Full text: Lübeckische Blätter. 1905 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1905 (47)

552 Handwerker, der doch auch Spezialist ist, hierin eine höhere Stufe der Leistung als jemand, der alle Hand- werke gleichzeitig beherrschen will. Eine Ausnahme macht nur das Genie. Und mit solchen Äußerungen streite ich ganz allgemein der Frau „ein Recht“ ab? Noch ein paar Worte über den famosen Tief- brand. Als Anwalt des modernen Kunstgewerbes wird Herr Statsmann sicherlich wissen, daß alles, was bisher an Brandmalereien und Tiefbrandarbeiten praktisch produziert ist, absolut keinen Anspruch auf künstlerische Bewertung dieser Technik und ihrer Leistungen machen kann. Theoretisch mag — viel- leicht + in Zukunft mit dieser Technik sich noch fünstlerisch Wertvolles schaffen lassen; bevor aber nicht ein solcher Kolumbus des Tiefbrandes aufer- standen ist, hat jeder, der es ehrlich mit dem Kunst- gewerbe meint, nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, gegen die Verwüstung und Verbildung des Geschmacks durch solche Arbeiten Front zu machen. Will Herr Statsmann dieses Recht nun auf einmal selbst „abstreiten ? " Wunderlich muten mich auch die herrlichen Be- lehrungen über die Begriffe „schulmäßig“ und ,schüler- mäßig“ an. Ei, welch kleinliche Sophistereien. Wenn man von den Entwürfen eines Architekten, der doch ein reifer Meister, kein Lernender mehr sein will, sagt, sie seien ,„schulmäßig,“ so liegt darin das Un- fertige, Unausgereifte des Schülers ebensosehr als in dem Wort ,schülermäßig“ ausgedrückt. Die Kunst- gewerbe-Ausstellung soll doch wohl keine Ausstellung von „Schularbeiten“ oder ~ was dasselbe ist — von „Schülerarbeiten“ sein! Mit solchen Wort- fklaubereien soll wohl wieder meine ungenügende Sachkenntnis bewiesen werden?! Ich gestehe, meine Sachkenntnis ist zur Erfassung der Statsmannschen Logik in diesem Falle „nicht genügend|“ Dann sucht Herr St. bei seinen Lesern die Vor- stellung zu erwecken, als ob ich Berkentins reizendes, kürzlich sogar im „Studio" abgebildetes Spielzeug über- sehen habe. Und was liegt denn nun vor? Ich freue mich aufrichtig über die anderen prächtigen Ar- beiten dieses Kunsthandwerkers und sage zum Schluß: „Auch das Lübecker Spielzeug, das ebenfalls von Berkentin herrührt, ist anerkennenswert." Ebenso wird mir freundlichst bedeutet, ich hätte mir die Hausmodelle und Lebkuchen näher ansehen sollen. Seite 472 erwähne ich anerkennend „Fasels lehrreiche Hausmodelle“ und die Lebkuchen sind erst nach Ab- fassung meines Manuskriptes überhaupt ausgestellt. Nach alledem darf ich den Lesern wohl die Be- wertung der Äußerungen und Vorhaltungen des Herrn Statsmann ruhig anheimgeben. _ Auf das Gebiet persönlich.gehässiger Angriffe, die auch nicht fehlen, vermag ich Herrn Statsmann nicht zu folgen — dieses Feld will ich ihm gern allein überlasssen. H. Mahn. Literarisches. Wintersturm. Ein Sang von der Ostsee von Ludolf Weidemann. Hamburg 1905. Alfred Janssen. Jm vorigen Jahre habe ich die Leser dieser Blätter auf Weidemanns Karl Maria Kasch aufmerksan gemacht, dieses schlichte, gedankenreiche Buch, das die Mühe und Arbeit des Alltagslebens im ver klärenden Lichte der Poesie schildert; heute liegt der „Wintersturm“ vor mir, dessen baldiges Er scheinen schon in der Einleitung zum Kasch verheißen war. Er gehört auch zu ihm wie eine Ergänzung. Während der in Prosa geschriebene Kasch das Innen- leben eines einfachen Mannes darstellt, der danach ringt, sich zu Gott und Natur in das richtige Verhältnis zu setzen, braust und rauscht durch die Verse des ,„Wintersturms" die gewaltige Leben tötende, Leben weckende Natur, die den Menschen umgibt; und indem der Dichter den Kampf der Elemente mit packender Phantastik zu einem gigar- tischen Schauspiel gestaltet, läßt er den mitten it diesen Kampf als ohnmächtigen Zuschauer oder auch als Opfer hineingestellten Menschen zur Erkenntnis der Natur und der Aufgaben des eigenen Lebens heranreifen. eéeL ; Im bleichen Schattenhemd der Tod, LF (2/1. NURE:: Durch Erdensturm zum Himmelsfrieden. Der Schauplatz ist wieder das bescheidene Dotf n der Ostsee, das wir aus dem ,„Kasch“ kennen Der Winterssturm, personifiziert als ein unheimliche: Riesenraubvogel, braust, aus dem sibirischen Norden fommend, über die Ostsee dahin, bis er, vot! Frühlingstauwind in die Flucht geschlagen, in seine tarrenden Eisberge sich zurückzieht; und was at Leid und Lust während dieses Ringens zwischen Winter und Frühling die Menschen im Dorfe " fahren, das wird in einer Reihe kleiner Stimwww bilder vor uns entrollt, bald in der Form . Jdylle, bald im dunklen Ton schwermutsvo! Balladendichtung. Überall ist die Sprache kr: und kraftvoll, die Symbolik einfach und ergreift. Mit feiner Kunst arbeitet der Dichter die : ' säte heraus, und wenn er durchweg mit gictlicht. Gelingen den schlichten Ton des einfachen Veli liedes anschlägt, so mißrät ihm nur ganz. vereiti., einmal ein Bild oder bei der mit Vorliebe 1%; wandten Laut- und Klangmalerei ein Ausdrutk in yot Triviale oder Gekünstelte. Es ist ein Dicht?! 'i, starker Persönlichkeit und tiefer Empfindung, der „Wintersturm" zu uns spricht. Ta Au zu des Ern die Ver huct Off die) stre) nadcl Ich An Fo: Ge! em) prä die klin den ihn sick erk des unt er Ab dia me! dur En schi sou M §t Ni Ve r
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