Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

JDr. Heino Trautmann, Hygieniker, * Hanhurg, 383 J. — 
Dr. Fedor Schnchard Anenen FRostock, 68 J 
eologen. 
Februar: 4. Dr. Ragl. Kärdinal, F Wien. — Maͤrz: 
0. STxr. Eherhard Nessle. Theolog und Philolog. 7 Stuttgart, 
323. —TiSari Jasho, Pfarrer, 7 Lindenthal. 61 J. — 
Fusri: 10.5 Schniewind, Hof— und Domprediger a. D. 
VWeriin 668J.Augusi? 14. SHildebrandt de, Hemptinne, 
Abtr und Primas des Benkediktinerordens, 7 Kloster Beuren, 
zun epen der: 7TSose Calafanzis Vives v Tuto, 
Fardinal. Monte Porziov. — Oktoßbeg: 6. D. Afñermann, 
Zberhofprebiger a. De , Dresden. 77 5.. Dezember: 
— — Senior des Kardinals— 
oͤllegiums, ̃ Rom, 85 J. 
Chemiker und Physiker. 
c Juni: 6. Dr. Max Dittrich, Chemiter. * Heidelberg, 
18 J. 
heschichtsforscher. — Geographen. — Forschungs« 
—V ——— und Kartographen. 
März: K, F. Scott, Führer der britischen Südnpol⸗ 
frpedition Nach eingegangenen Mitteilungen 7*. 1912 auf der 
eceise vom, Südpol. — Mai: 28, Dr. Veschuel-Lpelche, 
ehetabh. München. — Juni: 23. Dr. Julius Meyer, 
Feschichtsforscher, Ansbach, 79 J. 
zaukunde und, Jugenieurwissensschaft. — Luft- 
schiffahrt. — Technik. 
Januagr; 5. Louis Cailletet, Präsident des franz Aero- 
ubs. Paris, 79 3. Februar: 2. Tr, Gustav de 
dadal, schwed. Techniker. ̃ Stocholn. — 24. Wilhelm K—, 
dreß, Altmeister der Abigtik. Wien. 76 J.— 25. Adolf 
Taimler, Mitinhaber der Dainiler-⸗Motorengesellschaft, F Stutte 
gart. 4i J. —25. Bruno Werntgen, Apiatiker, F, iabgestürzt) 
Ven Köln und Bonn. 20 J. Maärz: 11. Reinhold 
iehl, Städtebauer des Zweckverbandes Groß⸗Berlin, * Berlin⸗ 
Wilmersdorf, 88 J. — April; 6,Drx, Adolf Slabn, Elettro- 
echniler. Berlin, 63 J. — 285 W. Abramowitsch, Adiauter, 
Berlin 233. — 27. Fabriel v. Scidl. Architekt. München. 
34 J. — Mai: 283, Wilhelm Lehfeldt. Ersinder der Milch⸗ 
entrifuge. Meran, 77 J. — August: 7 Samuel Franklin 
Tody, engl. Oberst und Militärflieger. Fe(verunglückt) Aldershot. 
— 29. SIEr. Hermann Axon, Elektrokehniter, Erfinder des 
Slektrizitäfszählers. — Homburg v. d. H 68 J. — Sep- 
ember: 7. Dr. Heino Schmieden, Architekt, Berlin. 78 J. 
— 29. DrIng. Rudolf Diesel. Erfinder des Diesel-Motors, 
verunglückt auf dem Meere) 55 J. — Manfred Semper. 
Wiedererbauer des Dresdener Hoftheaters, ᷑ Weserling, 76 J. 
November: 6. Sir William Preece, engl. Elektrotechniker, 
»London, 79 J. 
Mathematik und Naturwissenschaften. 
Astronomie. 
Januarx; 28. Dr. Julius Franz, Astronom, F Breslau, 
53. 5. Maiz U, Dr. Heinrich Weber, Mathematiker,. 
