Full text: Lübeckische Blätter. 1906 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1906 (48)

ly kann, der Bürgerschaft aber sehr recht sein müßte. Geheimrat Brecht: Ich möchte zunächst erklären, daß ich mich selbstverständlich der Abstimmung über diesen Gegenstand enthalte und mich deshalb auch in die Diskussion nicht hineinbegeben will. Ich will nur einige Mitteilungen machen, um die Vorwürfe, die gegen die Eisenbahndirektion von verschiedenen Seiten erhoben sind, zu widerlegen. Was zunächst die Frage betrifft, ob es notwendig ist, an dem in dem Vertrage vorgesehenen kurzen Termin fest- zuhalten, so ist dieser bereits weiter gestectt, als es ursprünglich für möglich gehalten war, weil es nicht anders ging, um überhaupt die Vorlage durch die Bürgerschaft zu bringen. Die Notwendigkeit, an dem jetzt gestellten Termine festzuhalten, ist darin begründet, daß, wenn der Vertrag nicht in aller Schnelligkeit angenommen oder abgelehnt wird, weder die Verwaltungsbehörde, wie Sie aus den Mitteilungen des Herrn Direktor Hase haben entnehmen können, noch die Eisenbahndirektion in der Lage sein würde, die elektrische Beleuchtung und Kraftversorgung des Bahnhofes bis spätestens zum 1. April nächsten Jahres herzustellee. Hierauf müssen wir aber den allergrößten Wert legen, weil wir lebhaft wünschen, zu diesem Termin, wenn irgend möglich noch früher, den neuen Güter- und Rangierbahnhof in Vetrieb zu nehmen und dadurch den Personenbahnhof von dem Güterverkehr im wesentlichen zu entlasten. Völlig von dort beseitigt werden kann er dann zwar noch nicht. Aber wir würden dann im nächsten Sommer den alten Bahnhof wesentlich für den Personenverkehr frei haben und uns etwas mehr bewegen können, als es leider gegenwärtig der Fall ist. Deshalb blieb uns gar nichts übrig und bleibt nichts übrig, als diese Frist für die Entscheidung zu stellen. Wir müssen, wenn die Frist nicht inne- gehalten wird, zu einer selbständigen Anlage schreiten, die in dem verbleibenden Zeitraum noch wird her- gestellt werden können. Daß das so gekommen ist, kann niemand unangenehmer sein als mir, und ich habe im höchsten Grade die Empfindung, daß es äußerst verdrießlich ist und den lebhaftesten Wider- spruch hervorrufen muß, wenn der Bürgerschaft eine derartige Vorlage mit so kurzer Frist gemacht wird. (Sehr richtig.) Es zwingt aber die Notwendigkeit dazu, es so zu machen. Es ist uns außerordentlich schwer geworden, diese Vorlage durch die maßgebenden Instanzen hindurchzubringen. Wir Find zwar ver- hältnismäßig schnell mit der Verwaltungsbehörde fertig geworden und waren mit ihr Mitte Dezember im wesentlichen auf der Grundlage des jezt vor- liegenden Vertrags vollständig einig. Dies wurde 252 1 Verhandl. d. Bürgerschaft am 30. April 1906. dadurch erleichtert, daß wir von vornherein auf dem Standpunkte standen, wenn irgend möglich, mit der Verwaltungsbehörde abzuschließen und nicht selbst ein Werk zu bauen, weil wir uns sagten, daß wir eine gewisse moralische Verpflichtung hätten, das hiesige Elektrizitätswerk bei dieser Gelegenheit auf eine breitere Grundlagezusstellen, als esgegenwärtig der Fall ist. Wie vorhinschon erklärt ist, handelt es sichum eine Steigerung der Produktion um 20 Prozent. Wer sich je mit derartigen Sachen beschäftigt hat, weiß, was es für das ganze Werk bedeutet, ob es 20 Prozent mehr oder weniger Elektrizität erzeugt. Es war deshalb von vornherein unsere Absicht, keineswegs auf das Jer F .. ght m p.. flercsr. ¿dsp tit der Fall sein würde, wenn Jie selbst ein Werk baute. Diese Auffassung wurde auch in unserem Aufsichts- rate geteilt, aber wir fanden dort bei den Herren, die etwas von der Sache verstehen, die Auffassung, daß die mit der Verwaltungsbehörde vereinbarten Preise so kolossal hoch seien, daß es unmöglich wäre, darauf einzugehen. Wie man zu solchen Auffassungen kommen kann, ist mir im Laufe der langen Ver- handlung selber klar geworden. Wir hatten uns zunächst von einer der größten elektrischen Gesell- schaflen ein Projekt und einen Kostenanschlag machen lassen, um überhaupt eine Grundlage für die Verhandlung zu haben. Herr Direktor h:! y? zie Emule or Mz.: des Stromes nur mit Kosten von 9—10 Pfg. für die Kilowattstunde zu rechnen hätten. Wir haben uns sofort gesagt, daß das nicht richtig sei und haben auch zum Teil ermitteln können, weshalb nicht. Aber ich führe dies an, um Ihnen zu zeigen, wie es möglich ist, daß man zu jener Auf- fassung kommen kann. Gegenüber diesen Ermitt- lungen blieb nun nichts weiter übrig, als weit- gehende Erhebungen anzustellen, noch weitere Pro- jekte zu bearbeiten und vor allen Dingen Erkun- digungen darüber einzuziehen, was in andern Städten für Stromlieferung bezahlt wird. Wir haben uns deswegen an die uns benachbarten preußischen Staats- bahnverwaltungen gewandt, und die Resultate, die wir da bekamen, sind die Grundlage gewesen, die es ermöglicht haben, einen Abschluß durchzuseten. Aller- dings sind auch sie durchweg günstiger für den Kon- sumenten, als die Säge in diesem Vertrage. Ich habe ja seinerzeit bei den Verhandlungen Herrn Direktor Hase mitgeteilt, möchte aber gegenüber Herrn Stenders Ausführungen auch hier bekannt geben, was in andern Städten bei ungefähr gleichen Verhältnisssen gezahlt wird. Es ergibt sich daraus,
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.