Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

rüche, wie sie Herr Peters für die Nachbarschaft, sogar für die ziemlich weit entfernte, fürchtet, nicht entstehen. Wir berufen uns dafür auch auf die Praxis. Es ist wohl nicht allen bekannt, daß wir schon über 1000 Schweine dort gehabt haben, und niemals ist irgendeine Klage von der Nachbarschaft gekommen. Jett wird die Sache noch sehr viel sorg- fältiger behandelt werden. Sie können in der Be- ziehung beruhigt sein. Es ist mir die ganze Ein- richtung so verlockend geschildert, daß ich fast noch mehr mitteilen möchte, aber das Gesagte mag genügen. Die Tiere liegen in der Anstalt gar nicht am Boden, sondern sie erhalten die schönsten Pritschen; auf ihnen liegen sie sauber und köstlich und fühlen sich behaglich und glücklich. (Heiterkeit.) Nun ist gesagt, es könnte durch die Exkremente der Schweine eine schädliche Verunreinigung des Wassers stattfinden. Das ist von den Sach- verständigen bestritten worden, und es kann auch wohl nicht ernstlich behauptet werden. Seuchen, die auf Menschen übertragbar wären, kommen bei Schweinen nicht vor, es ist wenigstens bis jezt nicht beobachtet; die Exkremente dieser Tiere können un- bedenklich in den Flußlauf geleitet werden. Es bringt das jedenfalls weniger Gefahr mit sich als die Zuführung der Exkremente von Menschen. Von der Desinfizierung habe ich schon gesprochen. Was die Milch betrifft, die in der Quarantäne- anstalt für Rinder erzielt wird, so handelt es sich um ein recht stattliches Quantum. Die Zahlen, die Herr Fust ihnen gegeben hat, sind richtig. Wir haben Tage gehabt, wo 800 Rinder in der Quarantäneanstalt gestanden haben. Im letten Jahre haben wir 10 247 Stück dort gehabt. Da die Tiere zehn Tage in Quarantäne stehen, so wurden durchschnittlich täglich 280 Stück unter- gebracht, und zwar nicht, wie Herr Meincke im Bürgerausschuß meinte, meistens Bullen (Heiterkeit), sondern fast lauter Kühe. Der Höchstbestand dieses Jahres war am 2. März zu verzeichnen mit 719 Rindern. Das tägliche Milchquantum beträgt 150 bis 200 Liter. Die Milch wird regelmäßig gekocht; wenn also wirklich schlimme Keime darin sind, wird jede Gefahr hierdurch beseitigt. Finden Sie es nun nicht natürlich, daß bei diesen Ver- hältnissen die Schlachthaussektion zu dem Ergebnis gekommen ist, die Einrichtung zu empfehlen, um mit Aufwendung von nur f 10 000 einen voraus. sichtlich stattlichen Gewinn zu erzielen? Ich will Ui "eck vic 'sejalturq bee Fehprcst fe würde. Wir müssen aber einfach in der Verwaltungs- behörde jede gute Gelegenheit beim Schopfe nehmen, um Geld zu verdienen. Das ist unsere verdammte 35 Verhandl. d. Bürgerschaft am 18. Juni 1906. Pflicht und Schuldigkeit. Den Steuerzahlern kann es nur angenehm sein, wenn es so gelingt, vielleicht " halben Einheitsshaß weniger nehmen zu önnen. Nun könnte man sagen, die ganze Sache ist bedenklich, weil die Anstalt in nicht ferner Zeit verlegt werden muß. Abgesehen davon, daß dieser Plan noch in sehr weitem Felde liegt, würde eine Verlegung der Mästerei keine besonderen Kosten machen. Der Voranschlag ist sorgfältig aufgestellt. Sollte der Versuch fehlschlagen, haben wir schwerlich großen Verlust. Dann wird die Sache einfach realisiert, und wir hören mit der Schweinemast auf. Da sowohl die Landwirtschaftskammer als auch die Dbermeister der Schlachterinnung, auch manche Land- leute, mit denen wir gesprochen haben, einstimmig den Senatsantrag empfehlen, möchte ich Sie doch bitten, über die hier geäußerten Bedenken hinweg- zugehen und uns zu gestatten, den Versuch zu machen. Hoffentlich können wir bei der nächsten Abrechnung sagen: Es war kein Fehlschlag. Thiele: Ich bin entschieden gegen den Senatsantrag. Nach meiner Überzeugung ist der Staat nicht dazu da, den Privatleuten Konkurrenz zu machen. Vom Senatstisch wird gesagt, die Ver- waltungsbehörde müsse alles heraussuchen, womit Geld zu verdienen sei. Man darf aber den Bürgern doch nicht Konkurrenz machen. Wir sollen auch Steuern aufbringen, und wohin soll das führen ! Ich muß meine Verwunderung darüber aussprechen, daß auch Herr Fust für den Senatsantrag ist. Ich habe sehr viele Schlachtermeister gesprochen, die waren aber alle dagegen.. Herr Fust sagte, wenn die Geschichte nicht gehe, könnte die Einrichtung wieder fortkommen. Ja, die Einrichtung kostet aber doch Geld, und das ist dann doch fortgeworfen. [G “ Kfpr Mets rst s Ut Es UR: 32. Das ist viel zu niedrig. Ich weiß, daß der Kornhändler Peters in Neustadt in Holstein seine große Schweinezucht aufgegeben hat, weil er nichts dabei verdiente. Für einen Landmann, der Mitglied einer Genossenschaftsmeierei ist, rentiert sich die Schweinezucht vielleicht, weil er alle Abfälle kostenlos zurückbekommt, so aber niemals. Ich möchte noch bemerken, daß augenblicklich ganz Deutschland ver- seucht ist (Heiterkeit) und auch hier Seuchen heute oder morgen auftreten können. Dann müssen wir vier bis fünf Jahre arbeiten, um den Schaden wieder herauszuwirtschaften. Ich möchte vor allem, daß darauf geachtet wird, daß bei der Verteilung von Futter usw. für die Tiere, die da stehen, gute Ware genommen wird. Vielfach wird geklagt, daß die Tiere das Korn und die Gerste, die verfüttert
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