SEtraßburg.i. E. 113. —. 28. Lord, Avebury. früher Sir 
Fohn Lüubbock, engl. Naturforscher. Ramsgate, 79 J. — 
Aktober: 28. Ir. Henry Potonié. Landesgeéeologe, F. Verlin⸗ 
dichterfelde — November: 7. Dr. Alfred Russel Wallace, 
nal. Zoolog. * London, 91 — 
Gedenket der hungernden Vögel! 
Schonet die Zugpferde bei Glatteis! 
Schützet die srierenden Wachhunde! 
— 
Lagesbericht. 
Lübeck, 31. Dezember. 
Vom hochwafsser. 
Die gestern (Dienstagh in später Abendstunde gehegte Be— 
rchtung, daß infolge des wieder heftiger einsetzenden Sturmes 
in weiteres Steigen des Wassers zu befürchten sei, hat sich glück⸗ 
licherweise nicht erfüllt. Der Sturm hat vielmehr in der Nacht 
an Stärke nachgelassen und so wurde überall am frühen Morgen 
zu aller Freude festgestellt, daß das Wasser erheblich zurück⸗ 
jegangen und noch immer weiter im Sinken begriffen war. Waäh— 
rend das Anschwellen der Flut in Travemünde schon am Dienstag 
ibend um 812 Uhr, nachdem der Wasserstand 1,93m über Nor⸗ 
ralnull betrug, zum Stillstand gekommen war, stieg das Wasser 
der Trave noch bis gegen 10 Uhr abends und erreichte als 
zöchsten Punkt 7,60 m (2,10 m, über Normalnulh. Bis gegen 
12 Uhr nachts blieb dieser Wasserstand ungefähr der gleiche, 
ann begann die Flut langsam zurückzuweichen. Wohl war der 
Nordoststurm auch während der Nacht noch von ziemlicher Stärke, 
aber der Drud der Wassermussen der Ostsee ist erheblich ge⸗ 
ringer geworden. Da das Wasser natürlich nicht mit der gleichen 
Schnelligkeit, wie es steigt, zurüdweichen kann, fällt es stündlich 
ur hangsam, etwa um 10 em, so daß der Wasserstand der 
Trave heute um 7 Uhr morgens 1,84 m über Normalnull be⸗ 
frug. Nach dem stürmischen, mit Schneetreiben verbundenen 
Wetter hat sich heute auch helles, klares und trockenes Frostwetter 
eingestellt und darf man daher der Hoffnung leben, daß der 
Wasserftand nunmehr unter der Hochwassergrenze bleiben wird 
zun Laufe des Vormittags war das Wasser weiter im Sinken 
begriffen und war teilweise am Mittag das Innere der an der 
Obertrabe belegenen Parterrewohnungen schon wasserfrei. Auch 
die gestern abend überschwemmte Strahze,, An der Untertrave“ 
wischen Aufstraße und Engelsgrube sowie der untere Teil der 
Fischer⸗ und Becllergrube waren am heutigen Morgen wieder 
wasserfrei, so diaß sie von den Passanten benutzt werden und 
auch die Straßenbahn im Laufe des Vormittags ihren Verkehr 
an der Untertrave, ohne daß ein Umsteigen der Fahrgäste erforder- 
lich war, wieder aufnehmen konnte. Nach Kücknitz wird 
ailerdings der Verkehr noch einige Tage durch Umsteigen 
aufrecht erhalten werden müssen, da die Strahßenbahn eine 
besonders gefährdete Stelle noch nicht passieren kann. Auf 
dem rorstadtseitigen Ufer, wo die Hafenstraße, die Holzlager⸗ 
plätze. die Vorwerker Wiesen usw. überschwemmt waren, geht 
das Wasser ebensalls ständig zurüch und ist zum Teil bereits 
oollkommen abgelaufen. 
