Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

L. UI das Hochofenwerk sich gesagt hat, daß durch die ewigen Unruhen in den lübeckischen Arbeiterkreisen die Lübecker überhaupt nicht berücksichtigt werden könnten. (Lebhaftes sehr richtig.) Das kann ich natürlich nicht beurteilen. Wissell: Wenn Sie meinen, daß das, was Herr Glasau ausführte, Sie sichern würde, daß Streitigkeiten zwischen den Arbeitgebern und Arbeit- nehmern nicht eintreten könnten, irren Sie sich. Wenn die Leute auch polnisch sprechen, ist an sie doch heranzukommen, und man könnte mit ihnen schon besprechen, was eventuell besprochen werden [): Vc rr'uttt.dcr S SD e: uzuführen wären. Die Maurer, die von Ober- Äüiefien gekommen, sind alle ohne Ausnahme im Verband. Doch das nur nebenbei, das hat mit der Sache an und für sich nichts zu tun. Die Ar- beiten, um die es sich hier handelt, sind von dem Herrn Spezialkommissar des Senates für ganz gering geschätt worden, während Herr Heinrich Thiel sie nach Hunderttausenden berechnet. Ich weiß nicht, wie eine so konträre Auffassung entstehen kann. Bei dieser Sache sollten wir darauf bjivges, daß das, was die Unternehmer hier mit ihren Arbeitern vereinbart haben, auch gehalten wird. Selbstver- ständlich nicht nur im Interesse der Meister, sondern auch im Interesse der Arbeiter, die dadurch gegen eine Herabdrückung ihrer Lebenshaltung geschütt werden. Ich meine, es ist die Aufgabe des Staates, wenn ein Gewerbe Vereinbarungen getroffen hat, diese auch nach Möglichkeit zu stützen zu suchen. Der Staat hat sogar eine Behörde eingesett, die bei Streitfällen nach Möglichkeit eine Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern herbei- führen soll, und hier weigert sich der Staat, die ge- troffenen Vereinbarungen nach Möglichkeit zu stützen und ihnen Rückhalt zu geben. Nun ist hier auf die Zustände beim Hochofenwerk hingewiesen. Sie kennen sie offenbar gar nicht, Herr Heinrich Thiel, b;) frves Sie nicht so abwehrend die Hand ütteln. y Ich habe gesehen, wie die Frauen von der Arbeit kommend, in kleinen, vielleicht in Ihrer Fabrik hergestellten Blechgefäßen Hände und Gesicht §rktita at teptVactes cher cef her bietet Männer und Frauen nebeneinanderliegen. Solche Zustände sind beschämend, und weil uns zum Be- wußtsein gekommen ist, daß es sich um einen Betrieb handelt, an dem der Staat finanziell beteiligt ist, ist es nur logisch zu beantragen, daß der Staat bei Vergebung irgendwelcher Arbeiten den Unternehmern § 192 d i e Lohn- und Arbeitsbedingungen vorschreibt, die h i er zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ver- einbart sind. Wir persönlich sind an der Sache so wenig interessiert, wie Sie auch daran interessiert sind. Aber im Interesse Lübecks und im Interesse der Arbeiterschaft halten wir es für richtig, daß auch das Prinzip hier zur Einführung kommt, das in Dutzenden von anderen Städten längst als Grund. satz anerkannt worden ist und als Selbsstverständlichkeit gilt. Man sollte meinen, daß ein solcher Widerstand wie hier bei einer solchen Sache gar nicht im ent: ferntesten denkbar sein sollte. Wir meinen, das ist etwas, was im JInteresse des Staates liegt und d a h er stellen wir unsern Antrag. Wir lassen uns hier nicht von politischen Motiven leiten, Herr Heinrich Thiel. Unsere Anträge stellen wir so, wie wir sie für richtig halten. Glauben können Sie, was Sie wollen, aber solange Sie uns das Gegen- teil nicht nachweisen können, verlangen, fordern wir das, Herr Heinrich Thiel. Sie haben auch das Recht, für sich in Anspruch zu nehmen, an Ihre lauteren Motive zu glauben. Wir lassen uns nur durch die Rücksichten leiten, die im Interesse Lübecks liegen, darum stellen wir unsere Anträge. Politische Motive kommen hier nicht in Frage, sondern nur rein wirtschaftliche Fragen, die absolut gar nichts mit Politik zu tun haben. Nur diese kommen für uns in Betracht. Senator Heinr. Ever s: Der Herr Vor- redner vermischt zwei vollständig verschiedene Sachen, indem er den Betrieb der Privatunternehmer zt sammenbringt mit demjenigen der Baudeputation. Ich wollte nur feststellen, daß in den ganzen Aus- führungen des Herrn Vorredners nichts zu erblicken ist, was irgendwie gegen die Handlungen der Bau- deputation ausgelegt werden könnte. Es geht dar- aus hervor, daß die Baudeputation bisher voll- ständig richtig gewirtschaftet hat. Heinrich Thiel: Die Äußerungen des Herrn Senatskommissars haben mir die Erwiderung sehr leicht gemacht. Ich könnte weitere Worte eigentlich sparen. Ich habe hier von dem Hochofenwerk nicht srirechet. dern di hartiges io jette u darauf hingewiesen, daß bei solch scheinbar harmlosen Anträgen die Bürgerschaft Vorsicht obwalten lassen soll. Unlautere Motive dem Herrn Wissell ui IMM z: Herr Wissell, sind doch keine unlauteren Motive. Wer hat denn das je gehört ? Wenn ich sage, haf Herr Wissell politische Erwägungen an Stelle f so tischer Erwägungen in den Vordergrund schiebt,
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