Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

Wintermonaten in Benutzung genommen. Dann aber brauchen wir zehn Meter Fahrbreite. Ein der- artiger Verkehr ist mit einer Straßenbreite von sechs Metern nicht zu bewältigen. Ich finde, die Bau- deputation hätte sich sehr wohl die Unterlage ver- schaffen können, um zu wissen, um wieviel Fuhr- werke der Verkehr zunehmen wird. Das ist jetzt auf der Bahn durch Zählung der Fuhrwerke seitens der Polizei leicht festzustelen. Ich bin fest überzeugt, daß es viele hunderte, wenn nicht gar tausende Fuhr- werke und mehr sind, die alle auf diesen Engpaß an- gewiesen sind, auf einen Weg, der wirklich lächerlich eng ist. Ich bitte Sie, sich das einmal anzusehen. Bisher war allerdings der Verkehr dort nicht sehr groß, immerhin ist für die dort verkehrenden besonders schweren und großen Wagen eine Fahrdammbreite von sechs Metern schon heute außerordentlich wenig; kommen noch einige hundert Fuhren dazu, müssen wir zweifellos zehn Meter haben, falls Unfälle nicht zur Tagesordnung gehören sollen! Ich verstehe nicht, wie das die Baudeputation als berufene Be- hörde nicht rechtzeitig hat einsehen und Verhältnisse schaffen können, welche dem Verkehr die notwendige Sicherheit und Ordnung für alle Fälle garantieren. Senator Heinr. Evers: Schaffen kann man alles. Man kann die Straße jetzt vollständig neu herstellen und im nächsten Jahre wieder aufreißen. Das kann man, ober das kostet sehr viel Geld, und wir müssen sparsam sein. Ich möchte nur eins sagen. Darüber sind wir vollkommen klar, daß zum Herbst dieses Jahres der neue Bahnhof noch nicht in Be- trieb genommen werden kann, auch nicht der Güter- bahnhof, sondern erst zum Frühjahr des nächsten Jahres. Es kann der Fall eintreten, daß diese Straße während eines halben Jahres für den größeren Verkehr nicht bequem ist. Genügen wird sie jedenfalls. Aber wegen dieses halben Jahres darf man sich keine doppelten Kosten machen. Ich mache nochmals darauf aufmerksam, daß die ganze Straße infolge der veränderten Niveauverhältnisse durch die Puppenbrücke vollständig neu hergestellt werden muß, um den Anschluß der Puppenbrücke zu gewinnen. . Dr. Wi < m a n n: Dann bedaure ich, daß die Niveauverhältnisse nicht eher festgestellt worden sind; dieselben sind doch seit langem bekannt! Nun wird man erst Straßensperrungen beginnen lassen, wenn der Verkehr die Straßen bis zur Grenze der Leistungs- fähigkeit gefüllt hat. Ich gebe zu, daß augenblicklich der Verkehr noch gering ist, aber die schweren Möbel- wagen, Petroleum. und Holzwagen beanspruchen schon jeßt häufig genug größere Straßenbreiten. Es ist unverantwortlich, die Straße zu verengen, wo man doch häufig Kollisionen gesehen hat, wo sogar nach einem hiesigen Zeitungsblatt unsere Feuerwehr Z8! ) 7Ñ T J Verhandl. d. Bürgerschaft am 16. Juli 1906. infolge der starken Kurve gestrandet ist und jedenfalls nicht so schnell hat zur Stelle sein können, wie es sonst der Fall und zu wünschen gewesen wäre; jeden- falls würde der jezt noch spärliche Verkehr sich leichter über provisorische Rampen bewegt haben, als der spätere Massenvertehr über gesperrte Straßenzüge. Senator Heinr. Evers: Die Feuerwehr ist daran nicht gestrandet, sondern sie hat damals Havarie gehabt, weil die Schienen der Straßenbahn an dieser Stelle etwas höher lagen. Das lag aber nicht am Platze. Man muß von zwei Übeln immer das kleinere wählen. Wenn man das ausführte, was Herr Dr. Wichmann wünschte, daß man nämlich den definitiven Zustand der Straße jetzt möglichst herstellte und einen provisorischen Übergang zur Puppenbrücke, hätte die Bevölkerung recht, darüber zu schreien, denn dann hätten wir Übelsstände, die im Interesse des Verkehrs gar nicht zu verantworten wären. (Sehr richtig.) Peters: Die Zustände am Stadtgraben sind schlecht und nicht zu schwarz gemalt. Aber sie treffen nicht allein für den Stadtgraben zu, sondern leider Gottes auch für die Strecke von der Struck. fähre bis zur Einssiedelfähre. Man braucht gar nicht heißes Wetter zu haben, um die Wohlgerüche zu empfinden, die dort dem Wasser entsteigen. Ich kann Herrn Dr. Wichmann jedoch darin nicht ganz recht geben, daß die Arbeiten an der neuen Holsten. brücke zu langsam gefördert würden. Wer ähnliche Arbeiten zu beurteilen vermag, weiß, wie schwer es ist, die Pfähle in den zähen Ton einzurammen. Es sind Arbeiten, die sich nur langsam ausführen lassen. Was den Graben anlangt, der die Wasserverbindung von hüben und drüben schaffen soll, so nützt er allerdings nicht viel. Er liegt heute beinahe wieder trocken. Wäre er tiefer, so würde er aber auch nichts nützen. Daß das Siel, welches angestrebt wird, um das Wasser durchzuführen, Abhülfe schaffen wird, glaube ich auch nicht, da es bei dem geringen Ge- fälle des Stadtgrabens an Strom ganz fehlt. Das Übel liegt tiefer. Es sind alle die Kloakensiele, die hier eingemündet werden. Auf die Dauer wird sich das in der bisherigen Weisse nicht fortführen lassen. Wir selbst haben in letter Zeit von neuem dazu beigetragen durch die demnächstige Einführung der Abgänge der Schweinemastanstalt. Ich bin der Überzeugung, daß wir auf die Dauer die ganzen Schmutabwässser nicht einführen können, wir werden zu den schlimmsten Epidemien kommen. Der Senatsantrag wird hierauf unverändert an- genommen. Der sechste Senatsantrag wird debattelos ge! nehmigt.
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