Auch die Verkehrsstörungen nach Travemünde, wohin gestern 
abend gegen 9 Uhr der Betrieb eingestellt werden mußte, sind 
behoben. Der heute morgen 10,15 Uhr fahrplanmähig von Lübed 
zehende Zug konnte abgelassen werden, da auch der 9,12 
von Travemünde abgegangene Zug ohne Unfall Lübedk er— 
ceichte. So bleibt aller Voraussicht nach die Silpesternacht 
doch noch von den Gefahren und Schädigungen des Hochwassers 
verschont. 20 
Unser ZHafenberichterstatter schreibt uns folgendes zum 
dochwasser: Obwohl es gestern abend um 10 Uhr, bei 
»er derzeit herrschenden stürmischen Witterung. den Anschein 
zatie, als ob die Ueberschwemmung ihren Höhepunkt noch 
nicht erreicht hätte mit 7,60 m am Struchkssährpegel, so ijst 
soch glücklicherweise kein weiteres Steigen eingetreten, sondern 
s konnte um 11 Uhr abends bereits ein kaum merkliches 
Zinlen des Wasserspiegels (um 1 em) beobachtet werden. In 
ver darauf folgenden Stunde war es um 4 em gesallen und 
o setzte sich das langsame Sinken des Wassers bis zum Morgen 
ort. Um 7 Uhr heute früh war bei bedeutend abgeflautem 
—EVV 
zsormittags ein solcher von 6.98 m arp verzeichnen 
Keine Schiffsstraudung. 
An die Travemünder Rettungsstation war gestern abend 
ie weitere Meldung gelangt, daß unter Pelzerhaken ein Schiff 
n Grund geraten sei. Auch diese Meldung hat sich als 
rrtümlich herausgestellt. Das gestern abend von Haffkrug 
semeldete Signal an die Rettungsstation, daß sich ein Schiff 
uuf drei Seemeilen von Haffkrug ostwärts in Seenot be— 
inde, ist dahin aufgeklärt, daß ein in See befindliches Schiff 
ediglich mit der Lotsenstation wegen eines Lotsen signalsiert 
at. — Nach Meldungen der Lotsenstation von Pelzerhaken 
egen dort zwei Segelschisfe vor Anker in sicherer Lage und 
hne Gefahr für Schiffe und Menschen. Von diesen beiden 
7Ichiffen hat vermutlich eines das Signal abgegeben, um 
inen Lotsen und damit einen besseren Ankerplatz zu er⸗ 
salten. Das Rettungsboot ist infolgedessen nicht ausgefahren. 
Havbarie auf der Salztrave. 
xIn der Nähe von Schlutupauf dem Trave— 
evier hat sich eine größere Havarie ereignet. Der 
anpfer „Rhenania“, der nach der Kochschen Schiffswerft 
zeschleppt werden sollte, wurde durch den starken Wind gegen 
as Schlutuper Ufer gedrückt, weil ihn die Schleppdampfer 
icht zu halten vermochten. Nach längerer Arbeit, unter 
Zuhilfenahme weiterer Schlepper, gelang es, die „Rhenanig“ 
bieder frei zu bringen und nach Lübeck zu schleppen. 
». 40 Jahre im Dienste der Lübed-Büchener Eifenbahngelell⸗ 
haft ist am morgigen Tage der Oberbahnassistent Herr Eduard 
zorkamp. Dem Jubilar wird es an seinem Ehrentage 
icher an Aufmerksamkeiten nicht fehlen. 
