aaagaug der Der seit einer Reihe von Jahren zu beobachtende Ruͤckgang der Segel-—
Segei· Schiffahrt hat den Zentralverein deutscher Reeder veranlaßt, die Reichs—
chiflsahrt egierung auf die Gefahren hinzuweisen, welche damit der Ausbildung der
—— aautischen Schiffsoffiziere drohen, weil belanntlich die Prüfungsvorschriften
——— Seesteuerleute fur die Ausbildung zum Seesteuermann
offiziere. eine 12 monatige Fahrzeit als Vollmatrose auf einem Segelschiff fordern.
An Hand der Statistik hat der Zentralverein deutscher Reeder nachgewiesen,
daß die Zahl der Segelschiffe von mindestens 1000 Brutto⸗Reg.Tons in den
etzten Jahren ständig zurückgegangen ist, und daß diese Schiffs⸗
zröße daher schon infolge des zunehmenden Alters der Schiffe und mangels
rusreichender Erneuerung in absehbarer Zeit aussterben wird. Der Zentral-
oerein hält daher zur Vermeidung der Einführung des sogen. reinen Dampfer⸗
vatentes eine staatliche Subventionierung des Deutschen Schulschiffvereins
ur zweckmäßig, um diesen in die Lage zu versetzen, nautische Schiffsoffiziere
in genügender Zahl auszubilden. Die Angelegenheit hat seitdem die nautischen
dreise lebhaft beschäftigt, allerdings ohne daß es bisher zu einer allseitig
befriedigenden Klärung der Ansichten gekommen wäre. So bestehen Meinungs-
nerschiedenheiten über den vermutlichen Zeitpunkt des völligen Verschwindens
der großen Segelschiffe insofern, als die großen Schwankungen, denen die
Bautätigkeit für die große Segelschiffahrt je nach der Konjunktur bisher unter⸗
worsen war, es nicht ausgeschlossen erscheinen lassen, daß noch wieder Jahre
mit wachsender Bautätigkeit folgen. Namentlich aber hat die vom Zentral-
»erein vertretene Ansicht, daß die kleineren Segelschiffe für die Ausbildung
aautischer Schiffsoffiziere kaum wesentlich in Frage kommen könnten, leb⸗
Jaften Widerspruch geweckt, weil man in weiten Kreisen gerade den Dienst
an Bord kleiner Segelschiffe für eine ausgezeichnete Ausbildungsstätte für den
zukünftigen Schiffsoffizier hält. Trotzdem läßt sich nicht bestreiten, daß der
Rückgang der Segelschiffahrt ein unaufhaltsamer ist, und daß daher, wenn
aicht rechtzeitig Abhilfe geschaffen wird, in absehbarer Zeit der Augenblick
gekommen sein wird, wo die Forderung einer 12monatigen Fahrzeit als
Vollmatrose auf einen Segelschiff als Bedingung für die Prüfung zum See⸗
teuermann aus Mangel an Segelschiffen nicht mehr erfüllt werden kann.
Im Interesse der Erhaltung eines tüchtigen Standes deutscher Schiffsoffiziere
iegt es aber durchaus, solange als irgend möglich, jene Prüfungsbedingung
zestehen zu lassen und die Einführung des reinen Dampferpatentes hintanzu⸗
jalten. Es erscheint daher dringend ersorderlich, daß die Reichsregierung und
ie interessierten Kreise beizeiten eingehend prüfen, wie dem früher oder
päter mit Sicherheit zu erwartenden Mangel an geeigneten Segelschiffen
zu begegnen ist. Einen größeren Teil des seemännischen Nachwuchses dürfte,
venigstens für die nächste Zeit, noch die kleinere Segelschiffahrt aufnehmen
können, zumal wenn die Steuermannsaspiranten ihre Fahrt auf diesen Schiffen
tunlichst nicht über die vorgeschriebenen 12 Monate ausdehnen. Im übrigen
wird allerdings, soweit sich bis jetzt übersehen läßt, ein weiterer Ausbau der
Organisation des Deutschen Schulschiffvereins, wenigstens als eine Art Über⸗
gangsstadium, in Aussicht genomrten werden müssen, solange nicht andere
und bessere Ausbildungsmöglichkeiten vorhanden sind, oder bis man sich später
aunter dem Zwange der Verhältnisse etwa zur Aufhebung der Forderung
der Segelschiffahrtszeit entschließen sollte.
