Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

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Neueste Nachrichten und Telegramme 
der - A.u And 
ERinstellung des regelmäßigen Bettiebes in der Elbeschijfahrt. 
W. Hanburg, 29. Dez. Die großen Elbeschiffahrtsgesell- 
schaften werden den regelmäßigen Schiffahrtsbetrieb mit dem 
31. d. M. fur eingestellt erklären. 
Die Einigung zwischen Aerzten und Kassen. 
Verlin, 29. Dez. Die Zustimmung der Betriebs— 
krankenkassen zu den Berliner Vorschlägen wurde in einer 
zur Beschlußfassung nach Berlin einberufenen Versammlung, 
dien m Sonntag im „Savoy Hotel“ stattsand, ausgesprochen. 
Die Versammlung wurde von Justizrat Wandel-Essen ge⸗ 
leitet. Nach kurzer Aussprache, in der sich die überwiegende 
Mehrzahl der Redner für die Annahme der Vorschläge aus— 
sprach. wurde der oben mitgeteilte Beschluß gefaßt. Wie 
Justizrat Wandel⸗-Essen auf Anfrage mitteilt, wird das 
Ergebnis auch von seiten der Krankenkassen als ein durchaus 
günstiges betrachtet und als eine gesunde Grundlage für die 
Weiterentwicklung der friedlichen Beziehungen angesehen. Es 
ist hiernach anzunehmen, daß auch die anderen Kassen dem 
Ablommen beitreten und daß damit die Berliner Friedens« 
präliminarien das allseitig erhoffte Resultat gezeitigt haben: 
Die Einigung zwischen Aerzten und Kassen! 
Nachspiele zu Zabern. 
Straßbura, 29. Dez. Nach einer Meldung der Straß- 
burger Post hat der Kreisdirektor von Zabern ein 
Di fziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt, 
um gegen die Angriffe wegen Versagens der Zivilbehörden 
den wahren Sachverhalt aufzuklären. Dem Antrag ilt statt- 
degeben worden. 
Berlin, 29. Dez. Auf Aufforderung des Minlsteriums 
des Innern hat Serr v. Jagow dem Staatsministerium 
eine eingehende schriftliche Darstellung über seine be4— 
kannte Zuschrift wegen der Verurteilung des Leutnants v. Forst- 
ner zugehen lassen. 
W. Zabern, 29. Dez. Die amtliche Untersuchung hat er— 
neben, daß die am Freitag abend in der Dunkelheit gefallenen 
Schüsse nicht von diesseits des Kanals vor der Schloßkaserne 
lamen, sondern zweifellos auf der anderen Seite des Bassins 
fielen. Wie zuverläfßsig feststeht, von einem dort befindlichen 
Holzlager, welches etwa 125 m entfernt ist. Vier Leute fagten 
aus, daß sie gegen 654 Uhr abends von dem Bolzlager her 
zwei Schüsse hörten und auch den Feuerschein wohl gesehen 
hätten. In Anbetracht der Entfernung und der herrschenden 
Dunkelheit war es gar nicht möglich, den jenseits des Kanals an 
der Schloßmauer patrouillierenden Posten zu lehen. Es ist 
ganz ausgeschlossen, daß der Posten unter solchen Umständen vom 
Helzloger aus hätte getötet werden können. Von einem Atten⸗ 
tat auf den Posten kann somit keine Rede sein. 
Eine rumänische Militärmission in Deutschlaud. 
Berlin, 29. Dez. Die rumänische Militärkommission, die 
das Kriegsministerium in Bukarest zusammengestellt hat, um die 
neuesten Fortschritte des Militärwesens in Deutschlaud zu stu⸗ 
dieren, soll, wie verlautet. Anfang Januar in Berlin eintreffen. 
Sie wird aus siebzehn, meist der Artillerie und dem Ingenieur⸗ 
korps angehörigen Offizieren bestehen. Die Chefs der Mission 
werden vom Kaiser in besonderer Audienz empfangen werden. 
Börsenfkandal in Brüssel. 
