ly kann, der Bürgerschaft aber sehr recht sein
müßte.
Geheimrat Brecht: Ich möchte zunächst erklären,
daß ich mich selbstverständlich der Abstimmung über
diesen Gegenstand enthalte und mich deshalb auch
in die Diskussion nicht hineinbegeben will. Ich will
nur einige Mitteilungen machen, um die Vorwürfe,
die gegen die Eisenbahndirektion von verschiedenen
Seiten erhoben sind, zu widerlegen. Was zunächst
die Frage betrifft, ob es notwendig ist, an dem in
dem Vertrage vorgesehenen kurzen Termin fest-
zuhalten, so ist dieser bereits weiter gestectt, als es
ursprünglich für möglich gehalten war, weil es nicht
anders ging, um überhaupt die Vorlage durch die
Bürgerschaft zu bringen. Die Notwendigkeit, an
dem jetzt gestellten Termine festzuhalten, ist darin
begründet, daß, wenn der Vertrag nicht in aller
Schnelligkeit angenommen oder abgelehnt wird, weder
die Verwaltungsbehörde, wie Sie aus den Mitteilungen
des Herrn Direktor Hase haben entnehmen können,
noch die Eisenbahndirektion in der Lage sein würde,
die elektrische Beleuchtung und Kraftversorgung des
Bahnhofes bis spätestens zum 1. April nächsten
Jahres herzustellee. Hierauf müssen wir aber den
allergrößten Wert legen, weil wir lebhaft wünschen,
zu diesem Termin, wenn irgend möglich noch früher,
den neuen Güter- und Rangierbahnhof in Vetrieb
zu nehmen und dadurch den Personenbahnhof von
dem Güterverkehr im wesentlichen zu entlasten.
Völlig von dort beseitigt werden kann er dann zwar
noch nicht. Aber wir würden dann im nächsten
Sommer den alten Bahnhof wesentlich für den
Personenverkehr frei haben und uns etwas mehr
bewegen können, als es leider gegenwärtig der Fall
ist. Deshalb blieb uns gar nichts übrig und bleibt
nichts übrig, als diese Frist für die Entscheidung zu
stellen. Wir müssen, wenn die Frist nicht inne-
gehalten wird, zu einer selbständigen Anlage schreiten,
die in dem verbleibenden Zeitraum noch wird her-
gestellt werden können. Daß das so gekommen ist,
kann niemand unangenehmer sein als mir, und ich
habe im höchsten Grade die Empfindung, daß es
äußerst verdrießlich ist und den lebhaftesten Wider-
spruch hervorrufen muß, wenn der Bürgerschaft eine
derartige Vorlage mit so kurzer Frist gemacht wird.
(Sehr richtig.) Es zwingt aber die Notwendigkeit
dazu, es so zu machen. Es ist uns außerordentlich
schwer geworden, diese Vorlage durch die maßgebenden
Instanzen hindurchzubringen. Wir Find zwar ver-
hältnismäßig schnell mit der Verwaltungsbehörde
fertig geworden und waren mit ihr Mitte Dezember
im wesentlichen auf der Grundlage des jezt vor-
liegenden Vertrags vollständig einig. Dies wurde
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Verhandl. d. Bürgerschaft am 30. April 1906.
dadurch erleichtert, daß wir von vornherein auf dem
Standpunkte standen, wenn irgend möglich, mit der
Verwaltungsbehörde abzuschließen und nicht selbst ein
Werk zu bauen, weil wir uns sagten, daß wir eine
gewisse moralische Verpflichtung hätten, das hiesige
Elektrizitätswerk bei dieser Gelegenheit auf eine breitere
Grundlagezusstellen, als esgegenwärtig der Fall ist. Wie
vorhinschon erklärt ist, handelt es sichum eine Steigerung
der Produktion um 20 Prozent. Wer sich je mit
derartigen Sachen beschäftigt hat, weiß, was es für
das ganze Werk bedeutet, ob es 20 Prozent mehr
oder weniger Elektrizität erzeugt. Es war deshalb
von vornherein unsere Absicht, keineswegs auf das
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der Fall sein würde, wenn Jie selbst ein Werk baute.
Diese Auffassung wurde auch in unserem Aufsichts-
rate geteilt, aber wir fanden dort bei den Herren,
die etwas von der Sache verstehen, die Auffassung,
daß die mit der Verwaltungsbehörde vereinbarten
Preise so kolossal hoch seien, daß es unmöglich wäre,
darauf einzugehen. Wie man zu solchen Auffassungen
kommen kann, ist mir im Laufe der langen Ver-
handlung selber klar geworden. Wir hatten uns
zunächst von einer der größten elektrischen Gesell-
schaflen ein Projekt und einen Kostenanschlag
machen lassen, um überhaupt eine Grundlage
für die Verhandlung zu haben. Herr Direktor
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des Stromes nur mit Kosten von 9—10 Pfg.
für die Kilowattstunde zu rechnen hätten. Wir
haben uns sofort gesagt, daß das nicht richtig sei
und haben auch zum Teil ermitteln können, weshalb
nicht. Aber ich führe dies an, um Ihnen zu
zeigen, wie es möglich ist, daß man zu jener Auf-
fassung kommen kann. Gegenüber diesen Ermitt-
lungen blieb nun nichts weiter übrig, als weit-
gehende Erhebungen anzustellen, noch weitere Pro-
jekte zu bearbeiten und vor allen Dingen Erkun-
digungen darüber einzuziehen, was in andern Städten
für Stromlieferung bezahlt wird. Wir haben uns
deswegen an die uns benachbarten preußischen Staats-
bahnverwaltungen gewandt, und die Resultate, die
wir da bekamen, sind die Grundlage gewesen, die es
ermöglicht haben, einen Abschluß durchzuseten. Aller-
dings sind auch sie durchweg günstiger für den Kon-
sumenten, als die Säge in diesem Vertrage. Ich
habe ja seinerzeit bei den Verhandlungen Herrn
Direktor Hase mitgeteilt, möchte aber gegenüber
Herrn Stenders Ausführungen auch hier bekannt
geben, was in andern Städten bei ungefähr gleichen
Verhältnisssen gezahlt wird. Es ergibt sich daraus,