545 ~H– Verhandl. d. Bürgerschaft am 12. November 1906.
ob wir den Ankauf bewilligen wollen oder nicht.
Der Senat selbst sagt weiter auch nicht, daß der
Ankauf notwendig ist, sondern er sagt nur auf der
nächstfolgenden Seite, daß er wünschenswert ei.
Wünschenswert ist manches. . Wir können sehr viele
Wünsche haben, die ‘aber nicht zu erfüllen sind.
Jedenfalls geht die Notwendigkeit dieses Ankaufes
nicht aus der Begründung hervor. Es handelt sich
vor allen Dingen auch darum, daß /f 50 000 für
ein Grundstück ausgegeben werden jollen, welches
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aus angesehen. Es ist ein ganz uraltes, einige
hundert Jahre altes Haus mit 9 bis 10 Meter Front.
Wir wissen aber gar nicht, wie groß das Grundstück
ist, denn der Senat hat uns nicht einmal gesagt, wie
viel Quadratmeter Grundfläche, Tiefe. und. Breite
es hat. Wir sollen also die Katze im Sack kaufen.
Der Senat sagt, es solle auf diesem Grundstück
eine Turnhalle für das Katharineum erbaut werden.
Weshalb kommt der Senat aber nicht heute. gleich
mit einer Vorlage bezüglich derselben. Dann sehen
wir klar, wie weit wir in den Staatssäckel greifen
müssen. Das Grundstück soll „L 50 000 kosten.
Die Turnhalle wird weitere / 50.000 tkosten
{Widerspruch), vielleicht auch etwas weniger. Es
wird aber nicht viel weniger dabei herauskommen,
das weiß man aus Erfahrung. Schon aus diesen
beiden Gründen sollten wir diese Vorlage näher
prüfen. Ich will nicht sagen, daß wir heute den
Senatsantrag pure ablehnen sollten, wie das Finanz-
departement es getan hat, wir könnten aber eine
Kommissionsberatung, die ich hiermit beantrage, vor-
nehmen, um genau prüfen zu lassen, in welcher
Weise sich hier Rat schaffen ließe. Sollte das
Katharineum aus hygienischen Gründen eine er-
weiterte Turnhalle besitzen müssen, dann wird man
vielleicht anderweitig und billiger auskommen können.
Aber ohne weiteres eine Ausgabe von etwa
M 100 000 gutzuheißen, denn das wird die Folge
sein, halte ich nicht für richtig. Wenn nun künftig
solche Vorlagen kommen, möchte ich doch an den
Verrn ständigen Senatskommissar die Bitte richten,
daß uns dann eine Skizze gegeben wird, woraus die
Bürgerschaft ersehen kann, wie groß das Areal .ist,
welches wir kaufen sollen. Ich bin in der Kanzlei
gewesen und wollte die Akten einsehen, um mir ein
Bild darüber zu machen, wie viel Quadratmeter das
Grundstück hat, es wurde mir aber geantwortet, daß
dies aus den Alten nicht zu ersehen sei. Ich will kein
besonderes Ersuchen oder einen Antrag stellen, sondern
ich glaube, es wird genügen, wenn ich hier öffentlich
ie Bitte ausspreche, daß für die Folge der Bürger-
schast in der von mir gewünschten Weise entgegen-
gekommen wird. Im übrigen möchte ich Sie bitten,
meinem Antrage, die Vorlage an eine Kommisssion
zu verweisen, zuzustimmen.
Senator Dr. Vermehren; Die. Vorsicht, welche
Herr von Schack der Bürgerschaft hinsichtlich der
Prüfung dieser Frage und insbesondere mit Rücksicht
auf das Votum des Finanzdepartements anrät, ist
vom Senate in dieser Frage durchaus geübt worden.
Wenn das Finanzdepartement den Ankauf eines
Grundstückes ablehnt, wird natürlich der Senat die
Sache ganz besonders eingehend prüfen. Aber auf
Grund seiner Erwägungen ist der Senat doch dazu
gekommen, dem Antrage der Oberschulbehörde statt-
zugeben und die Bedenken des Finanzdepartements
in diesem Falle nicht anzuerkennen. Herr von Schack
meinte, es wäre nur lediglich wünschenswert und
nicht notwendig, daß das Grundstück angekauft wird.
Ich muß erklären, daß es jedenfalls in hohem Grade
wünschenswert ist, denn die Turnhalle des Katharineums
reicht nicht mehr aus. Sie entspricht durchaus nicht
den Bedürfnissen und Anforderungen, welche in dieser
Hinsicht heute bestehen, und wir haben nach sehr
reiflicher Erwägung uns gesagt, daß dem Mangel
am zweckmäßigsten und besten dadurch abgeholfen
würde, daß dieses Grundstüct erworben wird. Es
ist keineswegs der einzige Weg, der erwogen ist. Es
war zunächst die Meinung, man sollte den Chor der
Katharinenkirche als Aula benutzen und die jetzige
Aula des Katharineums in eine Turnhalle ver-
wandeln. Der Senat hat aber diesem Antrage nicht
stattgegeben. Jch glaube auch, daß die Bürgerschaft
wohl kaum dafür zu. haben gewesen wäre, denn es
ist gewiß wünschenswert, die Katharinenkirche für
andere Zwecke unverändert zu erhalten und den
schöónen Chor nicht durch eine Aula zu verbauen.
Dann kam zur Erwägung, und das war gerade vom
Finanzdepartement angeregt, ob nicht die Turnhalle
auf dem Grundstücke der Feuerwehr von den Schülern
des Katharineums mitbenutzt werden könnte. Die
Feuerlöschbehörde hatte aber sehr gewichtige Bedenken
gegen die gemeinsame Benugung der Turnhalle durch
Schüler und die Feuerwehr erhoben, so daß man
auf dities Projekt nicht näher einzugehen sich ge-
nötigt sah.
Nun steht auf dem anzukaufenden Grundstück aller-
dings nur ein altes Gebäude, das Grundstück ist aber von
recht erheblicher Ausdehnung. Es hat zirka 728 qm
Grundfläche. Das Angenehme bei Benutzung dieses
Grundstückes ist, daß man allein das Hinterhaus
nötig hat, und daß man darauf eine sehr gute Turn-
halle errichten kann, wie eine vorläufige Skizze des
Baubureaus erwiesen hat, daß das Vorderhaus mit