Wintermonaten in Benutzung genommen. Dann
aber brauchen wir zehn Meter Fahrbreite. Ein der-
artiger Verkehr ist mit einer Straßenbreite von sechs
Metern nicht zu bewältigen. Ich finde, die Bau-
deputation hätte sich sehr wohl die Unterlage ver-
schaffen können, um zu wissen, um wieviel Fuhr-
werke der Verkehr zunehmen wird. Das ist jetzt auf
der Bahn durch Zählung der Fuhrwerke seitens der
Polizei leicht festzustelen. Ich bin fest überzeugt,
daß es viele hunderte, wenn nicht gar tausende Fuhr-
werke und mehr sind, die alle auf diesen Engpaß an-
gewiesen sind, auf einen Weg, der wirklich lächerlich
eng ist. Ich bitte Sie, sich das einmal anzusehen.
Bisher war allerdings der Verkehr dort nicht sehr
groß, immerhin ist für die dort verkehrenden besonders
schweren und großen Wagen eine Fahrdammbreite
von sechs Metern schon heute außerordentlich wenig;
kommen noch einige hundert Fuhren dazu, müssen
wir zweifellos zehn Meter haben, falls Unfälle nicht
zur Tagesordnung gehören sollen! Ich verstehe
nicht, wie das die Baudeputation als berufene Be-
hörde nicht rechtzeitig hat einsehen und Verhältnisse
schaffen können, welche dem Verkehr die notwendige
Sicherheit und Ordnung für alle Fälle garantieren.
Senator Heinr. Evers: Schaffen kann man
alles. Man kann die Straße jetzt vollständig neu
herstellen und im nächsten Jahre wieder aufreißen.
Das kann man, ober das kostet sehr viel Geld, und
wir müssen sparsam sein. Ich möchte nur eins sagen.
Darüber sind wir vollkommen klar, daß zum Herbst
dieses Jahres der neue Bahnhof noch nicht in Be-
trieb genommen werden kann, auch nicht der Güter-
bahnhof, sondern erst zum Frühjahr des nächsten
Jahres. Es kann der Fall eintreten, daß diese
Straße während eines halben Jahres für den
größeren Verkehr nicht bequem ist. Genügen wird
sie jedenfalls. Aber wegen dieses halben Jahres darf
man sich keine doppelten Kosten machen. Ich mache
nochmals darauf aufmerksam, daß die ganze Straße
infolge der veränderten Niveauverhältnisse durch die
Puppenbrücke vollständig neu hergestellt werden muß,
um den Anschluß der Puppenbrücke zu gewinnen. .
Dr. Wi < m a n n: Dann bedaure ich, daß die
Niveauverhältnisse nicht eher festgestellt worden sind;
dieselben sind doch seit langem bekannt! Nun wird
man erst Straßensperrungen beginnen lassen, wenn der
Verkehr die Straßen bis zur Grenze der Leistungs-
fähigkeit gefüllt hat. Ich gebe zu, daß augenblicklich
der Verkehr noch gering ist, aber die schweren Möbel-
wagen, Petroleum. und Holzwagen beanspruchen
schon jeßt häufig genug größere Straßenbreiten. Es
ist unverantwortlich, die Straße zu verengen, wo
man doch häufig Kollisionen gesehen hat, wo sogar
nach einem hiesigen Zeitungsblatt unsere Feuerwehr
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Verhandl. d. Bürgerschaft am 16. Juli 1906.
infolge der starken Kurve gestrandet ist und jedenfalls
nicht so schnell hat zur Stelle sein können, wie es
sonst der Fall und zu wünschen gewesen wäre; jeden-
falls würde der jezt noch spärliche Verkehr sich
leichter über provisorische Rampen bewegt haben, als
der spätere Massenvertehr über gesperrte Straßenzüge.
Senator Heinr. Evers: Die Feuerwehr ist
daran nicht gestrandet, sondern sie hat damals
Havarie gehabt, weil die Schienen der Straßenbahn
an dieser Stelle etwas höher lagen. Das lag aber
nicht am Platze. Man muß von zwei Übeln immer
das kleinere wählen. Wenn man das ausführte,
was Herr Dr. Wichmann wünschte, daß man nämlich
den definitiven Zustand der Straße jetzt möglichst
herstellte und einen provisorischen Übergang zur
Puppenbrücke, hätte die Bevölkerung recht, darüber
zu schreien, denn dann hätten wir Übelsstände, die
im Interesse des Verkehrs gar nicht zu verantworten
wären. (Sehr richtig.)
Peters: Die Zustände am Stadtgraben sind
schlecht und nicht zu schwarz gemalt. Aber sie
treffen nicht allein für den Stadtgraben zu, sondern
leider Gottes auch für die Strecke von der Struck.
fähre bis zur Einssiedelfähre. Man braucht gar
nicht heißes Wetter zu haben, um die Wohlgerüche
zu empfinden, die dort dem Wasser entsteigen. Ich
kann Herrn Dr. Wichmann jedoch darin nicht ganz
recht geben, daß die Arbeiten an der neuen Holsten.
brücke zu langsam gefördert würden. Wer ähnliche
Arbeiten zu beurteilen vermag, weiß, wie schwer es
ist, die Pfähle in den zähen Ton einzurammen. Es
sind Arbeiten, die sich nur langsam ausführen lassen.
Was den Graben anlangt, der die Wasserverbindung
von hüben und drüben schaffen soll, so nützt er
allerdings nicht viel. Er liegt heute beinahe wieder
trocken. Wäre er tiefer, so würde er aber auch nichts
nützen. Daß das Siel, welches angestrebt wird, um
das Wasser durchzuführen, Abhülfe schaffen wird,
glaube ich auch nicht, da es bei dem geringen Ge-
fälle des Stadtgrabens an Strom ganz fehlt. Das
Übel liegt tiefer. Es sind alle die Kloakensiele,
die hier eingemündet werden. Auf die Dauer wird
sich das in der bisherigen Weisse nicht fortführen
lassen. Wir selbst haben in letter Zeit von neuem
dazu beigetragen durch die demnächstige Einführung
der Abgänge der Schweinemastanstalt. Ich bin der
Überzeugung, daß wir auf die Dauer die ganzen
Schmutabwässser nicht einführen können, wir werden
zu den schlimmsten Epidemien kommen.
Der Senatsantrag wird hierauf unverändert an-
genommen.
Der sechste Senatsantrag wird debattelos ge!
nehmigt.