»Teure Geschenke. Immer wieder kann man die ver—⸗ 
odenden Anzeigen gewisser Firmen lesen, die ihre Waren, sei 
s eine Zither oder ein Phonograph oder eine Armbanduhr 
der sonstige Gegenstände, verschenken. Verlockend sind diese 
npreisungen freilich nur für den Unkundigen. Der Kundige 
ei. daß kein Kaufmann seine Ware verschenkt. Der Preis 
ir die angeblich zu verschenkenden Sachen muß eben bei den 
debensachen, bei den Notenblättern, den Platten oder gar, wenn 
s sich um eine Armbanduhr handelt, bei den 100 Postkarten, die 
inbedingt zu kaufen sind, wenn man das Geschenk haben will, her⸗ 
usspringen. Es handelt sich bei den „verschenkten Sachen“ stets 
ringen. Es handelt sich bei den „verschenkten Sachen“ stets 
m minderwertige Waren, die durch solche unlautere Anzeigen 
bgesetzt werden sollen. Ein reelles Geschäft macht diese Re⸗ 
ame, die gegen das Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren 
Lettbewerbes verstönt, nicht. Geschädigte wollen ihre Be— 
hwerde der Zentralsielle zur Bekämpfung der Schwindelfirmen, 
zarade 1, oder wenn sie unbemittelt sind, der hiesigen öffent— 
ichen Rechtsauskunftstelle vortragen. 
Schöffengericht. Sitzung vom 30. Dez. Wegen 
zefruges hat sich die Chefrau Alwine Wi, aus Hamburg zu 
erantworten. Im August d. J, verschaffte die Angeklagte 
ich von dem Kaufmann Jä. hier Waren im Werte von 147,93 
Nar zum kommissionsweisen Verkauf unter der unwahren 
Ingahe, fie wohne hier Kaiser-Friedrich-Straße. Als sie später 
inmal in Lübed betroffen wurde und inzwischen festgestellt 
»ar, daß, sie, wie angegeben, nicht wohnté, erklärte sie auf 
zorhalt, sie sei umgezogen nach der Hüxstraße. Auch dies war 
wahr; sie hatte in Lübeck überhaupt keine Wohnung. F 
zroben Unfußg, soll der Händlex und Arbeiter Karl R. 
egangen haben, indem er auf der Holstenbrücke einen jungen 
Nann mit einem Stock ins Gesicht schlug und, dadurch einen 
roßen Menschenauflauf verursachte. R., der ein Krüppel iit, 
agt, er sei von einer Anzahl Kinder gehänselt worden und 
abe zur Abwehr mit dem Stock um sich geschlagen. Er wird 
eigesprochen. — Wegen Unterschlggung wird der wegen 
diebstahls vorbestrafte Arbeiter Karl Ca. zu 3 Wochen Ge— 
ingnis verurteilt. Er, hatte am 9. Nov. in einer Wirkschaft 
in einem Preisskat teilgenommen. Einem Mitspieler wor das 
zortemonnaie mit etwa 5 Muzur Erde gefallen. Der Ange— 
laate fand das Portemonnaie mit dem Gelde und behielt es, 
— Des Diebstahls hat die Ehefrau Johanna, Rö. sich 
adurch schuldig gemacht, daß sie bei dem Oberinspeltor Sch. 
⸗ei dem sie eine Morgenstelle inne hatte, Haus— 
andssachen und Kleidungsstücke im Werte von 50 
Nark Jich aneignete. Sie erhält 2 Wochen Gefängnis. — 
des Diebstabls hat, sich auch die Kassiererin Martha E. 
chuldig gemacht. Sie ist. geständig, im Laufe dieses Jahres 
n einem hiesigen Geschäfte sich 786,87 Muäangeeignet e 
zaben. Der angerichtete Schaden ist durch den Vater gededt. 