Rrüifiel, 29. Dez. Der Brüsseler Börsenkommission für die 
Zulassung von Wertpapieren ist der schwere Vorwurf der Be— 
stechlichkeit gemacht worden und das Brüsseler Zipilgericht hat am 
Sonnabend eine gerichtliche Untersuchung der aufsehenerregenden 
Anschuldigungen offiziell verfügt. Nach einem Antwerpener Blatt 
hat das Gericht bereits vorher Erhebungen über die Verfeh— 
lungen angestellt, die den Mitgliedern der Börsenkommission 
zur Last gelegt werden. Danach soll festgestellt sein, daß für 
die Zulassungen von Papieren zur Notierung an der Brüsseler 
Börse in letzter Zeit Schmiergelder in erheblichen Beträgen 
bezahlt werden mußten. Außerdem muhßte ein Eispalast für 
die Zulassung seiner Aktien 40 000 Frs. an die Mitglieder der 
Kommission abführen. Die Anschuldigungen richten sich nicht 
nur gegen die Miitglieder der jetzigen Kommission, sondern auch 
gegen Mitglieder früherer Kommissionen. Die Brüsseler Börsen⸗ 
kommission, die jetzt noch in Tätigkeit ist und deren Mandaf 
nur ron Jahr zu Jahr läuft, wurde übrigens in der letzten 
Zeit nach politischen Grundsätzen gewählt. Jedesmal kämpften 
die Liberalen gegen die Klerikalen und es ist offenes Geheimnis, 
dahß der jetzige Börsenvorstand sich in der Hauptsache aus 
klerikalen Varteigängern zusammemekt. 
Carmen Sylvas 70. Geburistag. 
W. Bukarest, 29. Dez. Königin Elisabeth empfing 
heute vormittag den österreichischungarischen Ge— 
sandten in Audienz, der ihr das zu ihrem 70. Geburtstage 
von Kaiser Franz Josef verliehene Großkreuz des Elisabeth— 
Ordens und ein Glüchwunschschreiben des Kaisers über—⸗ 
reichte. Sodann empfing die Königin in Anwesenheit des öster⸗ 
reichisch-ungarischen und des deutschen Gesandten den 
Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde, sowie Vertreter 
des männlichen und weiblichen Lehrkörpers der deutschen 
Schulen. Ein deutscher Knaben- und Mädchenchor und ein 
Schulerorchefter brachten der Königin ein Ständchen dar, worauf 
der Präsident der Kirchengemeinde der Königin eine Adresse 
überreichte, in der mitgeteilt wird, daß die Kirchengemeinde 
eine Stiftung mit dem Namen Königin-Elisabeth-Stiftung ge⸗ 
gründet habe, deren Ertrag für eine danernde Freistelle am 
Mädchen-Pensionat der evangelischen Gemeinde bhestimmt sei. 
Am Nadmittag fand ein feierlicher Gottesdienst in der evan—⸗ 
gelischen Kirche statt, dem der deutsche, der österreichischungarische 
Gesandte, die Herren der beiden Gesandtschaften und Kon— 
fulate, sowie die Mitglieder der beiden Kolonien beiwohnten. 
Berlin, 29. Dez. In der deutschen Militärmission für 
die Türkei sind weitere Ernennungen erfolgt, die von großer 
Bedeutung“ sind. Wie dem Berl. Lok.Anz. gemeldet wird, ist 
der Oberstleutnant Perrinet von Thauvenay zum Chef der 
ersten Abteilung des Großen Generalstabes, Oberstleutnant von 
Feldmann zum Chef der zweiten Abteilung ernannt worden. 
Der bisherige Chef der ersten Abteilung, Oberst Feizi-Bei, ist 
aus Gesundheitsgründen ausgeschieden und Lehrer an der Kriegs⸗ 
AUademie geworden. 
Die deutsche Militärmission in der Türkei. 
Beilegung der Differenzen mit Rußlaud. 
