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und ältere Ertaubte bringen es allein durch die
instinktive Übung zu großer Fertigkeit im Ablesen.
Diese Tatsache ist nun von einigen denkenden Lehrern
in ihrer Wichtigkeit erkannt und zur Grundlage von
Unterrichtsmethoden gemacht worden, die sehr beachtens-
werte, noch lange nicht genug beachtete Erfolge erzielt
haben. Der Unterricht ist für beide Teile sehr an-
strengend, ein dauernder Nuten ist nur durch fort-
gesetzte Übung gesichert, aber die größte Mühe ist
nicht zu groß für den Gewinn, den Leben und
Lebensstellung sich für sie eintauschen. Der Unter-
richt ist natürlich Einzelunterricht, sein Ziel ist aber
für unseren Fall - die Möglichkeit, dem Klassen-
unterricht folgen zu können. Ich erinnere mich,
daß man einen beiderseits durch Scharlach,
eiterung unheilbar fast ertaubten Knaben so weit
gebracht hatte, daß er z. B. an dem Lateinunterricht
in der Klasse teilnehmen konnte.
Ist die Taubheit vor dem Erlernen der Sprache
oder in der ersten Zeit des Sprechens so früh ein-
getreten, daß letzteres wieder vergessen wird, so ent-
steht die erworbene Taubstummheit, im Gegensatz
zur angeborenen Taubstummheit, die auf Ent-
zündungen vor der Geburt und auf Entwickelungs-
hemmungen des Gehirns oder des inneren Ohres
briht Auf ihre Ursachen einzugehen, ist hier nicht
er Ort.
Die Behandlung der Taubstummen sollte nur in
geschlossenen Anstalten stattfinden, wobei ich nicht
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ausschließen. Für unsere hiesige Art, die Kinder, wie
normale, auf einige Stunden des Tages in die
Schule kommen zu lassen, kann ich mich nicht er-
wärmen, wenn ich auch natürlich die tatsächlich er-
zielten Erfolge nicht verkleinern will. Sie sind aber
nicht das Beste, was erreicht werden kann, und nur
für das nach dem Stande unseres Wissens Beste
habe ich und hat der Verein für Schulgesundheits-
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anstalt, wie Lübeck sie früher ja schon besaß; ich habe
schon an anderer Stelle den Gedanken ausgesprochen,
man möge die Vereinigung einer solchen mit der
in Vorbereitung befindlichen Idiotenanstalt in Er-
wägung ziehen, der Gedanke scheint mir auch heute
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Arbeit an den Taubstummen liegt meines Erachtens
in der Schaffung von Kindergärten für Taub-
stumme. Heute gehen die Jahre vor dem schul.
pflichtigen Alter dem Unterricht verloren, und mit
ihnen eine kostbare unwiederbringliche Zeit. Wir
sollten nicht versäumen, sie auszunuyen, ja wir haben
die Pflicht dazu, seitdem die Behandlung der Taub-
stummen, wie wir gleich sehen werden, in eine neue
Entwicklungsperiode getreten ist. Die reissten Früchte
werden den Kindergärten wie dem späteren Unter.
richt erst in der geschlossenen Anstalt reifen können,
immerhin wäre es eine verdienstvolle Tat, schon in
unserem System der Kleinkinderschulen ein Plätchen
frei zu machen, an dem eine kluge und geduldige
Lehrerin taubstumme und gehör- und sprachrück
ständige, also zur Taubstummheit neigende Kinder
unterrichten könnte. Wenn Ärzte und Eltern hier
mitwirken möchten, würde gewiß viel Elend aus der
Welt geschafft.
Die Methode des Taubsstummenunterrichts ist,
wie Sie wissen, teilweise die sogenannte französische
oder Zeichen: und Fingersprache, teilweise die deutsche
oder Äbseh- und Lautiersprache. Bei uns ist meist
die erste Methode verlassen worden, die deutsche über
trifft sie so sehr nach allen Richtungen, daß Zweifel
über ihre Überlegenheit nicht aufkommen können.
In neuester Zeit nun hat diese Art des Unterrichts
seitens der Ohrenärzte eine Ergänzung erfahren. Man
hat gesunden, daß Taubstumme sehr selten wirklich
taub für alle Töne sind. Durch Konstruktion der
sogenannten kontinuierlichen Tonreihe, einer Reihe
von Stimmgabeln aufeinanderfolgender Tonqualität,
war es möglich, festzustellen, daß meist innerhalb
der Skala verstreut einzelne Töne dem Ohre erhalten
geblieben, daß Hörreste, sogenannte Hörinseln vor
handen sind, die, wenn zwischen bestimmten Tor
grenzen – b1 und g2 — liegend, ein Vokalgehör
ermöglichen. In diesem Falle werden sie nun von
Dhre aus durch methodischen Unterricht geübt. Man
führt dem Ohr die entsprechenden Töne oder Laute
zu, bis sie richtig wiedergegeben oder nachgessprochet
werden. An die Laute schließen sich Worte und
endlich Saßbildungen. Als besonders auffallende
praktisches Ergebnis dieser neuen Methode darf dit
allgemein anerkannte überraschend reine und deutlich!
Aussprache der mit Hörübungen behandelten taub
stummen Kinder gelten. Ñ
Zu einer erfolgreichen Durchführung dieser Hör
übungen gehört mithin die ohrenärztliche Unterjuchu")
mittelst der kontinuierlichen Tonreihe sowohl wie d!
Ausbildung eines Lehrers in dieser Methode, ti
gehört zu ihr jene Gemeinsamkeit der Arbeit vo
Lehrer und Arzt, von der ich gesprochen.
Die Bestrebungen, die ich hier berühre, sind vot
nicht alt. Es sind noch nicht sechs Jahre, daß |"
München die von den meisten Staaten beschid!
gemeinsame Konferenz der deutschen Taubsstummel
lehrer und Ohrenärzte behufs Prüfung der vor
Professor Bezold ausgebildeten Methode getagt hat
Es ist damals auch an Lübeck die Aufforderung gut
Teilnahme an der Konferenz ergangen, ich macht!
in einem Artikel der „Lübeckischen Blätter“ auf d!
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