Full text: Lübeckische Blätter. 1905 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1905 (47)

4.50 dem Zwischenhändler, d. h. dem Händler, der aufs Land fährt und von den Bauern das Vieh aufkauft, in die Schuhe zu schieben. Das ist aber eine voll- ständig irrige Auffassung. Der Zwischenhändler über- nimmt das ganze Risiko für den weiteren Verkauf, das nebenbei bemerkt gar nicht so gering iste Wenn der Landmann überzeugt wäre, mehr Geld machen zu können, würde er schon den Händler ausschalten und sein Vieh für eigene Rechnung nach den größeren Viehmärkten schicken. Das geschieht aber nur ver- schwindend wenig. Der weitaus größere Teil der Viehbesitzer wird lieber an den Händler verkaufen, denn dann erhalten die Landleute sofort ihr Geld und haben nichts weiter zu riskieren. Von dem Stall des Produzenten bis zur Küche des Konsu- menten ist ein weiter Weg und recht oft tritt der Fall ein, daß schon auf dem Transporte zum Schlacht- hof ein Tier wertloser wird, als es im Momente des Einkaufs war. Es ist ferner gesagt worden, daß laut Statistik eine zu große Differenz bestehe zwischen Einkaufs- und Verkaufspreisen. Ich bestreite das ganz entschieden. Diese Statistik kenne ich auch, sie ist allerdings mangelhaft. Ob meine Erfahrung und meine Aufzeichnung richtiger ist, wage ich aus Bescheidenheit nicht mit aller Bestimmtheit zu be- haupten. Ich kann nur sagen, was ich von meinen Kollegen überall im großen deutschen Vaterlande persönlich gehört habe, von Leuten, die vollständig glaubwürdig sind. Die haben mir gesagt, daß gerade in den letzten Jahren ein großer Teil der Händler, die direkt von Bauern einkauften, zugrunde gegangen ist, weil die Leute nicht haben bestehen können. Der Landmann, und wer will es ihm verdenken, will kolossale Preise für das Vieh haben, so kolossale, daß sie ohne Verlust zu erleiden nicht zu bezahlen sind. Der Händler aber ist gezwungen, um seine Kunden in der Stadt zu befriedigen, die großen Preise auszugeben. Ferner ist mir gesagt worden, und man liest es ja auch häufig in den Zeitungen, daß in Berlin zurzeit schon eine große Zahl von Fleischerläden leer stehen. Daß diese Geschäftsinhaber nur durch besondere Unglücksfälle alle zur Aufgabe ihres Geschäftes gezwungen waren, wird wohl keiner zu behaupten wagen. Ich will Sie nicht zu lange aufhalten. Ich möchte Ihnen empfehlen, und ich tue das mit gutem Gewissen, den Antrag von Professor Dr. Baethcke zu unterstüzen. Die Körperschaft, die darüber zu entscheiden hat, ist ja der Bundesrat. Hier darf ich einflechten, daß in der vorigen Woche fünf meiner Kollegen, die an der Spitze des Fleischerverbandes stehen, bei dem Herrn Minister v. Podbielski gewesen sind. Der Herr hat ihnen die allerbesten Ver. sprechungen gemacht. Wir sind nun nicht so gewaltig leichtgläubig, aber es ist das erste Mal, daß der Herr Minister nach meiner Auffassung mit Leuten wirklich ernst über die Fleischteuerung gesprochen hat. Den Eindruck haben wenigstens meine fünf Kollegen gehabt, und diese Männer besitzen mein volles Ver- trauen. Ich bin überzeugt, die Zeit wird kommen, daß wir billigere Preise erhalten, aber die Beit dürfen wir uns nicht lang werden lassen. Deshalb sage ich, die Grenzen offen, selbst wenn das Vieh dort zurzeit auch ziemlich teuer ist. Erwarten darf man nun nicht, daß selbst nach Öffnung der Grenzen der Viehmarkt sofort überschwemmt würde, denn auch der Herr Minister so wenig wie der Hohe Bundesrat kann Schweine aus der Erde stampfen. Zum Misten der Tiere gehört eben eine angemessene Zeit. Aber “, oc rf de sunt n dann werden wir sehen, was sie zu leisten vermögen. Der Fleischgenuß darf unter keinen Umständen ein- geschränkt werden, wenn wir einen guten Nähr- und Wehrstand behalten wollen. (Lebhaftes Bravo.) Senator Dr. Fehling: Ich möchte nur die kurze Bemerkung machen, daß diese Angelegenheit natürlich auch Gegenstand ernstlicher Aufmerksamkeit des Senates gewesen ist und daß es für iht von großem Interesse sein wird, die Stellung- nahme der Bürgerschaft zu dieser Frage zu erfahren. (Bravo.) Bei der nun folgenden Abstimmung wird det Antrag Dr. Baethcke zur näheren Erwägung an det Bürgerausschuß verwiesen. Der dreizehnte Senatsantrag wird ohne Debatle angenommen. Der Wortführer teilt mit, daß von dem Vor stande des Vereins der freisinnigen Volkspartei und von P. Pape ihm Eingaben, enthaltend Resolutionet betreffend Maßregeln zur Beseitigung der bestehendet Fleischteuerung, zugegangen seien. Auf unterstützten Antrag werden die Eingabet verlesen. Wortführer Stiller: Ich frage, ob die Bürger schaft wünscht, daß diese beiden Resolutionen dett Bürgerausschuß überwiesen werden ? + Es wird keit Antrag gestellt, damit ist die Sache erledigt. Als letzter Punkt steht auf der Tagesordnut] die nochmalige Beratung des Antrages Dr. Wich mann, betreffend Herstellung eines Krematoriums auf dem neuen Vorwerker Kirchhofe. tu: in no ort ha mi zu gli. dat wet Bü den Bü tat:
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