Verhandl. d. Bürgerschaft am 10. April 1905.
Verhandlungen der Bürgerschaft
am Montag den 10. April 1905.
(Beilage zu den „Lübeckischen Blättern‘‘ A 16.)
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Tag e s o r d n ung :
Fortsezung der Anträge vom 27. März und 3. April.
II. Anträge des Senates: _
6. Enteignung eines etwa 15 qm großen Teiles des Grundstücks Krähenstraße Nr. 13.
7. Sicherung und Wiederherstellung der Travemünder Strandpromenade.
II. a) Nochmalige Beratung des Gesuches Grammerstorf, betreffend Subvention für den Zoologischen
Garten nebst Bericht der vom Bürgerausschuß eingesetzten Kommission zur Vorprüfung.
b) Bericht der von der Bürgerschaft am 6. März 1905 eingesetzten Kommission, betreffend Regulierung
und Verbreiterung der Straße ,„Bei St. Johannis“ (siehe Antrag 9 der Vorlagen vom 6. März).
Eingabe des Vereins für Gesundheitspflege und Naturheilkunde wegen Förderung des Baues der
seit 1902 projektierten Schwimmhalle in Verbindung mit anderen Bädern.
Eingabe desselben Vereins wegen Errichtung der geplanten Badeanstalt in der Wakenit da, wo jet
die Prahlsche Badeanstalt liegt.
Eingabe des Vorstandes des Haus- und Grundbesitzervereins zur Ablehnung der in Vorbereitung
h s?dlhes Vorlage einer Besteuerung der vorstädtischen Grundstücke nach dem sogenannten gemeinen
erte.
Wortführer E. W. Stiller eröffnet die Sitzung
10 Uhr 35 Minuten und läßt dem Senate Ayzeige
Uhen. zj die Bürgerschaft in beschlußfähiger Zahl
ersammelt sei.
melt et Stiller: Ich möchte eine Bitte an
Sie richten. Man hat sich in letter Zeit bei mir
beklagt, daß diejenigen Herren, die die Stenogramme
von der Druckerei bekommen, in der Rücksendung der
Korrektur sehr säumig sind. Sie erschweren auf diese
Veise die Arbeit des Verlegers ganz außerordentlich.
Vei den großen Tagesordnungen, die wir gewöhnlich zu
erledigen haben und bei den vielen Reden, die gehalten
werden, hat er ein sehr schwieriges Werk. Ich
möchte die Herren dringend ersuchen, wenn Ihnen
am Mittwoch oder Donnerstag die Stenogramme
jugeschictt werden, dafür zu sorgen, daß spätestens
am Donnerstag die Korrekturen in der Druckerei sind.
. Jenne (zur Geschäftsordnung): Das ist gar
"icht durchzuführen. Ich muß erklären, daß ich die
Stenogramme in letter Zeit gar nicht durchgesehen
habe. Ich habe sie das legte Mal Donnerstag
morgen 9 Uhr bekommen, und um 10 Uhr schon
wurden sie von Herrn Rahtgens zurückverlangt.
Das ist gar nicht durchzuführen. Herr Rahtgens
ließ mir sagen, daß es schuld des Protokollführers
wäre. Ich muß sagen, dem Ersuchen des Herrn
Wortführers können wir in keiner Weise entsprechen.
Wortführer Stiller: Was Herr Rahtgens an
Sie bestellt hat, ist nicht meine Sache. Meine
Bitte ist gerechtfertigt, wenn ich Sie ersuche, im
Laufe des Donnerstag bis zum Abend dafür zu
sorgen, daß die Stenogramme in die Druckerei be-
fördert werden. Dabei muß es sein Bewenden
haben.
Blunck (zur persönlichen Bemerkung): In der
vorigen Versammlung habe ich auf die Rede von
Herrn Geheimrat Brecht nicht antworten können,
weil die Bürgerschaft in vollem Aufbruch begriffen
war. Ich gestatte mir daher, Ihnen folgendes mit-
zuteilen. Ich habe meine Erklärung vom vorigen
Montag noch einmal durchgesehen, und ich kann
heute sagen, daß ich davon nichts zurücknehmen kann.
tg; hate auch nicht nötig, noch irgend etwas hinzu-
zufügen.