Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

2I9() damals nur eine überschlägige Berechnung und konnten darum den Antrag nicht früher hierherbringen, bis wir alles genau nachweisen konnten. Es ist nur möglich, eine solche Vorlage zu machen, wenn man gleichzeitig auch den genauen Kostenanschlag vor- egen kann. v. Scha >: Ich wollte nur feststellen, daß der Herr Senatskommissar mich nicht richtig verstanden hat. Ich habe ausdrücklich gesagt, ich möchte heute die M 320 000 nicht bewilligen, sondern nur den Platz, damit die Behörde weiter arbeiten lassen kann. Die Höhe der Summe möchte ich kommisssarisch geprüft haben. So lauteten meine Ausführungen. Im übrigen ist es ja ganz schön, wenn der Herr Senatskommissar sagte, daß alles schon geprüft sei. Das erkenne ich gern an. Aber ich möchte hier doch an das geflügelte Wort eines Bürgerschaftsmitgliedes von dem beschränkten Untertanverstand erinnern. Ich meine, die Bürgerschaft hat doch auch ein Recht zu prüfen. Wir können uns nicht immer darauf einlassen, Ja und Amen zu sagen zu den Vorlagen, die uns gemacht werden, sondern wir wollen auch sselbst Gelegenheit haben, unser Recht zu wahren. Ich halte es für meine Pflicht als Bürgerschafts. mitglied, bevor ich meine Zustimmung gebe, mich selbst gewissenhaft zu fragen, ob ich Ausgaben, die neue Lasten bedingen, meinen Wählern gegenüber verantworten kann. Ich weiß nicht, ob die andern Herren hier anders denken. Ich muß jedenfalls hierauf bestehen und stelle den Antrag, daß die Vorlage betr. die geforderte Summe noch kommissarisch beraten wird, sei es nun durch eine Kommission der Bürgerschaft oder des Bürgerausschusses. (Zuruf : Das geht nicht)) Wenn das nicht geht, muß sie von einer Bürgerschaftskommission geprüft werden. Es ist doch nicht unmöglich, daß von dieser Summe noch ./ 50 bis 60 000 gespart werden können. Gespart ist aber verdient, das ist eine alte Sache. Ich beantrage also die kommissarische Prüfung der Summe von M 320 000. Ich betone ausdrücklich, daß ich gegen den ersten Teil des Senatsantrages nichts einzuwenden habe, sondern nur die Summe von M 320 000 heute noch nicht bewilligen möchte. P. Pap e: Da der Herr Senatskommissar zu- gestanden hat, daß die Arbeiten auf dem Wasser- bauplayz teilweise in eigener Regie ausgeführt werden sollen, erlaube ich mir mit Rücksicht auf die Höhe der Summe folgenden Antrag zu stellen: Die Bürgerschaft wolle den Senat ersuchen, zu veranlassen, daß die Arbeiten am Wasserbau- platz an hiesige Unternehmer vergeben werden und denselben die Aufrechterhaltung der zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern vereinbarten Lohn- und Arbeitsbedingungen zur Vorschrift gemacht wird. Wir tun wohl recht, darauf hinzuwirken, daß auf den städtischen Bauplätzen derartige Löhne bezahlt werden, wie sie hier üblich sind, damit es nicht vorkommen kann, daß über städtische Bauten von den Arbeitern die Sperre verhängt werden muß. Ich bitte die Bürgerschaft, diesen Antrag anzunehmen. Senator Heinr. Evers: Zu diesem Ersuchen möchte ich ganz kurz die Stellung der Baudeputation hier festlegen. Ich bitte Sie, dem Ersuchen keine Folge zu geben. Die Baudeputation beschäftigt ihre Leute und bezahlt sie nach den Vereinbarungen, die sie mit ihnen gemacht hat. Überträgt die Bay- deputation andrerseits Arbeiten an Unternehmer, so hat sie es bis jetzt grundsätzlich abgelehnt, in die Verhältnisse zwischen Unternehmer und Arbeiter einzugreifen. zugrrfen. j; Die gleiche Erklärung hat der Herr Senatskommissar auch bei der Etatsberatung im Laufe des Frühjahres zum Ausdruck gebracht. Troß dieser Erklärung hat damals in der Bürgerschaft ein gleichlautender Antrag eine ganz große Minorität gefunden. Seitdem dieser Antrag aber abgelehnt worden ist, ist hier in der Bürgerschaft schon lebhaft beklagt worden, daß der Staat solche großen Arbeiten an auswärtige Unternehmer vergibt. Die Zustände, wie sie infolge einer solchen bedingungslosen Ver- gebung von Arbeiten, an denen auch der Staat be- teiligt ist, dort beim Hochofenwerk herrschen, follten dringende Pflicht und Ursache sein, hier darauf zu dringen, daß die ortsüblichen Löhne gezahlt werden. Das muß auch hier beim Wasserbauplatz geschehen, denn wenn der Staat die Arbeiten an den billigsten Unternehmer vergibt, sind derartige Zustände wie beim Hochofenwerk sehr leicht möglich. Wenn man da die Frauen mit nackten bloßen Füßen graben und Bodenbewegungen ausführen sieht, wenn wer das in einem Betriebe, an dem der Staat beteilig ist, sieht, sollte das doch für die Bürgerschaft eit Ursache sein, darauf zu dringen, solche skandalösen Zustände, skandalös auch mit Rücksicht auf die Ver hältnisse, wie sie des Nachts bei der Unterbringung der Leute herrschen, nicht herbeizuführen. ' Bürgerschaft hätte doppelt Ursache, einem. olche? Antrage, wie ihn Herr Pape gestellt hat, ihre g stimmung zu geben, denn wenn derartige gusüt!t wie sie jegt da draußen sind, hier wären, witrde 9 Polizei sofort einschreiten und gebieten, daß de:!!! Verhältnisse in der Unterbringung der Leute geinoer werden. Aber man scheint oben gar nicht zu vit welch skandalöse Zustände dort sind. Da pu Hochofenwerk darf man sich gewiß nicht wuntt“,
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