Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

Winter dieselben unangenehmen Zustände haben. Darum möchte ich doch dringend bitten, diese Arbeiten etwas zu beschleunigen. Ich habe immer gehört und auch selber erfahren, daß, je schneller solche Arbei- ten fertig werden, je mehr könne man dabei ver- dienen. A l m: Als Mitglied der Verwaltungsbehörde kann ich Ihnen hier die Mitteilung machen, daß die bürgerlichen Deputierteu alle Hebel in Bewegung ge- sezt und möglichst viele Schwierigkeiten bei diesem Vertrag gemacht haben, damit wir so viel wie mög- lich aus der Bahnverwaltung herausschlagen konnten. Wir sind es ja gewohnt, daß Verträge, die mit der Bahn abgeschlossen werden, unter Umständen recht lange dauern und meist recht vorteilhaft für die Bahnverwaltung ausfallen. Aber was diesen Ver- trag betrifft, so glaube ich doch Herrn Thiel darin recht geben zu können, daß der Vertrag Vorteile jut die städtische Verwaltung in sich schließt. Wir önnen den Vertrag ruhig abschließen. Für die Vorstadt St. Lorenz wird der Abschluß des Ver- trages sehr vorteilhaft sein, denn für die Bewohner dort wird elektrische Kraft und elektrisches Licht zu haben sein, und man wird in die Lage versetzt, diese Leute zu befriedigen. So einfach ist die Sache mit dem Abschluß des Vertrages keineswegs gewesen, und ich kann es deshalb Herrn Geheimrat Brecht sehr wohl nachfühlen, daß er nun endlich darauf bedacht ist, ihn unter Dach und Fach zu bekommen. Es liegt auch, wie Herr Geheimrat Brecht schon ge- sagt hat, durchaus im Interesse der Allgemeinheit, wenn der Güterverkehr im nächsten Jahre einen andern Weg nimmt wie jett. Was die Deponate betrifft, die Herr Pape er- wähnte, so glaube ich kaum, daß die Verwaltungs- behörde davon absehen kann. Es gibt auch Kunden, die nicht viel Sicherheit bieten, und man würde der Verwaltungsbehörde den Vorwurf der Leichtfertigkeit machen, wenn sie da die Deponate nicht nehmen würde. Wir handeln nur im Interesse der Sicher- heit des Staatssäckels, wenn wir die Deponate bei- ehalten. „.Dah ms: Obgleich ich einerseits die Zweck- mäßigkeit der Vorlage anerkenne, wird es mir den- noch schwer, für die Vorlage zu stimmen. Der der Eisenbahn bewilligte Preis für die Kilowattstunde mag nicht zu billig sein, er erscheint aber so. Das kommt jedenfalls daher, daß der sonst für den all. gemeinen Konsum geforderte Preis im mehr als dreifachen Betrage des ersteren zu hoch ist. (Heiter- keit. Sehr gutl) Wenn nun einige Aussicht wäre, diese Preise in absehbarer Zeit ermäßigt zu sehen, t! „c) I Z Verhandl. d. Bürgerschaft am 30. April 1906. würde ich gerne für die Vorlage stimmen, aber so- lange dieses nicht in Aussicht steht, meine ich, tun wir am besten, den Antrag Stender auf Kommissions- beratung anzunehmen. A. Pape: Ich möchte Herrn Alm doch erwidern, daß ich durchaus nicht für die Abschaffung der Deponate gesprochen habe; ich will nur eine gleich- mäßige Behandlung aller Leute. Die Behörde hat selbstverständlich die Pflicht, dafür zu sorgen, daß unter allen Umständen keinerlei Verluste erlitten werden. Es würde mich nun interessieren zu er- fahren, ob überhaupt dadurch, daß bei einzelnen Firmen keine Deponate genommen sind, Verluste entstanden sind. Es kann natürlich vorkommen, und weil es vorkommen kann, halte ich es für richtig, unter allen Umständen die Deponate zu nehmen, nicht aber den einen vor dem andern zu bevorzugen. Herr Peters hat die Lehre von dem beschränkten Üntertanverstand proklamiert und gemeint, wir sollten ohne weiteres uns dem fügen, was vom Senatstisch und Herrn Direktor Hase gesagt worden sei. Ich kann mich dem durchaus nicht ohne weiteres anschließen. Ich habe anerkannt, daß ich für die klaren und sachlichen Ausführungen des Herrn Direktor Hase dankbar bin, aber wenn ich den An- trag auf Kommissionsberatung unterstütt habe, habe ich es deshalb getan, um etwas näher über die Sache informiert zu werden. Ich würde mich unter Umständen später auch noch nach andern Stellen hinwenden, um die Klarheit, die ich aus der Sache selbst nicht gewinne, mir von anderen zu verschaffen, nicht aber allein von Herrn Direktor Hase. Das halte ich von meinem Standpunkt aus für unbedingt notwendig, und darum bin ich entschieden dagegen, daß wir uns ohne weiteres auf den Autoritäten- kultus, wie ihn Herr Peters gepredigt hat, einlassen. Es handelt sich hier um eine Ausgabe von einer he!ber Million, die wir in 48 Stunden bewilligen ollen. j Pet er s : Der Herr Vorredner irrt, wenn er glaubt, daß ich lediglich den Autoritäten folge. Ich verlasse mich ebensogut auf mein gesundes Urteil, denn etwas Verständnis habe ich auch vom elektrischen Betrieb. Ich lasse zurzeit selbst eine größere elektrische Anlage bauen, die mit zirka 600 Kilowatt arbeiten sol.. Ganz ohne ein- schlägiges Urteil bin ich nicht. Trotzdem kann ich nur sagen, daß wir uns in erster Linie auf Autori- täten verlassen müssen. Wenn wir dem berufenen Leiter des Elektrizitätswerkes kein volles Vertrauen schenken wollen, dann brauchen wir den Herrn ja überhaupt nicht. Gerade Herr Direktor Hase hat die größte Vorsicht zu üben. Sollte sich der
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.