L. UI
das Hochofenwerk sich gesagt hat, daß durch die
ewigen Unruhen in den lübeckischen Arbeiterkreisen
die Lübecker überhaupt nicht berücksichtigt werden
könnten. (Lebhaftes sehr richtig.) Das kann ich
natürlich nicht beurteilen.
Wissell: Wenn Sie meinen, daß das, was
Herr Glasau ausführte, Sie sichern würde, daß
Streitigkeiten zwischen den Arbeitgebern und Arbeit-
nehmern nicht eintreten könnten, irren Sie sich.
Wenn die Leute auch polnisch sprechen, ist an sie
doch heranzukommen, und man könnte mit ihnen
schon besprechen, was eventuell besprochen werden
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uzuführen wären. Die Maurer, die von Ober-
Äüiefien gekommen, sind alle ohne Ausnahme im
Verband. Doch das nur nebenbei, das hat mit der
Sache an und für sich nichts zu tun. Die Ar-
beiten, um die es sich hier handelt, sind von dem
Herrn Spezialkommissar des Senates für ganz gering
geschätt worden, während Herr Heinrich Thiel sie
nach Hunderttausenden berechnet. Ich weiß nicht,
wie eine so konträre Auffassung entstehen kann.
Bei dieser Sache sollten wir darauf bjivges, daß
das, was die Unternehmer hier mit ihren Arbeitern
vereinbart haben, auch gehalten wird. Selbstver-
ständlich nicht nur im Interesse der Meister, sondern
auch im Interesse der Arbeiter, die dadurch gegen
eine Herabdrückung ihrer Lebenshaltung geschütt
werden. Ich meine, es ist die Aufgabe des Staates,
wenn ein Gewerbe Vereinbarungen getroffen hat,
diese auch nach Möglichkeit zu stützen zu suchen.
Der Staat hat sogar eine Behörde eingesett, die
bei Streitfällen nach Möglichkeit eine Einigung
zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern herbei-
führen soll, und hier weigert sich der Staat, die ge-
troffenen Vereinbarungen nach Möglichkeit zu stützen
und ihnen Rückhalt zu geben. Nun ist hier auf
die Zustände beim Hochofenwerk hingewiesen. Sie
kennen sie offenbar gar nicht, Herr Heinrich Thiel,
b;) frves Sie nicht so abwehrend die Hand
ütteln.
y Ich habe gesehen, wie die Frauen von der
Arbeit kommend, in kleinen, vielleicht in Ihrer
Fabrik hergestellten Blechgefäßen Hände und Gesicht
§rktita at teptVactes cher cef her bietet
Männer und Frauen nebeneinanderliegen. Solche
Zustände sind beschämend, und weil uns zum Be-
wußtsein gekommen ist, daß es sich um einen Betrieb
handelt, an dem der Staat finanziell beteiligt ist,
ist es nur logisch zu beantragen, daß der Staat bei
Vergebung irgendwelcher Arbeiten den Unternehmern
§
192
d i e Lohn- und Arbeitsbedingungen vorschreibt, die
h i er zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ver-
einbart sind. Wir persönlich sind an der Sache so
wenig interessiert, wie Sie auch daran interessiert
sind. Aber im Interesse Lübecks und im Interesse
der Arbeiterschaft halten wir es für richtig, daß
auch das Prinzip hier zur Einführung kommt, das
in Dutzenden von anderen Städten längst als Grund.
satz anerkannt worden ist und als Selbsstverständlichkeit
gilt. Man sollte meinen, daß ein solcher Widerstand
wie hier bei einer solchen Sache gar nicht im ent:
ferntesten denkbar sein sollte. Wir meinen, das ist
etwas, was im JInteresse des Staates liegt und
d a h er stellen wir unsern Antrag. Wir lassen uns
hier nicht von politischen Motiven leiten, Herr
Heinrich Thiel. Unsere Anträge stellen wir so, wie
wir sie für richtig halten. Glauben können Sie,
was Sie wollen, aber solange Sie uns das Gegen-
teil nicht nachweisen können, verlangen, fordern wir
das, Herr Heinrich Thiel. Sie haben auch das
Recht, für sich in Anspruch zu nehmen, an Ihre
lauteren Motive zu glauben. Wir lassen uns nur
durch die Rücksichten leiten, die im Interesse Lübecks
liegen, darum stellen wir unsere Anträge. Politische
Motive kommen hier nicht in Frage, sondern nur
rein wirtschaftliche Fragen, die absolut gar nichts
mit Politik zu tun haben. Nur diese kommen für
uns in Betracht.
Senator Heinr. Ever s: Der Herr Vor-
redner vermischt zwei vollständig verschiedene Sachen,
indem er den Betrieb der Privatunternehmer zt
sammenbringt mit demjenigen der Baudeputation.
Ich wollte nur feststellen, daß in den ganzen Aus-
führungen des Herrn Vorredners nichts zu erblicken
ist, was irgendwie gegen die Handlungen der Bau-
deputation ausgelegt werden könnte. Es geht dar-
aus hervor, daß die Baudeputation bisher voll-
ständig richtig gewirtschaftet hat.
Heinrich Thiel: Die Äußerungen des Herrn
Senatskommissars haben mir die Erwiderung sehr
leicht gemacht. Ich könnte weitere Worte eigentlich
sparen. Ich habe hier von dem Hochofenwerk nicht
srirechet. dern di hartiges io jette u
darauf hingewiesen, daß bei solch scheinbar harmlosen
Anträgen die Bürgerschaft Vorsicht obwalten lassen
soll. Unlautere Motive dem Herrn Wissell ui
IMM z:
Herr Wissell, sind doch keine unlauteren Motive.
Wer hat denn das je gehört ? Wenn ich sage, haf
Herr Wissell politische Erwägungen an Stelle f so
tischer Erwägungen in den Vordergrund schiebt,