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haben sollte, daß eine solche Einrichtung notwendig
und segensreich ist, wenn Sie mitwirken wollen für
diese Sache, so ist der Zweck meiner Ausführungen
. gest es der kaufmännischen Jugend können
Sie gewiß sein.
Literarisches.
„Königsglaube" von Hermann Stodte. Ein
biblisches Drama in fünf Aufzügen. Vita,
Deutsches Verlagshaus, Berlin. A 2.
Nachdem dieses Drama bereits im vorigen Jahre in
einer literarischen Mantinee zu Elberfeld seine Urauf-
führung erlebt hatte, wurde es vor einigen Wochen
im Schillertheater zu Berlin sehr günstig auf-
genommen. Wir Lübecker werden bald die Freude
haben, es auf der Bühne unseres Stadthallentheaters
gespielt zu sehen. Ich will nicht eine Kritik des
Dramas geben. Den Genuß der Lektüre kann sich
ein jeder leicht verschaffen und dann selbst urteilen.
? will in wenigen Zügen eine Analyse des Dramas
versuchen.
Was in dem lieblichen Spiel des ersten Bildes
kindlicher Scherz zu sein scheint: Adonia auf Davids
Thron, von Gott berufen, und Abisag ihm huldigend
das wird zum großen Ernst des Dramas. Von
Kindheit an schlummerte der Glaube an sich und
seine Berufung zum Throne in Adonias Seele.
Als die verstoßene Mutter tränenreichen Abschied
nahm, sprach sie über ihren Sohn: Gott will dich
groß und herrlich machen und zu einer Waffe in
seiner Hand.
Heyd ein Sturm flutete es mir durch Adern und
Herz: du sollst König sein! Und dieser Glaube
liegt in meiner Seele wie ein Fels auf Meeres-
grunde. Dieser Glaube ist mein Flügel, der mich
trägt über Berge des Widerstandes.“
In all seiner Leidenschaftlichkeit ist Adonia der ver:
jüngte David, der jezt sterben will. David sagt es
von sich, aber auch für Adonia ist das Leben ein
grünes Tal,
„wo mein Herz in Gluten gestanden, in Gluten
des Stolzes und der Liebe – und – des Hasses,
wo ich mit Tränen getrauert um Freunde, um
Töchter ~ und – Söhnel“
Den Gegensat zu beiden bildet Salomo, der weise
Regent, der Schüler des Propheten.
Die Entscheidung, wer von ihnen König sein
soll, liegt noch bei David. Der wird bestürmt.
Abisag ist zuerst bei ihm: sie lieben alle den Adonia.
Aber vor Davids Augen steigt der Schatten Absaloms
auf. Für den andern sprechen Bathseba und
Salomo selbst.
„Wie ein Tempel kühl und rein und heilig muß
die Brust des Königs sein. Ein Höherer soll er
schweben über der Tiefe, wo die Menschen unten
lieben und hassen.“
Vor dieser kalten Regentenweisheit staunt der alte
David, denn sie ist seinem Wesen fremd, seinem
Denken neu. Aber das eine fühlt er: wenn Salomos
Frieden die Zukunft des Landes ist, dann wird nicht
am Ende der kommenden Regierung dem Lande
Krieg drohen und den König Reue quälen. So ist
der Spruch fast schon gefällt. Aber den Adonia
liebt der Vater, in ihm liebt er die Wiederholung
seines eigenen Wesens, liebt in ihm den Helden.
Und gerade diese Heldenschaft verlangt das Volk
und das Heer. Felsenfest und tatverlangend ist der
Königsglaube in Adonia geworden, und er ist rein
eblieben:
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Die Entscheidung lag bei David. Sie ist nicht ge-
fallen, der König wirft sie auf Jehovah selbst.
Nach dem Gebet im Tempel entscheidet David.
Das Bild des Friedens, das Salomo gemalt, hat
in ihm gewirkk. Darum erwählt er Salomo. An
Jehovahs Statt hat David gesprochen. Damit hat
er an den Grund des Königsglaubens gegriffen, der
in Adonia mächtig ist, dem gerade Gott seine
Zuversicht in die Seele gegossen hat. David hat sie
nicht zum Wanken gebracht.
„Reiße mir nicht diesen Glauben an mich selbst
aus meiner Seele. Zwecklos wär's ja, daß ich
geschaffen wurde. Die Sonne muß doch brennen
~ siehst du, das Heilige in mir, das kann
Tretleibsn bei Jehovah, der in seinem Glauben
lebt, heißt aber Verrat üben an Vater und König.
Diese Treue führt ihn in die Arme des Verräters
Joab. Jetzt wirken dessen Einflüsterungen. Adonias
Streben nach der Königsherrschaft kam aus reiner
Flamme. Daß er sich zum Rächer der väterlichen
Sünde berufen fühlt, gab ihm Joab in die Seele.
Das ist die Krankheit seines Glaubens, die ihm den
Fluch des Vaters einträgt.
Das angemaßte Richteramt, das Trübe in der
göttlichen Flamme seiner Begeisterung, lähmt seine
Entschlossenheit, nimmt ihm die Klarheit seines
Handelns, wirft ihn in Zweifel. Aus dem Zwie-
spalt reißt ihn Abisag, die vom Sterbelager des
Königs kommt. Der sterbende Vater verlangt nach
seinem geliebten Sohne. Der Sohn braucht die
Verzeihung des Vaters. Er kann mit Joab und
dem Heere keine Gemeinschaft mehr haben.
„Weg mit den Waffen der Gewalt! Irdische,
armselige Werkzeuge, mit euch wollt’ ich Gottes
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