Full text: Lübeckische Blätter. 1905 ; Verhandlungen der Bürgerschaft. 1905 (47)

I0c weiten Abteilung unter Zuhilfenahme der Ver- ältniswahlen, die sämtlichen Mandate der zweiten lasse der Sozialdemokratie überantwortet werden. Ich bin fest überzeugt davon, daß es mit der Zei ahin kommen wird und das Ergebnis ist dann, da ir die sozialistische Partei etwa um das Doppelte ermehren, und was ich noch mehr bedauere, wi ann einen Teil des mittleren Bürgertums in den teuerstufen von M 2000 bis . 3000 mit der ozialistischen Aufsaugung preisgeben werden. Wenn ie die Reichstagswahlstatistik verfolgen, werden Si ich schon in dieser Beziehung keinem Optimismus hin eben dürfen. Es ist gesprochen von Optimismus un essimismus. Optimistische Hoffnungen haben wi atürlich für die Zukunsst. Wenn wir aber ein Gese achen, das uns vor bestimmten Gefahren schützen soll, ürfen wir keine optimistischen Faktoren in Rechnung tellen, sondern müssen die Gegenwart, so bitter sie uch sein mag, so nehmen, wie sie ist, und von den enig erfreulichen Tatsachen ausgehen. Wenn die erhältnisse sich später günstiger entwickeln, als wi jest erwarten dürfen, wird es einem allseitigen Wununsche begegnen, wenn wir unser Wahlrecht wieder in liberalerem Sinne ausgestalten können. Vorläufig aber dürfen wir mit solchen Möglichkeiten bei de Gestaltung unserer Gesetzgebung nicht rechnen. J möchte nun zu der Frage ein paar Worte sprechen ob die Vorlage noch einer Kommission zu über- eisen sein wird. Jn dieser Beziehung möchte i errn Dobberstein gegenüber folgendes bemerken. Die ommissionsberatung wird heute von den Herren nich in demselben Sinne gewünscht, sondern aus den erschiedensten Erwägungen. (Sehr richtig.) Die erren Pape und Dobbersstein und deren Freunde vertreten ihren vorgeschrittenen liberalen Standpunk und hoffen, daß, wenn sie für die Kommissions- eratung stimmen, dadurch in ihrem Sinne etwas zu erreichen sein wird. Denn sonst trieben die Herren doch keine praktische Politik. Ich habe mir vorhin erlaubt auszusprechen, daß nach meine escheidenen Meinung die Sache so verlaufen wird daß für die Herren Pape, Dobberstein und Ge- nossen etwas aus der Sache nicht herauskommen vird, sondern nach einer ganz anderen Seite. J t.. Sie nur zu verweisen auf das Minoritäts utachten der gemeinsamen Kommission, dann werden ie erkennen, wie der Hase läuft. Es wird nich auf die liberale Revision, die die Herren Dobberstein ape und Genossen haben wollen, hinauslaufen ondern, ich will keinen andern Ausdruck gebrauchen, eine nicht so liberale Auffasîung wird die Oberhand gewinnen, wie sie eben von der Minderheit der Kom- ission in ihrem Bericht vertreten worden ist. J bin in der glücklichen Lage, als Vertreter des Senates freimütig erklären zu können, daß der Senat mit voller Überzeugung diese Ansichten, wie sie von der Minorität der gemeinsamen Kommission ver treten worden sind, und wie sie, meines Erachtens bei der Kommissionsberatung in den Vordergrund treten werden, bekämpft. Das auszusprechen gereicht mir zur besonderen Freude. Es ist vorhin durch einen der Herren Redner darauf hingewiesen worden, daß man sich von allen Schlagworten, und dazu urde auch das Wort liberal gerechnet, freihalten olle. Ich glaube, der Herr Vorredner hat sich aber elbst wohl nicht ganz frei davon gehalten. Jeden alls läßt es sich nicht immer vermeiden, solche allge einer charakterisierende Bezeichnungen zu gebrauchen nd so muß ich denn sagen, daß ich das, was vo! er Minorität der gemeinsanmnen Kommission, wie ie namentlich von den Herren Geheimrat Brecht und Dr. Ziehl vertreten worden ist, vorgeschlagen wird, als liberal nicht erachten kann. (Sehr richtig. Ich muß nochmals darauf hinweisen, wovon eigent lich unser ganzes Gesezgebungswerk ausgeht. Kein Mensch in Lübeck würde daran gedacht haben, uuser Verfassung zu verändern, wenn nicht die bittere Not uns dazu gezwungen hätte. Diese bittere Not isl der Ansturm der Sozialdemokratie. Es ist mitch richtig, daß noch wesentlich andere Gessichtspuntle dabei in Frage kommen. Die Bekämpfung der ozialdemokratie war der einzige Gedanke, wie et auch nach den ersten Beratungen in der gemeinsat i Kommission von der großen Mehrheit als richt nerkannt wurde. Wir wollen aber, wenn wir diest* iel erreichen wollen, nicht mehr tun, als dazi durchaus notwendig ist. Wir wollen nicht so bel wegelang Blumen pflücken und noch einige Ande rungen unserer bisherigen Wahlverfassung einheim|et Wir wollen gerade das, was wir aus der Verfassunl vom Jahre 1848 überkommen haben, die Zusammel assung unseres ganzen Bürgertums in engt” Sinne, auch über diese schweren Zeiten hinaus retten enn Sie den Ansichten folgen, die von der tino ität in dem Kommissionsberichte niedergelegt we ommen Sie dazu, verschiedene Klassen, wieviele [l) noch gar nicht sest, es können auch mehr als werden, einzurichten. Man braucht nur etne So ht klasse der Notabeln einzuführen, die Herr Geheit" rat Brecht in der ersten Klasse mitwählen lasst will, dann haben wir schon vier Klassen. .9 möchte dringend davor warnen. Wenn von 1- Senator Evers die Ansicht ausgesprochen ist, ! würde durch die Einführung mehrerer Klassen "t Entstehung von Parteiungen in der Bürger" Vorschub geleistet und wenn dies von M s nid Vc daf her „id r t! nn; §1 kk IU P ] Ir ] va 1] E „[. hi r ..h t ]) ul ]!
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