Full text: Lübeckische Blätter. 1905 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1905 (47)

2I1 2 Sthtte und Haus auf sanitärem Gebiete entgegen- ommt. Nicht durch die Schule, aber in der Schule können Verletzungen entstehen durch Herumstochern im Ohr mittelst Federhalter, Vleistift, Häkelnadel. Be- sonders gern brechen die Spitzen der Bleistifte, die Knöpfe an den Bleistiftenden und Stricknadeln ab und bilden als Fremdkörper des Ohres eine große Gefahr. Niemals darf, das sei hier ausdrücklich warnend erwähnt, mit Instrumenten versucht werden, diese abgebrochenen Stücke aus dem Ohre zu ent- fernen. Entzündungen und tötliche Eiterungen können die Folge sein. Die Lehrer aber würden sich ein Verdienst erwerben, wenn sie die üble Gewohnheit des Ohrkraßens nicht nur als unästetisch, sondern auch als gefährlich und gesundheitsschädlich recht ein- dringlich rügen möchten. Verlezungen und Ent- zündungen des äußeren Gehörganges können dadurch sttuzieren werden, ja, wie gesagt, ein tötliches inneres Ohrleiden. Wo es noch in der Gewalt der Lehrerinnen liegt, sollten diese mit einem kleinen völkerkundlichen und kulturgeschichtlichen Exkurs auf die Sitte des Ohr- ringetragens zu sprechen kommen, und sie sollten recht dringend davor warnen, diese Sitte mitzumachen. Da aber der Hinweis auf die Gefahr der meist mit ganz unsauberen Instrumenten vorgenommenen Läppchen- durchbohrungen kaum verschlagen wird, so müssen sie, um den hygienischen Effekt zu erzielen, sich an die Ästhetik halten und einmal darauf hin- weisen, daß die Läppchen leicht ausreißen und dann als Doppellappen schauderhast häßlich aussehen, zweitens aber den Unterschied zwischen grober und feiner Weise sich zu schmücken hervorheben und zeigen, wie ein schönes Ohr den Ring nicht braucht, ein häßliches Ohr durch ihn nicht schöner wird. Häufiger als die Entzündungen des äußeren Ohres sind diejenigen des mittleren Ohres, d. h. der hinter dem Trommelfell gelegenen Paukenhöhle. Ein großer Teil von ihnen entsteht im Verlaufe akuter Infektions-. krankheiten wie Masern, Scharlach, Diphtherie. Schul- krankheiten sind sie hier also nur, insoweit es auch diese sind, wir haben kein Recht, ihnen eine besondere Stellung zuzuweisen. Ebenso steht es mit den von Mandelentzündungen herrührendenOhrenentzündungen. Dort, wo die Entzündung direkt im Ohr auftritt, entsteht sie durch Eindringen der Keime aus Nase und Rachen in das Ohr im HZustande der so- genannten Erkältung, und auch hier müssen wir uns hüten, der Schule allzu große Schuld aufzuladen. Wer dabei war, wenn in den Höfen und Gängen unserer Stadt, an Straßenecken und auf Kirchen- plätzen der Lübecker Wind seine Wirbel fegend, treibend und drehend tummelt, und die Kinder ver- gnügt in ihm spielen sieht, wird vor der Zwischen- stunde auf freiem Schulhof nicht bange sein. Wir dürfen die hygienischen Anforderungen an die Schule nicht so verstehen, daß sie ein Treibhaus für kränk liche Pflanzen werden muß, wir können nur joviel von ihr verlangen, daß sie die von ihr selbst ge schaffenen Übelstände mildert oder beseitigt, von der Aufgabe als Unterstüterin des Hauses abgesehen Wieweit sie nun im Punkte der sogenannten Er kältungen dazu imstande ist, wird wohl erst lang jährige Beobachtung regelmäßiger Schularztarbeit feststellen können. Ich greife nur zweierlei heraus, was mir gerade einfällt, den frühen Schulanfang in den unteren Stufen und die bis kurz vor dem Unter richt geschlossenen Pforten des Schulgebäudes. Wer vor der Realschule einmal gesehen hat, wie die kleinen Gäste an der Windecke des Domtirchhofes verfroren und verweht herumstehen müssen, weil es unmöglich war, ihren weiten Schulweg auf die Minute einzurichten, wird dieser Quelle von Ev kältungen seine Aufmerksamkeit nicht versagen. Im übrigen kann die Schule die Entstehung akuter Ohrentzündungen kaum verhüten, solange nicht der Grundsatz, den ins Leben hinaustretenden Schülern die ersten Begriffe von Hygiene mitgeben zu müssen, zur Einstellung entsprechender Stunden in den Unter richt geführt hat. In ihnen wäre der Play für all gemein anatomische und physiologische Bemerkungen über Bau und Funktion des Gehörganges, übe: Mund., Nasen., Hals- und Zahnpflege, über richtiges Schneuzen und Gurgeln; der Plat für Aufklärung über die Ansteckungskraft von Ohreiter, für Winke übet die Wahl des Berufes Schwerhöriger, für Anleitung zur angemessenen Frauenkleidung behufs Verhütung von Erkältungen und ähnliches mehr. Schon eitt solche kurze Aufzählung einzelner Fragen eines Spezialfaches zeigt, wie überaus wichtig und wüw schenswert ein anatomisch,physsiologischer Unterrich in den obersten Klassen wäre. Ich verfehle abet N EM Mv; sollte, und daß extremen Heißspornen, welcher At auch immer, die Schule nicht als Versuchsfeld fir Theoretiker ausgeliefert werden dürfte. Andererfeit würde eine derartige Lehrtätigkeit dem dazu geignett" und vorgebildeten Arzte eine unerschöpfliche Quell allgemein anthropologischer Beobachtungen und Er kenntnisse erschließen, und ich bin der Überzeugunß daß zahllose Fragen, die heute in der Luft schwebe! sicheren Boden gewinnen würden, so die eminent! wichtige der sogenannten Degeneration, die sich fit mich immer mehr als nur die Summe von Erscheinungf formen der Anpassung herausstellt. Wir verlieren unendlich viel Zeit für unsere theoretische und gts ! 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