Full text: Lübeckische Blätter. 1905 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1905 (47)

jedem Recht eine Pflicht gegenübersteht, vornehmlich die Pflicht, durch Anspannung unserer ganzen Tat- kraft jeder an seinem Teil mitzuarbeiten, unserem Vaterlande die Errungenschaften der lezten Jahr- zehnte zu sichern, für alle Zukunft zu erhalten und zu fördern. Das Wort Humboldts, meine Herren, daß, wenn ein Jahrhundert begonnen hat einer großen Hoffnung Raum zu geben, es nicht eher ruht, bis sie erfüllt ist, hat sich bewahrheitet. Die Hoff- nung auf eine deutsche Flotte hat das vergangene Jahrhundert erfüllt, sie lebt aber weiter in uns für die stetige Entwicklung unserer Marine. Lassen Sie uns der Erwartung Ausdruck geben, daß auch in diesem Jahrhundert der Ausbau und die Förderung unserer Flotte so fortschreiten möge, wie wir nach den ersten verheißungsvollen Jahren erwarten dürfen. All unser Dank, alle unsere Hoffnungen und Wünsche, welche wir unserer fortstrebenden Marine entgegen- bringen, meine Herren Kollegen, vereinigen sich heute in dem Herren Kommandanten und den Herren Offizieren S. M. S. „Lübeck,“ welche uns heute die Ehre erweisen, unsere Gäste zu sein. Ich heiße Sie, meine Herren, in unserem Kreise herzlichst will. kommen und tdanke Ihnen, daß Sie unserer Bitte, hier zu erscheinen, Folge geleistet haben. Ich glaube Ihnen, meine Herren, keinen besseren Wunsch ent- gegenbringen zu können, als daß sich alle Hoffnungen und Erwartungen, welche mit dem schönen Schiffe verbunden sind, im weitesten Sinne erfüllen, und möge dem Schiffe unter Ihrer sicheren Führung eine stete, glückliche Fahrt beschieden sein und Ihre ver- antwortungsvolle Aufgabe sich zu einer schönen und dankbaren gestalten. Ich bitte Sie, meine Herren Kollegen, Jhren Dank und Ihre Wünsche, den Dank und die Wünsche der Kaufmannjschaft Lübecks, zu vereinen und mit mir einzustimmen in den Ruf, der Herr Kommandant und die Herren Offiziere S. M. S. „Lübeck,“ unsere hochverehrten Gäste, hurra!“ Herr Fregattenkapitän Meurer antwortete mit folgender Ansprache: „Meine Herren! Als gestern Herr Präses Rabe an Bord kam und dem Offizierkorps im Namen des Lübecker Kaufmannsstandes die mächtige silberne Bowle mit den Bechern als Geschenk überreichte, fühlten wir uns im Herzen tief beschämt, denn wir sagten uns wohl mit Recht: womit haben wir es verdient, daß eine so hochangesehene Korporation wie die Lübecker Kaufmannschaft und Handelskammer uns mit einem so wertvollen Geschenke beehrt ? Aber wir haben in den wenigen Tagen unseres Auf- enthaltes in Lübeck schon gelernt, unbescheiden zu sein und so haben wir das herrliche Geschenk einfach angenommen. Es bleibt uns nichts weiter übrig, A. A.- Ö als Ihnen von Herzen zu danken. Wir wissen freilich sehr gut, daß diese kostbare und wertvolle Gabe nicht unserer Person gilt, sondern daß wir nur die Glücklichen sind, die sie in Empfang nehmen dürfen. Wir fassen diese Gabe vielmehr als einen äußeren Ausdruck des lebhaften Gefühls der Zu sammengehörigkeit zwischen der Kaufmannschaft und der Marine auf. Dieses Gefühl der Zusammer gehörigkeit ist ein Erfolg der neuesten Zeit. Es war nicht immer so. In früheren Zeiten, als eine Kriegsmarine noch unbekannt war, mußte der Kaufmann sich selber helfen. Das waren die großen Zeiten des Kaufmannsstandes + der Bürger zog das Schwert, um seine Rechte, die Freiheit seines Handels sich selbst zu erkämpfen und zu erhalten. Dies beweist nicht nur ein Blick auf die glorreiche Geschichte der Hansestädte, auch die Geschichte det englischen Kolonisation bietet uns dasselbe Beispiel. Wer erinnert sich nicht der kühnen englischen Kauf leute im Zeitalter der Königin Elisabeth, die unter dem Namen der British Adventurers in die Welt hinauszogen, um ihrem Handel neue Bahnen zl weisen. So ist es lange geblieben und so ist de wehrhafte englische Kaufmann weit mehr als det Soldat der Begründer des gewaltigen englischen Kolonialreiches geworden. Meist ist dann die Flaggt dem Handel gefolgt, besonders in alter Zeit; zl weilen geht auch die Flagge voran. Eines ist abr sicher: der Handel kann nur gedeihen, wenn Flag! und Kaufmannschaft eng miteinander verknüpft sind und im gegenseitigen Verständnis zusammenwirket. Ohne dieses Zusammenwirken ist an ein Gedeihen der politischen Macht nicht zu denken. (j Die Grundlage hierfür aber ist das gegenseitizt Vertrauen. Jeder muß wissen, was er an dem at deren hat. Wir wissen sehr gut, was wir Ihre! verdanken und was wir an Ihnen haben, und ih hoffe, auch Sie haben das Vertrauen zu uns, baj die Flotte, die über die ganze Welt verteilten 4 teressen des Seehandels schützen wird, wenn ert der Augenblick kommen sollte, wo das Vaterland 1 uns appelliert. . Aus Ihrem zahlreichen Erscheinen am heutizt, Tage, aus den herzlichen Begrüßungsworten ghrt Herrn Vorsitzenden entnehme ich die Überzeugt!) daß hier in dieser alten Hansestadt dieses Gefih der Zusammengehörigkeit und des Vertrauens zwist! Kaufmannschaft und Marine auf das Lebhast!] gehegt wird; beiden gemeinsam ist ja der freie j hinaus auf das belebende und erfrischende Meet, ec die Nährmutter der Völker, auf die Quelle q politischen Macht in einer Zeit, die von Ta) 3, [15 tzzr:: mehr unter dem Heichen des Wel ehrs steht. mo es lee vo de) de: G- in Q;
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