jedem Recht eine Pflicht gegenübersteht, vornehmlich
die Pflicht, durch Anspannung unserer ganzen Tat-
kraft jeder an seinem Teil mitzuarbeiten, unserem
Vaterlande die Errungenschaften der lezten Jahr-
zehnte zu sichern, für alle Zukunft zu erhalten und
zu fördern. Das Wort Humboldts, meine Herren,
daß, wenn ein Jahrhundert begonnen hat einer
großen Hoffnung Raum zu geben, es nicht eher ruht,
bis sie erfüllt ist, hat sich bewahrheitet. Die Hoff-
nung auf eine deutsche Flotte hat das vergangene
Jahrhundert erfüllt, sie lebt aber weiter in uns für
die stetige Entwicklung unserer Marine. Lassen Sie
uns der Erwartung Ausdruck geben, daß auch in
diesem Jahrhundert der Ausbau und die Förderung
unserer Flotte so fortschreiten möge, wie wir nach
den ersten verheißungsvollen Jahren erwarten dürfen.
All unser Dank, alle unsere Hoffnungen und Wünsche,
welche wir unserer fortstrebenden Marine entgegen-
bringen, meine Herren Kollegen, vereinigen sich heute
in dem Herren Kommandanten und den Herren
Offizieren S. M. S. „Lübeck,“ welche uns heute
die Ehre erweisen, unsere Gäste zu sein. Ich heiße
Sie, meine Herren, in unserem Kreise herzlichst will.
kommen und tdanke Ihnen, daß Sie unserer Bitte,
hier zu erscheinen, Folge geleistet haben. Ich glaube
Ihnen, meine Herren, keinen besseren Wunsch ent-
gegenbringen zu können, als daß sich alle Hoffnungen
und Erwartungen, welche mit dem schönen Schiffe
verbunden sind, im weitesten Sinne erfüllen, und
möge dem Schiffe unter Ihrer sicheren Führung eine
stete, glückliche Fahrt beschieden sein und Ihre ver-
antwortungsvolle Aufgabe sich zu einer schönen und
dankbaren gestalten. Ich bitte Sie, meine Herren
Kollegen, Jhren Dank und Ihre Wünsche, den Dank
und die Wünsche der Kaufmannjschaft Lübecks, zu
vereinen und mit mir einzustimmen in den Ruf, der
Herr Kommandant und die Herren Offiziere S. M.
S. „Lübeck,“ unsere hochverehrten Gäste, hurra!“
Herr Fregattenkapitän Meurer antwortete mit
folgender Ansprache:
„Meine Herren! Als gestern Herr Präses Rabe
an Bord kam und dem Offizierkorps im Namen des
Lübecker Kaufmannsstandes die mächtige silberne
Bowle mit den Bechern als Geschenk überreichte,
fühlten wir uns im Herzen tief beschämt, denn wir
sagten uns wohl mit Recht: womit haben wir es
verdient, daß eine so hochangesehene Korporation
wie die Lübecker Kaufmannschaft und Handelskammer
uns mit einem so wertvollen Geschenke beehrt ?
Aber wir haben in den wenigen Tagen unseres Auf-
enthaltes in Lübeck schon gelernt, unbescheiden zu
sein und so haben wir das herrliche Geschenk einfach
angenommen. Es bleibt uns nichts weiter übrig,
A. A.-
Ö
als Ihnen von Herzen zu danken. Wir wissen
freilich sehr gut, daß diese kostbare und wertvolle
Gabe nicht unserer Person gilt, sondern daß wir
nur die Glücklichen sind, die sie in Empfang nehmen
dürfen. Wir fassen diese Gabe vielmehr als einen
äußeren Ausdruck des lebhaften Gefühls der Zu
sammengehörigkeit zwischen der Kaufmannschaft und
der Marine auf. Dieses Gefühl der Zusammer
gehörigkeit ist ein Erfolg der neuesten Zeit.
Es war nicht immer so. In früheren Zeiten,
als eine Kriegsmarine noch unbekannt war, mußte
der Kaufmann sich selber helfen. Das waren die
großen Zeiten des Kaufmannsstandes + der Bürger
zog das Schwert, um seine Rechte, die Freiheit seines
Handels sich selbst zu erkämpfen und zu erhalten.
Dies beweist nicht nur ein Blick auf die glorreiche
Geschichte der Hansestädte, auch die Geschichte det
englischen Kolonisation bietet uns dasselbe Beispiel.
Wer erinnert sich nicht der kühnen englischen Kauf
leute im Zeitalter der Königin Elisabeth, die unter
dem Namen der British Adventurers in die Welt
hinauszogen, um ihrem Handel neue Bahnen zl
weisen. So ist es lange geblieben und so ist de
wehrhafte englische Kaufmann weit mehr als det
Soldat der Begründer des gewaltigen englischen
Kolonialreiches geworden. Meist ist dann die Flaggt
dem Handel gefolgt, besonders in alter Zeit; zl
weilen geht auch die Flagge voran. Eines ist abr
sicher: der Handel kann nur gedeihen, wenn Flag!
und Kaufmannschaft eng miteinander verknüpft sind
und im gegenseitigen Verständnis zusammenwirket.
Ohne dieses Zusammenwirken ist an ein Gedeihen
der politischen Macht nicht zu denken. (j
Die Grundlage hierfür aber ist das gegenseitizt
Vertrauen. Jeder muß wissen, was er an dem at
deren hat. Wir wissen sehr gut, was wir Ihre!
verdanken und was wir an Ihnen haben, und ih
hoffe, auch Sie haben das Vertrauen zu uns, baj
die Flotte, die über die ganze Welt verteilten 4
teressen des Seehandels schützen wird, wenn ert
der Augenblick kommen sollte, wo das Vaterland 1
uns appelliert. .
Aus Ihrem zahlreichen Erscheinen am heutizt,
Tage, aus den herzlichen Begrüßungsworten ghrt
Herrn Vorsitzenden entnehme ich die Überzeugt!)
daß hier in dieser alten Hansestadt dieses Gefih
der Zusammengehörigkeit und des Vertrauens zwist!
Kaufmannschaft und Marine auf das Lebhast!]
gehegt wird; beiden gemeinsam ist ja der freie j
hinaus auf das belebende und erfrischende Meet, ec
die Nährmutter der Völker, auf die Quelle q
politischen Macht in einer Zeit, die von Ta) 3,
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