2I86
Von des Lebens Gütern allen
Ist der Ruhm das höchste doch;
Wenn der Leib in Staub zerfallen,
Lebt der große Name noh!
Auch seines Ruhmes Schimmer wird unsterb.
lich weiter glänzen von Geschlecht zu Geschlecht.
Denn das ird'sche Leben flieht,
Und die Toten dauern immer.
Ja, sie dauern immer, die Toten, die durch den
Tod nur aufhörten sterblich zu sein, deren Lebens.
werk in den Aufgaben der Alltäglichkeit sich. nicht
erschöpfte, sondern fortwirkt in den kommenden Gene-
rationen, die Bahnbrecher großer Gedanken, die
Bildner und Erzieher der Menschheit zur ethischen
und ästhetischen Kultur. Ein neues gesteigertes
Leben leben diese Großen in den Seelen der nach-
geborenen Geschlechter; neue Gedanken erweckend, zu
neuen Taten anregend, Stärkung, Erquickung, Er:
hebung bietend dem späten Enkel in den Kämpfen
seiner Tage, in ihm die Ideen zum Siege führend,
für die sie selbst vielleicht in den Grenzen ihrer
Zeitlichkeit gegen widerstrebende Mächte ohne Erfolg
gerungen hatten. Und wenn es auch selbsstverständ.
lich ist, daß nur in dem Gedächtnis ihrer Taten
oder in den Werken, die sie hinterließen, diese irdische
Unsterblichkeit jener Großen besteht, so läßt doch
die rege gestaltende Phantasie derer, in deren Seelen
sie dauernd fortleben, fast unbewußt bei manchen
von ihnen, besonders bei solchen, die als Künstler
schufen, eine wundersame Trennung des Schöpfers
von seinem Werke geschehen. Die Gestalten, die der
Dichter formte, stehen vor uns als selbständige
Einzelwesen, ein eigenes Leben führend, unabhängig
von der Persönlichkeit ihres Schöpfers. Das einzelne
Kunstwerk übt für sich die ihm eigene Wirkung aus.
Keineswegs ist es notwendig, daß bei seiner Be-
trachtung unsere Gedanken auch bei seinem Urheber
verweilen oder bei den anderen Gebilden, die wir
demselben Meister verdanken.
Der Künstler und seine Werke haben im Ge-
dächtnis der Nachwelt ein sehr verschiedenes Schick.
sal. Sie trennen sich oft völlig von einander.
Mancher Künstlername wird mit Ehrfurcht genannt
von Geschlecht zu Geschlecht, aber dunkle Vergessen-
heit verschlang schon längst seine Werke, selbst dann,
wenn sie nicht etwa körperlich untergingen im Strome
der Zeiten, sondern erhalten blieben, verstaubt in
Bibliotheken oder Museen. Sie sind eben tot. Dem
jet lebenden Geschlechte haben sie nichts mehr zu
bieten an geistiger Anregung oder Belehrung, während
ihrem Urheber das dankbare Gedächtnis der Nach.
welt Unsterblichkeit sichert für die Verdienste, die
er sich zu den Zeiten der Väter erwarb. Und
anderseits lebt manches Kunstwerk ein unvegiutis
blühendes Leben, während sein Autor, auch wen
wir seinen Namen noch nennen, längst für uns y
storben ist. Die Homerischen Heldengesänge raisi
Begeisterung weckend durch die Jahrtausende, ul
wir sehen gelassen zu, wie die Gelehrten darüb
streiten, ob Homer je gelebt habe. Die altindish
Sakuntala entzückt uns noch heute, aber was wis
zi: weiter von ihrem Dichter Kalidasa als seina
amen ?
So stehen auch neben dem Genius Schiller in
eigener Glorie strahlend die Werke, die er scuj
Geschwister sie alle, und jedes die ihnen allen ge
meinsamen Züge des Erzeugers dem kundigen Blidt
erkennbar tragend, aber verschieden von einander und
wirkend jedes für sich; wie leibliche Geschwister nebe:
einander stehen und neben ihrem Vater. Andeti
sprechen die „Räuber“ zu uns, anders ,Wallenstein.
Welch ein Unterschied zwischen „Don Karlos" un
der „Braut von Messina," zwischen der ,„Jungftai
von Orleans“ und dem ,, Telll“ Aber gemeinsan
ist ihnen allen und ihren Geschwistern der ett
dramatische Geist, der sie durchweht, die anhaltend
drastische Spannung, die die Seele des Lesers ode
Zuschauers packt und fesselt von der ersten Szert
bis zur letzten. Jedes Schillersche Drama wett
immer neue Bewunderung für den gewaltigen Urr
stand, der seinen Bau scharfsinnig ersonnen und til
dem genauesten Gefühl für das theatralisch Wit
same bis in alle Einzelheiten gefügt hat, der groß
zügig vorschreitet zu dem gewollten Ziel, nie ab
irrend in Kleinliches und RNebensächliches, und dr!
selbst Schwächen so zu behandeln wußte, daß sie z!
Vorzügen wurden. Und neben diesem Verstatdt
EE
gerüst der Handlung erst zu einer in Schönhel
strahlenden Gestalt bildete, indem er es umkleidet!
mit dem blühenden Fleische einer von ihm geschafftt!
plastischen Sprache, die bald fortstürmt im mächtig!
Schwunge der Leidenschast, bald eine Fülle prächtig
Bilder vor uns ausbreitet und durch den Reichtun
großer Gedanken uns entzückt.
Nicht aber den einzelnen Werken des große!
Dichters gilt unsere heutige Feier, sondern der Persot
ihres Schöpfers. Nicht seine einzelnen Dichtung,
Ic:
sondern die Frage legt er uns auf die Lipte
Lebt Schillers Persönlichkeit noch fortzeugend !!,
im deutschen Volke, hat sein Genius noch at t
Nachgeborenen eine Mission zu erfüllen ? Bewahtt:
wir ihm nur ein ehrendes Gedächtnis für das, y
die Väter ihm dankten, und für den Genuß,
] aud
lebe
Sh
er
)
ist .
geis
hun
lebe
war
Vat
eint
tra
den
Sä
den
Gri
zu
Züt
geti
Abi
Die
und
uni
uni
so
phe
Jo
sch!
eil
ge
wt
wit
feu
Al
18
lar
zei
z