Paris, 29. Dez. Der Temps meldet aus Konstantinopel: 
Fegenwärtig bestehen in der Angelegenheit Liman von San—⸗ 
oers zwischen Deutschland und Rußland keine anderen Diffe— 
renzen mehr als die, daß man in Petersburg das sofortige 
Inkrafttreten der getroffenen Abmachungen wünsche, während 
nan in Berlin einen vierwöchigen Aufschub für zweckmäßig 
alte. Die Hauptpunkte der Vereinbarung werden wie folgt 
—0— 
Jlied des obersten Kriegsrates und Generalinfpekteur der Mili— 
tärbildungsanstalten das Verfügungsrecht über alle 
Truppen der Sauptstadt zur praktischen Anwendung 
einer Ausbildungsmethode. Von den dienstlichen Ob— 
iegenheiten eines Armeekorpschefs ist Liman von San— 
»ers befreit. Für Adrianopel lsoll ein in ottomanische 
Dienste tretender deutscher General mit allen Obliegenheiten 
eines Armeekorpschefs ernannt werden. Von irgendwelchen 
Kompensationen, die Rußland beansprucht oder erhalten 
hätte, wird nichts bekannt. 
Ein türkisches Bekenninis. 
Ww. Varis, 29. Dez. Der Generalsekretär des 
Komitees für Einheit und Fortschritt, Midhat 
Schukri Bei, erklärte dem Konstantinopeler Korrespondenten 
des Temps: Wir stellten die deutsche Militärmission an, weil 
die Deutschen seit dreißig Jahren unsere militärischen Lehrer 
ind. Wir hätten uns schwer an jemand anders wenden können, 
denn wir hätten alles umstürzen müssen und uns überflüssiger— 
veise und vollständig den Deutschen enffremdet. Uebrigens 
»erkünden wir laut, daß die Deutschen für un— 
er Unglüd im ersten Balkankriege nicht ver— 
antwortlich zu machen sind. Wir allein sind an 
unseren Niederlagen schuld. Wir hätten sie— 
ren können, wenn wir den Ratschlägen und Wei— 
ungen v. d. Goltß Paschas treu gefolgt wären. 
War es vielleicht die Schuld unserer deutschen Instrukteure, dah 
vir bei Beginn des Krieges keinen Intendanz-und Sa— 
ritätsdienst hatten? Sie hätten ihn gern eingerichtet 
aber wir gaben ihnen niemals die Mittel dazu 
Wir wählten aus technischen und politischen Gründen das erste 
Armeekorps, damit die Deutschen ein Musterkorps daraus 
machen. Man erhob gegen uns den Hauptvorwurf, daß wir 
die Politik in die Armee trugen. Der Vorwurf ist bis zu einem 
zjewissen Grade begründet. Wir wollen vor allem die Politil 
aus dem Armeekorps von Konstantinopel heraustreiben, wo sie 
im gefährlichsten werden kann. Deshalb vertrauten wir das 
Kommando dem deutschen General an, weil wir überzeugt 
sind, daß dieser am leichtesten dem politischen 
Einfluß entgeht. 
Feindliche Stimmung gegen die Union in Mexiko. 
PC. Newnork, 29. Dez. Die drohende Haltung der ame— 
rilanischen Kriegsschiffe in den mexikanischen Gewässern hat in 
allen Schichten der hiesigen Bevölkerung lebhaften Unwillen 
hervorgerufen, da man der Ansicht ist, daß die Union mit 
den Rebellen sympathisiert. Namentlich macht man den Ver— 
einigken Staaten die Unterstützung der revolutionären Banden 
zum Vorwurf und erklärt, daß hierdurch die Besitzungen der 
Ausländer in den Gebieten um Tampico gefährdet seien. 
W. Braunfschweig, 29. Dez. Heute mittag 12,35 Uhr 
traf die Ka ifer in mittels Sonderzuges, von Wildpark kom— 
nend, hier ein und wurde auf dem Bahnhofe vom SHerzog 
ind der Herzogin empfangen. Die Herzogin überreichte 
zer Kaiferin einen prachtvollen Fliederstrauß. Die hohen Herr⸗ 
chaften fuhren sofort nach der Ankunft nach dem Schlosse. In 
den Straßen hatte sich ein zahlreiches Publikum angesammelt, 
das die Fürstlichkeiten ehrfurchtsvoll begrüßte. In Begleitung 
der Kaiferin befanden sich Hofstaatsdame Gräfin Keller und 
Kammerherr von Winterfeld. Die Abreise Ihrer Maiestät er⸗ 
folgt heute abend 7,59 Uhr. 
