Full text: Lübeckische Blätter. 1905 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1905 (47)

Die bürgerlichen Parteien haben in den Zeitungen einen Aufruf erlassen, in dem gebeten wird, die Not der notleidenden Frauen und Kinder der Berg- arbeiter im Ruhrgebiet zu lindern. Ich war im Vorsaale des Bürgerschaftssaales beschästigt, einen Bogen zirkulieren zu lassen und bat um Namens- unterschriften. Wie es bei solchen Sachen ist, wo es sich darum handelt, die Not zu lindern, ist man ganz in seine Sache vertieft. Man kümmert sich nicht um seine Umgebung und verfolgt nur ein Ziel, und so habe ich, nachdem ich reichlich Unterschriften bekommen hatte, Gelegenheit genommen, den Herren im Saale den Bogen vorzulegen. Damit überschritt ich meine Befugnis und bitte deshalb den Herrn Wortführer um Entschuldigung. Ich hoffe, daß der Herr Wortführer damit zufriedengestellt sein wird. Es war nicht meine Absicht, die Ordnung des Hauses zu durchbrechen, sondern es war lediglich der Trieb in mir, für die bedrängten darbenden Familien etwas zu erreichen. Wenn ich damit einen kleinen Eindruck gemacht habe, sage ich mir, der Ordnungs-. ruf, den ich bekommen habe im Interesse der guten Sache, freut mich, und ich hoffe, daß diese Freude der Herr Wortführer mit mir teilen wird. Pape (zur Geschäftsordnung): Ich möchte mir im Anschluß daran die Frage erlauben, ob es denn damit ein für allemal verboten sein soll, im Bürger- schaftssaale Unterschriften für irgend eine Sache über- haupt zu sammeln. Wir haben es wiederholt erlebt, daß hier Unterschriften gesammelt sind. Es ist da- mals die Verteilung eines Flugblattes in bezug auf " LF § die Holstenstraße hier gerügt worden, nicht aber, als seinerzeit Unterschriften für ein Vertrauensvotum für Herrn Senator Dr. Schön von dem jetzigen Senator Herrn Dr. Neumann gesammelt wurden, aber auth nur in beschränktem Maße, denn bekanntlich sind die auf der äußersten Linken nicht für würdig befunden, zu unterschreiben. Des weiteren sind neulich Unter schriften gesammelt für das Realgymnasium, es werden vielleicht auch noch andere Sachen passiert sein. Ich möchte nur klargestellt haben, ob Unter schristen hier nicht mehr gesammelt werden dürfen. Wortführer Stiller: Bei der großen parlanen tarischen Gewandtheit des Herrn Vorredners wundett es mich aufs höchste, daß er darüber einen Anger blick im Zweifel sein kann, daß Anträge, die von außerhalb in das Haus hineingetragen werden, absolut meiner Genehmigung unterstellt werden müsssen, dak dagegen Anträge aus der Mitte der Bürgerschaf namentlich solche, die sich mit Anträgen der Bürger schaft beschäftigen, im Hause zirkulieren dürfen. Dobberstein (zur Geschäftsordnung): Ich habt vorhin vergessen noch zu bemerken, daß das Ergebnis meiner Sammlung ein gutes gewesen ist. M 180 habe ich gesammelt. Auch in dem Landtage vol Württemberg hat eine ähnliche Sammlung tattgt funden, die M 150 erbrachte. Im übrigen verweise ich auf den Aufruf selbst, da sind die Namen der Geber und auch die Adressen der Sammelstellen zu lesen. Schluß der Sitzung 1 Uhr 40 Minuten. (Nach stenogr. Aufzeichnungen.) ] besch Sitz urjp. ordn, digu! der stütz) um zu y teily fähr Y l. Druckerei von H. G. Rahtgens in Lübeck. 1 J E ; ' . . 4 mad dem
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