Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

n M' großen Stadt wohl emer helfen kann, nach Lübeck Er wird dann in der von mir geschilderten Weise nach dem Krankenhause geschafft, wo er sieben Wochen gewesen ise. Man hat bei ihm mehrfachen Rippenbruch festgestellt. (Hört, hört] Um solche Leute quält man sich nicht, es war ja ein russisch polnischer Arbeiter, der kaum der deutschen Sprache mächtig war. Als der Mann aus dem Krankenhause entlassen war, ich kann Ihnen seinen Namen nennen, die Tatsache steht fest, daran ist nicht zu zweifeln, kam er wieder zu mir. Die Thränen liefen ihm übers Gesicht, als er mir sagte: Wäre tot gewesen, hätt Herr Sekretär nicht geholfen Und dann warf sich der Mann, es ist fast unglaub- k )%. Str tU iche: Bis merkte, und wen muß es nicht überkommen, wenn man sieht, wie Menschen ihre Menschenwürde so in den Schmutz werfen können. Bei solchen Leuten, die so devot sind, kann die Behandlung in der Landwirtschaft ganz sicherlich nicht so sein, wie sie in Wirklichkeit sein sollte. Ich könnte Ihnen der- artige Fälle mehr erzählen, ich will es aber nicht . Ich wollte Ihnen hiermit nur eine klein Probe geben, ich habe aber, wenn Sie wollen, noch ein halbes Dutzend Fälle zur Stelle. Ich bin ge- rüstet genug, um den Einwänden der Herren, die is nicht vor den Bauch stoßen lassen (Heiterkeit), entgegentreten zu können. ... U Die Tatsachen liegen so, daß es himmelschreiend ist mit der Fleischnot und Fleischteuerung. Da muß es unsere Pflicht sein, in der Weise vorzugehen, wie es der Antrag A. Pape fordert. Ich zweifle auch nicht, daß hier heute abend die Bürgerschaft diesem snirage nahezu einstimmig ihre Zustimmung gibt. Senator Dr. S < ö n: Herr Wisssell sagte am Eingang seiner Rede, der Senat habe Anträge, die im vorigen Jahre angenommen seien, unter den Tisch fallen lassen. Das ist nicht richtig. Ich weiß nicht, ob sich damals an den Antrag eine Diskussion ge- knüpft hat, denn ich war nicht hier. Aber unter den Tisch gefallen ist er nicht, auch wenn er ohne nähere Begründung an den Senat gegangen ist. Der Senat hat der ganzen Angelegenheit fortgesetzt seine esondere Aufmerksamkeit gewidmet, zumal in den lezten Monaten. Wir haben ein ziemlich umfang- reiches Material gesammelt und Gutachten eingezoget. Ich glaube nun, daß der diesmalige Antrag zu gelegenerer Zeit kommt als der vorjährige. Ich fun Ihnen die Verssichernng geben, daß ich über das, was heute gesprochen ist, dem Senate berichten werde und darf hinzufügen, daß der Senat auf ein ) ü. Z Votum der Bürgerschast immer Wert legt und es nicht beiseite sett. (Bravo. Lauenstein: Herr Wissell hat mich als Ver- treter der Landwirtschaft bezeichnet. Ich spreche aber hier nicht als Vertreter der Landwirtschaft, sondern als Mitglied der Bürgerschaft. Im vorigen ahre allerdings wurden wir Landleute, und ich wahrscheinlich auch dazu gehörig, von einem Mitgliede, das öfter derartige Bemerkungen macht, als harmlos bezeichnet. Ich will auch harmlos bleiben, weil ich achlich bleiben will. Aber wenn ein Antrag, von errn A. Pape eingebracht, umgestellt, verändert und verbessert wird, wenigstens nach meiner Ansicht, muß das doch erwähnt werden. Vor einigen Wochen stellte Herr A. Pape den Antrag: die seit Jahren im Deutschen Reich herrschende Fleischn ot hat auch in Lübeck für die minderbemittelten Volksklassen den harakter einer Fleischnot angenommen usw. Da atte er Bezug genommen auf Bremen. In Bremen ar man so vernünftig gewesen, in der Bürgerschaft den Antrag derartig zu formulieren, und man sagte, die seit Jahren in Deutschland herrschende Fleisch- teuerung usw. Heute ist Herr Pape so liebenswürdig und ändert seinen Antrag dahin, daß er von einer Fleischteuerung spricht. Es ist sehr gut gewesen für den Antrag, daß wir vier Wochen haben warten müssen, ehe er zur Sprache in der Büegerschaft kam, denn seit der Zeit haben sich die Verhältnisse be- deutend gebessert. (Zuruf: Na, nal) Sie haben doch ewiß erfahren, wie die Preise heute liegen. Wenn Sie mir gestatten, werde ich Ihnen darüber einige Mitteilungen machen. s mut Im vorigen Jahre, am 26. Oktober, kosteten rima Rinder M 2941, 1906 M 36-40. Am . November kosteten prima Ochsen M 4145 man hat die drei Sorten prima, sekunda und tertia), eute M 36H41. Schweine kosteten im vorigen ahre am 31. Oktober M 74 [75, jetzt M 671b8, am 6. November auch wieder M 67-68 für 100 Pfund Schlachtgewicht und 20 Prozent Tara. Das macht ungefähr / 52 für Lebendgewicht. Der Marktbericht von Husum gibt für den 24. Oktober 906 für Ochsen erster Qualität ÆM 4043 an, Schweine mit M 45 48. Gestern las ich im eneral-Anzeiger, daß prima Schweinefleisch 75 Pf. pro Pfund kostet, junges Rindfleisch 65-70 Pf. Das sind nach meiner Ansicht keine Preise, die zu einem Notgeschrei Anlaß geben können. Sie müssen immer bedenken, daß wir nur prima Qualität oder öchstens sekunda haben, denn das Fleischbeschaugeset schreibt vor, daß nichts anderes in den Handel kommen darf. Früher hatten wir verschiedene Sorten
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