W. Kaiserliche Marine. Eingetroffen: „Luchs“ am 
28. Dez, in Hongkong, „Iltis“ am 28. Dez. in Schanghai. 
— In See gegangen: „Dresden“ am 27. Dez. nach 
dem Ausland, „Hamburg“ und „München“ am 27. Dez. von 
Kiel nach Danzig. — Briefregelung für „Dresden“ durch das 
Marinepostbureau Berlin — 
Aus den Nachbargebieten. 
Schleswig⸗Holftein. 
Altrahlstedt, 30. Dez. Ueberfahren und ge— 
ötet wurde von der elektrischen Kleinbahn Altrahlstedt— 
Wohldorf beim Bahnhof Lottbek der Kutscher Fick aus Hois 
oᷣuttel, als er mit seinem Fuhrwerk das Bahngeleise kreuzte. 
Segeberg, 30. Dez. Die Leiche eines unbekannten 
Mannes wurde aus dem kleinen See geborgen. 
Flensburg, 30. Dez. Tobsüchtig wurde der 25— 
ãhrige Schmiedegeselle Heine. Der Bedauernswerte drang in 
zie Wohnung einer alleinstehenden Frau und mißhandelte lie 
vurch Messerstiche. Von den herbeieilenden Nachbarn verscheucht, 
loh er auf das Dach des Nachbarhauses, von wo ihn die 
Feuerwehr herunterholen und in Sicherheit bringen mußte. 
Grokherzogtlimer Medclenburg. 
Schwerin, 30. Dez. Jahrhundert-Ausstellung. 
stoch kurz vor der Wende des Jahres ist Schwerin mit einer 
Jahrhundert⸗Ausstellung hervorgetreten, die den besten ähn— 
ichen Veranstaltungen des Jahres würdig an die Seite zu 
tellen ist. Dem kunstsinnigen Verständnis und eifrigen Be— 
nühen des Museumsdirektors Dr. Josephi ist es gelungen, ge— 
ragen von der regen persönlichen Anteilnahme des Groß— 
xerzogs Friedrich Franz, einen wertvollen Schatz nationaler Er— 
nnerungen an eine große Zeit in mehr als 3000 Gegen— 
tänden zusammenzutragen. Der großherzogliche Pridatbesitz gab 
rus dem Nachlaß der Königin Luise an ihre Tochter, der 
m Jahre 1892 verstorbenen Großherzogin-Witwe Alexandrine 
»on Medlenburg⸗Schwerin, eine Fülle von Erinnerungen her, 
»as Musenm und das Archiv, der Warstall, die Ruhmeshalle 
ind nicht zuletzt medlenburgische Offiziere, der Adel und sonstige 
Private, haben in edlem Wetteifer gestanden, eine wahr⸗ 
jaft ideale, patriotische Ausstellung zu schaffen. Drei Säle, 
arunter der große „neue“ Saal des Großherzoglichen Mu— 
eums, waren nötig, der Ausstellung Unterlunft zu gewähren 
In dem ersten Raum begegnen wir bildlichen Darstellungen von 
en Vorereignissen der Freiheitskriege, Erinnerungen an Körner. 
Lorträts von Fürsten, Feldherren, Dichlern und Denkern und 
chliezlich Erinnerungen an die Freiheitskriege selbst mit Aus— 
nahme des großen Jahres 1813, die zu einer besonderen 
Abteilung im Großen Saal zusammengefaßt sind. Der zweite 
Zzaal ist Napoleon gewidmet. In dieser Abteilung beaginnt 
sich schon das elegante Kunsigewerbe der Empire-Zeit mit seiner 
Porzellan- und seiner Medaillenkunst bemerkbar zu machen. Gang 
besonders aber kommt hier der Humor zur Geltung, indem 
ꝛine Unzahl bunter Karikaturen französischen und deutschen Ur— 
prungs zur Schau gestellt ist. Der Hauptsaal ist in einzelne 
Kabinette geteilt, so daß eine übersichtliche Gliederung der 
Ausstellung ermöglicht wurde. Den Mittelpunkt bildet das 
medctenburgische Fürstenhaus, dessen damalige Mitglieder in einer 
Reihe von Gemälden vorgeführt werden. Einen großen Teil 
iehmen die Erinnerungen an das preußische Königshaus ein. 
daß dem großen Sohn Mecklenburgs, dem ,Marschall Vor⸗ 
wärts“, ein besonderes Kabinett eingeräumt ist, erscheint nur 
billig und recht. Erimerungen an das medlenburgische Militär 
ijener Zeit vervollständigen die Ausstellung. 
