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Handwerker, der doch auch Spezialist ist, hierin eine
höhere Stufe der Leistung als jemand, der alle Hand-
werke gleichzeitig beherrschen will. Eine Ausnahme
macht nur das Genie. Und mit solchen Äußerungen
streite ich ganz allgemein der Frau „ein Recht“ ab?
Noch ein paar Worte über den famosen Tief-
brand. Als Anwalt des modernen Kunstgewerbes
wird Herr Statsmann sicherlich wissen, daß alles,
was bisher an Brandmalereien und Tiefbrandarbeiten
praktisch produziert ist, absolut keinen Anspruch
auf künstlerische Bewertung dieser Technik und ihrer
Leistungen machen kann. Theoretisch mag — viel-
leicht + in Zukunft mit dieser Technik sich noch
fünstlerisch Wertvolles schaffen lassen; bevor aber
nicht ein solcher Kolumbus des Tiefbrandes aufer-
standen ist, hat jeder, der es ehrlich mit dem Kunst-
gewerbe meint, nicht nur das Recht, sondern auch die
Pflicht, gegen die Verwüstung und Verbildung des
Geschmacks durch solche Arbeiten Front zu machen.
Will Herr Statsmann dieses Recht nun auf einmal
selbst „abstreiten ? "
Wunderlich muten mich auch die herrlichen Be-
lehrungen über die Begriffe „schulmäßig“ und ,schüler-
mäßig“ an. Ei, welch kleinliche Sophistereien. Wenn
man von den Entwürfen eines Architekten, der doch
ein reifer Meister, kein Lernender mehr sein will,
sagt, sie seien ,„schulmäßig,“ so liegt darin das Un-
fertige, Unausgereifte des Schülers ebensosehr als
in dem Wort ,schülermäßig“ ausgedrückt. Die Kunst-
gewerbe-Ausstellung soll doch wohl keine Ausstellung
von „Schularbeiten“ oder ~ was dasselbe ist —
von „Schülerarbeiten“ sein! Mit solchen Wort-
fklaubereien soll wohl wieder meine ungenügende
Sachkenntnis bewiesen werden?! Ich gestehe, meine
Sachkenntnis ist zur Erfassung der Statsmannschen
Logik in diesem Falle „nicht genügend|“
Dann sucht Herr St. bei seinen Lesern die Vor-
stellung zu erwecken, als ob ich Berkentins reizendes,
kürzlich sogar im „Studio" abgebildetes Spielzeug über-
sehen habe. Und was liegt denn nun vor? Ich
freue mich aufrichtig über die anderen prächtigen Ar-
beiten dieses Kunsthandwerkers und sage zum Schluß:
„Auch das Lübecker Spielzeug, das ebenfalls von
Berkentin herrührt, ist anerkennenswert." Ebenso
wird mir freundlichst bedeutet, ich hätte mir die
Hausmodelle und Lebkuchen näher ansehen sollen.
Seite 472 erwähne ich anerkennend „Fasels lehrreiche
Hausmodelle“ und die Lebkuchen sind erst nach Ab-
fassung meines Manuskriptes überhaupt ausgestellt.
Nach alledem darf ich den Lesern wohl die Be-
wertung der Äußerungen und Vorhaltungen des Herrn
Statsmann ruhig anheimgeben.
_ Auf das Gebiet persönlich.gehässiger Angriffe,
die auch nicht fehlen, vermag ich Herrn Statsmann
nicht zu folgen — dieses Feld will ich ihm gern
allein überlasssen. H. Mahn.
Literarisches.
Wintersturm. Ein Sang von der Ostsee von
Ludolf Weidemann. Hamburg 1905. Alfred
Janssen.
Jm vorigen Jahre habe ich die Leser dieser Blätter
auf Weidemanns Karl Maria Kasch aufmerksan
gemacht, dieses schlichte, gedankenreiche Buch, das
die Mühe und Arbeit des Alltagslebens im ver
klärenden Lichte der Poesie schildert; heute liegt
der „Wintersturm“ vor mir, dessen baldiges Er
scheinen schon in der Einleitung zum Kasch verheißen
war. Er gehört auch zu ihm wie eine Ergänzung.
Während der in Prosa geschriebene Kasch das Innen-
leben eines einfachen Mannes darstellt, der danach
ringt, sich zu Gott und Natur in das richtige
Verhältnis zu setzen, braust und rauscht durch die
Verse des ,„Wintersturms" die gewaltige Leben
tötende, Leben weckende Natur, die den Menschen
umgibt; und indem der Dichter den Kampf der
Elemente mit packender Phantastik zu einem gigar-
tischen Schauspiel gestaltet, läßt er den mitten it
diesen Kampf als ohnmächtigen Zuschauer oder auch
als Opfer hineingestellten Menschen zur Erkenntnis
der Natur und der Aufgaben des eigenen Lebens
heranreifen.
eéeL
; Im bleichen Schattenhemd der Tod,
LF (2/1. NURE::
Durch Erdensturm zum Himmelsfrieden.
Der Schauplatz ist wieder das bescheidene Dotf
n der Ostsee, das wir aus dem ,„Kasch“ kennen
Der Winterssturm, personifiziert als ein unheimliche:
Riesenraubvogel, braust, aus dem sibirischen Norden
fommend, über die Ostsee dahin, bis er, vot!
Frühlingstauwind in die Flucht geschlagen, in seine
tarrenden Eisberge sich zurückzieht; und was at
Leid und Lust während dieses Ringens zwischen
Winter und Frühling die Menschen im Dorfe "
fahren, das wird in einer Reihe kleiner Stimwww
bilder vor uns entrollt, bald in der Form .
Jdylle, bald im dunklen Ton schwermutsvo!
Balladendichtung. Überall ist die Sprache kr:
und kraftvoll, die Symbolik einfach und ergreift.
Mit feiner Kunst arbeitet der Dichter die : '
säte heraus, und wenn er durchweg mit gictlicht.
Gelingen den schlichten Ton des einfachen Veli
liedes anschlägt, so mißrät ihm nur ganz. vereiti.,
einmal ein Bild oder bei der mit Vorliebe 1%;
wandten Laut- und Klangmalerei ein Ausdrutk in yot
Triviale oder Gekünstelte. Es ist ein Dicht?! 'i,
starker Persönlichkeit und tiefer Empfindung, der
„Wintersturm" zu uns spricht.
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