Unterbringung der Arbeiter vorbereitet wird. Es
ist uns nun in einem weiteren Antrage. mitgeteilt,
daß die betreffende Fabrik, in diesem Falle das
Hochofenwerk, selbst für die Unterbringung der
Arbeiter Sorge tragen will. Aber ich halte es für
sehr bedenklich wenn da die Bestimmung aufge-
nommen ist, daß der Wohnkomplex abgeschlossen sein
soll von dem öffentlichen Verkehr. Es ist das in
dem einem der Berichte gesagt. Ich halte es um
deswillen für sehr bedenklich, einer Fabrik die Be-
fugnis zu geben, hier Wohnbauten zu errichten, die
vom öffentlichen Verkehr abgeschnitten sein sollen,
weil dadurch die wirtschaftliche Abhängigkeit der
Arbeiter eine so große und starke werden würde, wie
sie im Interesse des Staates nicht sein dürfte. Ich
möchte mir daher die Anfrage eriauben, ob der
Senat in irgendeiner Art und Weise sich darüber
klar ist, ob hier bei dem Anssiedeln der Groß-
industrie sich auch für den ‘ Wohnbau der Arbeiter
irgendwie eingreifen ließe.
Senator Esch en b ur g : Der Staat wird selbst-
verständlich dafür nach Kräften Sorge tragen, aber
man darf die Aufgaben nicht verschieben. In erster
Linie ist es eine Sache der beteiligten Industrie,
für das Unterkommen der Arbeiter Sorge zu tragen.
Der Staat hat nur Aufsicht zu führen, daß keine
Mißstände kommen.
Der Senatsantrag wird hierauf angenommen.
I:? vierte Senatsantrag wird debattelos ge-
nehmigt.
Zum fünften Senatsantrage ergreift das Wort
Wiss ell: Die Herren, die mit mir die Vor-
lage des Senates genau durchgeprüft und ins-
besondere die Zeichnungen, die der Senat hat vor-
legen lassen, durchgesehen haben, werden sicherlich
mit mir der Meinung sein, daß gzwischen den
Zeichnungen, wie sie verwirklicht werden sollen, und
dem Vorschlage, den die Bauverwaltung gemacht
hat, ein so himmelschreiender und himmelweiter
Unterschied ist, daß ich es nicht verstehen kann,
wenn dieses geringen Betrages von / 180 wegen
der ursprüngliche Vorschlag des Senates nicht zur
Ausführung kommen sollte. Hier, wo wir einmal
Gelegenheit hätten, den Landarbeitern zu zeigen, wie
einheimelnd, wie gemütlich man ihnen das Heim
auch auf dem Lande gestalten kann, weicht man
zurück um eines Betrages von A 180 uillen.
Wenn Sie die Zeichnung, die zur Ausführung
kommen soll, gesehen haben, werden Sie finden, daß
es sich jezt um vier kahle Wände mit einem Dach
darauf handelt, während die Vorlage der Bau-
verwaltung geradezu gemütlich und anheimelnd
wirkte. Ich finde das im höchsten Maße be-
dauerlich, daß um A 180 der Senat zurück-
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)
Verhandl. d. Bürgerschaft am 2. April 1906.
gewichen ist und dem Vorschlage des Bürgeraus-
schusses stattgegeben hat. Wo wir vorbildlich be-
züglich der Wohnungsverhältnisse wirken können,
sollen wir das auch tun, und wir sollten namentlich
den Leuten auf dem Lande zeigen, daß sich auch
dort andere Häuser bauen lassen, wie sie bisher
üblich waren. Man sollte dabei auf den guten
Geschmack etwas mehr achten. Wir sollten um eines
Betrages von M 180 willen keine solch öde,
nüchterne Kate erbauen, wie es nach dem Vor-
schlage des Bürgerausschusses geschieht. Ich möchte
daher beantragen, daß der Bau nach dem ursprüng-
lichen Plane der Bauverwaltung ausgeführt wird.
Es handelt sich um eine Summe, die um / 180
höher käme, und die kann meines Erachtens gar
nicht in Betracht kommen gegenüber dem ästhetischen
Vorteil, den wir damit erreichen werden.
Senator Eschen bur g: Nicht nur der MÆ 180
wegen hat man dem Vorschlage der Kommission den
Vorzug gegeben, sondern weil man tatsächlich annahm,
daß das Gebäude, wie es dort vorgesehen ist,
praktischer sei als der Vorschlag der Baudeputation.
Außerdem kommen zu den MÆ 180 noch die größeren
Unterhaltungskosten. Man hatte angenommen, daß
der Vorschlag der Baudeputation in den Unter-
haltungskosten kosstspieliger sein würde wie derjenige
der Kommission.
Dobberstein: Herr Wissell beruft sich auf
die Herren, die die Pläne genau eingesehen haben.
Aber ich vermisse dabei in den Ausführungen eins.
Ich höre wohl, daß Herr Wissell die Pläne genau
eingesehen hat, aber ich höre aus seinen Ausführungen
nicht, daß er die Kostenanschläge der ersten Aus.
führung mit denen der zweiten verglichen hat, denn
sonst würde er gefunden haben, daß die Summe
nicht um M 180 abweicht, sondern um wesentlich
mehr. Bei dem ersten Antrage war weder ein Zaun,
noch ein Brunnen, noch die Zementschwelle für den
Fußboden projektiert, außerdem ist auch die Grund-
fläche des jetzigen Katens bedeutend größer als
ursprünglich geplant wurde. Dann ist jet unten
eine Stube mehr, als in dem Plane des Bauamtes
vorgesehen ist. Es ist dort eine Stube auf dem
Boden eingezeichnet, mitten zwischen Balken und
mit einem sehr schlechten Zugange. Wenn man die
Sache praktisch betrachte, muß man zu der Über-
zeugung kommen, daß jedenfalls der Bewohner,
solange er draußen steht, das Gebäude wohl sehr
anheimelnd und gemütlich finden wird, aber sofern
er drinnen ist, wird er die Wohnung ungemütlich
finden. Das von der Baudeputation Vorgeschlagene
war etwas fürs Auge, aber nichts für den praktischen
Gebrauch. Es ist auch jezt nichts gespart. Es sind
die Stuben zum Teil größer projektiert als nach