Full text: Lübeckische Blätter. 1905 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1905 (47)

6Z8 würden wir nicht versianden, wohl gar als Be- leidigung empfunden und mit den Worten des Vaterlandsängers beantwortet haben: „Wie sollt ich dein vergessen, ich weiß, was du mir bist, Und wenn die Welt ihr Liebstes und Bestes bald vergißt, Ich sing’ es hell und ruf es laut: Mein Vaterland ist meine Braut. Wie sollt ich sein vergessen, ich weiß, was es mir ist, Solang ein Hauch von Liebe und Leben in mir istl!“ Nicht so rasch, wie jugendlicher Feuereifer es er- wartet und mit etwas anderer Gestaltung der Landkarte, aber ihrem Wesen nach vollauf sind die Hoffnungen unserer Kinderzeit in Erfüllung gegangen. Elsaß und Lothringen wurden mit dem Schwert aus Frankreich her- ausgeschnitten. Wo undeutsches Wesen sich auf deut- schen Thronen fand, da hatten es die Kriege von 1864 und 1866 hinweggefegt, und an dem ewig denk- würdigen 18. Januar 1871, da stellten die deutschen Fürsten ihre Fahnen, ihre Banner zusammen, sie hingen ihre Wappenschilder auf an dem Stamm der deutschen Eiche und mit dem deutschen Volke jubelten sie dem greisen König, einem wahrhaft edlen deutschen Herzog in des Wortes ureigenster Bedeutung zu als erstem deutschen Kaiser. Jetzt steht Deutschland nicht mehr beiseite, nicht mehr kann es behandelt werden als quantité négligeable. Beliebter sind wir dadurch bei den fremden Völkern nicht geworden. Aber was kümmert es uns, ob von ihnen uns Liebe gezollt wird. Wir wollen unser Vaterland lieben, wenn die da draußen es nur achten, und dafür ist gesorgt, dafür sorgt vor allen auch unser Kaiser, der fest und weitschauend auf hoher Warte steht, allzeit bedacht für das Wohl des deutschen Volkes. Von der Warte ist jeßt der Ruf zu uns gedrungen: „Das Pulver trocken, das Schwert ge- schliffen, das Ziel erkannt und alle Kräfte ange- spannt!“ Ernst ist die Zeit, aber wir sind getrost. Fest stehen zusammen und zum Kaiser, wie wir es unlängst aus königlichem Munde hörten, in alter deutscher Treue die deutschen Fürsten, und — auch da sei alle „Schwarzseherei verbannt“ – wenn der Ruf ertönt: Feinde ringsum, so wird von allen Seiten aus dem deutschen Volk in alter deutscher Treue und fester Zuversicht der Ruf erschallen, der jezt seit 34 Jahren stets der erste ist bei unsern Jahresfeiern und in den ich Sie auch heute wieder bitte, mit mir einzustimmen: Hoch Deutschland, Hoch dem deutschen Kaiser! In freudiger Begeisterung stimmte die Versamm- lung in das Hoch ein und sang stehend „Heil Dir im Siegerkranz.“ Nachdem einige Musikstücke zum Vortrag ge- hracht waren, hielt Herr Landrichter Dr. Lienau die zweite offizielle Rede, die nach altem Brauche Senat und. Bürgerschaft galt. Diese Rede hatte folgenden Wortlaut: „Die Stadt heißt Lübeck mit stolzem Namen." Mit diesen Worten unseres Freiheitsdichters Ernst Moritz Arndt, meine sehr geehrten Herren, hat Adolf Holm sein bekanntes Wert „Lübeck, die freie und Hansestadt" begonnen. Wer als treuer Bürger dieser Stadt sein Schicksal mit dem ihrigen ver bunden fühlt, wer bereit ist, seine Kraft, so klein und schwach sie auch sei, in den Dienst seiner engeren Heimat zu stellen, dem wird ungeachtet mancher Sorge um die Zukunft bei dem Klange dieser Worte das Herz höher schwellen, wenn er wahrnehmen zu können glaubt, wie im Gleichmaß mit der äußeren Ausdehnung seiner Vaterstadt ihre Bürger rastlos tätig sind, nicht nur den eigenen Wohlstand und Einfluß zu vermehren, sondern auch dem Namen ihrer Heimat innerhalb Deutschlands Grenzen und weit sher sie hinaus einen guten und stolzen Klang zu geben. Nicht mühelos fürwahr ist der Weg zu dert weitgessteckten, warmersehnten Ziele. Erfindunget und Entdeckungen haben zwar dem Menschen die Genüsse des Lebens zu vermehren und seine Lebens weise günstiger zu gestalten vermocht, sie haben ihm aber auch gleichzeitig den Kampf um sein Dasein verschärft, seine Sorge um die Zukunft vermehrt und ihn gezwungen, alle seine Kräfte zu prüfen, zu ent wickeln und sich und den Seinen nuybar zu machen So sehr aber auch dem einzelnen im Kampf unt Dasein des Lebens Last fast zu gewaltig erscheinel mag, der Gesamtheit gereicht es zum Segen. Dent noch immer gelten Schillers herrliche Worte: „Etwas fürchten und hoffen und sorgen Muß der Mensch für den kommenden Morget, Daß er die Schwere des Daseins ertrage Und das ermüdende Gleichmaß der Tage, Und mit erfrischendem Windesweben Kräuselnd bewege das stockende Leben. Denn der Mensch verkümmert im Frieden, Müßige Ruh’ ist das Grab des Muts. Aber der Krieg läßt die Kraft erscheinen, Alles erhebt er zum Ungemeinen, Selber dem Feigen erzeugt er den Mut." Fröhlichen Herzens, meine sehr geehrten Herttt sehen wir darum im Ringen der einzelnen . einander die Kräfte des Ganzen sich entfalten. jejet das letzte seit unserem Zusammensein 1n li Räumen verflossene Jahr ist reich an Arbeit ja unsere Vaterstadt. gewesen. Unsere Verfassunß it eine bedeutsame Änderung erfahren, von welchr ij wenn auch die Auffassung des einzelnen von . tigen dem Beschlusse der Mehrheit hat weichen miß I dennoch zum S unserer teils in geführt. sind wi reichen nur ei sondern und K durch | stehen Förder auf da sich er Endlicl Schönl verbess Vorfal der G Ur kräftig Mitgl Bürde freudit zelne tätigke teilzur Y werdez Lizent seiner Heil. schein merke würdi Inter eine versch gemei als mach. daß ein ] heits bürg erfre sind uns Mö dere für mtù-
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