Während die Größe der den Schiffern auf großer Fahrt vorbehaltenen
„chiffe dank der Entwickelung der Schiffbautechnik im Laufe der letzten Jahre
mmer mehr zugenommen hat, ist die Fahrtbefugnis für Schiffer auf kleiner
Fahrt nach wie vor auf Schiffe von 400 chm und darunter beschränkt. Eine
AInderung erscheint aus verschiedenen Gründen erforderlich, einmal im Interesse
ver Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der dentschen Küstenfahrt gegenüber
den Küstenfahrern anderer Nationen, die ohne eine bessere seemännische Aus—
hildung heute schon bedeutend größere Schiffe führen dürfen, und —
nit Rücksicht aus die Bedeutung der Kleinschiffahrt für die Ausbildung unseres
eemännischen Nachwuchses. Der diesjährige Deutsche Seeschiffahrtstag hat
ich daher dahin ausgesprochen, daß die Schiffer auf kleiner Fahrt berechtigt
verden möchten, Schiffe bis zu 800 cbm sowie Schleppdampfer jeder Größe
zu sahren. Die Handelslammer hat diesen Antrag zuständigenorts befürwortet.
Schiffa⸗ Die schon früher erörterte, jedoch unentschieden gebliebene Frage des
xermelsung. Beitritts Deutschlands zum großbritannischen Merchant Shipping Act 1907
ctreffsend die Beschränkung des. Maschinenraumabzugs zur Feststellung des
Nettoraumgehalts von Dampfern auf 5596 ist im Berichtsjahr akut geworden,
da der Merchant Shipping Act am 1. Januar 1914 in vollem Umfange in
Kraft tritt, und inzwischen auch eine Reihe anderer auswärtiger Staaten
bereits ihre Entschließungen gefaßt haben. Vom Standpunkt der hiesigen
Interessen bestehen gegen die inzwischen durch Bundesratsbeschluß vom 11. De—
zember 1913 erfolgte Abänderung der deutschen Schiffsvermessungsordnung
m Sinne der Festlegung einer Höchstgrenze des für die Räume der Treibkraft
porgesehenen Abzugs von 55 9, des Brutto-Raumgehaltes, also entsprechend
»er britischen Regelung, keine Bedenken Es erscheint aber zweckmäßig,
Jleichzeiig für die deutschen Schiffe Sonderausweise mit unbegrenztem
Maschinenraumabzug, also nach Art der jetzt bestehenden Meßbriefe
einzuführen. Dadurch würde erreicht, daß einerseits in deutschen oder
n solchen ausländischen Häfen, die sich der neuen englischen Methode nicht
ingeschlossen haben, keine höheren Abgaben als bisher gezahlt zu werden
zrauchen, und andererseits in englischen oder anderen Häsen, wo die eng⸗
ssche Methode gilt, eine jedesmalige Neuvermessung mit deren Kosten und
inbequemlichkeiten vermieden bleibt.
Der von zuständiger Stelle vorbereitete Entwurs einer neuen Eichordnung
ür die Binnenschiffahrt auf den lübeckischen Binnengewässern fand nach An—
zörung der beteiligten Kreise die Zustimmung der Handelskammer.
Hinsichtlich des Eisenbahnverkehrs hat die von der Handelskammer
seiter mit allem Nachdruck verfolgte Frage der Einrichtung eines Abendschnellzugs⸗
zaares zwischenstiel und Verlin, das als selbständige Zugverbindung über Lübeck
zedacht war, bedauerlicherweise mur teilweise einer die hiesigen Interessenten befrie—
digenden Lösung entgegengeführt werden können. Der Bezirkseisenbahnrat
zu Altona hat sich nämlich im September für die Herstellung einer Spät—
derbindung zwischen Kiel und Berlin über Neumünster ausgesprochen, vor allem weil
seitens der Verwaltung erklärt worden war, daß für eine Abendschnellzugsverbindung
schon deshalb nur die Leitung über Neumünster-Oldesloe in Frage käme,
veil auf der eingleisigen Strecke Kiel-Lübeck zwei Schnellzüge miteinander
kreuzen müßten, wodurch die Fahrtdauer nicht unwesentlich verlängert würde.
