diese Gabe unter die einzelnen Vereine zu verteilen.
Es sollen // 5000 dem Kriegerverein von 1870/71,
M 5000 dem Kampfgenossenverein und M 2000
dem Kriegerverbande zugewiesen werden. Die Ge-
samtstärke aller Kriegervereine in Lübeck beträgt nach
dem Geschäftsbericht des Kriegerverbandes für das
Jahr 1904/05 17 Vereine mit 2978 Mitgliedern.
Davon sind 66 Ehrenmitglieder und 2912 aktive
Mitglieder. Unter diesen 2978 Mitgliedern befinden
sich 499 Kriegsveteranen, und zwar entfallen auf den
Kampfgenossenverein 176, auf den Kriegerverein von
1870/71 179 und auf alle übrigen 15 Vereine 144
Veteranen. Wollte man diese Summe von / 12000 im
Verhältnis auf diese Gruppen verteilen, so würden rund
auf den Kampfgenossenverin M 4200, auf den
Kriegerverein von 1870/71 Æ 4300 und auf die
übrigen Vereine M 3500 entfallen. Ich bin aber
der Ansicht, daß, wenn man so rechnet, man falsch
rechnen würde. Denn es wird sich ergeben, daß die
Zahl der unterstützungsbedürftigen Veteranen, auf
die es allein ankommt, nicht immer proportional
ist zur Mitgliederzahl der einzelnen Vereine. Es
kommt auch noch hinzu, daß, wie sich aus der
Natur der Sache ergibt und wie es tatsächlich
der Fall ist ~ wofür ich Beweise habe , daß
viele einzelne Veteranen Mitglieder verschiedener
Kriegervereine sind. Nun ist es doch auch weiter
sehr möglich, daß ein kleiner Verein unter seiner
kleinen Anzahl von Veteranen eine größere Anzahl
von Hülfsbedürftigen besißtt, als ein größerer
Verein. Es sind auch die Vermögensverhältnisse
der einzelnen Vereine selbstverständlich sehr ver-
schieden, sie richten sich nach dem Alter der einzelnen
Vereine. So besitt ~ wie ich auch festgestellt
habe — der Kampfgenossenverein ein Vermögen
von ( 20 000, der Kriegerverein von 1870/71
ein solches von M 30 000, während z. B. der
Kampfgenossenverein für Nusse und Umgebung, ein
kleiner Verein mit 106 Mitgliedern, von denen
20 Veteranen sind, nur / 700 Vermögen hat.
Es ist, glaube ich, richtig, daß kleinere Vereine
nicht in der Lage sind, für ihre besonders be-
dürftigen Veteranen so sorgen zu können, als wie
dies ein größerer Verein zu tun imstande ist. Ich
will davon aber absehen. Es könnte doch, wenn
Sie den Verteilungsmodus des Senates annehmen,
sich der Fall ergeben, daß gleich unterstütungs-
berechtigte Veteranen deshalb ungleich hohe Summen
erhielten, weil sie verschiedenen Vereinen angehören.
Ebenso könnte der Fall eintreten, daß einzelne
Veteranen von mehreren Vereinen Unterstützung
§"):lten, weil : se gleichzeitig Ftzlied wehreer
e sind. n
557 ö Verhandl. d. Bürgerschaft am 8. Oktober 1906.
b m.
gewisse Bitterkeit erzeugen. Das aber, meine ich,
sollten wir in erster Linie vermeiden. Deshalb
war mir außerordentlich sympathisch der Antrag,
den Dr. Wittern im Bürgerausschuß gestellt hat,
und ich bedaure ungeheuer, daß er sich veranlaßt
gesehen hat, diesen Antrag heute nicht zu stellen.
Ich erlaube mir, den ursprünglichen Antrag des
Herrn Dr. Wittern, den er im Bürgerausschuß
gestellt hat, wieder aufzunehmen. Er geht dahin,
daß die Verteilung der ganzen Summe dem
Kriegerverband Lübeck übertragen wird. Dadurch
wird das erreicht, daß die einzelnen Vereine, welche
sämtlich dem Kriegerverband Lübeck angehören,
ihre Anträge bei dem Vorstande des Verbandes
einreichen können. In dem Vorstande sind die
meisten Vereine vertreten. Sollte das nicht sein,
wäre der Kriegerverband in der Lage, eine Kom-
mission ad hoc einsegen zu können, welche diese
Anträge prüfte, eine Kommission, in welcher die
Vorstände der sämtlichen hier befindlichen 17 Ver-
eine vertreten wären. Dann haben wir die Ge-
wißheit, daß alle Anträge nicht nur auf das sorg-
fältigste geprüft, sondern daß auch bei keinem der
verdienten Veteranen nachher das bittere Gefühl
bestehen bleibt, er sei vor irgendeinem andern
zurückgesetzt worden.
Wortführer Dr. G ör z : Herr Thiel beantragt,
den Senatsantrag folgendermaßen abzuändern:
daß dem Kriegerverband Lübeck Æ 12000 zur
Gewährung von Unterstützungen an bedürftige
ehemalige Kriegsteilnehmer, die einem der in
Lübeck bestehenden Kriegervereine angehören, über-
wiesen und der Betrag auf Abschnitt XIII der
Ausgabenseite des laufenden Staatsbudgets an-
gewiesen werde.
Senator Dr. Neumann : Ich muß zunächst
der Auffassung des Herrn Vorredners widersprechen,
als ob der Senat diese Spende von MÆ 12 000
dahin verstanden wissen wollte, daß sie als außer.
ordentliche Beihülfe in diesem Jahre sofort zur
Verteilung gelangen solle. Der Senat ist vielmehr
der Ansicht, daß dieses Geld, wenn es den Unter-
stützungskasssen der Vereine zugeführt wird, in viel
zweckdienlicherer Weise dann, wenn einmal Not
eintritt, verwendet werden kann (lebhaftes sehr
richtig), mehr, als wenn heute ein Sondergeschenk
verteilt wird, für welches vielleicht nicht in allen
Fällen ein Bedürfnis vorliegt. Was die Zahlen
anlangt, die von dem Herrn Vorredner über die
vorhandenen Kriegsveteranen, soweit sie den Vereinen
angehören, angegeben sind, so sind sie zurzeit nicht
mehr zutreffend. Der Kampfgenossenverein hat heute
nicht 176, sondern nur 163, der Kriegerverein von