Full text: Lübeckische Blätter. 1905 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1905 (47)

230 und ältere Ertaubte bringen es allein durch die instinktive Übung zu großer Fertigkeit im Ablesen. Diese Tatsache ist nun von einigen denkenden Lehrern in ihrer Wichtigkeit erkannt und zur Grundlage von Unterrichtsmethoden gemacht worden, die sehr beachtens- werte, noch lange nicht genug beachtete Erfolge erzielt haben. Der Unterricht ist für beide Teile sehr an- strengend, ein dauernder Nuten ist nur durch fort- gesetzte Übung gesichert, aber die größte Mühe ist nicht zu groß für den Gewinn, den Leben und Lebensstellung sich für sie eintauschen. Der Unter- richt ist natürlich Einzelunterricht, sein Ziel ist aber für unseren Fall - die Möglichkeit, dem Klassen- unterricht folgen zu können. Ich erinnere mich, daß man einen beiderseits durch Scharlach, eiterung unheilbar fast ertaubten Knaben so weit gebracht hatte, daß er z. B. an dem Lateinunterricht in der Klasse teilnehmen konnte. Ist die Taubheit vor dem Erlernen der Sprache oder in der ersten Zeit des Sprechens so früh ein- getreten, daß letzteres wieder vergessen wird, so ent- steht die erworbene Taubstummheit, im Gegensatz zur angeborenen Taubstummheit, die auf Ent- zündungen vor der Geburt und auf Entwickelungs- hemmungen des Gehirns oder des inneren Ohres briht Auf ihre Ursachen einzugehen, ist hier nicht er Ort. Die Behandlung der Taubstummen sollte nur in geschlossenen Anstalten stattfinden, wobei ich nicht bh: vn r § ut ausschließen. Für unsere hiesige Art, die Kinder, wie normale, auf einige Stunden des Tages in die Schule kommen zu lassen, kann ich mich nicht er- wärmen, wenn ich auch natürlich die tatsächlich er- zielten Erfolge nicht verkleinern will. Sie sind aber nicht das Beste, was erreicht werden kann, und nur für das nach dem Stande unseres Wissens Beste habe ich und hat der Verein für Schulgesundheits- t rte 1 e; M t s; anstalt, wie Lübeck sie früher ja schon besaß; ich habe schon an anderer Stelle den Gedanken ausgesprochen, man möge die Vereinigung einer solchen mit der in Vorbereitung befindlichen Idiotenanstalt in Er- wägung ziehen, der Gedanke scheint mir auch heute t) z tt ih t eur : r Arbeit an den Taubstummen liegt meines Erachtens in der Schaffung von Kindergärten für Taub- stumme. Heute gehen die Jahre vor dem schul. pflichtigen Alter dem Unterricht verloren, und mit ihnen eine kostbare unwiederbringliche Zeit. Wir sollten nicht versäumen, sie auszunuyen, ja wir haben die Pflicht dazu, seitdem die Behandlung der Taub- stummen, wie wir gleich sehen werden, in eine neue Entwicklungsperiode getreten ist. Die reissten Früchte werden den Kindergärten wie dem späteren Unter. richt erst in der geschlossenen Anstalt reifen können, immerhin wäre es eine verdienstvolle Tat, schon in unserem System der Kleinkinderschulen ein Plätchen frei zu machen, an dem eine kluge und geduldige Lehrerin taubstumme und gehör- und sprachrück ständige, also zur Taubstummheit neigende Kinder unterrichten könnte. Wenn Ärzte und Eltern hier mitwirken möchten, würde gewiß viel Elend aus der Welt geschafft. Die Methode des Taubsstummenunterrichts ist, wie Sie wissen, teilweise die sogenannte französische oder Zeichen: und Fingersprache, teilweise die deutsche oder Äbseh- und Lautiersprache. Bei uns ist meist die erste Methode verlassen worden, die deutsche über trifft sie so sehr nach allen Richtungen, daß Zweifel über ihre Überlegenheit nicht aufkommen können. In neuester Zeit nun hat diese Art des Unterrichts seitens der Ohrenärzte eine Ergänzung erfahren. Man hat gesunden, daß Taubstumme sehr selten wirklich taub für alle Töne sind. Durch Konstruktion der sogenannten kontinuierlichen Tonreihe, einer Reihe von Stimmgabeln aufeinanderfolgender Tonqualität, war es möglich, festzustellen, daß meist innerhalb der Skala verstreut einzelne Töne dem Ohre erhalten geblieben, daß Hörreste, sogenannte Hörinseln vor handen sind, die, wenn zwischen bestimmten Tor grenzen – b1 und g2 — liegend, ein Vokalgehör ermöglichen. In diesem Falle werden sie nun von Dhre aus durch methodischen Unterricht geübt. Man führt dem Ohr die entsprechenden Töne oder Laute zu, bis sie richtig wiedergegeben oder nachgessprochet werden. An die Laute schließen sich Worte und endlich Saßbildungen. Als besonders auffallende praktisches Ergebnis dieser neuen Methode darf dit allgemein anerkannte überraschend reine und deutlich! Aussprache der mit Hörübungen behandelten taub stummen Kinder gelten. Ñ Zu einer erfolgreichen Durchführung dieser Hör übungen gehört mithin die ohrenärztliche Unterjuchu") mittelst der kontinuierlichen Tonreihe sowohl wie d! Ausbildung eines Lehrers in dieser Methode, ti gehört zu ihr jene Gemeinsamkeit der Arbeit vo Lehrer und Arzt, von der ich gesprochen. Die Bestrebungen, die ich hier berühre, sind vot nicht alt. Es sind noch nicht sechs Jahre, daß |" München die von den meisten Staaten beschid! gemeinsame Konferenz der deutschen Taubsstummel lehrer und Ohrenärzte behufs Prüfung der vor Professor Bezold ausgebildeten Methode getagt hat Es ist damals auch an Lübeck die Aufforderung gut Teilnahme an der Konferenz ergangen, ich macht! in einem Artikel der „Lübeckischen Blätter“ auf d! 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