Es ist jedoch gelungen, diese Zugverbindung für Lübeck im Verkehr mit Berlin
nutzbar zu machen und statt der von anderer Seite beantragten Morgen⸗ oder
Nachmittagsverbindung eine bessere Spätverbindung dorthin, um welche es den
siesigen beteiligten Kreisen in erster Linie zu tun war, zu erreichen — vorausgesetzt,
zaß die Lübeck-Büchener Bahn auf der Strecke Lübeck-Ratzeburg, wie vorgesehen ist,
Anschlußzüge mit Kurswagen zwischen Lübeck und Berlin laufen lassen wird. Damit
—XXX
vürde, und zwar hoffentlich schon vom 1. Mai nächsten Jahres ab,
ie so wichtige Verbindung mit Berlin weiter in wertdoller Weise
erbessert werden, nachdem schon im Berichtsjahr ein erfreulicher Fortschritt
adurch erzielt worden ist, daß entsprechend den von den beteiligten
»andelskammern vertretenen dringlichen Wünschen die— bestehenden
zchnellzüge zwischen Kiel, Lübeck und Berlin D 61 (Berlin an. 12,50) und
)64 (Berlin ab 1,06) seit dem 1. Mai 1913 auch auf der Strecke Berlin⸗
zagenow das ganze Jahr über selbständig gefahren und dabei etwas be—
chleunigt durchgeführt werden.
Im übrigen hat sich aber in der Frage der Abendschnellzugverbindung
zerlin⸗Kiel über Lübeck mit aller Deutlichkeit wieder gezeigt, daß der Zu⸗
and des Bahnkörpers zwischen Kiel und Lübeck der zeitgemäßen Ausbildung
ines Schnellzugsverkehrs über Eutin hindernd entgegensteht. Es ist dringend
rforderlich, daß die heutigen technischen Mängel dieser Strecke schleunigst
ehoben werden, da sonst diese Linie an der weiteren Ausgestaltung des
)urchgangsverkehrs zwischen Schleswig-Holstein, insbesondere Kiel, einerseits
nd Berlin und Mitteldeutschland andererseits nicht einen der Verkehrsstellung
rübecks entsprechenden Anteil nehmen kann. Von besonderer Bedeutung ist
s deshalb für Lübeck, daß der von der Handelskammer seit langem dringend
eforderte zweigleisige Ausbau der ganzen Strecke zwischen Kiel und Lübedk
udlich in Angriff genommen würde. Preußen selbst hat sich der Notwendig-
eit einer solchen Ausgestaltung seiner Teilstrecke, von der bisher nur die
ztrecke Malente-Eutin zweigleisig ist, nicht verschließen können; es will schon
allernächster Zeit auch die Strecke Kiel-Preetz derart ausbauen, während
er entsprechende Umbau des Mittelstücks Preetz-Malente noch der Zukunft
orbehalten bliebe. Unter diesen Umständen muß der zweigleisige Ausbau
er Lübeck-Eutiner Strecke unbedingt so schnell wie möglich in die Wege
eleitet werden, zumal nur in diesem Fall gehofft werden darf, daß die
reußische Eisenbahnverwaltung sogleich ihre ganze Strecke bis Kiel den Er—⸗
»rdernissen des Schnellzugsverkehrs gemäß ausgestaltet. Die Handelskammer
at Anlaß genommen, ihren Standpunkt entsprechend der Dringlichkeit der
rrage, die auch für die wirtschaftliche Entwickelung des ganzen Fürstentums
übeck von besonderer Bedeutung ist, an zuständiger Stelle erneut zu Gehör
u bringen.
Der Fahrplan auf der Strecke Lübeck-Eutin hat im Berichtsjahr ver⸗ Lübeg- Saann
hiedene Anderungen erfahren, die sich erfreulicherweise zumeist als Ver—⸗
esserungen darstellen. Was allerdings zunächst den Binnenverkehr betrifft,
)Rist aus Anlaß der Verlegung des Hamburger Zuges 52 der bisher im
zommer von Lübeck nach Eutin verkehrende Sonnabendzug 758 (Lübeck
b 5,20) in Wegfall gekommen. Die Handelskammer hatte beantragt, diesen
zug, der als Anschlußverbindung für den Ausflugverkehr von Hamburg be—
eutsam ist, unter Anpassung an die neue Lage des Hamburger Zuges bei⸗
ubehalten. Die Eutin⸗Lübecker Bahn ist jedoch dieser von zuständiger Seite
nterstützten Anregung leider nicht gefolgt. Ebenso harrt der Wunsch nach
zerbesserung der ungünstigen Anschlüsse im Verkehr mit Mecklenburg noch
er Erfüllung.
Als wesentlicher Fortschritt ist hingegen die bereits im letzten Bericht
ngekündigte Einlegung eines neuen Eilzugpaares zwischen Kiel und Lübeck
esonders hervorzuheben, das seit dem 1. Mai in der Lage Lübeck ab 7,36
ins Kiel ab 9V bei einer Fahrtzeit von wenig mehr als 114 Stunden in
eiden Richtungen verkehrt.
