121
nuß
er
iten
[te
iem
nos
icht
nde
it
nia
ing
en.
olk
der
ein
sie
q-
id.
jat
n
jat
er
ne
sie
s
<
zu
n
g.
rs
18
;
n
e.
n
V
[:
3
Richterstuhl erkämpfen, herabreißen wollt’ ich vom
Himmel, was Gott vergibt, mir längst gab.“
Sein Königsglaube ist stark geblieben. Die Flamme
ist wieder rein geworden und bleibt rein auch der
Versuchung gegenüber, die von Abisag ausgeht. Er
verbietet ihr den Mord Salomos. Aber er ist nur
noch ei n Arm. Das Heer verloren, dafür den
ersten und einzigen Menschen gewonnen, der an
ihn glaubt: Abisag.
„Wahrlich, mir ist, als würde es hell um
uns, als sähe ich in deine Seele, als zögest du
mich hoch hinauf in deine reine, königliche Höhe.“
Auf ein Wunder Jehovahs nur wartet er, den
David als Vater verworfen, den er an Gottes Stelle
nicht genannt hat, der dann die Waffen der Empö-
rung von sich geworfen hat. Aber er wartet auf
dieses Wunder mit der starken Zuversicht und der
alten Kraft seines Glaubens. So führt ihn sein
Amt in den Tod. Die Liebe Abisags macht einen
Versuch, ihn zu retten, wenn auch das eigene Leben
dabei verloren geht. Diese Liebe reißt Adonia hin;
reißt ihn in der Stunde seines Todes von der Höhe
des Glaubens, der ihn ein Leben lang getragen hat.
Abisags Liebe aber ist größer:
„Mein Adonia, du brauchst nicht Liebe, sagtest
dy U pet brauchtest Glauben! Nun! + ich
glaube dir!“
Und sie tötet sich selbst. So hat sie denn sterbend dem
Helden sein Heiligstes, seinen Glauben an sich selbst
und seine göttliche Berufung wiedergegeben. Der
jagt ihn in die Spieße der Hauptleute. Aber noch
sterbend hält er an seinem Königsglauben fest, den
ihm Jehovah in die Seele pflanzte.
: t 11
EL ger vs
Das letzte Wanken in seinem Glauben, als
Adonia alle Throne hingeben will für die Liebe,
ist dem Leser und Hörer eine lettte Hoffnung auf
glückliche Lösung, noch einmal wird die Erwartung
auf das Höchste gespannt, aber ~ so überzeugend
uns der Dichter das Leben des Königsglaubens, sein
Wachsen und seinen Fall, seine Zuversicht und seine
Stärke geschildert hat: an diese letzte Schwäche
Adonias glaube ich nicht. Das Drama gewinnt
zwar für die opferfreudige Liebe der Abisag einen
wirkungsvollen Abgang, aber + so klar die Charaktere
z vz fn: hier empfängt das Wesen des Helden
einen Riß.
Es ist die Tragödie des Helden, es ist die
Tragödie des Heldenhaften im Menschen, die uns
der „Königsglaube“ vorführt. Der Glaube an
mich, an das Heiligste in mir, ist selbst das Heilige.
Der Glaube an mich, an meine Macht, ist selbjt
meine Stärke, daß ich Berge verseße. Der Glaube
aber auch, der mir Kraft gibt, der allein mir Er-
folge erkämpft, reißt mich über mich selbst und über
das Maß der Dinge hinaus. Adonia ist nicht
widrigen Verhältnissen zum Opfer gefallen, nicht
seine Gegner haben ihn überwunden; an seinem
Glauben ist er verloren gegangen. Aber sein Glaube
war kein Wahn; er war eine heilige Flamme. Das
Beste in ihm wurde seine Sünde und sein Fall.
Das ist Tragik.
Von der Schönheit der Stodteschen Sprache
glaube ich durch die eingeflochtenen Zitate ein Bild
gegeben zu haben. Pauls.
Literarische Gesellschaft zu Lübeck.
Über Conrad Ferdinand Meyer sprach am ver-
gangenen Literarischen Abend Herr Dr. Carl Müller-
Rastate. Es war eine Erfrischung, wieder einmal
von dem Singen und Siegen eines echten Dichters,
eines der Großen im Reiche der Poesie zu hören
und einige seiner edel. schönen Gedichte zur Seele
sprechen zu lassen.
Die Kunst Conrad Ferdinand Meyers, die besonders
aus seinen Novellen und Erzählungen herausklingt,
ist eine so wohltuend reine, goldklare Kunst. Sie ist
aus der Freiheit und sicheren Beherrschung eines
vornehmen Künstlers herausgeboren. Frei ist sie von
allem Überschwang, der nur ihre zarten Linien zer-
brechen würde.
Und fern hält sie sich von jeglicher Tendenz, im
Gegensatz zu vielerlei anderer Dichtung, die, besonders
auf dramatischem Gebiete, die Poesie nur zu dem
künstlerisch unlauteren Zwecke der Verkörperung von
Tendenzen und sogenannten Jdeen benutzt. In
Conrad Ferdinand Meyer steht ein edler vornehmer
Mensch und Künstler vor uns, den das Schöne in
der geistigen und sinnlichen Welt zum Schaffen anreizt.
Die Menschen der Renaissancezeit sind es besonders,
die in wundervoller Plastik aus den Schöpferträumen
des Dichters hervortaten. Diese Renaissancemenschen
sind, wie der Vortragende besonders hervorhob, so
ganz Kinder ihrer Heit und daher nicht aus dem
hislorischen Rahmen herauszunehmen. Meyer hatte
sich so intensiv in die Renaissancezeit versenkt, daß
Geist und Ton der Zeit in ihm unmittelbar lebendig
waren und sich allen seinen Figuren als belebender
Blutstrom mitteilten. Und doch sprechen diese in
Sprache, Gewandung und Denkart einer vergangenen
Epoche angehörenden Menschen ganz unmittelbar
menschlich zu unserem Gefühl. Ihre Leiden und
Freuden, ihre tiefen, leidenschaftlichen und unendlich
sr Seelenregungen sind von eindringlicher Mitteil-
amkeit.
Der Vortragende wies auch besonders auf das
Formale bei Meyer hin. Dieses ist von großer
Vollendung. Wundervolle Plastik und edelste Ver-
wendung der Worte sind die Hauptmerkmale. Aber