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sind lebendig und warm, sein Märchen „Wenn wir
Kinder hätten“ ist aus freiem Geiste und aus poesie-
durchklungener Gefühlsinnigkeit geschrieben.
Die Darbietungen des Vortragenden wurden mit
dem lebhaftesten Beifall aufgenommen. .A. Jorns.
Geistliches Konzert in St. Marien. (Bach-Konzert.)
Das am Sonntag den 10. Dezember in der St.
Marienkirche stattfindende geistliche Konzert der Ver-
einigung für kirchl. Chorgesang wird in einer einheit-
lichen Vorführung von Werken Joh. Seb. Bachs be-
stehen und damit der erfreulicherweise in unsern Tagen
beständig wachsenden Wertschätzung der Kunst des
großen Leipziger Thomaskantors Rechnung tragen.
Bei dem Studium des an die Spitze des Pro-
grammes zu stellenden a-moll-Orgelkonzertes nun, das
Bach nach einem Violinkonzert von Antonio Vivaldi
für Orgel bearbeitet hat und das ohne große kontra-
punktische Künste ganz auf orgelmäßige Klangwirkungen
berechnet ist, drängte sich dem Unterzeichneten die Über-
zeugung auf, daß ein Vortrag desselben auf der noch so
gut erhaltenen Orgel in der Totentanz kapelle des
Versuches wert sei. Dem von Bach so häufig vor-
geschriebenen Wechsel von „Hauptwerk“ und „Rück-
positiv“ gegenüber befindet sich der Spieler an der
modernen Orgel oft in Schwierigkeit hinsichtlich der
Regisstrieruug, denn die charakteristische Klangwirkung
des früheren „Rückpositivs“ ist auf neueren Werken
nur unvollkommen zu erreichen, bei der Totentanz-
orgel aber, die überhaupt noch recht genau den Zu-
siand der Orgelbaukunst zu Bachs Zeiten repräsentiert,
gerade von bester Wirkung.
Außer dem a-moll-Konzert hat der Unterzeichnete
auch geglaubt, zwei Bachsche Choralvorspiele: „O Mensch,
bewein dein’ Sünden groß“ und „Gelobet seist du,
Jesu Christ“ auf derselben Orgel vortragen zu sollen.
Wenn hierbei hin und wieder einmal der Gedanke
an den größeren Schmelz moderner Charakterstimmen
auftauchen sollte, so möge die Erwägung darüber hin-
weghelfen, daß man die Kompositionen auf einem
Instrument gespielt hört, welches noch Bach selbst
während seines hiesigen Studienaufenthaltes bei Dietrich
Buxtehude im Jahre 1705 häufig genug gespielt
haben mag.
Im übrigen setzt sich das Konzertprogramm aus
Chorgesängen – s8stimmige Motette „Komm, Jesu,
komm“ und drei 4stimmige Choräle + sowie Solo-
gesängen für Altstimme (Frl. A. Hardt, Hamburg) —
Arie aus der h-moll-Messe „Qui sedes“ u. a.
zusammen. K. Lichtwark.
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Theater nnd Musik.
Drittes Sinfoniekonzert. (18. November.)
Die zum Schluß des genußreichen Konzertes ge-
spielte D-dur-Sinfonie von Joseph Haydn gehört zu
den Werken, in denen sich der Einfluß der kroatischen
Volksmusik auf den Komponisten mit absoluter Sicher-
heit nachweisen läßt. Es ist das Verdienst von
Dr. Kuhac, durch seine fleißige Sammlung süd-slavischer
Volkslieder das Material an die Hand gegeben zu
haben, das aus Haydns Schöpfungen herausschälen
zu können, was auf Laute einer mussikalisch nicht
deutschen Sprache hinweist. Für die Beurteilung dieser
Frage ist es nicht unwichtig darauf hinzuweisen, daß
Haydn dreißig Jahre lang Kapellmeister des Fürsten
Esterhazy war, dessen Güter inmitten der kroatischen
Kolonie lagen. Dort mußten dem Meister sich Volks.
weisen aufdrängen, die in seinen Werken zu benuyet
für ihn nahe lag. Für die D-dur-Sinfonie hal
Haydn das Motiv des Finales mit geringen rhyth
mischen Abweichungen notengetreu der noch heute in
Kroatien gesungenen Ballade „Oj Jelena“ entnommen.
Das Allegro spiritoso gehört zu den genialsten
Sätzen in seinen Sinfonien, gleich groß in seinen
geistigen Inhalt wie in der thematischen Durchführung
Nach unserem Empfinden nahm Herr Abendroth das
Finale in einem etwas zu raschen Thema, so daß
manche Einzelheiten verwischt werden mußten. Ganz
prächtig spielte das Orchester die ersten drei Säht,
namentlich das Menuett haben wir selten so fein ab
getönt gehört. Eine wichtige und nachahmenswertt
Neuerung war die Beschränkung des Orchesters auf
die Beseßzung, wie sie zu Haydns Zeit üblich wart.
Die Durchsichtigkeit des thematischen Aufbaues kann
durch nichts mehr erzielt werden, als durch die Innt
haltung des richtigen Verhältnisses zwischen dent
Streichkörper und den Blech- und Holzbläsern. Richard
Strauß’.Sinkonia domestica mit der mageren Besetutg
von 50 Musikern zu spielen, würde jeder für eit
Unding halten, für Haydns und Mozarts Verte
glaubt man den vollgesättigten Klang des modern.
Orchesters nicht entbehren zu können, trozdem itt
sinnloser ist, als wenn ein riesiger Streichkörper "
wenigen Blasinstrumente erdrückt. Freilich gehört !
künslerischer Mut dazu, das Orchester für Werke dits.
Art zu reduzieren. Selbst ein Mann wie Kitit
besaß ihn nicht, als er vor kurzem Hugo Wolfs t
kleines Orchester geschriebene Italienische Serenzs
mit ihrer entzückenden Filigranarbeit in einer .u
seßung von 20 ersten, 16 zweiten Geigen, je 12 vie
und Celli und 10 Kontrabässen bot. Möge fi
Abendroth auch weiter für ältere Werke seiner
lerischen Überzeugung folgen. für
Die interessanteste Gabe des Programms war t
uns Händels Konzert in D-dur für Streichinstrumet
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