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Museum mehrere wissenschaftliche Berufsbeamte nötig
aben wird, es kann sich nur um die Frage haudeln,
wie die neue Organisation am praktischsten und
billigsten zugleich einzuleiten sei, ob sie für die
Gemeinnützige Gesellschaft allein zu teuer, vorläufig
noch von ihr in Gemeinschaft mit dem Staate
oder ob sie von diesem allein getragen werden soll.
Man begegnet nun vielfach der Auffassung, unsere
Zustände wären bessser, wenn die gesamte Leitung
des Museums in einer Hand läge. Wenn es wahr
ist, was oben in Ubereinstimmung mit anderen gesagt
wurde, daß nämlich die Mängel unseres Museums
mit den Worten mehr Raum, mehr Geld, mehr
Arbeitskräfte richtig beschrieben sind, so kann ich
nicht einsehen, was in unserer Sammlung — ich
rf" cirtuzuer wor sie drs n OU hien rte
aturhistorischen Direktor unterstellt gewesen wäre. Der
Bestand dieser Sammlung hat sich in den letzten siebe
Jahren verdoppelt, gegen zwei Dutzend wissenschaft-|
[liche Arbeiten sind in derselben Zeit aus ihr publiziert
worden. Meint man, daß die Anregung durch eine
nichtsachverständigen Direktor einen über unsere Samm-
ung gestellten Assistenten zu größerer Tätigkeit hätte
anspornen können? Oder glaubt man, daß derselbe
Direktor eine Vergrößerung des Museums oder Er-
höhung des Budgets erreicht haben würde? JIch
kann es mir nicht denken, ich halte es vielmehr mit
dem Artikel 831 wie immer so heute noch für einen
Rückschritt, für ein Hemmnis der Entwicklung, den
Gedanken einer Vereinigung der Sammlungen unter
einer Leitung zu pflegen. T
Schon die allererste Frage, die sich aufdrängt,
welcher der in den verschiedenen Museumsabteilungen
vertretenen wisssenschaftlichen Disziplinen der Direktor
angehören solle, muß zu berechtigten Meinungs-
verschiedenheiten Anlaß geben. Ich will gar nicht
einmal so weit spezialisieren, alle heute bestehenden
Abteilungen einander in Gegensatz zu stellen, es
genügt, etwa eine Gemäldegalerie, eine Sammlung
prähistorischer Knochenreste und eine Kollektion in
Spiritus gehängter Schlangen in einem Atem zu
ennen. Alles dies soll unter einer führenden
Oberleitung stehen, wer aber soll diese sein? Wird
sie, sie mag einer Abteilung angehören, welcher sie
wolle, objektiv genug sein, gleichzeitig die auseinander-
gehenden Forderungen zu würdigen ? Imp..)
Es wird allerdings anerkannt, daß ein Einzige
ie heterogen Bestände des Museums nicht über-
ehen und beherrschen kann; der zukünftige Direktor
oll dafür Assistenten bekommen. Was aber wird
amit gewonnen? Sind die Assistenten selbst keine
eeigneten Kräfte, keine selbständig denkenden,
rbeitenden, handelnden und treibenden Naturen,
keine Organisatoren, so nützt der beste Direktor
nichts, die Abteilungen, von denen er nichts versteht,
stagnieren und verkümmern. Sind ssie aber die
geeigneten Männer, so wird ihnen eine so große
und so selbständige Arbeit zufallen, daß sie mit der
Stellung als Assistent eines berufsfremden Direk.
tors, mit dem Widerspruch zwischen äußerer Ab-
hängigkeit und innerer Selbständigkeit dauernd nicht
werden sich vertragen können. Schmerzliche Präzedenz-
fälle liegen vor. Ich unterstreiche berufsfremd, da
ein Assistentenverhältnis an sich solche Konflikte
natürlich nicht notwendig bedingt, und ich unter
streiche dauernd, weil sich gewiß junge Ajsistenten
anderer Museen auf kurze Zeit finden und anstellen
lassen, dauernd aber nur bleiben werden, wenn sie
einmal Aussicht haben, selbständig zu werden. Zumal
das kleinere Material, die schwerer zugängliche
Literatur, die Abgelegenheit von den großen Mittel
punkten der Wissenschaft Nachteile bringt, die sie
als Assistent eines größeren Musenms nicht kennen.
Ganz junge Assistenten kann man außerdem nicht
gebrauchen, da ihre Tätigkeit, ihre Verantwortlichkeit
völlig die einer leitenden Stelle, also Museums-
erfahrung voraussezt. Gerade älteren aber würde
Selbständigkeit ein ausreichendes Äquivalent für das
niedrigere Gehalt sein, mit dem wir voraussichtlich
zu rechnen haben werden, und man würde, wenigstens
soweit ich die Ethnographie übersehen kann, nicht
allzu große Schwierigkeiten haben, eine geeignete Per
sönlichkeit zu finden. Ä.
Ist es demnach auf der einen Seite unbillig,
einen Mann mit den Aufgaben leitender Stellung
in ein Assistentenverhältnis herunterzudrücken, so ist
es andererseits auch unökonomisch, da man sich des
[Wertfaktors der Selbständigkeit entäußert, die eivzilt
Lockspeise, die man bieten kann, wo keine Orden und
Titel zu vergeben sind; es ist endlich unpraktisch
da wieder nur ein Provisorium geschaffen, nichts
Endgültiges, wieder nur für einige Jahre ein sh
gestopft wird, keine neue Grundmauer aufgefü
wird, die für die Dauer hält. >45 tur
Ich wiederhole ferner für diesen Punkt u .
was ich vorhin für die Raumfrage ausgeführt hot
das ist die Schwierigkeit, das Museum für Völkerkut.
hz: Ä U;: mer pur von dir ebensantti]
zu seinem Rechte kommen, wenn sein Leiter sen.
eines kulturhistorischen Direktors ist, wie we
einem naturhistorischen unterstellt ist. Nicht ven
natürlich würden die übrigen Sammlungen chen
wenn der allgemeine Direktor aus dem ethnologi\"[
Fach gewählt wird. Die Dinge liegen eben auch
so einfach, wie man meint. Man lasse fh, mit
nicht durch die scheinbare Leichtigkeit verführen