden auch zu Studienzwecken dienen
kann, dann wird eben nichts weiter übrig bleiben,
als dem Gewerbemuseum eine eigene Halle zu
geben. Hierzu wäre unsere jetzige Feuerwache wohl
mit verhältnismäßig wenig Kosten einzurichten.
Durch Oberlicht und Seitenlicht könnte die nötige
Helle und durch Hängeboden der genügende Raum
geschaffen werden.
Ebenso notwendig für das lübeckische Gewerbe
wie die Schaffung eines eigenen Museums wäre
die Schaffung einer eigenen Verkaufshalle, einer
dauernden Kunstgewerbeausstellung. Der
Lübecker Kunsstgewerbeverein hat in verschiedenen
kleinen und größeren Ausstellungen Gelegenheit
gegeben, vieles Schöne zu zeigen und zu sehen.
Der Verein hat damit verhältnismäßig große Opfer
an Zeit und Geld gebracht, und es ist selbstver-
ständlich, daß dies nichts für die Dauer ist. Die
Kräfte erlahmen. Dies trifft sowohl für die Ver-
anstalter der Ausstellung wie für die Aussteller
selbst zu. Bei größeren Ausstellungen kommt man
überdies leicht dazu, sie zu einer Sehenswürdigkeit
zu machen und durch prächtige äußere Ausstattung
die Besucher anzulocken und somit den eigentlichen