Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

121 nuß er iten [te iem nos icht nde it nia ing en. olk der ein sie q- id. jat n jat er ne sie s < zu n g. rs 18 ; n e. n V [: 3 Richterstuhl erkämpfen, herabreißen wollt’ ich vom Himmel, was Gott vergibt, mir längst gab.“ Sein Königsglaube ist stark geblieben. Die Flamme ist wieder rein geworden und bleibt rein auch der Versuchung gegenüber, die von Abisag ausgeht. Er verbietet ihr den Mord Salomos. Aber er ist nur noch ei n Arm. Das Heer verloren, dafür den ersten und einzigen Menschen gewonnen, der an ihn glaubt: Abisag. „Wahrlich, mir ist, als würde es hell um uns, als sähe ich in deine Seele, als zögest du mich hoch hinauf in deine reine, königliche Höhe.“ Auf ein Wunder Jehovahs nur wartet er, den David als Vater verworfen, den er an Gottes Stelle nicht genannt hat, der dann die Waffen der Empö- rung von sich geworfen hat. Aber er wartet auf dieses Wunder mit der starken Zuversicht und der alten Kraft seines Glaubens. So führt ihn sein Amt in den Tod. Die Liebe Abisags macht einen Versuch, ihn zu retten, wenn auch das eigene Leben dabei verloren geht. Diese Liebe reißt Adonia hin; reißt ihn in der Stunde seines Todes von der Höhe des Glaubens, der ihn ein Leben lang getragen hat. Abisags Liebe aber ist größer: „Mein Adonia, du brauchst nicht Liebe, sagtest dy U pet brauchtest Glauben! Nun! + ich glaube dir!“ Und sie tötet sich selbst. So hat sie denn sterbend dem Helden sein Heiligstes, seinen Glauben an sich selbst und seine göttliche Berufung wiedergegeben. Der jagt ihn in die Spieße der Hauptleute. Aber noch sterbend hält er an seinem Königsglauben fest, den ihm Jehovah in die Seele pflanzte. : t 11 EL ger vs Das letzte Wanken in seinem Glauben, als Adonia alle Throne hingeben will für die Liebe, ist dem Leser und Hörer eine lettte Hoffnung auf glückliche Lösung, noch einmal wird die Erwartung auf das Höchste gespannt, aber ~ so überzeugend uns der Dichter das Leben des Königsglaubens, sein Wachsen und seinen Fall, seine Zuversicht und seine Stärke geschildert hat: an diese letzte Schwäche Adonias glaube ich nicht. Das Drama gewinnt zwar für die opferfreudige Liebe der Abisag einen wirkungsvollen Abgang, aber + so klar die Charaktere z vz fn: hier empfängt das Wesen des Helden einen Riß. Es ist die Tragödie des Helden, es ist die Tragödie des Heldenhaften im Menschen, die uns der „Königsglaube“ vorführt. Der Glaube an mich, an das Heiligste in mir, ist selbst das Heilige. Der Glaube an mich, an meine Macht, ist selbjt meine Stärke, daß ich Berge verseße. Der Glaube aber auch, der mir Kraft gibt, der allein mir Er- folge erkämpft, reißt mich über mich selbst und über das Maß der Dinge hinaus. Adonia ist nicht widrigen Verhältnissen zum Opfer gefallen, nicht seine Gegner haben ihn überwunden; an seinem Glauben ist er verloren gegangen. Aber sein Glaube war kein Wahn; er war eine heilige Flamme. Das Beste in ihm wurde seine Sünde und sein Fall. Das ist Tragik. Von der Schönheit der Stodteschen Sprache glaube ich durch die eingeflochtenen Zitate ein Bild gegeben zu haben. Pauls. Literarische Gesellschaft zu Lübeck. Über Conrad Ferdinand Meyer sprach am ver- gangenen Literarischen Abend Herr Dr. Carl Müller- Rastate. Es war eine Erfrischung, wieder einmal von dem Singen und Siegen eines echten Dichters, eines der Großen im Reiche der Poesie zu hören und einige seiner edel. schönen Gedichte zur Seele sprechen zu lassen. Die Kunst Conrad Ferdinand Meyers, die besonders aus seinen Novellen und Erzählungen herausklingt, ist eine so wohltuend reine, goldklare Kunst. Sie ist aus der Freiheit und sicheren Beherrschung eines vornehmen Künstlers herausgeboren. Frei ist sie von allem Überschwang, der nur ihre zarten Linien zer- brechen würde. Und fern hält sie sich von jeglicher Tendenz, im Gegensatz zu vielerlei anderer Dichtung, die, besonders auf dramatischem Gebiete, die Poesie nur zu dem künstlerisch unlauteren Zwecke der Verkörperung von Tendenzen und sogenannten Jdeen benutzt. In Conrad Ferdinand Meyer steht ein edler vornehmer Mensch und Künstler vor uns, den das Schöne in der geistigen und sinnlichen Welt zum Schaffen anreizt. Die Menschen der Renaissancezeit sind es besonders, die in wundervoller Plastik aus den Schöpferträumen des Dichters hervortaten. Diese Renaissancemenschen sind, wie der Vortragende besonders hervorhob, so ganz Kinder ihrer Heit und daher nicht aus dem hislorischen Rahmen herauszunehmen. Meyer hatte sich so intensiv in die Renaissancezeit versenkt, daß Geist und Ton der Zeit in ihm unmittelbar lebendig waren und sich allen seinen Figuren als belebender Blutstrom mitteilten. Und doch sprechen diese in Sprache, Gewandung und Denkart einer vergangenen Epoche angehörenden Menschen ganz unmittelbar menschlich zu unserem Gefühl. Ihre Leiden und Freuden, ihre tiefen, leidenschaftlichen und unendlich sr Seelenregungen sind von eindringlicher Mitteil- amkeit. Der Vortragende wies auch besonders auf das Formale bei Meyer hin. Dieses ist von großer Vollendung. Wundervolle Plastik und edelste Ver- wendung der Worte sind die Hauptmerkmale. Aber
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.