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Theater und Musik.
Stadthallentheate. Die lustigen Weiber von
Windsor. Oper von O. Nicolai. (25. Februar.)
Nicolais „Die lustigen Weiber," eine der ent-
zückendsten Blüten fein komischer Opern, fand am
Sonntag eine durchaus erfreuliche Wiedergabe. Wir
dankten sie in erster Reihe der hochtalentierten, sich
auf jedem Platze als treffliche Künstlerin bewährenden
Frau Meyher-Jäger als Frau Fluth und Herrn
Liman, der den Falstaff mit köstlicher Komik und,
was ihm besonders angerechnet sei, ohne jede Über-
treibung gab. Als Frau Reich wußte sich Frl.
Schläger durch dezentes Spiel und tüchtige gesang-
liche Leistung den lebhaften Beifall der zahlreichen
Zuhörerschaft zu erringen. Überraschend gut fand
sich Frl. Major mit der Partie der Jungfer Anna
Reich ab. Ihre Stimme hat an Kraft gewonnen,
und namentlich die höheren Töne weiß sie mit Geschmack
zu verwenden. Die tiefere Lage bedarf noch der
Kräftigung, ebenso empfehlen wir der Sängerin, der
Aussprache des R besondere Aufmerksamkeit zuzu-
wenden. Herr Hellmar wußte den eifersüchtigen
Fluth, wenn wir von seiner gesanglichen Leistung ab-
sehen, gut zu kennzeichnen, während Herr von
Borkowski als Reich eine in Gesang und Spiel
einwandfreie Leistung bot. Als Fenton konnte Herr
Jerschke nur mäßig interessieren; die ganze Art
seiner Tonbildung und die allzu häufigen IJntonations-
schwankungen verdarben manchen guten Einzeleindruck.
Recht gut waren Herr Liban als Junker Spärlich
und Herr Böttcher als Dr. Cajus. Die Ausstattung
der Oper konnte im ganzen genügen, nur der letzte
Aufzug war gar zu armselig inszeniert. Das Orchester
hielt sich unter Herrn Kapellmeister Weys’ Leitung
recht gut. Nach der mäßig und temperamentlos
heruntergespielten Ouvertüre hatten wir uns auf vieles
gefaßt gemacht.
Tanzidyllen von Miß Duncan. (26. Februar.)
Miß Jssadora Duncan ist in Lübeck keine Unbekannte
mehr. Schon vor längerer Zeit trat sie im Stadt-
theater auf, damals wie am Donnerstag sich gleich
lebhafter Anteilnahme seitens des Publikums erfreuend.
Wir müsssen für uns gestehen, daß wir zu einem
andern Urteil über die choreographischen Leistungen
Miß Duncans nicht gekommen sind. Nicht sachver-
ständig, um den Bestrebungen des Gastes nach einer
Reformierung moderner Tanzkunst Gerechtigkeit wider-
fahren lassen zu können, glauben wir doch aussprechen
zu dürfen, daß man einen Chopin so wenig wie
einen Beethoven oder einen Meister altfranzösischer
Suitenmusik durch Tanzidyllen charakterisieren kann.
Das, was Miß Duncan bietet, ist im Grunde ge-
nommen doch nur etwas rein Äußerliches, und wer
etwa glauben wollte, daß die Tänzerin durch ihre
Kunst die Empfindungen auslöst, die das Tonstück
erweckt oder erwecken könnte, gibt sich unseres Er-
achtens einer Selbsttäuschung hin. Von einem Stil
dieses oder jenes Komponisten bei Miß Duncans
Tanzkunst reden zu wollen, erscheint uns ein zu
abenteuerlicher Gedanke, um ernsthaft über ihn
debattieren zu können. Schelte uns niemand, wenn
für uns die Freude an der s<önen Musik eines
Couperin, Rameau, Peri usw. der beste Teil des
Abends war. Wenn doch, wollen wir Vorwürfe als
Opfer der Ehrlichkeit unserer Gesinnung mit Würde
zu tragen suchen. J. Hennings.
Siebentes Siufoniekonzert. (24. Februar.)
Unter den vier Sinfonien, die Johannes Brahms
uns geschenkt hat, hat die zweite in D-dur stets einen
bevorzugten Platz eingenommen. Reicht sie auch in
dem Reichtum und der Kühnheit der Ideen nicht an
ihre Schwestern heran, besitzt sie doch eins, was
Brahms’ Orchesterwerken so oft fehlt: Sonnenglanz
und echte Lebensfreudigkeit. In ihrem Ideengehalt
namentlich in dem ersten Satz und dem Menuett
sich mit der fünfzehn Jahre früher entstandenen
D-dur-Serenade berührend, atmet sie wie diese Wiener
Luft. Wer würde auch nicht in dem zweiten A-dur
Thema der ersten Allegros an Franz Schubert erinnert,
der wie keiner verstand, so köstlich im Wiener Dialekt
zu reden? Herr Kapellmeister Abendroth tat recht
daran, wenn er uns diese liebenswürdigste sinfonische
Schöpfung des knorrigen Hanseaten in lichtesten Farben
bot und wenn er selbst auf jene Stelle im Adagio,
aus der auf kurze Weile der melancholische und
pessimisstische Brahms zu uns sspricht, warme, helle
Sonnenstrahlen fallen ließ. Unser famoses Orchester
blieb weder den Intentionen des Komponisten noch
jenen des Interpretators etwas schuldig.
Das an den Anfang des Konzertes gestellte
Manuskriptwerk von Andreas Hofmeier, Sinfonische
Phantasie in D-dur für großes Orchester, hat in
klanglicher Beziehung für uns nicht ganz die Hoff:
nungen erfüllt, die wir nach der Bekanntschaft am
Klavier hegen zu glauben sollten. Was ihm fehlt, ist
der sieghafte Glanz des Orchesters. Wir meinen
damit nicht, daß die Phantasie schlecht instrumentiert
sei; wohl aber ermangelt sie oft der tieferen Schlag-
schatten, die die Themen in ihrer Gegensätlichkeit
uud die ganze thematische Arbeit erst plastisch hervor-
heben. Darin beruht auch der sich bei einmaligem
Hören leicht aufdrängende Gedanke des aphoristischen
Charakters der Musik. Der Vorwurf ist nur schein-
bar berechtigt, und ihm zu begegnen dürfte dem
Komponisten gerade für die Phantasie am leichtesten
fallen. Das Publikum nahm das Werk mit Recht
freundlich auf und zeichnete Herrn Hofmeier, der