Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

kosten hätten. Wenn die Vorlage des Senates an- genommen würde, würde es in die Hand des Polizei- amtes gelegt werden, darüber zu urteilen, wer M 30, A 60, t 100 und M 300 bezahlen solle. Ich möchte aus diesem Grunde schon bitten, die Senats- vorlage abzulehnen. Durch das, was die Kommission vorschlägt, wird etwas ganz Bestimmtes und Genaues fiheßen Jerrtett. trkeatent, Gun Vr ctes allgemeine Gewerbesteuer eingeführt wird, sollte unsererseits nur eine Andeutung sein. Ich bitte Sie, dem nicht Folge zu geben, was Herr Senator Kulen- kamp Ihnen vorschlug, die Senatsvorlage anzunehmen, sondern ich bitte Sie dringend, sie abzulehnen. Ich kann Ihnen, weil ich in der Lage bin, mich damit beschäftigen zu können, sagen, daß, wenn der 15. Januar herankommt und die M 30 Gewerbe- steuer bezahlt werden Follen, viele Wirte in Lübeck dazu nicht in der Lage sind. Sie haben diese M 30 einfach nicht, und wenn sie sie haben, so gehören sie ihnen nicht, sondern dem Lieferanten, oder es ist der Betrag, den er am Tage vorher eingenommen hat. Sie sind nicht in der Lage, MM 30 bezahlen zu können, viel weniger noch mehr oder gar ./ 300. Es gibt tatsächlich viele Wirte in Lübeck, denen es nicht möglich ist, diese . 30 bezahlen zu können. Senator Eschenburg: Auch ich möchte betonen, daß die Vorlage der Kommission für den Senat unannehmbar ist, weil von vornherein der Zweck der Vorlage gewesen ist, der Staatskasse mehr Mittel zuzuführen. Das würde nicht allein vereitelt, sondern die Vorlage der Kommission würde höchst wahr- scheinlich eine Mindereinnahme im Gefolge haben. Mit Mindereinnahmen dürfen wir aber jezt nicht ts das erlauben unsere finanziellen Verhält- nisse nicht. Dr. v. Brocken: Herr Senator Kulenkamp ist von einer nicht zutreffenden Voraussezung ausge- gangen. Die Kommission hat allerdings allerlei Einzelbesstimmungen vorgeschlagen, wie sie sich un- gefähr diese Vorlage als annehmbares Gesetz für die Gewerbesteuer der Gastwirte denkt. Sie will aber nicht der Bürgerschaft vorschlagen, die Ablehnung der Senatsvorlage zu beschweren mit dem Ersuchen an den Senat, auf dieser Basis ein neues Gesetz zu schaffen. Sie hat ihre Vorschläge nicht über- schätt in der Weise, wie Herr Senator Kulenkamp es daraus entnommen hat. Die Kommission ist von dem leitenden Prinzip ausgegangen, Gerechtigkeit in der Verteilung der Gewerbesteuer der Gastwirte herbeizuführen. Diese gerechte Verteilung, die Ent- lastung der ganz kleinen Betriebe und die starke progressive Heranziehung der großen gewinnbringenden Retriebe wollten wir durch unsere Vorschläge er- 4 .GG » reichen. Die Vorschläge der Senatsvorlage sind nach unserer Meinung grundsätzlich verfehlt. Wir sind der Meinung, daß von diesem höchsten steuer- technischen Gesichtspunkt der Steuergesetz gebung aus die Senatsvorlage nicht zu gebrauchen ist. Wir hielten es aber für unsere Pflicht, nicht einfach die Ablehnung der Vorlage zu empfehlen, sondern auch, statt uns mit großen Worten und großzügigen Redensarten aus der Affäre zu ziehen, klipp und fla: zu sagen, wie wir uns die Sache gedacht aben. Es mag das geringen Wert haben, das ist denk- bar, aber unser Prinzip kommt in diesem Vorschlage zur klaren Anwendung. Man kann die Einzelheiten, die Herr Senator Kulenkamp dagegen anführte, als durchaus zutreffend nicht ansehen. Er sagte u. a., wie sollen die Grundlagen ermittelt werden des Sondereinkommens aus den Betrieben ? Indessen handelt es sich um Abstufungen von l 5000 zu . 5000. Die Kommission will ferner dieses Ein- kommen ermitteln durch Fachleute ihres Berufskreises. Sollten die nicht ungefähr bis auf die Grenze von t 5000 ermitteln können, wie hoch das richtige Einkommen aus diesem Betriebe ist ? Aber auch wenn man solche Unterlagen nicht schaffen könnte, wie sollte denn nach der Senatsvorlage des Polizei- amt ermitteln, in welche Klasse die einzelnen Betriebe gehören? Da müssen, sollte man meinen, dieselben Grundlagen der Senatsvorlage vorgeschwebt haben, ich wüßte wenigstens nicht zu sagen, nach welchem andern Prinzip verfahren werden soll bei der Feststellung der Klassen. Aber das sind Details. Eigentlich hat es gar kein großes Interesse, daß ich Sie damit aufhalte. Wir haben unser Bestes tun wollen, und namentlich Herr Windel hat sich sehr viel Mühe gegeben. Daß die Senatsvorlage sich gegenüber diesen Gegenvorschlägen Freunde erwirbt, halte ich für ausgeschlossen. Ich kann nur wieder- holen, diese Klasseneinteilung, die übrigens zulegt von .# 100 gleich auf \ 300 sprang, die jedes erfolgreiche Anhören des Steuerpflichtigen von vorn- herein ausschließt, ist als eine den Zeitverhältnissen entsprechende Belastung der Gastwirte nicht zu billigen. Senator Kulenkamp: Ich bin keineswegs von der falschen Voraussegung ausgegangen, daß die Kommission formell ein Ersuchen an den Senat be- antragt hätte. Aber wozu macht denn die Kommission ihre Vorschläge? Doch nur zu dem Zwecke, dami die Bürgerschaft sich mit ihren Vorschlägen ein- verstanden erklärt. Ob daraus dann ein formelles Ersuchen wird oder nicht, ist ziemlich. gleichgülti Ich mag mich in der Beziehung unrichtig ausgedrü haben. Ich möchte aber vermeiden, daß die But: schaft ihre Zustimmung zu den Vorschlägen de
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.