Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

115 me che für 1de ho- IDN [n- Er rese Er- yen uld ist, ing ich: cig- zu es des vet. ing nes die so len ren die der iter zu ist ist. ehr nen der 19s- ein cher gen den, len, [ler- izen ens- nso chte ist fern ner. tisch ung in such der einzelnen Mitglieder. Leicht ist es, ein Lehrlings- heim zu gründen, schwer, sehr schwer aber, es weiter- zuführen, auf die Höhe zu bringen und auf derselben zu erhalten. Oft gleicht das Interesse der jungen Leute bei Eröffnung eines Heimes dem Strohfeuer und ist bald erloschen. Eine wirkliche Förderung von Mitgliedern, die nur durch besondere Veranstal- tungen angelockt und festgehalten werden können, ist fast ausgeschlossen; die jungen Leute müssen warm werden im Heim und mit tätig sein. Ein weiteres Haupterfordernis ist eine gute Organisation des Heimes. Damit sind nicht in erster Linie Satzung und Hausordnung gemeint, die gewiß gut und nüglich sind. Es ist vielmehr an die äußere Organisation gedacht, die eine gesicherte pekuniäre Grundlage bietet, und an die innere, die Vielseitigkeit und Gediegenheit in den Veranstaltungen gewährleistet. Alles muß ein einheitliches Gepräge tragen. Vor allem ist darauf zu achten, daß ein Heim nicht zum Tummelplatz von Parteien wird, oder in das Schlepptau einer solchen genommen wird. Das Heim soll über den Vereinen, Stenographie:Systemen und Parteien stehen, über den sozialen, politischen, konfessionellen, es soll ein einigendes Band für den gesamten Kaufmannsstand sein. Tendenziöse Ein- wirkung, in welcher Form sie auch geschehen möge, ist schädlich. Die Tätigkeit gilt hier dem werdenden Menschen, dem angehenden Kaufmann. Darum ist auch keine Scheidung nach Branchen, oder nach dem Begriff Groß- und Kleinkaufmann oder nach der Vorbildung angebracht. Freie und aufrechte Menschen, tüchtige Kaufleute sollen erzogen werden. . Darum ist auch die Handels kammer am besten ge- eignet, Trägerin des Lehrlingsheims zu sein. Sämtliche kaufmännische Vereine und die einzelnen Lehrherren können sich dann mit betätigen. Der Vorstand be- steht aus Mitgliedern der Handelskammer und der unterstützenden kaufmännischen Vereine. So ist es beispielweise in Braunschweig, wo die Lehrlinge auch zu den allgemein bildenden Vorträgen der be- treffenden kaufmännischen Vereine in kleiner Anzahl eingeladen werden. Die Lehrlinge selbst zahlen nichts zu der Unter- haltung des Heimes, wohl aber empfiehlt es sich, eine Art Reisekasse einzurichten, deren Mittel bei größeren Ausflügen, bei allgemeinen Feiern lediglich im Interesse der Lehrlinge verwandt werden. Eine Sache wird höher eingeschätt, wenn Fie auch ein kleines Opfer erfordert. Die Veranstaltungen müssen möglichst alle berechtigten Interessen der jungen Lehrlinge berück- sichtigen. Dabei hat sich die Einfügung von Turn- spielen, Turnmärschen und Ausflügen in den Sommer-Arbeitsplan als sehr vorteilhaft erwiesen. Die Turnspiele geben einen Mittelpunkt für die Veranstaltungen im Freien und bewirken einen gleichmäßigen Besuch auch in den Sommer- monaten. Das ist wichtig, weil sonst die Lehrlinge sich im Sommer dem Lehrlingsheim entfremden. Um stets über die Bedürfnisse und Interessen der Lehrlinge sich informieren zu können, empfiehlt es sich, die jungen Leute in möglichst weitgehendem Maße zur Selbstverwaltung heranzuziehen und einen Ausschuß zu bilden, der Wünsche über die Ausgestaltung des Heims dem Leiter gegenüber äußert und mit ihm bespricht. Auf diese Weise sind z. B. viele Veranstaltungen allmählich in den Arbeitsplan des Braunschweiger Lehrlingsheims auf- genommen worden. Wünschenswert ist es, daß neben einem großen Raume noch ein oder mehrere kleinere Zimmer zur Verfügung stehen, damit Abteilungen für verschiedene Zwecke gebildet werden können, z. B. eine Lesegruppe, Abteilungen für Handfertigkeit, Keulenschwingen u. dergl. Als Versammlungsort sind nach meiner Erfahrung die Räume einer soliden Gastwirtschaft geeigneter, ver- glichen mit einem Schullokal. Dieses behält immer einen kleinen Beigeschmack für die jungen Leute und läßt nicht die rechte Gemütlichkeit und Behaglichkeit aufkommen. Ich betone aber, daß es sich um eine solide Wirtschaft handeln muß, daß also nicht etwa in dem- selben Gebäude Spezialitäten oder regelmäßige öffentliche Tanzaufführungen stattfinden dürfen. Steht eine Kegelbahn oder ein Garten zur Verfügung, so ist das sehr vorteilhaft. Sekten wird das Heim in der Lage sein, ein eigenes Gebäude zu besitzen, immer aber ist für Ver- pflegungsmöglichkeit Vorsorge zu treffen. Vielleicht gelingt es hierorts, durch vereinte Arbeit und den Gemeinsinn königlicher Kaufleute einmal ein Kaufmannshaus als gesellschaftlichen und geistigen Mittelpunkt der gesamten Kaufmann: schaft zu schaffen. Möchte auch dieser Gedanke auf fruchtbaren Boden fallen. Die beste Zeit der Einrichtung eines Heims ist der Herbst. Ich möchte nun noch kurz auf einige Gefahren für eine gedeihliche Entwicklung des Heims aufmerksam machen. Es wurde schon betont, daß es leicht sei, ein Lehrlingsheim zu gründen, viel schwerer dagegen, es zu erhalten. Man strebe daher von vornherein nicht Augenblickserfolge an, schaffe nicht etwa nur Unterhaltungsstätten zum HZeitver- treib, zur Gewöhnung an verflachende Wirtshaus- und Klubssitten, sondern bedenke, daß die Aufgabe des Lehrlingsheims darin besteht, wahre Menschen- bildung zu fördern, die Berufsideale zu pflegen, Charaktere zu bilden, Gemeinsinn zu wecken, Unter-
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