Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

diese Gabe unter die einzelnen Vereine zu verteilen. Es sollen // 5000 dem Kriegerverein von 1870/71, M 5000 dem Kampfgenossenverein und M 2000 dem Kriegerverbande zugewiesen werden. Die Ge- samtstärke aller Kriegervereine in Lübeck beträgt nach dem Geschäftsbericht des Kriegerverbandes für das Jahr 1904/05 17 Vereine mit 2978 Mitgliedern. Davon sind 66 Ehrenmitglieder und 2912 aktive Mitglieder. Unter diesen 2978 Mitgliedern befinden sich 499 Kriegsveteranen, und zwar entfallen auf den Kampfgenossenverein 176, auf den Kriegerverein von 1870/71 179 und auf alle übrigen 15 Vereine 144 Veteranen. Wollte man diese Summe von / 12000 im Verhältnis auf diese Gruppen verteilen, so würden rund auf den Kampfgenossenverin M 4200, auf den Kriegerverein von 1870/71 Æ 4300 und auf die übrigen Vereine M 3500 entfallen. Ich bin aber der Ansicht, daß, wenn man so rechnet, man falsch rechnen würde. Denn es wird sich ergeben, daß die Zahl der unterstützungsbedürftigen Veteranen, auf die es allein ankommt, nicht immer proportional ist zur Mitgliederzahl der einzelnen Vereine. Es kommt auch noch hinzu, daß, wie sich aus der Natur der Sache ergibt und wie es tatsächlich der Fall ist ~ wofür ich Beweise habe , daß viele einzelne Veteranen Mitglieder verschiedener Kriegervereine sind. Nun ist es doch auch weiter sehr möglich, daß ein kleiner Verein unter seiner kleinen Anzahl von Veteranen eine größere Anzahl von Hülfsbedürftigen besißtt, als ein größerer Verein. Es sind auch die Vermögensverhältnisse der einzelnen Vereine selbstverständlich sehr ver- schieden, sie richten sich nach dem Alter der einzelnen Vereine. So besitt ~ wie ich auch festgestellt habe — der Kampfgenossenverein ein Vermögen von ( 20 000, der Kriegerverein von 1870/71 ein solches von M 30 000, während z. B. der Kampfgenossenverein für Nusse und Umgebung, ein kleiner Verein mit 106 Mitgliedern, von denen 20 Veteranen sind, nur / 700 Vermögen hat. Es ist, glaube ich, richtig, daß kleinere Vereine nicht in der Lage sind, für ihre besonders be- dürftigen Veteranen so sorgen zu können, als wie dies ein größerer Verein zu tun imstande ist. Ich will davon aber absehen. Es könnte doch, wenn Sie den Verteilungsmodus des Senates annehmen, sich der Fall ergeben, daß gleich unterstütungs- berechtigte Veteranen deshalb ungleich hohe Summen erhielten, weil sie verschiedenen Vereinen angehören. Ebenso könnte der Fall eintreten, daß einzelne Veteranen von mehreren Vereinen Unterstützung §"):lten, weil : se gleichzeitig Ftzlied wehreer e sind. n 557 ö Verhandl. d. Bürgerschaft am 8. Oktober 1906. b m. gewisse Bitterkeit erzeugen. Das aber, meine ich, sollten wir in erster Linie vermeiden. Deshalb war mir außerordentlich sympathisch der Antrag, den Dr. Wittern im Bürgerausschuß gestellt hat, und ich bedaure ungeheuer, daß er sich veranlaßt gesehen hat, diesen Antrag heute nicht zu stellen. Ich erlaube mir, den ursprünglichen Antrag des Herrn Dr. Wittern, den er im Bürgerausschuß gestellt hat, wieder aufzunehmen. Er geht dahin, daß die Verteilung der ganzen Summe dem Kriegerverband Lübeck übertragen wird. Dadurch wird das erreicht, daß die einzelnen Vereine, welche sämtlich dem Kriegerverband Lübeck angehören, ihre Anträge bei dem Vorstande des Verbandes einreichen können. In dem Vorstande sind die meisten Vereine vertreten. Sollte das nicht sein, wäre der Kriegerverband in der Lage, eine Kom- mission ad hoc einsegen zu können, welche diese Anträge prüfte, eine Kommission, in welcher die Vorstände der sämtlichen hier befindlichen 17 Ver- eine vertreten wären. Dann haben wir die Ge- wißheit, daß alle Anträge nicht nur auf das sorg- fältigste geprüft, sondern daß auch bei keinem der verdienten Veteranen nachher das bittere Gefühl bestehen bleibt, er sei vor irgendeinem andern zurückgesetzt worden. Wortführer Dr. G ör z : Herr Thiel beantragt, den Senatsantrag folgendermaßen abzuändern: daß dem Kriegerverband Lübeck Æ 12000 zur Gewährung von Unterstützungen an bedürftige ehemalige Kriegsteilnehmer, die einem der in Lübeck bestehenden Kriegervereine angehören, über- wiesen und der Betrag auf Abschnitt XIII der Ausgabenseite des laufenden Staatsbudgets an- gewiesen werde. Senator Dr. Neumann : Ich muß zunächst der Auffassung des Herrn Vorredners widersprechen, als ob der Senat diese Spende von MÆ 12 000 dahin verstanden wissen wollte, daß sie als außer. ordentliche Beihülfe in diesem Jahre sofort zur Verteilung gelangen solle. Der Senat ist vielmehr der Ansicht, daß dieses Geld, wenn es den Unter- stützungskasssen der Vereine zugeführt wird, in viel zweckdienlicherer Weise dann, wenn einmal Not eintritt, verwendet werden kann (lebhaftes sehr richtig), mehr, als wenn heute ein Sondergeschenk verteilt wird, für welches vielleicht nicht in allen Fällen ein Bedürfnis vorliegt. Was die Zahlen anlangt, die von dem Herrn Vorredner über die vorhandenen Kriegsveteranen, soweit sie den Vereinen angehören, angegeben sind, so sind sie zurzeit nicht mehr zutreffend. Der Kampfgenossenverein hat heute nicht 176, sondern nur 163, der Kriegerverein von
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