Zas Urteil lautet, auf, Z Monate Gefängnis. — Wegen 
Riebstahls hat sich der Kellner Felix Kr. zu verant 
corten. Er hatte ein Verhältnis mit der Ehefrau Pl. hier⸗ 
elbst und wohnte auch bei ihr. Als die Pl. kürzlich wegen 
zerbrechens gegen das keimende Leben verhaftet wurd, eignete 
zr. sich von ihren Sachen an: 5 Ringe, 2 Broschen, eine 
Zorallenkette, eine Nagelschere, einen Rasierapparat —*— ein 
dincenez. Er wird 8Wochen Gefangnis verurteitt. — 
Fegen Diebstahls und gewerbsmäßiger Unzucht ist die 
dienstmaod Frieda Ol. angeklagt, Sie ist der Uebertretung 
eständig und auch ferner. der Ehefrau Dr. ein Paur Fone 
m Werte von 14,75 WV weggenommen zu haben. Urteil: 
Wochen Gefängnis und 2 Wochen Haft⸗ 
Vor dem Zug geworfen hat sich, wie wir nahträglich 
rfahren, in der Nähe von Küchknitz ein junger, dem Gewerbe⸗ 
rande angehörender Mensch. Der junge Viann entstammt 
em, Hamburger, Waifenhause. Er wurde am nächsten Morgen 
otal verstümmelt auf dem Bahngeleise vorgefunden, so dahz 
s schwierig war, seine Identität festzustellen. Diese ist iedoch 
izwischen erfolgt. 
o Knyferdrahtdiebe. Ermittelt und festgenommen wur⸗ 
en zwei hiesige Arbeiter, die aus einem Keller der Ueberland⸗ 
entrale ein größeres Quantum Kupferdraht gestohlen und an 
inen hiefigen Produktenhändler verkauft haben. 
—.TTA. ALXECEA T J 
Neuete Nachrichten und Telegramme 
der A.“ nud · 
Unterbindung des Postoetlandes nach Persien. 
PC. Petersburg, 31. Dez. Von einer seltenen Unfreund⸗ 
ichkeit der russischen Behörden, die sich namentlich 
egen den deutschen Handel richtet, kommt die Nach- 
icht aus Täbris. Die Postverwaltung gibt bekannt, daß hünstig 
ie Grenzümter Dschulfa und Aschabad keine Postpakete mehr 
ach Persien ausliefern, sondern dag alle derartigen Sendun—⸗ 
sen über Baku und Enseli geleitet werden. Es wird tatsächlich 
ie Drohung verwirklicht, der ausländischen Einfuhr, soweit 
ie sich vermittels Vostpakete vollzieht, ein Ende zu machen 
Zu den mexikanischen Kämpfen. 
PCO. Newhuort, 31. Dez. Die Kämpfe zwischen den mexikani—⸗ 
hen Regierungstruppen und den Revolutionären bei Ojinaga 
gegenüber von Presidio in Texas) dauern fort. Die Rebellen 
ehen gegen die Truppen vor, die sich verschanzt haben. Die 
cruppen der Vereinigten Staaten richten einen Patrouillendienst 
in der Grenze ein, um ein Uebertreten Bewaffneter zu ver— 
indern 
W. Berlin, 31. Dez. Die Reichsbank hat in ihrer 
mmittelbaren Nähe großze Grundjtücsankäufe abgeschlossen. Die 
krweiterung ihrer Räüume, die sich schon lange als 
mzureichend erwiesen haben, koͤnnen möglichst bald vorgenommen 
derden. FJür die Quadratrute wurden gezablt: In der Alten 
deipziger Straße 11512 500 M, in der Kurzstraße 1314 000 
Mark und in der Adlerstrahe 8—59000 Mark. 
— Als Präsident der Allgemeinen Ortskran—⸗ 
enkasse der Stadt Berlin, die einen Mitgliederbestand von 
mgefähr einer halben Million aufzuweisen haben wird, war 
er sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Bauer in Aus—⸗ 
icht genommen, hiergegen haben in letzter Stunde die 
Arbeitgeber Stellung genommen und in gemeinsamer 
Sitzung der Arbeitgebermitglieder des Vorstandes der Allge— 
neinen Ortskrankenkasse und des Arbeitgeberausschusses als ersten 
Lorsizenden Kommerzienrat Max Simon in Aussicht 
zenommen. 
