Wortführer Dr. Görtz: Die Geschäftsordnung
kenne ich ganz genau. Ich handhabe sie in einer der-
artigen Weise, wie sie auch von meinen Vorgängern hier
im Hause stets gehandhabt worden ist. Wir haben
immer daran festgehalten, daß bei der Beratung
eines bestimmten Gegenstandes ein Redner auch be-
rechtigt war, von dem Gegenstand abzuschweifen und
allgemeine Mißstände, die mit dem Gegenstand der
Tagesordnung nur lose zusamenhängen, zur Sprache
zu bringen. Geht der Redner zu weit ins Detail
und schildert er Zustände, die überall nicht vor das
Forum der Bürgerschaft gehören, so kann der Wort-
führer ihn zurechtweisen oder ihm das Wort entziehen.
Hempel: Der Herr Wortführer hat gemeint,
die unerquickliche Sache dürfe nicht weiter erörtert
werden. Ich halte aber dafür, daß Beamten, die
angegriffen sind, zumal man schon so weit gegangen
ist, Gelegenheit gegeben werden muß, die Angriffe
zurückzuweisen. Ich halte es für eine heilige Pflicht,
dem Johanneum ein Zeugnis auszustellen, das dem,
das Herr August Pape ihm gegeben hat, geradezu
widerspricht. Ich habe früher einen Sohn in diese
Schule geschicktt, der sie bis zum Abitur durch-
gemacht hat, und ich muß gestehen, daß ich vor der
Schule und ihren Lehrern die vollste Hochachtung
habe. Ich möchte bei dieser Gelegenheit auf eine
Begebenheit hinweisen. Es ist einmal ein Schul-
mann gefragt worden, wie er mit all den Kindern
fertig werde. + — (Glocke des Wortführers.)
Wortführer Dr. Görg: Ich bitte, jezt nicht
mehr über diesen Gegenstand zu sprechen. Ich habe
Ihnen zudem das Wort nur zur Geschäftsordnung
erteilt.
A. Pape (zur Geschäftsordnung): Ich bedauere
recht sehr, daß es mir durch die Geschäftsführung
des Herrn Wortführers unmöglich gemacht wird, auf
die doch gewissermaßen erfolgten Angriffe des Herrn
Direktor Dr. Müller nun des näheren eingehen zu
können. |
Wortführer Dr. Görtz: Ich konstatiere Herrn
Pape gegenüber, daß von seiten des Herrn Direktor
Dr. Müller kein einziger Angriff erhoben ist, sondern
daß Herr Direktor Dr. Müller nur seinerseits Ver-
anlassung genommen hat, sich gegen die Angriffe zu
wehren und seine Schule, die er zu leiten hat, zu
verteidigen. Weiteres ist nicht vorgekommen.
A. Pape (zur Geschästsordnung): Ich möchte
darauf hinweisen, daß mir von Herrn Direktor Dr.
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.
)
Müller der Vorwurf gemacht ist, daß ich mich nicht
an die Obersschulbehörde gewandt hätte. Ich bin
bei Herrn Senator Dr. Schön, dem Vorsitzenden
der Behörde gewesen, ich habe ihm gesagt, ich er
hebe die höchsten Vorwürfe der Parteilichkeit gegen
die Schule, ich bäte deshalb darum, dem Examen
als Zuhörer beiwohnen zu können.
Wortführer Dr. G ör ß: Ich entziehe Jhnen
nun das Wort.
Senator Dr. S < ön : Es ist richtig, daß Herr
Pape mir gegenüber das Wort gebraucht hat, daß
am Johanneum „Parteilichkeit“ herrsche. (A. Pape:
Sehr richtig!) Darauf habe ich ihm gesagt:
Bringen Sie mir Tatsachen, die den Vorwurf be-
st?rhe. denn die allein können zu einer Untersuchung
ühren.
A. P ap e (zur Geschäftsordnung) : Ich möchte
demgegenüber bemerken, daß ich ferner dem Herrn
Senator gesagt habe, ~
Wortführer Dr. G ör y : Das ist keine Be-
merkung zur Geschäftsordnung.
A. Pape (zur Geschäftsordnung): Ich möchte
der Bürgerschaft nur mitteilen, daß '
Wortführer Dr. G ör ß : Das gehört auch nicht
zur Geschäftsordnung. (Zuruf A. Pape: Aber
zur Richtigstellung.) Es steht bei Ihnen, ob wir
jezt die Debatte heute abend fortsetzen oder auf-
hören wollen. Es ist schon nach 10 Uhr. Ich teile
Ihnen aber gleichzeitig mit, daß wir am nächsten
Montag, abends 6 Uhr, wieder zu einer Sitzung
zusammenkommen müssen. :
Professor Dr. Ba e t h > e: Ich habe in der
vorigen Sitzung einen Antrag gestellt, dem der Senat
zugestimmt hat, daß nämlich alle Änderungen des
Budgets, die wir bis zum 31. März beschlossen
haben, noch nachträglich ins Budget eingeseßt werden
sollen. Wenn wir aber erst heute in acht Tagen
wieder Sitzung haben, so schreiben wir dann schon
den 2. April. Es ist nun die Frage, wie die Y
führung meines Antrages gehandhabt werden so
Darüber müßten die Herren Senatskommissare be-
fragt werden.
Wortführer Dr. G ör ß : Diese Woche geht das
wirklich nicht mehr, da wir noch so viel mit andern
Dingen zu tun haben. Wir können aber am nächsten
Montag nachträglich alles genehmigen. .
Schluß der Sitzung 10 Uhr 10 Minuten.
(Nach stenogr. Aufzeichnungen.)
Druek und Verlag von H. G. Rahtgens in Lübeck.