Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

101 mit elle, iach- uen. die mit iung wo arin und lernt ürcn- zeren ;tille 1de. um- und t ge- nzel- oßen O r ge Aber r: Fie mten f 1 im t die men. Vesen erall und erten. essene Auf- ) der Unge- erufs- i be- agen. andes form- vesen, gung, von z die ] der Y en im kteren jrende daher Vere- Jeder einzelne muß suchen, sich selbst zu erkennen und der Gesamtheit das zu leisten, was nur er durch seine Eigenart leisten kann. Darin liegt ein hohes Recht der Persönlichkeit, aber auch eine ernste Pflicht. Dem entspricht auch die viel- fach erhobene Forderung, daß die äußere Sitte mehr als bisher der Ausdruck des innern deutschen Wesens sein möchte. Man vermißt auch wohl die Einfachheit in der Lebensauffassung und -führung, sowie die Begeisterung für ideale Güter des Lebens. Soll da Wandel geschaffen werden, so muß bei der Jugend begonnen werden. Dabei ist das so- genannte nachschulpflichtige Alter vom 14.020. Jahre von besonderer Bedeutung. In erziehlicher Hinsicht zeigt sich hier eine bedenk- liche Lücke. Der plötzliche Übergang von der straffen Schulzucht und der elterlichen Aufsicht in die freien Verhältnisse des Erwerbslebens ist für manchen jungen Mann nicht heilsan und müßte durch ent- sprechende Veranstaltungen gemildert werden. Dabei dürfen wir nicht alles vom Staate erwarten. Mehr als bisher muß durch praktische, freie Mitarbeit vieler die Verantwortlichkeit für die staatlichen Verhältnisse geweckt werden und ein gesunder Staatsgedanke im Volke Wurzel fassen. Dazu gehört, daß schon die Jugend lernt, in einem größern Ganzen freiwillig ich unterzuordnen und für das Ganze selbstlos zu arbeiten. . Auf diese Ziele der allgemeinen Menschenbildung, hineingestellt in die besonderen Aufgaben des Berufes, mithin auf Weckung von allgemeinen Menschheits- und besonderen Standesidealen sind auch die erzieh- lichen Veranstaltungen für junge Kaufleute im kauf- männischen Lehrlingsheim abzustimmen. Noch heute gilt es, die Kaufmannsehre, die ihre Grundlagen in der Pflege von Treu und Glauben hat, hoch- zuhalten, den Kaufmann als Kulturbringer und „förderer für seine Aufgaben auszurüsten. N. Einrichtung kaufmännischer Lehrlings- heime. Von vornherein möchte ich darauf hinwei- sen, daß es sich bei Einrichtung eines kaufmännischen Lehrlingsheims nur um sonn- und festtägliche Ver- sfz(tnss huhn M w. b pttcu!ut: einige Illustrationen aus der praktischen Tätigkeit im kaufmännischen Lehrlingsheim zu bieten, auf ge- wisse Klippen bei der Leitung von Lehrlingsheimen hinzuweisen, manche wichtige Erfordernisse noch be- sonders zu unterstreichen und vor allem dazu an- zuregen, daß der gute Gedanke der Gründung von Lehrlingsheimen, für den ich Sie gewinnen und breitet möchte, auch in rechter Weise in die Tat nat ">. . tulutigteit kaufmännischer Lehr- lingsheime herrscht kaum noch ein Zweifel. Ich verweise dabei nur auf die gänzlich veränderten Lehrlingsverhältnisse. Das patriarchalische Ver- hältnis zwischen Lehrherr und Lehrling ist geschwun- den. Der Lehrling wohnt in den Großstädten nicht mehr bei seinem Prinzipal, die Auswärtigen teil- weise sogar im Logis bei fremden Leuten. Auch hier in Lübeck trisft das zu. Etwa ein Fünftel der kaufmännischen Lehrlinge sind Auswärtige; im Groß- handel ist das Verhältnis nach einer Statistik gün- stiger (ein Siebentel), im Kleinhandel beträgt die Zahl der Auswärtigen ein Drittel der Gesamtzahl. Eine 3.4" [;) set tuth R fehlt dem Prinzipal oftmals die Zeit und Lust oder auch die Fähigkeit dazu. Ich verweise ferner auf die sonntägliche Frei- zeit, die ~ unrichtig angewandt durch Besuch von Wirtschaften, Spezialitäten, Tanzkränzchen, Bildung von Vereinen, Verbindungen und dergleichen ~ eine bleibende Ursache nicht nur für mangelhafte Leistun- gen im Geschäft, sondern auch zu übergroßen Geld- ausgaben und zu Veruntreuungen bilden kann. Die jungen unerfahrenen Leute sind sich dabei der vollen Tragweite ihres Tuns meist nicht bewußt. Sie wissen nicht, wo und wie sie ihre sonntäglich freie Zeit nützlich und angemessen verwenden sollen. Der Verkehr mit moralisch verdorbenen älteren Lehrlingen ist sehr oft der Grund für den eigenen sittlichen und gesellschaftlichen Schiffbruch. Hier kann das Lehrlingsheim helfend eingreifen. Die Einrichtung liegt somit im wohlverstandenen Inter- esse des Lehrherrn, dem damit zwar seine morali- sche Verpflichtung, den Lehrling zu einem tüchtigen, charaktervollen und ehrlichen Kaufmann heranzubil- den, nicht abgenommen wird, dem aber daraus eine wesentliche Unterstützung erwächst. Den Eltern der Lehrlinge wird durch das Lehr- lingsheim eine schwere Sorge vom Herzen genommen, denn oftmals sind vorsichtige Eltern nur deshalb gegen das Ergreifen des Kaufmannsberufes von seiten ihrer Söhne, weil sie mit Recht die größeren Gefahren für die Charakterentwicklung und für die Redlichkeit des Sohnes wohl erkennen und fürchten. Oft erfahren die Eltern, insbesondere die auswärts wohnenden, viel zu spät von dem Tun und Treiben des Sohnes, und die ganze Kette von Vorgängen, die der Tatsache des endlichen Fehltrittes vorauf- gegangen und in ursächlichem Zusammenhange damit steht, bleibt ihnen leider meist verborgen. Ich erinnere hier nur an die mannigfachen Versuchungen und Gefahren, die mit der Führung der Portokasse durch den Kaufmannslehrling verbunden sind. Die Ver- hältnisse des gesamten Handels sind auf Vertrauen ~ Kredit, Treu und Glauben ~ aufgebaut, da muß die Kaufmannsehre auch beim Lehrling früh geweckt
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