W. Wien, 31. Dez. Das Abgeordnetenhaus befaßte sich in 
iner Nachtsitzung mit den Beschlüssen des Herrenhauses zur Per- 
onalsteuernovelle und trat den Beschlüssen des Herren⸗ 
uses bezüglich der Besteuerung der Ausländer, Amnestie und 
zestsetzung eines steuerfreien Existenz⸗ Minimums von 1200 Kronen 
ei. Ein sozialdemokratischer Antrag bezuglich der Aufrechterhal- 
ung eines Existenz⸗ Minimums von 1600 Kronen wurde mit 196 
egen 195 Stimmen abgelehnt. — Im übrigen wurde die Fassung 
es Abgeordnetenhauses bezüglich der Personalsteuer wiederher- 
estellt, jedoch in der Frage der Bucheinsicht der Fafsung des 
hberrenhauses Rechnung getragen. ferner wurde in allen Lesungen 
er Gesetzentwurf betr. Unfallversicherung der Bergarbeiter ange⸗ 
ommen. Mit Neujahrswünschen schlotz der Präsident um 11 Uhr 
45 Min. die Sitzung. — Die nächste Sitzung wird auf schrift⸗ 
ichem Wege bekannt gegeben werden. 
W. Retersburg. 31. Dez. Dem russischen Bot⸗— 
chafter in Konstantindpel, v. Giers, ist für die 
rfolgreiche Beendigung der Unterhandlungen mit der Türkei 
ber die türkisch-persische Grenze der Allerhöchste Dank ausge⸗ 
rücht worden. 
W. Konstantinopel. 31. Dez. Gestern früh sand hier eine 
krinnerungsfeier anläßlich des 645. Jahrestages der 
Inabhängigkeitserkrärung der Turkei statt. An 
er Feier, die zum ersten Male begangen wurde, nahmen die 
ürkischen Studenten aller Fakultäten und die Schulen teil. Die 
ztudenten durchzogen nach der Feier die Straßen der Stadt, 
oobei patriotische Ansprachen gehalten wurden. Der Kriegs-— 
rinister beglückwünschte die Jugend zu der Initiative und for⸗ 
erte sie auf, an der Verteidigung des Vaterlandes und des 
dalifats zu arbeiten. Der Sultan empfing eine Deputation der 
Studentenschaft. Ein Mitglied der Deputation hielt eine An⸗ 
prache, in welcher es das Gefühl und die Ergebenheit für den 
Zzultan ausdrückte. 
PC. Athen, 31. Dez. In der deutschen Gesandtschaft 
indet am Sonnabend eine Soiree statt, zu der Einladungen an 
as diplomatische Korps und die Spitzen der Zivil- und Militär⸗ 
sehörden ergangen sind. Auch König Georg wird an der Gefsell⸗ 
chaft teilnehmen und in der Uniform eines deutschen Feld- 
narschails erscheinen. 
W. Fereeneeh 31. 7 Die Kaiserliche Familie 
st nach Zarskoje⸗Sselo abgereist. 
Des Winters Regiment. 
W. Berlin, 31. Dez. Berlin liegt tief im Schnee 
Zas gestrige stürmische Schneetreiben hielt die ganze Racht 
siindurch an. Auch in der Frühe des heutigen Tages schneit es 
nunterbrochen, fott. Ein Heer von Straßenfegern ist beschäf⸗ 
igt, dem allenthalben stockenden Verkehr zwischen 
en hohen Sschneemauern eine Gafsse zu bahnen. Das 
Thermometer zeigt erwa den Gefrierpunkt. 
— Wie aus Köln gemeldet wird, sind am Rhein Ein— 
ichtungen für, den Sochwasserdienst getroffen worden. 
n starken Schneefall ist scharfes Froitwetter ein— 
etreten. 
