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großen Stadt wohl emer helfen kann, nach Lübeck
Er wird dann in der von mir geschilderten Weise
nach dem Krankenhause geschafft, wo er sieben Wochen
gewesen ise. Man hat bei ihm mehrfachen
Rippenbruch festgestellt. (Hört, hört] Um
solche Leute quält man sich nicht, es war ja ein
russisch polnischer Arbeiter, der kaum der deutschen
Sprache mächtig war. Als der Mann aus dem
Krankenhause entlassen war, ich kann Ihnen seinen
Namen nennen, die Tatsache steht fest, daran ist nicht
zu zweifeln, kam er wieder zu mir. Die Thränen
liefen ihm übers Gesicht, als er mir sagte: Wäre
tot gewesen, hätt Herr Sekretär nicht geholfen
Und dann warf sich der Mann, es ist fast unglaub-
k )%. Str tU iche: Bis
merkte, und wen muß es nicht überkommen, wenn
man sieht, wie Menschen ihre Menschenwürde so in
den Schmutz werfen können. Bei solchen Leuten,
die so devot sind, kann die Behandlung in der
Landwirtschaft ganz sicherlich nicht so sein, wie sie
in Wirklichkeit sein sollte. Ich könnte Ihnen der-
artige Fälle mehr erzählen, ich will es aber nicht
. Ich wollte Ihnen hiermit nur eine klein
Probe geben, ich habe aber, wenn Sie wollen, noch
ein halbes Dutzend Fälle zur Stelle. Ich bin ge-
rüstet genug, um den Einwänden der Herren, die
is nicht vor den Bauch stoßen lassen (Heiterkeit),
entgegentreten zu können. ... U
Die Tatsachen liegen so, daß es himmelschreiend
ist mit der Fleischnot und Fleischteuerung. Da
muß es unsere Pflicht sein, in der Weise vorzugehen,
wie es der Antrag A. Pape fordert. Ich zweifle auch
nicht, daß hier heute abend die Bürgerschaft diesem
snirage nahezu einstimmig ihre Zustimmung gibt.
Senator Dr. S < ö n: Herr Wisssell sagte am
Eingang seiner Rede, der Senat habe Anträge, die
im vorigen Jahre angenommen seien, unter den Tisch
fallen lassen. Das ist nicht richtig. Ich weiß nicht,
ob sich damals an den Antrag eine Diskussion ge-
knüpft hat, denn ich war nicht hier. Aber unter
den Tisch gefallen ist er nicht, auch wenn er ohne
nähere Begründung an den Senat gegangen ist. Der
Senat hat der ganzen Angelegenheit fortgesetzt seine
esondere Aufmerksamkeit gewidmet, zumal in den
lezten Monaten. Wir haben ein ziemlich umfang-
reiches Material gesammelt und Gutachten eingezoget.
Ich glaube nun, daß der diesmalige Antrag zu
gelegenerer Zeit kommt als der vorjährige. Ich
fun Ihnen die Verssichernng geben, daß ich über
das, was heute gesprochen ist, dem Senate berichten
werde und darf hinzufügen, daß der Senat auf ein
)
ü.
Z
Votum der Bürgerschast immer Wert legt und es
nicht beiseite sett. (Bravo.
Lauenstein: Herr Wissell hat mich als Ver-
treter der Landwirtschaft bezeichnet. Ich spreche
aber hier nicht als Vertreter der Landwirtschaft,
sondern als Mitglied der Bürgerschaft. Im vorigen
ahre allerdings wurden wir Landleute, und ich
wahrscheinlich auch dazu gehörig, von einem Mitgliede,
das öfter derartige Bemerkungen macht, als harmlos
bezeichnet. Ich will auch harmlos bleiben, weil ich
achlich bleiben will. Aber wenn ein Antrag, von
errn A. Pape eingebracht, umgestellt, verändert und
verbessert wird, wenigstens nach meiner Ansicht, muß
das doch erwähnt werden. Vor einigen Wochen
stellte Herr A. Pape den Antrag: die seit Jahren
im Deutschen Reich herrschende Fleischn ot hat auch
in Lübeck für die minderbemittelten Volksklassen den
harakter einer Fleischnot angenommen usw. Da
atte er Bezug genommen auf Bremen. In Bremen
ar man so vernünftig gewesen, in der Bürgerschaft
den Antrag derartig zu formulieren, und man sagte,
die seit Jahren in Deutschland herrschende Fleisch-
teuerung usw. Heute ist Herr Pape so liebenswürdig
und ändert seinen Antrag dahin, daß er von einer
Fleischteuerung spricht. Es ist sehr gut gewesen für
den Antrag, daß wir vier Wochen haben warten
müssen, ehe er zur Sprache in der Büegerschaft kam,
denn seit der Zeit haben sich die Verhältnisse be-
deutend gebessert. (Zuruf: Na, nal) Sie haben doch
ewiß erfahren, wie die Preise heute liegen. Wenn
Sie mir gestatten, werde ich Ihnen darüber einige
Mitteilungen machen. s mut
Im vorigen Jahre, am 26. Oktober, kosteten
rima Rinder M 2941, 1906 M 36-40. Am
. November kosteten prima Ochsen M 4145
man hat die drei Sorten prima, sekunda und tertia),
eute M 36H41. Schweine kosteten im vorigen
ahre am 31. Oktober M 74 [75, jetzt M 671b8,
am 6. November auch wieder M 67-68 für
100 Pfund Schlachtgewicht und 20 Prozent Tara.
Das macht ungefähr / 52 für Lebendgewicht. Der
Marktbericht von Husum gibt für den 24. Oktober
906 für Ochsen erster Qualität ÆM 4043 an,
Schweine mit M 45 48. Gestern las ich im
eneral-Anzeiger, daß prima Schweinefleisch 75 Pf.
pro Pfund kostet, junges Rindfleisch 65-70 Pf.
Das sind nach meiner Ansicht keine Preise, die zu
einem Notgeschrei Anlaß geben können. Sie müssen
immer bedenken, daß wir nur prima Qualität oder
öchstens sekunda haben, denn das Fleischbeschaugeset
schreibt vor, daß nichts anderes in den Handel
kommen darf. Früher hatten wir verschiedene Sorten