Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

Tln > Straßen mangelhaft ist. Ich mußte der Bürgerschaft auch mitteilen, daß ich zwei Jahre vergebens damit zugebracht habe, im Bürgerausschuß zu bewirken, daß die Baudeputation diese Sache endlich macht. Das war im Frühling. Jetzt ist der Sommer ver- gangen, und wir stehen im Herbst. Es ist der Bau- deputation aber wiederum gar nicht eingefallen, in dieser Sache irgend etwas zu tun. Die Straßen sind noch ebenso bezeichnungslos oder ebenso schlecht bezeichnet, wie sie es gewesen sind. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich kann doch wohl nichts anderes sagen, als daß die Baudeputation in einigen Punkten ihrer Pflicht nicht nachtommt. Die Bau- deputation weiß vielleicht, daß im alten Rom einmal ein Mann lebte, der Cato hieß. Bei jeder Beratung in der Senatsversammlung sagte er zum Schluß die Worte: Im übrigen meine ich, Carthago muß zerstört werden. Ich werde jetzt in jeder Sitzung der Bürger- schaft das Wort nehmen, wo ich es bei einer Vor- lage nur kaun und zum Schluß die Worte gebrauchen: Im übrigen bitte ich den Herrn ständigen Senats. kommissar, darauf hinzuwirken, daß die Baudeputa- tion vom Senat angehalten wird, in bezug auf die Anbringung von Sttraßenbezeichnungen ihre Pflicht zu tun. A. Pape: Für den Zweck werden wir jedenfalls der Baudeputation heute gleich ein Automobil neben dem Motorboot bewilligen müssen. Denn es wird für die Herren notwendig sein, daß sie überall herumfahren können. Im übrigen bin ich der Meinung, daß Herr Köhn gut tun würde, in einem Ersuchen der Bürgerschast an den Senat zu sagen, daß der Senat die Neupflasterung weiterer verkehrs- reicher Straßen im Auge behalten möge. Die Hauptsache ist, daß das, was heute vorgeschlagen wird, so bald wie möglich unter Dach und Fach kommt. Wir wünschen alle, daß das Pflaster nach Möglichkeit verbessert wird, aber über die weiteren Straßen sind wir uns alle uneinig. Herr Kommerzien- rat Scharff hat eben die Ratzeburger Allee angeführt. Ich könnte beispielsweise die Dornestraße anführen. Die dient sehr viel dazu, um die sich schlangenartig hinziehende Moislinger Allee abzukürzen. Die Straße ist aber vollständig und ewig zerfahren. Ich möchte bitten, daß die Baudeputation sich auch diese Straße einmal ansieht. Allerdings würde sie, wenn sie dorthin mit einem Automobil käme, sich wohl fest- fahren. Sie ist jezt in einem derartigen Zustand, daß sie von Radfahrern überhaupt nicht benutzt werden kann, weder unten, wo sie gepflastert, noch oben, wo sie chausssiert ist. Es ist direkt lebens- gefährlich, auf dem Fußwege zu gehen; denn der wird natürlich von Radfahrern benutzt, und die |- 3(0 T~ ) {- Fußgänger wisssen nicht, wohin sie gehören. Es ist mir noch neulich passiert, daß ich angefahren bin. Es wäre Pflicht der Baudeputation, dafür zu sorgen, daß die Straße in einem solchen Zustande gehalten werde, daß man auch ungefährdet darauf gehen kann. Die Baudeputation ist dazu um so mehr verpflichtet, als die Bewohner zu den Lasten mit herangezogen werden. Sie wohnen im inneren Wege- bezirk und haben dieselben Abgaben zu bezahlen. Aber von den Segnungen erfahren sie nichts. Herrn Professor Dr. Baethcke gegenüber möchte ich be- merken, daß er jedenfalls auf das Wort schriftlich den Hauptwert gelegt hat. Ich wünsche nicht, daß den Bürgerausschußmitgliedern Verpflichtungen irgend- welcher Art auferlegt werden und daß ihnen, wie die Sache vor einiger Zeit im General-Anzeiger über die Theatergeschichte geschrieben worden ist, Schweigen über die Verhandlungen auferlegt wird. Ob das mündlich oder schriftlich oder durch Händedruck ge- schieht, ist mir einerlei. Aber geschehen ist etwas im Bürgerausschuß. Senator Heinr. Evers: Ich möchte kurz auf die Ausführungen von Herrn Dr. Ziehl eingehen. Wenn die Baudeputation eine solche Vorlage vor- bringt, war es unerläßlich, ganz genau sich ein Bild darüber zu machen, was gemacht werden solle. Das ist im Bericht vom 22. Dezember eingehend nach- PSM so:: daß die Sache in der Weise, wie jetzt, in Aussicht genommen ist, durchgeführt werden soll. Es werdeit dafür jedes Jahr Summen ins Budget eingestellt. Wollte man in jedem Jahre daran gehen, die Pläne nochmals durchzusehen, könnte mit einem Male alles wieder über den Haufen geworfen werden. Wenn Sie in der Ausführung des Antrages weiter gehen als die Vorlage der Baudeputation, kommen Sie mit den Mitteln überhaupt nicht aus. j Prof. Dr. Baethcke: Ich kann nur konstatieren, daß im Bürgerausschuß nichts geschehen ist, was die bisherigen Verhältnisse irgendwie geändert hat. Jm übrigen wollte ich nuch in bezug auf die Straßen bahn darauf hinweisen, daß für sie bezüglich der Cronsforder Allee jetzt schon die Verpflichtung vor liegt, wenn die Straße neu gepflastert wird, zu den Kosten beizutragen, weil die Bahn die Straße benuht. Zum Teil läuft sie aber auf dem Bankett entlang. Dasselbe ist ja auch in der Fackenburger Allee der Fall. Die Anregung von Herrn Köhn ging dahin, zu untersuchen, ob die Banketts beseitigt werden könnten, um die Fahrbahn im ganzen zu verbreitern. Wenn dies durchgeführt werden sollte, so müßte meiner Meinung nach die elektrische Bahn auch
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