Wie in den letzten Jahren an dieser Stelle leider berichtet werden mußte,
ind die von der Handelskammer wiederholt beigebrachten Auträge wegen
inrichtung eines Schnell⸗ oder Eilzugverkehrs anf der Strecke Lübeck⸗Lüne⸗
urg (Hannover) von der Königlichen Eisenbahndirektion Altona immer wieder
ugunsten anderer, als noch dringlicher bezeichneter Verkehrswünsche zurlück-
estellt worden, obgleich bereits im Jahre 1910 der Bezirkseisenbahnrat zu
Utona die Wünsche Lübecks einstimmig als ausreichend begründet anerkannt
und die Lübeck-Büchener Bahn sich mehrfach bereit erklärt hatte, auf ihrer
ztrecke hierfür die erforderlichen Aufwendungen zu machen. Man ist hier der
Unsicht, daß eine gesunde Weiterentwickelung des regen Reiseverkehrs, der
ntsprechend dem intensiven Güteraustausch zwischen den skandinavischen
ändern und dem deutschen Westen über Lübed unbedingt bestehen muß, durch
ie völlig unzureichenden Verkehrsverhältnisse auf jener am meisten beunach—
eiligten Eisenbahnstrecke Lübecks, d. h. durch die geringen Fahrgeschwindig-
eiten, die zahlreichen zeitraubenden Aufenthalte und die dadurch bedingte
ngünstige Fahrplanlage hintangehalten wird. Besonderes Gewicht gelegt wird
on hiesiger Seite bekanntlich auf die Einlegung eines Eilzuges Lüneburg
6 10,36, Lübeck an 12,00 (im Anschluß an Zug 77 Hannover ab 8,22)
nd eines Gegenzuges Lübeck ab 72, Lüneburg an 9 mit Anschluß an den
was später zu legenden Zug Ds80 (jetzt Hannover an 112). Auf diese
veise würde endlich eine brauchbare Morgenverbindung von Hannover nach
übeck mit einer entsprechenden Abendverbindung in umgelehrter Richtung
nter Gewährung einer ausreichenden Aufenthaltszeit in Lübed geschaffen
nerden.
Auf Veranlassung der Handelskammer ist der dringende Wunsch Lübecks
ach einer solchen Verbesserung des Verkehrs Lübeck-Luneburg (Hannover)
m Berichtsjahr wiederum dem Bezirkseisenbahnrat zu Altona- als Antrag
nterbreitet worden. Erfreulicherweise kann berichtet werden, daß die hier
lange schon als unumgänglich notwendig empfundene Verkehrsbesserung
uf dieser Strecke nunmehr der Erfüllung bedeutend näher gerückt sein
ürfte. Bereits in der Sißzung selbst ließ die preußische Eisenbahn⸗
erwaltung erklären, daß es sich gemäß den Läbecker Vorschlägen.
arum handeln werde, eine gute Morgenverbindung von Hannover nach
übeck und eine gute Abendverbindung in umgekehrter Richtung zu schaffen
zeitens der Kgl. Eisenbahndirektion Altona ist eine wohlwollende Prüfung
er Frage im Anschluß daran zugesagt worden, sodaß die neuen Züge
woffentlich schon im Sommerfahrplan 1914 zu finden sein werden.
Die frühere Ablassung des Zuges 54 von Hamburg, jetzt ab 7,25, ist
tneut befürwortet worden, um auf diese Weise zu erreichen, daß die westliche
zost morgens eher in Lübeck ankommt. In umgekehrter Richtung ist wiederum
eantragt worden, daß der jetzt sogar erst um 9,13 in Hamburg eintreffende
zug 63 möglichst schon etwas vor 9 Uhr, spätestens aber punktlich um 9 Uhr
ort angebracht wird. Alsdann könnten die in Hamburg am Vormittag an—⸗
seraumten Termine von hier aus besser wahrgenommen werden und auch
ie Hamburger Geschäftsleute könnten von Travemünde aus ihre Kontore
nktlicher erreichen. Die Verwaltung hat indessen wiederum geltend gemacht,
aß die Verlegung dieses Zuges sich erst ermöglichen lasse, wenn der auf dieser
ztrecke verkehrende Schwedenzug De6 nach dem schon in Angriff genommenen
lusbau der Strecke Rostock-Stralsund und der Überbrückung des Strela-
indes erheblich srüher in Luübeck angebracht werden wird und
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