* Rehna, 30. Dez. Zur Weihnachtsfeier des 
Krieger- und Militärvereins im Körnerschen Saale 
hatten sich die Kameraden mit ihren Angehörigen sowie Freunde 
des Vereins recht zahlreich eingefunden. Die Feier wurde durch 
allgemeinen Gesang eröffnet, den der Posaunenchor beglei— 
tete, worauf Pastor Preß in feierlicher Ansprache die Bedeu⸗ 
tung der Feier hervorhob. Prolog (gesprochen von Käte 
Rothländer), allgemeiner Gesang und Weihnachtslieder, vorge— 
tragen vom Posaunenchor, folgten in bunter Reihe. Das Weih— 
nachtsspiel „Auf der Suche nach dem Christkind“ sowie das Zwie— 
gespräch „Auf dem Christmarkt“ erhöhten die allgemeine Weih— 
nachtsstimmung. Die Hauptfreude jedoch war die Bescherung, 
wo wieder UÜber 200 Kinder der Kameraden mit allerlei prakb— 
tischen Sachen und Spielzeug reichlich bedacht wurden. Glüch— 
trahlende Gesichter waren der Lohn fur die Veranstalter für die 
mühevolle Arbeit. 
Goldberg, 29. Dez. Eine schwere Bluttat spielte 
sich am zweiten Weihnachtsfeiertage in der hiesigen Herberge ab. 
Ein aus Berlin stammender angetrunkener Arbeiter verletzte 
den Wirt. der ihn aus dem Lokal weisen wollte, durch mehrere 
Messerstiche lebensgefährlich und einen zu Hilfe herbeieilenden 
Gast schwer. Nur mit Mühe konnte die Gendarmerie den Messer⸗ 
stecher überwältigen 
Luftfahrt. 
Achtflandger Sturmflug eines Kondorflugzeuges. Aus 
Düfseldork wird unter dem 27. Dez. gemeldet: Der erste Flieger 
Beck der Kondorflugzeugwerke ist am 25. Dez., 813 Uhr mor⸗ 
jens, auf dem Flugfelde Düsseldorf-Lohausen trotz stürmischem 
Wetter aufgestiegen, um einen Achtstundenflug um die 
Stundenpreise der Nationalflugspende auszuführen. Der Flug 
verlief glatt 
Die automatische Flugzeugsicherung. Wie schon gemeldet 
wurde, ist die automatische Kipp⸗ und Stoksicherung 
zür Flugszeuge, die der Oesterreicher Dr. Nimführ er— 
unden hat, von der englischen Marineverwaltung erworben 
vorden. Die Vorrichtung soll jedes Kippen nach der Längs- und 
Querrichtung sowie auch jedes Abrutschen auch in den stärksten 
Böen vollkommen unmöglich machen. Dr. Nimführ, ein Schüler 
»on Otto Lilienthal, Wilhelm Kreß,. Octave Chanute und Wil— 
zour Wright, hat seit langen Jahren an dem Problem der 
automatischen Kippsicherung sür Flugmaschinen gearbeitet; aber 
erst vor zwei Jahren gelang es ihm, durch die Erfindung des 
sogen. „mechanischen Gehirnes“ in Verbindung mit einem Ver—⸗ 
fahren zur Verstellung und Faltbarkeit der Flügel zu einem 
Erfolge zu gelangen. Von grotzer Bedeutung war auch der Umb⸗ 
jtand, daß Dr. Nimführ selbst praktischer Luftschiffer und 
Meteorologe ist. Er führte als äronautischer Assistent und 
päter als Universitätsadiunkt der k. k. Zentralanstalt für 
Meteorologie in Wien zahlreiche wissenschaftliche Ballonhoch— 
ahrten aus. Die Ergebnisse seiner Studien und Forschungen 
auf aviatischem Gebiete legte Dr. Nimführ in einer Reihe von 
Werken nieder, die ihrem Autor den Namen eines Fachmannes 
von Weltruf verschafft haben. 
