Winter dieselben unangenehmen Zustände haben.
Darum möchte ich doch dringend bitten, diese Arbeiten
etwas zu beschleunigen. Ich habe immer gehört und
auch selber erfahren, daß, je schneller solche Arbei-
ten fertig werden, je mehr könne man dabei ver-
dienen.
A l m: Als Mitglied der Verwaltungsbehörde
kann ich Ihnen hier die Mitteilung machen, daß die
bürgerlichen Deputierteu alle Hebel in Bewegung ge-
sezt und möglichst viele Schwierigkeiten bei diesem
Vertrag gemacht haben, damit wir so viel wie mög-
lich aus der Bahnverwaltung herausschlagen konnten.
Wir sind es ja gewohnt, daß Verträge, die mit der
Bahn abgeschlossen werden, unter Umständen recht
lange dauern und meist recht vorteilhaft für die
Bahnverwaltung ausfallen. Aber was diesen Ver-
trag betrifft, so glaube ich doch Herrn Thiel darin
recht geben zu können, daß der Vertrag Vorteile
jut die städtische Verwaltung in sich schließt. Wir
önnen den Vertrag ruhig abschließen. Für die
Vorstadt St. Lorenz wird der Abschluß des Ver-
trages sehr vorteilhaft sein, denn für die Bewohner
dort wird elektrische Kraft und elektrisches Licht zu
haben sein, und man wird in die Lage versetzt, diese
Leute zu befriedigen. So einfach ist die Sache mit
dem Abschluß des Vertrages keineswegs gewesen,
und ich kann es deshalb Herrn Geheimrat Brecht
sehr wohl nachfühlen, daß er nun endlich darauf
bedacht ist, ihn unter Dach und Fach zu bekommen.
Es liegt auch, wie Herr Geheimrat Brecht schon ge-
sagt hat, durchaus im Interesse der Allgemeinheit,
wenn der Güterverkehr im nächsten Jahre einen
andern Weg nimmt wie jett.
Was die Deponate betrifft, die Herr Pape er-
wähnte, so glaube ich kaum, daß die Verwaltungs-
behörde davon absehen kann. Es gibt auch Kunden,
die nicht viel Sicherheit bieten, und man würde der
Verwaltungsbehörde den Vorwurf der Leichtfertigkeit
machen, wenn sie da die Deponate nicht nehmen
würde. Wir handeln nur im Interesse der Sicher-
heit des Staatssäckels, wenn wir die Deponate bei-
ehalten.
„.Dah ms: Obgleich ich einerseits die Zweck-
mäßigkeit der Vorlage anerkenne, wird es mir den-
noch schwer, für die Vorlage zu stimmen. Der der
Eisenbahn bewilligte Preis für die Kilowattstunde
mag nicht zu billig sein, er erscheint aber so. Das
kommt jedenfalls daher, daß der sonst für den all.
gemeinen Konsum geforderte Preis im mehr als
dreifachen Betrage des ersteren zu hoch ist. (Heiter-
keit. Sehr gutl) Wenn nun einige Aussicht wäre,
diese Preise in absehbarer Zeit ermäßigt zu sehen,
t! „c)
I Z
Verhandl. d. Bürgerschaft am 30. April 1906.
würde ich gerne für die Vorlage stimmen, aber so-
lange dieses nicht in Aussicht steht, meine ich, tun
wir am besten, den Antrag Stender auf Kommissions-
beratung anzunehmen.
A. Pape: Ich möchte Herrn Alm doch erwidern,
daß ich durchaus nicht für die Abschaffung der
Deponate gesprochen habe; ich will nur eine gleich-
mäßige Behandlung aller Leute. Die Behörde hat
selbstverständlich die Pflicht, dafür zu sorgen, daß
unter allen Umständen keinerlei Verluste erlitten
werden. Es würde mich nun interessieren zu er-
fahren, ob überhaupt dadurch, daß bei einzelnen
Firmen keine Deponate genommen sind, Verluste
entstanden sind. Es kann natürlich vorkommen, und
weil es vorkommen kann, halte ich es für richtig,
unter allen Umständen die Deponate zu nehmen,
nicht aber den einen vor dem andern zu bevorzugen.
Herr Peters hat die Lehre von dem beschränkten
Üntertanverstand proklamiert und gemeint, wir
sollten ohne weiteres uns dem fügen, was vom
Senatstisch und Herrn Direktor Hase gesagt worden
sei. Ich kann mich dem durchaus nicht ohne weiteres
anschließen. Ich habe anerkannt, daß ich für die
klaren und sachlichen Ausführungen des Herrn
Direktor Hase dankbar bin, aber wenn ich den An-
trag auf Kommissionsberatung unterstütt habe, habe
ich es deshalb getan, um etwas näher über die
Sache informiert zu werden. Ich würde mich unter
Umständen später auch noch nach andern Stellen
hinwenden, um die Klarheit, die ich aus der Sache
selbst nicht gewinne, mir von anderen zu verschaffen,
nicht aber allein von Herrn Direktor Hase. Das
halte ich von meinem Standpunkt aus für unbedingt
notwendig, und darum bin ich entschieden dagegen,
daß wir uns ohne weiteres auf den Autoritäten-
kultus, wie ihn Herr Peters gepredigt hat, einlassen.
Es handelt sich hier um eine Ausgabe von einer
he!ber Million, die wir in 48 Stunden bewilligen
ollen.
j Pet er s : Der Herr Vorredner irrt, wenn er
glaubt, daß ich lediglich den Autoritäten folge.
Ich verlasse mich ebensogut auf mein gesundes
Urteil, denn etwas Verständnis habe ich auch vom
elektrischen Betrieb. Ich lasse zurzeit selbst eine
größere elektrische Anlage bauen, die mit zirka
600 Kilowatt arbeiten sol.. Ganz ohne ein-
schlägiges Urteil bin ich nicht. Trotzdem kann ich
nur sagen, daß wir uns in erster Linie auf Autori-
täten verlassen müssen. Wenn wir dem berufenen
Leiter des Elektrizitätswerkes kein volles Vertrauen
schenken wollen, dann brauchen wir den Herrn ja
überhaupt nicht. Gerade Herr Direktor Hase hat
die größte Vorsicht zu üben. Sollte sich der