W. Berlin, 31. Dez. Aus dem ganzen Reiche laufen in 
reßer Zahl, Meldungen über starke Schneefälle, Schneever⸗ 
behungen und dadurch verursachte Verkehrsstörungen ein. In 
»er Provinz Posen fällt dichter Schnee bei sechs Grad Kälte. 
zin Sachsen schneit es ununterbrochen seit 20 Stunden. Der 
ztrahenbahnverkehr in Dresden und anderen Städten stockt, 
ie telephonischen und telegraphischen Verbindungen, sind viel⸗ 
ach unterbrochen. Auch in Mittel- und Süddeutschland ist 
tarker Schneefall eingetreten. Die Züge verkehren teilweise 
nit großen Verspätungen. 
W. Kiel, 31. Dez. Nachdem die Gewalt des Nordoststurmes 
n der vergangenen Nacht nachgelassen hatte, ist das Hoch⸗ 
vasser in den Morgenstunden zur Akgegangen. Die 
berflutet gewesenen Straten sind wieder frei vom Waosser. 
Der Förde-Verkehr ist zum Teil wieder ausgenommen worden. 
W. Stettin, 31. Dez. Der seit 24 Stunden anhaltende 
sschneesturm hörte heute morgen nach 83 Uhr auf. Das 
VPasser der Oder ist in 12 Stunden um 80 Zentimeter ge— 
tiegen. 
Von seinem 84jährigen Vater erschossen. 
W. Paris, 31. Dez. Gestern wurde der Sänger Fragson 
nuseiner Wohnung in der Rue de Lafayette von seinem 
4 Jahre alten Vater durch mehrere Revolver— 
chüsse schwer verletzt. Der Täter ist verhaftet worden. 
der Sänger, der aus London stammt, ist in der Nacht seinen 
Berletzungen erlegen. Der Tat war ein Streit mit seinem 
Bater voraufgegangen, der dem mit seiner Geliebten nach 
zause kommenden Sänger angeblich nicht schnell genug öffnete. 
der Greis sagte aus, das Zusammenleben mit der Geliebten 
etnes Sohnes sei ihm unerttäglich gewesen. Er scheint ũbrigens 
an Greisenschwachsinn zu leiden und die Schwere der Tat 
richt zu erkennen. 
W. Berliu, 31. Dez. Ein schwerer Rutomobilung 
all ereignete sich gestern in der neunten Abendstunde unweit 
er Einmuͤndung der Hapel-Chaussee in den Kronprinzenweg 
m Grunewald. Ein Droschkenautomobil fuhr infolge ungenügen- 
er Beleuchtung eines Mobelfuhrwerds auf dieses. Durch den 
zusammenstoß barsten die Fensterscheihen des Autos, so daß 
essen Insassin im Gesicht und an den Händen schwer ver⸗ 
etzt wurde. Das Pferd des Möobekfuhrwerks ist hei dem Zu⸗ 
ammenstohßz getötet worden. 
W. Merseburg. 31. Dez. Der in allen Varietétheatern 
deutschlands bekannte Komiker Emil Roemer, der früher 
en Leipziger Steidllängern zugehörte, rhängte sich wäh— 
end seine Couplets vom Publikum beklatscht 
purden, hinter den Kulissen. Das Motiv der Tat soll 
unehmende Schwerhörigkeit des Komiters gewesen sein. 
W. Leipzig, 31. Dez. Der Direktor des Zirkus Bar— 
rum, Artur Kreiser, der durch die Löweniagd in der 
dacht vom 19. zum 20. Oktober bekannt geworden war, 
dar von der Polizei mit einem Strafmandat über hundert 
Mark bedacht worden, weil er es unterlassen hatte, die erforder⸗ 
ichen Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Das Schöfsfengericht be— 
taͤtigte gestern die Strafe, nachdem Zeugen die Schuld des 
Angeklagten bekundet hatten. 
W. Newyork, 31. Dez. Im Mordprozeh gegen den 
rüheren Kaplan Schmidt wurde die Jury nach 36stündiger 
zeratung über den Wahrspruch nicht einig und mußte daher 
ntlassen werden
	        
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