Bad Wildungen, 27. Dez. In dem waldedischen Dorft 
Hüttingen muhte ein französischer Flieger, der in Paris 
zur Fahrt nach Berlin aufgestiegen und vom richtigen Wege 
abgetrieben war, eine Motlandung vornehmen. Der Flieger 
gab die Weiterfahrt auf und lehrte mit der Bahn nach Paris 
zurüc. 
PC. Der neueste Flug⸗Weltrekord. Paris, 27. Dez. Der 
französische Fliege Legagneux hat heute nachmittag in 
Cannes auf einem Nienport-Eindeder einen neuen Höhen—⸗— 
rekord geschaffen, der bisher 8880 m betrug. Legagneux ver- 
mochte den Rekord auf 6100 m zu bringen, wozu er kaum eine 
Stunde brauchte. 
Kairo, 28. Dez. Der französische Flieger Vedrines 
ist in Jaffa eingetroffen und dort mit groher Begeisterung auf 
jenommen worden. Er beabsichtigt, von Jaffa direkt nach 
Kairo zu fliegen, später nach Syrien zurückzukehren und 
von dort über Bagdad nach Indien zu fliegen. 
Ein Riesenslugapparat. Petersburg, 27. Dez. Si— 
korskis Riesenflugapparat, der mit zehn Fahrgästen 
und Ballast, insgesamt mit I100 Kilogramm Belastung 
aufstieg, landete nach einem Flug von 3 kmäohne Unfall. Diese 
Leistung stellt einen Weltrekord dar. 
Vermischtes. 
leine Tagesereignisse. Am ersten Feiertag stürzte sich 
Justizrat Janauschke aus Leobschütz, der früher in Bres«⸗— 
lau anssfsig war, in die Oder, er wurde aus dem Wosser ge⸗ 
ogen, star b aber auf dem Transport zum Hospital. — V. Der 
Berlaasbuchhändler Heinrich Minden ist in Dresden ge4— 
torben. — W. Am ersten Feiertage geriet bei Zenkau ein 
Lutomobil aus Leipzig auf der nassen Straße ins Schleu⸗ 
ern, rannte gegen einen Stein und überschlug sich. Der 
zesitzet des Kraftwagens, Hauschild, wurde so schwer verletzt, 
valh er bald darauf starb. Die anderen drei Inlafsen wurden 
eils schwer, teils leicht verletzt. — W. Auf der Station Mährisch- 
ditrau-Odersurt stieß ein Arbeiterzug mit einer Rangierloko— 
rotive zusammen. Von dem Arbeiterzug entgleisten die Loko⸗ 
rotive und zwei Wagen. Der Lokomotivführer kanr ums 
ꝛeben, ein Bahnbediensteter wurde schwer, acht wurden leicht 
ꝛerletzt. — W. Der erste Vorsteher der Leipziger Reichsbank- 
FJauptstelle, Kaiserlicher Bankdirektor Ernin Frenkel., 
st in der Nacht zum Sonnabend gestorben. — PC. Ein zehn⸗ 
sähriger Junge aus Rischni Nowgorod erhängte sich 
in Odessa, weiherein Zehnkopelenstüd verloren 
hatte. das ihm seine Mutiter zum Einkaufen gegeben hatte. 
CK. Das schwinmende Telephon. Im Newynorler Hafen 
vird demnächst ein einzigartiges Telephonamt seine Tätigkeit 
eröffnen: das schwimmende Telephonbureau. Es soll den ab⸗ 
kteisenden Nafsagieren der großen Dampfer die Moolichkeit 
hieten, bis zum leßten Augenblick mit dem Lande in telepho⸗ 
nischer Verbindung zu bleiben. Das schwimmende Telephonam—
	        
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