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Gesellschaft
zur Beförderung gemeinnühiger Tätigkeit.
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Bericht des Gewerbemuseums zu Lübeck
über das Jahr 1904.
Im verflossenen Jahre beschäftigten sich die sämtlichen
Abteilungen des Lübecker Museums eingehend mit der
Frage über die Weiterentwicklung unseres Museums.
Nachdem die einzelnen Abteilungen schon seit Jahren
über den immer drückender werdenden Platzmangel in
ihren Berichten Klage geführt hatten, gab das Museum
für Völkerkunde durch einen Antrag, der am 18. Juni
1904 den Museums-Verwaltungsausschuß beschäftigte,
den direkten Anstoß zur praktischen Behandlung der
Frage, in welcher Weise baldmöglichst für die sämt-
lichen Museumsabteilungen mehr Raum und höhere
Geldmittel für deren Weiterentwicklung geschaffen
werden könnten. Um nun einen Überblick zugewinnen über
die Wünsche der einzelnen Museumsabteilungen und eine
Zusammenfassung derselben den weiteren Beratungen
im Verwaltungsausschuß zugrunde legen zu können,
wurde von diesem beschlossen, den Vorsteherschaften
der einzelnen Museumsabteilungen eine im Einvernehmen
mit dem Vorsitzenden des Museums-Verwaltungs-
ausschussses von Professor Dr. Lenz verfaßte Denkschrift
in Abdruck zuzustellen, mit dem Ersuchen, auf Grund
derselben sich über die einzelnen Fragen eingehend
schriftlich zu äußern. Durch besondere Umstände
veranlaßt, konnte die Vorsteherschaft des Gewerbe-
museums erst im Oktober und November in die Beratung
über das zugestellte Schriftstück eintreten.
Für die weitere Umgestaltung des Museums scheint
dem Verfasser der Denkschrift die Teilung in drei
Hauptgruppen (an Stelle der seitherigen sechs Abtei-
lungen) zweckmäßig, und zwar möchte er vereinigt
sehen als: 1) historische und Kunstabteilung,
das jetzige Museum Lübeckischer Kunst- und Kultur-
geschichte, das Gewerbemuseum und die Sammlung
von Gemälden, Kupferstichen und Gipsabgüsssen; 2)
naturhistorische Abteilung, das jetzige natur-
historische und das Handelsmuseum; dagegen solle für
sich bestehen bleiben 3) die ethnographische Abteilung.
In bezug auf die Raumfrage erkennt Verfasser ohne
weiteres an, daß die jetzigen Räume nicht mehr
ausreichen und man, falls sich keine anderen passenden
Räume finden, auf Erweiterungsbauten Bedacht
nehmen müsse. Ferner glaubt Verfasser, daß sich die
hauptamtliche Anstellung zweier Konservatoren neben
den sseitherigen im Nebenamt beschäftigten Personen
vernotwendige. In bezug auf die Geldfrage gibt
der Verfasser der Denkschrift eine Aufstellung, die einen
Staatszuschuß von etwa rund f 9000 für sämtliche
Abteilungen zusammengenommen herausrechnet. Hiervon
sollen M 1100 auf das Gewerbemuseum entfallen.
Die Vorsteherschaft des Gewerbemuseums gab ihr
Gutachten über diese Vorschläge dahingehend ab, daß
sie es für zeitgemäß und wünschenswert erachte, daß
der Staat um eine finanzielle Unterstützung des
Museums ersucht werde, daß ferner die absolute
Notwendigkeit der Raumbeschaffung betont werden
müsse, daß sie aber die Notwendigkeit einer Neuorgani
sation des Beamten. und Verwaltungskörpers ohne
nähere Begründung noch nicht einzusehen in der Lage
wäre.
In ähnlichem Sinne sprachen sich die Vorsteher
schaften der übrigen Musseumsabteilungen aus. Auf
Grund dieser Berichte werden zurzeit die Verhandlungen
weitergepflogen, die hoffentlich recht bald zu einen
praktischen Vorgehen führen werden. y
Innerhalb der Vorsteherschaft des Gewerbemuseutts
traten durch zwei Neuwahlen Veränderungen ein.
Einen schweren Verlust erlitt das Gewerbemuseut
durch den Tod des langjährigen Vorstehers und
Vorsitzenden der Vorsteherschaft Herrn Dr. jur. Adolph
Brehmer, der am 28. September nach einer glücklich
überstandenen Operation durch eine Herzlähmung aus
dem Leben gerissen wurde. Er gehörte seit 1880
fast ununterbrochen der Vorsteherschaft des Gewerbv
museums an, das in jenem Jahre durch den Gewetbt
ausschuß als „gewerbliche Mustersammlung“" gegründtt
wurde.. Als im Jahre 1892 das Gewerbemufeutn
aus seinem früheren Verhältnis zum Gewerbeausst!l
ausschied und an das neue Museum als eine der sech
Abteilungen Angliederung fand, wurde Dr. Adolph
Brehmer sofort wieder in die neugebildete Vorsteht
schaft und innerhalb dieser als Vorsizender gewtsl
Von da ab ist er nur mit Ausnahme der durch "
Satzungen gebotenen Unterbrechungen in der Vorsteht:
schaft des Gewerbemuseums geblieben, dem er p
besonderes Interesse und warme Fürsorge zuwendt
Diese letztere suchte er als Vorsitzender noch bis U;
vor seinem Tode dadurch zu betätigen, daß er !
die größte Mühe gab, die Summe zum Ankauf ! .
großen und sehr wertvollen Sammlung jet
Degenstichblätter, über die wir weiter unten beri
werden, aus privaten und Vereinsmitteln zujammnth,
bringen, um so unserem Gewerbemuseum eine vet
sehenswerte Bereicherung zuzuführen. Es gelang he
auch, die nötige Summe bis zu einem kleinen t.
trage zu beschaffen, so daß unser GewerbemuseWW (y
Tat sich des Besitzes einer ausgewählt schönen Sam Uf
von Arbeiten japanischer Metallotechnik erfreut. yu
Damit hat sich der Verstorbene zugleich tet
Tätigkeit und seinen Neigungen entsprechendes
in unserem Museum geschaffen. n Stil
Un Stelle des Herrn Dr. Brehmer und V \yyrt
des satzungsgemäß aus der Vorsteherschaft ausgeschit